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XII !E U 8 Philoktet entweder ins Schiff zu bringen oder ihm seine Pfeile abzu nehmen. Das Letztere gelingt. Aber Philoktet geräth in eine Verzweif lung, die schmerzvoller ist, als alle seine Noth und Bitterniß, und Neop- tolemos' Geradsinn tritt gegen Odysseus' Jntrikengeist auf Seite des Unglücklichen. Endlich löst Herakles als Opernmaschinengott den Knoten und Philoktet läßt sich nach Troja einschisfen. — Um Herkules selbst handelt es sich in den Trachinerinnen, so genannt von dem Jung- srauen-Chor der thessalischen Stadt Trachis, wo das Stück spielt. Deja- nira, dort gastlich ausgenommen und um das Schicksal ihres in Aben teuern abwesenden Gatten Herkules besorgt, läßt ihren Sohn Hyllos aus Kundschaft forteilen. Inzwischen erhält sie günstige Nachrichten, auch bringt der Herold Lichas einen Transport Kriegsgefangener, unter ihnen Jole, einen Gegenstand heftigster Eifersucht für Dejanira. Um sich die Liebe des Gatten zu sichern, will Dejanira Sympathie gebrauchen und über- giebt zu diesem Zweck dem rückkehrendeu Lichas ein mit dem Blute des Kentauren Nessos getränktes Prachtgewand für seinen Herrn. Doch ist sie in Sorgen, ob das Zaubermittel nicht etwa zum Unheil ausschlage, denn die Wollflocke, mit welcher sie das Blut auf den Mantel gestrichen, hatte der Sonnenstrahl vor ihren Augen aufgezehrt. Auch kommt Hyllos bald mit der Schreckenspost zurück, der Vater habe beim Opfer das Kleid angezogen, es klebe ihm fest am Körper und martere ihn zum Tode. Dejanira entleibt sich und Herkules wird sterbend herbeigetragen. Von Hyllos über den Zusammenhang aufgeklärt, weiß er sich verloren, bestellt sein Haus, zwingt seinen Sohn, die gefangene Jole zur Gattin zu neh men, und läßt sich auf den Berg Oeta tragen, wo er verbrannt sein will. — Solches ist der an den Spitzen gestreifte Inhalt dieser vier Tragödien, bei welchen wir nicht länger verweilen können, sondern uns zu den drei übrigen wenden. Dem Thebanischen König Lalos, des Labdakos Sohn, war von Apollo geweissagt, daß er durch einen Sohn sterbe, den er mit Jokaste, der Tochter des Menökeus und Schwester des Kreon, erzeugen würde. Als ihm nun Jokaste einen Sohn gebar, ließ er denselben gleich nach der Geburt mit gebundenen und durchstochenen Füßen auf dem Kithäron (dem Berge der Rachegöttinnen) durch einen Sklaven aussetzen.