Volltext Seite (XML)
28 in eine Felsenhöhle gesperrt, wo er nun seinerseits verspottet umkam. Auch Kreon, ein zornsüchtiger König, wie er, hat „thöricht rasend den Göttern Hohn gesprochen", auch er ein „gottbeseeltes (in frommer Hingebung handelndes) Weib in derVer- richtung heiliger Gebräuche gestört"; auch seine Wuth ist ein „wucherndes Gift", da sie ihn schon mit dem eigenen Sohn verfeindet hat; und so deutet der Chor im Bilde des Lykurgos an, daß die Verachtung des Heiligen hart auf Kreon zu rückfallen werde. — Das dritte Beispiel, wieder angereiht durch die Vorstellung gleich unglücklichen Verschlusses in ein Grabgemach, welche die Nennung der be kannten Fabelnamen von selbst mit sich bringt, ist das zweier Jünglinge, der Söhne des Phineus, und bezeichnet, wenn schon am Schlüsse die, Vergleichung auf Antigone zurückkehrt, in seinem Hauptzuge prophetisch die Strafe, die den Kreon treffen wird. Phineus, der König des thra- kischen Klippenstrandes Salmydessos am schwarzen Meer, mißhandelte und ver- ^ stieß seine erste Gattin Kleopatra und gab seine zwei Söhne von ihr der Stief mutter, auf deren falsche Anklagen hin, preis. Sie stach den Jünglingen die Augen aus und sperrte sie in eine Grabhöhle. Bei Entdeckung dieser gräßlichen Folgen seiner Ungerechtigkeit wurde Phineus gestraft mit Erblindung und der Qual der Harpyien, die ihm die tägliche Kost beschmutzten und raubten. So wird Kreon gestraft durch das mit seiner Schuld herbeigeführte Verderben seiner zwei Söhne und seiner Frau. Den ersten Sohn, Megareus, hat er bereits, kurz vor Beginn der Handlung unseres Drama's, für die Erhaltung der Stadt und Herrschaft geopfert. Da seine herrschgierige Grausamkeit gegen Antigone nun auch Ursache vom Tode des zweiten Sohnes wird, giebt sich in ihrem em pörten Muttergefühl seine Gattin selbst den Tod, indem sie ihm als dem Söhne mörder flucht. Von seiner Hauseszerrüttung, Verwaisung und Gewissensqual ist also die Vorstellung der Phineus-Söhne das Ahnungs-Vorbild. Kleopatra, die geschiedene, durch des Gatten Leidenschaft und Opferung der Söhne in Schmach gestürzte Frau des Phineus, die von dieser Seite zum Vorbilde für Kreons Frau dient, hatte zur Mutter die Oreithyia, die Tochter von Erechtheus, dem göttlichen Stammkönig Athens, zum Vater den Windgott Boreas, unter dessen Sturmrossen in thrakischen Hochgebirgsgrotten sie herrlich aufwuchs. Dieser hohen Geburt ungeachtet entging sie nicht den Schicksalsmächten. Von dieser Seite stellt sie der Chor schließlich der Antigone zum Beweise der Ge schickesallmacht vor, der auch sie sich unterwerfen müsse). Erste Strophe: So litt Danaens hehr Blühender Leib auch Sonnentwöhnende Haft Unter Metall-Obdach,