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tus (gest. 184 v. Ehr.) bezieht sich auf die Stoffe und Motive; in Geist und Manier der Ausführung unterscheiden sich die beiden Dichter wesentlich. Plautus ist rasch, derb, keck, wild, erfinderisch, kernwißig, humoristisch, gesalzen; Terenz ist zahm, glatt, zierlich, absichtlich, geleckt, vermittelnd, spruchweise, gemüthlich. Die Brüder (^.äklxüi) sind von den Terenzischen Lustspielen das berühmteste, viel übersetzt, beurtheilt und nachgeahmt. Sie dürfen in jedem Betracht sein Meisterstück heißen. Die entgegengesetzten Erziehungs maximen eines gestrengen Vaters und eines gelinden Onkels Platzen auf einander, und Herb-Demea wird von Mild-Micio überwunden, ohne daß der Dichter für das eine der beiden Prinzipien entschieden Partei nähme. Er zieht sich schließlich mit ironischer Geberde hinter die Er ziehungsresultate zurück. Wenn man die moralische oder vielmehr unmo ralische Sphäre, in welcher sich diese Komödienfabeln fümmtlich bewegen, dem Dichter eingeräumt hat, so wird man sich seiner Kunst mit aller Befriedigung hingeben, ohne nach der Gandersheimer Nonne Hrosuitha zu schielen, welche am Ende des 10. Jahrhunderts, um den viel gelese nen Terenz zu verdrängen, 6 lateinische Stücke in Prosa schrieb (Oalli- eamus, Duloiclius, Oallirnaollus, Harallam, iktpÜQuoius, Gillos ob 8pos), Gesprächsaustritte, angeblich in der Weise des Terenz, aber die Liebes- Händel durch kasteiliche Legenden ersetzt. Sie klagte, daß es unleugbar Katholiken in Menge gebe, welche, von dem Reiz der feineren Rede ver führt, eitle Bücher der Heiden dem Nutzen religiöser Schriften vorziehen. Auch finde man Liebhaber frommer Lektüre, die zwar von den übrigen heidnischen Schriftstellern nichts wissen wollen, aber den Dichter Terenz beständig in Händen haben, und mit dem Honig seiner Verse das Gift von Schändlichkeitn einsaugen. Gut gesprochen, Hrosuith! Nur wuchs in deinem Garten, im Klostergarten, h^in Ersatzkraut. Shakespeare war es Vorbehalten, den heilkräftigen Balsam auszuspenden. — Neben Terenz wurde auch Plautus in Klöstern viel gelesen. Er soll ein Lieblingsbuch Martin Luthers gewesen sein. Der thüringer Mönch hat ja auch Pro ben gegeben, wie seinen Fingerspitzen die Mehlsorte des congenialen um- brischen Müllerknechts behagte. Die erste deutsche Uebersetzung eines Lustspiels von Terenz, des Ka-