Ja, ich weiß noch. Oberon. Zu jener Zeit sah ich (du konntest nicht) Cupido zwischen Mond und Erde fliegen Mit Pseil und Bogen: und nach einer schönen Vestalin, die im Westen thronte, zielt' er Uud schnellte sein Geschoß mit einem Eifer, Als galt' es tausend Herzen zu durchbohren. Doch sah ich, wie die Gluth des Liebespfeils Der keusche Strahl des feuchten Mondes löschte. Und jene Herrschernonne wallte hin In jungfräulicher Andacht, liebefrei. Nun merkt' ich mir, wohin der Pseil sich senke: Er fiel im Westen auf ein Blümchen nieder. Sonst milchweiß, purpurn jetzt von Liebeswunde, Die Mädchen nennen's Lieb-im-Müßiggang. Hol' mir dies Kraut; ich zeigt' es dir einmal: Sein Saft, getröpfelt auf die Augenlieder Von Schlafenden, Mann oder Weib, macht jeden In jedes Wesen toll verliebt, das ihm Zunächst vor Augen kommt. Bring' mir das Blümchen, Und sei zurück, eh' der Leviathan Im Strom des Meeres eine Meile schwimmt. Puck. Rund um die Erde zieh' ich einen Gürtel In viermal zehn Minuten. Oberon. Jenen Saft Will ich dann auf Titania's Augen tröpfeln. Wenn ich sie schlafend weiß; erwacht sie d'rauf — Die erste Kreatur, die sie erblickt (Sei's Löwe oder Bär, ein Wolf, ein Stier, Geschäft'ger Affe, tück'scher Pavian), Entzücke sie zu schwärmerischer Liebe. Und eh' ich diesen Zauber wieder löse (Was ich vermag mit einem andern Kraut) Muß ich von ihr den hübschen Pagen haben. Doch wer kommt hier? Ich mach' mich unsichtbar Und will in ihren Reden sie belauschen. Shakespeare, SommernachtStraum.