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Einleitung. Dem prangenden, dem heitern Geist, Der die Nothrvendigkeit mit Grazie umzogen, Der seinen Aether, seinen Sternenbogen Mit Anmuth uns bedienen heißt, Der, wo er schreckt, noch durch Erhabenheit entzücket Und zum Verheeren selbst sich schmücket, Dem großen Künstler ahmt ihr nach. Schiller. Aie Herrlichkeit des griechischen Theaters ist als ein so beschädigter Torso auf uns gekommen, daß eine Wiederherstellung und Ergänzung desselben auch für die kundigste Hand ein verfängliches, ja verlorenes Unternehmen bleibt, so lange nicht glückliche Funde der combinirenden Einbildungskraft besser zu Hilfe kommen. Was wir von baulichen, bild lichen, literarischen Ueberresten, die sich auf das Theater beziehen, aus dem Alterthum besitzen, wird an Dürftigkeit und Dunkelheit von den Dramen selbst, die uns geblieben sind, noch übertrosfen. Eine wimmelnde Reihe wetteifernder Dichter, deren Tragödien und Komödien nach Tau senden zählten, vertritt sich uns nur mit 44 mehr oder weniger verletzten Stücken, von denen 7 aus Aeschylos, 7 auf Sophokles, 19 auf Euripides und 11 auf Aristophanes kommen, wenn wir nicht 6 von Terenz und 20 von Plautus hinzurechnen, sofern diese Dichter griechisches Erzeugnis romanisirt haben. Trotzdem wollen wir nicht versäumen, den Lesern, welche die Mode zu Sophokles' Antigone führt, wenigstens ein zusammen gerücktes Bild von dem antiken Theater vor Augen zu stellen, weil sie schon dieses veranlassen kann, auch in andern griechischen Stücken zu blättern, die sich in immer trefflicheren Uebersetzungen anbieten. Nach Ueberwindung der ersten Scheu werden sie unfehlbar Geschmack an dieser Lektüre finden und werden — was immer die Hauptsache bleibt — die Verfassung und Leistung der heutigen Bühne mit Ansprüchen betrachten lernen, welche diese früher oder später in eine andere Bahn zwingen müssen. Wer sich an der Hoheit des würdevollen Aeschylos aufgerichtet.