Menschen ein wundersames Individuum ausmacht, einzig in sei ner Art. Von unsrer Übersetzung dürfen wir bekennen, daß wir die größte Sorgfalt darauf verwendet, ohne uns (wer vermöchte das auch!) ein volles Genüge zu thun; wir bedienen nns deshalb gerne dieses xlur^- 11s der bei Schreibenden die äußerste Bescheidenheit bedeutet, indem sie damit gleichsam in eine Menge unerkennbar zurücktreten. Wo wir von dem Original abgewichen sind, haben uns immer die erwogen- sten Gründe geleitet. Um nur ein Beispiel anzuführen, so mußte in der zweiten Scene des zweiten Akts, wo Lysander zu Helena sagt: ^vck leaäs ras to ^our 6^68; vbers I o'erlooic lliovs'8 8tori68, vvrittsn in lovs'8 i'!oti68t booic — die Vergleichung mit dem Buche vermieden werden, weil sie auf heutige Hörer ihre Wirkung verfehlen würde, ja in Prosa umschlüge. Goethe bemerkt über diesen Punkt: „Shakespeare ist reich an wundersamen Tropen, die aus personifizirten Begriffen entstehen und uns gar nicht kleiden würden, bei ihm aber völlig am Platze sind, weil zu seiner Zeit alle Kunst von der Allegorie beherrscht wurde. Auch findet der selbe Gleichnisse, wo wir sie nicht hernehmen würden, z. B. vom Buche. Die Druckerkunst war schon über hundert Jahre erfunden, dessen un geachtet erschien ein Buch noch als ein Heiliges, wie wir aus dem damaligen Einbande sehen; und so war es dem edlen Dichter lieb und ehrenwerth; wir aber broschiren jetzt alles und haben nicht leicht vor dem Einbande noch seinem Inhalte Respekt." Auch in Romeo und Julie nennt Lady Capulet den Grafen Paris tbl8 xreoiouZ booll ol love. — Da Shakespeares Werke schon ein Jahrhundert in Ueber- setzungen bei uns verbreitet werden, da er als Dichter ersten Rangs, als geborner und praktisch erprobter Dramatiker allgemein anerkannt ist, so wäre der geringe, nullgleiche Einfluß, den er auf unser Bühnenwesen und auf unsre Kritik ausübt, gar nicht zu erklären, wenn nicht sicht bar würde, wie täglich, mit allem Aufwand von Geist und Gelehrsam keit und im Bunde mit der Großmacht Dilettantismus, die irrigsten Lehren vom Beruf und Wesen der Poesie ausgestreut werden. Ihre