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Einleitung. Zwischen demokratischem Geist und weltgiltiger Poesie besteht eine Wahlverwandtschaft und Wechselwirkung, welche sich als Bedingung Nach weisen ließe; ganz ohne Frage, wenn von dramatischer Poesie die Rede ist, und nicht bloß durch das Beispiel zu stutzen: Athen war um seine Bühne, als es um das Mark seiner Freiheit war. Schon durch Euri pides gehen Spuren von Fäulniß und erzeugen jenen Wildgeschmack, dem die Huldigung der Feinkoster entgegenblüht, uneingedenk der Schwirr töne von Aristophanes' Geißel: Welch Unheil schreibt sich von ihm nicht her! Er hat es bewirkt, daß unsere Stadt So dicht sich gefüllt mit Schreibergeschmeiß, Mit Volksäfflein und Schmarotzergezücht, Das niemals ruht zu betrügen das Volk. Euripides starb 406 v. Ehr. und als 322 Meuander austrat, der Großmeister des Haus- und Jntriguenlustspiels, salbentriefender Hofpoet, Großkordon des Epikuräismus, da war die hellenische Au von dem Un kraut der macedonischen Unterjochungspolitik überwuchert, waren die Brun nen, aus denen die ächte Kunst quillt: Recht, Sitte, Freiheit, verschüttet und vergiftet. Auf dem entheiligten, von Thronräubern, Hofschranzen, Mätressen, Soldknechten und Blutsaugern jeden Gewerbs bevölkerten Baden erwuchs die neue attische Komödie der Menander, Philemon, Diphilos, mit ihrer poesielosen Entfremdung vom Weltgeist bei unüber troffner Technik, mit ihren uniformen Süjets holder Liederlichkeit, ihren stehenden Figuren des meineidigen Kupplers, brennenden Liebhabers, ver schlagnen Bedienten, der intriguanten Liebhaberin, des Zuhälters, prahl-