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458 Turner — Turpin de Crisse. Turner, Charles, Kpfst., geb. 1773 in Woodstock, f d. 1. Aug. 1857 in London, trat 1795 in die Ak., arbeitete anfangs in Bartolozzi’s Punktirmanier für Boydell, später mit Erfolg in Aquatint und mit der Nadel. Zu seinen Hauptbl. gehören: die Familie Marlborough n. Reynolds, James Watt und Sir Rob. Peel n. Lawrence, die Bettler n. Owen, das Wreck, Jason, Norham Castle, die Teufelsbrücke, Egre- mont, die Wasserfälle des Clyde u. St. Gotthard n. J. M. W. Turner. Er wusste die Züge des Originals trefflich wiederzugeben; seine besten Stiche sind aber die in Schwarzkunst, wobei er zum Theil die Nadel anwendetp. Redgrave. Turner, Joseph Mallord William, Ldschftsmlr., geb. den 23. April 1775 in London, f das. d. 19. Dez. 1851, Sohn eines Friseurs und anfangs selbst Friseur, trat 1789 in die Ak., bekam einige Anleitung durch den Aqu.mlr. Girtin u. lernte bei Thom. Malton die Perspektive und bei Hardwick arch. Zeichnen. Sobald er durch fleissiges Copiren der Sammlung des Dr. Munro festen Fuss gefasst hatte, machte er Ausflüge nach den inneren Grafschaften, nach Wales, der Südküste von Yorkshire und den Seen, und cultivirte besonders die Darstellung von Flüssen und Flussgegenden. Er malte anfangs hauptsächlich in Oel und nur Veduten, aber von grösster Wahrheit in den allgemeinen Linien wie im Detail. Schon in seinen ersten grösseren Bildern: der kommende Windstoss (1793), Fischer im See (1796), Mond- licht (1797, Nat.-Gail.) suchte er die Poesie der Natur in ihren einzelnen Phasen wiederzugeben. Bald ging er von der topogr. Nachahmung zu einer breiteren Be handlung über und versuchte den Zauber des Sonnenscheins, des Morgen- u. Abend nebels, die Grösse des Sturms zu veranschaulichen. In seinen ersten Werken ist hiebei der Einfluss der holl. Meister (der Schiffbruch, 1805), sowie Poussin’s und später CI. Lorrain’s nicht zu verkennen. 1802 wurde er Mitgl. der Ak., besuchte Schottland und später Frankreich, die Schweiz, Italien (drei Mal 1819, 1829 u. 40) und den Rhein. In den folgenden J. kamen mehrere seiner schönsten Bilder: Jason (Nat -Gail.), die 10. Plage Egyptens (Nat.-G.), die Schmiede (Nat.-G.), die unbezahlte Rechnung, Apollo upd Python (Nat.-G.). 1807 wurde er Prof, der Perspektive und hielt mehrere J. lang treffliche Vorträge. Um diese Zeit malte er besonders schöne Marinen: das Wreck des Minotaurus (bei Gf. Yarborough, gest. von Barlow), der Schiffbruch (Nat.-Gall.), der Sturm; ferner Dido und Aeneas 1814 (Nat.-Gall.), der Durchgang durch den Bach 1815, der Fall Carthago’s 1817 (Nat.-Gall.), Richmond Hill 1819 (Nat.-G.). Um 1820 trat eine Aenderung in seiner Malweise ein; bisher hatte das Dunkel vorgeherrscht, von da ab that es das Licht in allen seinen Ab stufungen: die Bai von Bajä (N.-G.), Ulyss verhöhnt den Polyphem (N.-G.). Ebenso bedeutend wie in der Oelmlrei war er im Aqu.; und brachte hier dadurch, dass er statt auf grauem auf weissem Grund malte, bedeutende Farbenwirkung hervor. 1807 (1808) begann er sein Liber Studiorum, ein Skizzenbuch in Nachahmung von CI. Lorrains Liber Veritatis; dies führte ihn zur Illustration von Büchern: die Sce- nerie der Südküste, England und Wales, die Flüsse Frankreichs, Roger’s Italien u. Roger’s Gedichte zeigen seinen Geist und seinen Geschmack. Von 1845 an bemerkte man eine Abnahme: er machte immer mehr Kunststücke in der Beleuchtung; seine Werke erschienen als Produkte einer verirrten Phantasie. Jedenfalls hat T. auf die Ldschftsmlrei in England einen grossen Einfluss geübt und den Lichteffekt, die Poesie des Himmels zur Geltung gebracht. Ausser den bereits genannten Bildern dürften neben einem geistreich aufgefassten Selbstportr. noch hervorzuheben sein: die Weinlese zu Macon (bei Gf. Yarborough, gest. von Barlow), Marine in der Art Ruisdaels (bei Miss Burdett Coutts), Flussscene in der Art Cuijps (bei P. M. de Grey Egerton), Cöln und das Postboot (bei M. John Naylor), Barnes Terrace an der Themse (bei M. Sam. Ashton), Saltash (bei M. John Miller), der See und die Mühle (bei M. Ileugh); die Landung Wilhelms III von Oranien in England, Hannibals Zug über die Alpen, die Gründung Carthago’s, die Rückkehr des Regulus, der Pier von Calais, an der Themse* etc. (sämmtlich in der Nat.-G.), welche überhaupt 112 Bilder und 207 Skizzen von ihm ausgestellt hat. Sie hat seine sämmtliche hinterlassenen Werke geerbt. Aus den der Ak. vermachten 20,000 Pf. hat diese einen Turner- Fond für verarmte Künstler gebildet, auch eine Turner-Med. für die beste Ldschft (alle 2 J.) gestiftet. Redgrave. Wornum. Thornburg the life of W. T. 1862 und 1877. J. Daf- forne, the works of J. M. W. T. 1878. Turpin de Crisse, Lancelot Theodore, Comte, Zeichner u. Mir., geb. zu Paris 1782, f d. 15. Mai 1852, Sohn und Schüler des ausgezeichneten Kunstdilettanten u. Abgeb. in d. Denkm. d. Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. d. KunstgCBoh. Taf. 136, Fig. 7.