Einleitung. Und daß die alte Schwiegermutter Weisheit Das zarte Seelchen Ja nicht beleid'ge! Ahakespeare's Heinrich dem Vierten hat Goethe ein Lob ertheilt, dessen Ausdruck nicht überboten werden kann, denn er sagt, wenn uns alle Gedichte außer diesem einen entrissen wären, so ließe sich die Poesie aus demselben wiederherstellen. Das Gleiche darf man in gewissem Sinn auch vom Sommernachtstraum rühmen, wo von Zettel bis Oberon eine tonreiche Skala bewundernswürdig durchgespielt ist. Wer Shake speares Phantasie zwar die Ehre giebt, aber von seinem Geschmack und Kunstverstand, von seinem zarten Formgefühl, seiner maßvollen Aus- theilung nicht die höchste Meinung hat, den muß dieses Drama eines bessern belehren. Was für Schwierigkeiten hier mit der größten An- muth überwunden sind, läßt sich schon aus der Vorstellung abnehmen, daß man Blüthen unsrer Wiesen und Wälder mit Gartenblumen und der Flora andrer Zonen in einen harmonischen Strauß zu verknüpfen hätte: die Aufgabe erscheint fast unlösbar, und Shakespeare hat es an Menschen und Geistern geleistet. Mit einer Kühnheit ohne gleichen versammelt er in den Rahmen der Vermählung von Theseus und Hippolyta die Geheimnisse des Feenreichs, die Herzens-Qual und Wonne der Erdentöchter und den Humor der Werktagswelt. Bald führt er uns jenseits des Erdballs, bald in fabelhafte Vorzeit, bald mitten in seine Tage: drakonisches Gesetz und Thurmuhren, Herkulesjagd und ge druckte Bücher, Löwen und Maibäume, Alt-Athen und Frankreich findet alles neben einander Platz und befremdet uns durch solche Nachbarschaft nicht im geringsten. Wie vorsichtig und fein motivirt der Dichter das Motivirbare, wie gewandt und gefällig wirft er über das Unmotivir-