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Gesandte des Königs erscheinen in Mailand. 455 leugnen wagen, daß das römische Reich von Gott eingerichtet, ja schon durch den Mund des Propheten verkündet worden ist, wie dies die Auslegung des Traumes Nabuchodonosors durch Daniel') deutlich erkennen läßt, der das goldene Haupt des Bildes, das jener im Traum gesehen, auf das Reich der Chaldäer, die silberne Brust auf das der Griechen, die eisernen Schenkel auf das der Römer deutete? Bereitet euch also vor, euren Herren zu empfangen, ebnet Weg und Steg, setzet die Brücken in Stand, macht die Straßen gangbar, bereitet dem Herrn den Weg!" „Ueberdies", fügte er hinzu, „mahne ich sämmtliche Grafen, Barone und Vasallen sowie alle, die dem Reiche rechtlich verpflichtet sind, sich zu rüsten, wie es sich gebührt, und, wenn sie der Ankunft ihres Herren gewahr werden, ihm bis zum Fuße der Berge frohen Antlitzes entgegen zugehen." 11. Hierauf antwortete der Rechtskundige Bonifacius de Fara, Guido's nächster Freund und vertrauter Berather, nachdem er zuvor in breiter Rede ausgeführt, wie man der Gesandtschaft eines so großmächtigen Fürsten sowohl aus Ehrfurcht vor ihrem Auftraggeber als wegen des hohen Ansehens des Gesandten selbst die größte Ehrerbietung schuldig sei. „Je wichtiger eine Angelegen heit ist," sagte er, „desto reiflicher muß sie überlegt werden; des halb halte ich dafür, daß man nicht gleich hier auf der Stelle über Dinge von so bedeutender Tragweite sich entscheide, sondern erst antworte, nachdem man alles wohl erwogen". Nun weiß ich nicht, was man schließlich geantwortet und ob man überhaupt eine Antwort gegeben hat. Aber bald ward aus vielen Anzeichen klar, daß die bevorstehende Ankunft jenes Fürsten den Wünschen Guido's durchaus zuwider lief. Zuerst nämlich gab er den Bürgern ins geheim und unter versteckten Drohungen seine Weisungen, in der Folge aber ließ er öffentlich durch seine zahlreichen bewaffneten Helfershelfer und Trabanten auf den Straßen und Plätzen der Stadt alle Bürger bedrohen, falls sie es wagen würden über die I30S -isio