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Rafael. 113 Bolsena, der Befreiung Petri aus dem Gefängniss und der Zuriiekschreckung Attila’s vor Rom. Die letzteren Bilder waren bereits von dem neuen Papste Leo X. bestellt worden, der jetzt auch das 3. Zimmer, die Stanza dell’ Incendio (1515) und die Sala die Constantino von R. ausschmücken Hess, welcher in der ersteren die Löschung des Brandes in Borgo, den Sieg bei Ostia, den Reinigungseid Leo’s III. und die Krönung Karl’s des Grossen, in der letzteren die bekannte Constantinsschlacht, die Erscheinung des Kreuzes, die Taufe Constantin’s und die Schenkung Roms an den h. Stuhl darstellte. Doch lieferte R. zu der letzteren Sala nur die Cartons, welche seine Schüler ausführten, da er mit Aufträgen vom Papste und Privaten fast er drückt ward. So schmückte er d^e Kuppeln der Loggien des Yatican mit Scenen aus dem a. Testament, die ebenfalls von seinen Schülern ausgeführt wurden, entwarf die Cartons zu den Tapeten des Vat. (jetzt in Hamptoncourt), worunter der bethleh. Kindermord* und der Tod des Ananias**, und malte zugleich jene Reihe wunder voller Madonnen und Portr., welche als die Erzeugnisse seiner dritten Periode, der Höhe seines künstlerischen Schaffens bezeichnet werden: die Madonna di Sisto*** (Gail. Dresden), die aus dem Hause Alba (Ermitage), aus dem Hause Aldobrandini (Nat. Gally Londonf) die von Foligno (Vatican), della Impannata (Palast Pitti), aux Candelabres (Dresden), del pesce (Madrid), della Sedia (Pal. Pitti), della Tenda (München), del Cardellino (Uffizj), die des Sam. Rogers, London ff, die h. Caecilia (Bologna), die h. Familie von 1518 fff (Louvre), die Transfiguration (Yatican), den Spasmo di Sicilia (Madrid, Alt.), die Portr. von Julius II. (Pal. Pitti), von Bindo Al- toviti (München), der Fornarina (Pal. Barberini, Rom), von Gf. Castiglione (Louvre), Johanna v. Aragonien (Louvre), Leo X. mit Kardin. Rossi und Kard. Medici (Pal. Pitti), des Violinspielers (Pal. Sciarra), Kard. Bibiena (Pal. Pitti), des Tom. Inghi- rami (Pal. Pitti) etc. Ausserdem malte er in dieser Zeit die Fresken in der Villa Farnesina mit dem Triumph der Galathea § und der Geschichte der Psyche, letztere zum Theil von seinen Schülern, und die in der V. Magliana (vor 1511, in Frank reich) und fertigte die Zeichnungen zu den Mlreien in der Kapelle Chigi in S. M. del Popolo. Von seinen zahlreichen Handzeichnungen finden sich viele im Louvre, in der Albertina, Wien (60 Bl.), in den Uffizj, Florenz, im Mus. Wicar, Lille, in der Sammlg. Oxford (94 Bl.), in Windsor Castle, brit. Mus., in Chatsworth (9), beim Kg. von Holland (80 Bl.). Nach Bramante’s Tode wurde R. auch Baumeister der Peterskirche und machte den Entwurf zu einem 3schiffigen Langhaus, der jedoch später mehrere Veränderungen erfuhr; auch fertigte er die Pläne zu den Pal. Vidoni und Pandolfini, Florenz §§. Man schreibt ihm auch die Marmorgruppe eines Delfin mit einem verwundeten Knaben (bei Sr. Molini, Florenz, und in der Ermitage), so wie die Zeichnung zu der St. des Jonas in S. M. del Popolo zu. Zuletzt war er mit Aufnahme der Gebäude des alten Rom beschäftigt, wobei er sich sein letztes tödtliches Fieber holte, welches Andere auch einer unrichtigen ärztlichen Behand lung einer durch Liebesgenuss herbeigeführten Erschöpfung zuschreiben, dessen schlimmer Ausgang aber wohl seinem durch übermässige geistige Arbeit herbeige führten Mangel an Widerstandsfähigkeit zuzuschreiben sein wird. Ueber R.’s Be deutung als Künstler unterlassen wir uns hier ausführlich auszusprechen. Schon die grosse Zahl der von ihm hinterlassenen Werke, 287 Gemälde und 576 Zeich nungen, bei einer Lebensdauer von nur 37 J. spricht genügend für seine Schöpfer kraft; dass diese Werke aber fast durchgehends den Stempel hoher Meisterschaft tragen, beweist, mit welchem Ernst., mit welcher Gewissenhaftigkeit er seine Aufgabe stets erfasste; die Erhabenheit all;:- seiner.Offenbarungen, der Adel, die Reinheit seiner Vorwürfe aber zeigt seinen edeln Geist, seine göttliche Seele. Seine Schüler G. Romano, G. F. Penni, Pellegrino da Modena, Perin del Vaga, Raf. dal Colle vollendeten seine Werke. Die bald nach seinem Tode eingetretene Ein nahme Roms durch die Spanier (1527) zerstreute die Elemente seiner Schule über ganz Italien. Viele alte und neue bedeutende Stecher haben seine Werke verewigt: * Abgeb. in den D enk m. d. Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. d. Kunstgescli. Taf. 79, Fig. 2. ** Ebendaselbst Taf. 79, Fig. 3. *** Ebendaselbst Taf. 78, Fig. 7. f Ebendaselbst Taf. 78, Fig. 6. ft Ebendaselbst Taf. 78, Fig. 4. +tt Ebendaselbst Taf. 78, Fig. 6. § Ebendaselbst Taf. 78, Fig. 8. §§ Ebendaselbst Taf. 71, Fig. 4. Allgemeines Künstlerlexicon. 2. Aufl. III. 8