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Schadow. 221 ritus (1830), Christus auf dem Wege nach Emmaus, Mater dolorosa in der Pfarr kirche zu Dülmen in Westfalen, die klugen und thörichten Jungfrauen im Städel’- schen Mus. zu Frankfurt a. M.*; die himml. und ird. Liebe 1840 in Rom, wo er seiner Gesundheit wegen sich auf hielt; Pietas u. Yanitas hei Gf. Fürstenberg, und sein letztes Werk: Himmel, Fegefeuer und Hölle, allegor. Darstellung, vor dessen Vollendung er am schwarzen Staar erblindete; zwar wurde er glücklich operirt, aber malte fast gar nicht mehr. Seine zahlreiche Portr. sind meisterhaft. Seine literar. Arbeiten sind nicht bedeutend. 1842 Ehrendoktor der Universität Bonn und Ritter des rothen Adler-O. 1843 geadelt. Mitgl. der Berliner Ak., des Instituts v. Frank reich U. S. W. Hagen. Müller v. Königswinter, Düsseid. Künstler. Springer. Wiegmann. Scliadow, Joh. Gottfried, Bildh., geh. d. 20. Mai 1764 zu Berlin als Sohn eines armen Schneiders, f das. d. 27. Jan. 1850. Sein erster Lehrmeister war ein Bildh. untergeordneten Rangs, durch den er in Tassaerts Haus und Atelier kam. Da ihm von diesem die Aussicht eröffnet ward, sein Eidam werden zu sollen, so flüch tete er mit einem Mädchen nach Wien, liess sich dort trauen und reiste 1785 auf Kosten seines Schwiegervaters nach Italien. In Rom gewann er den Preis bei dem Concorso di Balestra durch eine Thongruppe von Perseus und Andromeda. 1788 wurde er Hof bildh. und Sekretär der Akad. in Berlin an Tassaerts Stelle. Sein erstes öffentliches Werk, das Grabmal des als Kind gestorbenen Grfn v. d. Mark**, 1790 in der Dorotheakirche in Berlin aufgestellt, zeigt noch Spuren der Manier, heidnische Allegorien an christl. Grabmälern anzubringen. Von 1793—1794 fertigte er die Marmorst. Friedr. des Gr. für Stettin***, worin er sich schon mehr vom Her gebrachten frei machte. Die nun folgenden Stn. Ziethens u. des alten Dessauers, in Berlin aufgestellt, sagen sich von der alten Idealisirungsmethode vollständig los u. zeigen einen gesunden Realismus in Charakter und Costüme. 1795 ff. schuf er die Quadriga- u. die Metopenreliefs des Brandenburger Thores in Berlin; diesen folgten die Marmorgruppe der nachm. Kgin Luise und Kgin von Hannover, die Denkmale von Tauenzien in Breslau, des Grafen von Arnim in Boizenburg, des Przen Alex. v. Preussen, des Gfn von Hoym in Schlesien; 1819 die Blücherst. in Rostock, 1821 das Luthermonument in Wittenberg; die reizende schlafende Nymphe; die Büsten von Hufeland, Graun, Seb. Bach, Lessing; für die Walhalla Karl d. Gr., Heinrich der Finkler und der Löwe, Rud. v. Habsburg, Kant, Klopstock, Haller etc. Inzwischen war S. 180& Rektor, 1816 Direktor der Akad. geworden und als solcher begann er auch schriftstellerisch zu wirken. Er schrieb 1830 Lehren von den Knochen und Muskeln, Verhältnissen und Verkürzungen; 1833 Polyklet oder von den Maassen des Menschen u. s. w.; 1834 und 1835 Nationalphysiognomien. 1838 rother Adler-O., 1842 O. pour le mörite; Ehrendoktor. Mitgl. der Akademien Bern, Berlin, Wien, München, Stockholm, Kopenhagen etc. 1845 begann er eine Herausgabe aller seiner Werke, unter denen auch einige reizende Radirungen und Zeichnungen, namentlich Studien und Projekte zu einem Denkmal Friedrichs des Gr. zu nennen sind. Seine Schüler waren seine Söhne Rudolph u. Wilhelm, Wichmann, Tieck, Rauch, KiSS. Förster. Füssli. Hagen. Springer. Schadow, Rudolph, Bildh., geb. d. 9. Juli 1786 zu Rom, f den 31. Jan. 1822 daselbst. Den ersten Unterricht erhielt er durch seinen Vater; sein erstes Produkt war eine Copie des Apollo von Belvedere. 1810 erhielt er eine Pension für Rom, wo ihm der Umgang mit Canova und Thorwaldsen viel nützte. Sein erstes selbstständiges Werk, Paris über das Urtheil nachdenkend, erregte durch seine Grazie Aufsehen. Mit seinem 2., der Sandalenbinderin, trat er bereits in die Reihe der ersten Bildh. Die Anmuth und Naivetät in der Haltung, die Weichheit des Fleisches und die Harmonie des Ganzen entzückte alle Kenner. Das Pendant, die Spinnerin f gefiel fast noch mehr. Beide musste er sehr oft wiederholen. Er com- ponirte nun zu dieser Gruppe noch einen krönenden Amor und ein Mädchen mit Tauben, die nicht minder durch ihre Grazie allgemeinen Beifall fanden und gleich falls wiederholt werden mussten. Unter seinen weiteren Werken zählen wir auf: die St. des Täufers; die Jungfrau mit dem Jesuskinde; die St. der Diana; die St. des Bacchus; eine Tänzerin; eine Gruppe von Tänzerinnen; einen vortrefflichen Scheibenwerfer (in England). Seine vorzüglichsten Basreliefs sind: für das Grabmal der Mutter des Gen. Koller; für das Grab des Marquis von Landsdown; für den * Abgeb. io d. Denkm. d. Kunst. Atlas zu Kuglers Ilandb. d. Kunstgesob. Taf. 121, Fig. 1. ** Ebendaselbst Taf. 103, Fig. 8. *»» Ebendaselbst Taf. 103, Pig. 9. f Ebendaselbst Taf. 114, Pig. 6. /