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52 Perugino. Sakrow und die neue Friedenskirche in Sanssouci. Das Schloss daselbst verdankt ihm die neu hergestellten Flügelgebäude u. die Gärten den grossartigen Fontainen- bau. Bei Potsdam baute er die Dampfmühle im maurischen Stil, führte auch den Kuppelbau der Nikolaikirche daselbst nach Schinkel’s Entwürfen aus. Cott. Kunstbl. 1846, 72. 296. Perugino, Pietro, eigentlich Yannucci, Mir., geh. 1446 zu Cittä della Pieve, f 1524 in Fontignano, kam frühe zu einem Mir. nach Perugia, wo er einen guten Grund legte, lernte dann wahrscheinlich bei Piero della Francesca die Perspek tive und ging hierauf nach Florenz, wo er die Werke der grossen Meister studirte, Leonardo da Yinci’s Umgang genoss, aber auch die florent. Mir. beeinflusste. Aus jener Zeit (1482) stammt seine Jungfrau mit dem Kinde im Louvre, ein etwas conventionelles Temperabild von ruhiger Grazie und schöner Farbenharmonie, aber noch etwas scharfen Umrissen. 1483 ging er nach Kom, wo er in der sixtin. Kapelle Moses, die Taufe Christi u. die Schlüsselübergabe an Petrus, eine seiner schönsten Fresken, malte; andere Mlreien hier wurden später von Michel Angelo zugedeckt. Nach einem Besuch in Florenz und Orvieto malte er die (jetzt verschwundenen) Fresken im Pal. des Cardin. Giuliano della Kovere in Kom. Aus 1491 stammt ein Temperabild in Pal. Albani: Geburt mit Kreuzigung u. Verkündigung, eines seiner graziösesten, ausdrucksvollsten Bilder von feiner Vollendung. Nach seiner Rückkehr nach Florenz (1492) gab er die Tempera-Mlrei auf. Aus dieser Zeit stammen: die Jungfrau mit dem Kind zwischen Täufer und h. Sebastian (Uffizj), die Fresken und Altarbilder im Kloster der Gesuati, die Pieta in der Ak. Flor., die Jungfrau für S. Agostino, Cremona (1494), sein Selbst-Portr. (Uffizj), das Wunder des Kreuzes für S. Giacomo, Venedig. In seiner Pietä von 1495 (P Pitti*) vereinigt sich florent. Würde mit umbrischer Empfindung; eine reizende Ldschft ziert den Hintergrund. Mehrere höchst liebliche Bilder schliessen sich hier an: Fresken für S. M. de’ Pazzi, Christus am Oelberg für die Gesuati, Kreuzigung für S. Girolamo, Madonna für das Stadthaus (1496), Jungfrau mit Kind für S Pietro, Perugia (1498). Von da an über nahm er aus Gewinnsucht zu viele Arbeiten und liess seine Schüler mehr als früher daran machen: Himmelfahrt für Perugia (oft wiederholt); Geburt, Verklärung, Gott vater, Propheten, Sibyllen etc. in der Börse von Perugia (1499—1500); die Decke voll Phantasie u. von trefflicher Eintheilung; die Himmelfahrt in Vallombrosa, wor auf Gottvater und die Jungfrau ausserordentlich schön. Um diese Zeit wurde Ra fael sein Schüler. P.’s Vermählung der Jungfrau für S. Lorenzo, Perugia (jetzt im Mus. v. Caen) diente Rafael’s Sposalizio in der Brera als Vorbild; die Auferstehung im Vatican wurde von Rafael noch etwas schülerhaft fertig gemalt. 1503 kehrte P. nach Florenz zurück u. malte 1504 eine Madonna mit Heiligen für die Karthause von Pavia (jetzt Nat.-Gally London) in vorzüglicher technischer Ausführung, guter Auffassung und tiefer Empfindung, und eine h. Familie (jetzt Nancy) von schöner Composition, grosser Grazie u. Unschuld, in herrlicher Ldschft. Weniger gelungen, weil von Schülern vollendet, ist die Anbetung der Könige in Cittä della Pieve (1505) und das Märtyrerthum des li. Sebastian in Panicale. 1505 vollendete er Filippino’s Kreuzabnahme in S. Annunziata de’ Servi, Flor., in würdiger Weise, während seine Himmelfahrt ebendort mittelmässig ausfiel. Ein Meisterstück war dagegen wieder seine Madonna zwischen den h. h. Hieronymus u. Franziskus in Pal. Penna, Perugia. 1507 wurde P. von Julius II. nach Rom berufen und malte in der Stanza dell’ In- cendio die Decke. Zu feinen letzten guten Arbeiten gehören die Fresken in S. M< Maggiore in Spello und das grosse Altarblatt für S. Agostino, Perugia, von welchem das Hauptbild, die Pietä, noch in Perugia ist, während sich andere Theile in Gre noble, Toulouse, Nantes, Strassburg und Marseille befinden. Seine letzte Arbeit waren die Fresken in Fontignano. Tiefe religiöse Schwärmerei, Reinheit und An- muth ist der Grundton seiner Gebilde, die sich nur in Ausdruck, Stellung und Be wegung zu häufig wiederholen. Ausser den gen. Bildern sind noch weiter bedeutend: eine Jungfrau in der Glorie in der Gail, von Perugia, eine Abendmahl in S. Onofrio ( Florenz (Gerini?), eine Jungfrau mit Engeln und Heiligen in der Gail, von Bologna) eine Jungfrau mit Kind und Johannes in der Nat.-Gally, London, ein Noli me tan gere bei M. Alex. Barker, London, eine Madonna mit Kind im Belvedere, Wiem eine Geburt Christi (?) in der Gail. Liechtenstein, Wien, eine Taufe Christi, Aufer stehung und Vision des h. Bernhard in der a. Pinak. München, eine Jungfrau mit * Abgebildet in d. Denkmälern der Kunst. Atlas zu Kuglerg Handb. der Kunstgeschichte' Taf. 70, Fig. 3.