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33 Und ich, nun sich die Meinung dahin hat gewandt. Will, was ich selbst gebunden, selber lösen geh'n. (Ab mit Dienern, die mit Werkzeugen aus den Seitenhallen herbeigelaufen. Etliche folgen noch nach.) Chor (erhebt sich in seiner Hoffnung auf Lösung der Gefahren und Greuel zu einer begeisterungsvoll bewegten Anrufung, die er an den Sonnen- und Wein-Gott Dionysos Bakcheus richtet. An diesen Gott wendet er sich hier, wo es sich um Heraufholung einer Begrabenen und Beisetzung eines Todten handelt, dar um schicklich, weil Dionysos nach ursprünglich mythischer Vorstellung ein Ver mittler der Unter- und Oberwelt war und in den heiligsten Festen (nach der Anschauung der Wintersonne, die in der befruchtenden Regenzeit der Erde näher wandelt und die längeren Nächte hindurch in ihr verweilt) als unterirdischer Bräutigam der Blüthen- und Saatgöttiu gefeiert wurde. In diesen Mysterien war er versöhnender, reinigender Gott, und wird darum hier passend ange gangen für eine mit Befleckung bedrohte Stadt. Diese Stadt gilt zudem als Geburtsort des Gottes, da er, wie gleich der Eingang des Lieds erinnert, von der Tochter des thebischen Urkönigs Kadmos, der Semele, aus der Ge witterumarmung des Zeus geboren sein sollte. Der Eingang reiht an diesen Heimatort andere Hauptgegenden seiner Verehrung: Jkaria, den attischen Gau, in welchen der Gott Rebe und Rebensaft zuerst eingeführt, und das attische Eleusis , wo er als Pflegsohn der Erdmutter, Bräutigam der Blüthen- göttin und unter dem Namen Jakchos (Jubelhall) als Führer der Mysterien- Prozession, der Hymnen-Chöre und nächtlichen Fackel-Reigen verehrt wurde. Von diesen Orten geht das Lied zurück auf Theben, als seine und seines Mänaden-Cultus Mutterstadt am Fluß Jsmenos und der Flur, wo einst aus der Drachenz ahne-Saat das Urvolk des Kadmos erwachsen. Dann wird des Dionysosfestes auf dem doppelgipfligen Parnaß gedacht. Am kürzesten Tag des Jahrs wurde am Parnaß im delphischen Apollontempel der Tod des Dionysos mit Trauerceremonien und unmittelbar darauf seine Wieder geburt als Kind begangen, letztere mit Feueranzündung (Leuchtung) auf dem Gipfel des Bergs hei der korykischen Grotte, wo weit herbeigekommene Weiber-Chöre, die Thyiaden, schwärmten und dann mit Fackeln herabzogen in die Tempel und Städte zu Reigen und Opfern. Mit ihnen läßt der Dichter die Welle der Kastalia Hüpfen, der heiligen Quelle, die von dieser Parnaß höhe herunterfließt in die Felsenschlucht von Delphi. Hierauf erwähnt er als altheiligen Verehrungsort den Berg Nysa auf der weinreichen Insel Euböa und lenkt dann wiederum die Vorstellung zurück auf Theben, welches der Gott (fleht der Chor) heilend und sühnend besuchen möge, sei es von jenem Gipfel Sophokles, Antigone. 3