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S2S Lle Mar. Die Wrymotz deutscher Stzegestte», die deutsche ReichSrMMg:«illerkennG, Hat im vorigen Jahr« blutige Kämpfe und namenloses Unglück über Deutsch land gebracht Die edelsten Männer haben ihre über- zeugüngStreue Begeisterung für die Freiheit, Einheit und Große Deutschlands theils mit ihrem Blute be zahlt, rheilS irrm sie flüchtig und heimathloS in frem den Ländern umher, theils find sie eingekerkrrt und harren der durch die Grundrechte abgeschafsten Todesstrafe oder langwieriger Zuchthausstrafe, die, wenn sie auch für eine entehrende gilt, Die in den Augen des Volkes nicht entehrt, die sie um ihrer po litischen Ueberzeugung willen erdulden müssen. Fragen wir nun: was habm denn die Könige und anderen Regenten, die das Werk der Vertreter der. deutschen Nation verwarfen, gethan, um das auSzu- führen, was sie versprachen? Wie weit ist die von den Regierungen selbst in die Hand genommene Einigung Deutschlands gediehen, zu der angeblich die National versammlung ihre Unfähigkeit bewiesen hatte? Und was ist von den deutschen Regenten geschehen für die Freiheit, für die Größe Deutschlands? Die Antwort ist traurig: ein Dreikönigsbündniß in Norddeutschland, das bald sich auf ein EinkönigSbündniß zurückgeführt sah und mit der erbärmlichen Komödie in Erfurt en digte, — und wiederum ein Dreikönigsbündniß in Süddeutschland, ein Bündniß, von dem Nichts daö Licht der Welt erblickt hat, als der Entwurf nebst einigen Depeschen und halbofficiellen Zeitungsartikeln, — dazwischen an der Stelle der Centralgewalt daö Interim, dessen Bestand mit dem 30. April erloschen ist, und von dessen Verlängerung oder Ersetzung durch etwaö Anderes, wo möglich noch Schlechteres, heute noch die Herren in Frankfurt selbst nichts Bestimmtes wissen, so daß Niemand sagen kann, ob irgend eine Behörde oder auch nur eine Person bestehe, die faktisch oder rechtlich Deutschland repräsentirt. Nach einem einzigen Jahre ist Deutschland zerrissener und vom Auslände vcrachtetcr als je; daS deutsche Volk getre ten und niedcrgchalten von einer übermüthigen und blutdürstigen Reaktion, und diese Reaktion doch nicht ihres Sieges froh, stets zwischen Angst und Hoffnung bald nach Westen, bald nach Osten schielend, die Fes seln, die brutale Gewalt ihr in die Hände gegeben, immer fester anziehend, ohne doch den Gefesselten ganz und gar überwältigen zu können. So ist cs heute in Deutschland! Kleinstaaterei und Egoismus, einige dreißig Vaterländer und doch kein Vaterland. Wohl prangt noch auf den Landkar ten der stolze Name Deutschland, aber auch nur auf dcn Landkarten. Dahin ist es gekommen, weil Einzelne sich dem Gesammtwillen des großen deutschen Volkes widersetzen konnten. Und darum so viel Blut? Und darum so viel Thränen? UnS bleibt die Hoffnung auf eine schönere Zukunft. Den Einzelnen könnt Ihr zertreten und vernichten, ein ganzes großes Volk könnt Ihr nicht vernichten. Und sei die Nacht auch, noch so lang, und seien die Welken auch noch so schwarz, die sich vor dem Sich te deS TageS aufgethürmt haben: der Sturm, der die Wolken zusam mentrieb, treibt sie auch wieder auseinander. Und endlich wird es doch Tag! (Dr. Z.) «lt de« SMffe der tm Jahre BertragSpeMbr auS dem Zollverein - auSjuscheiden. Der Casseler Congreß, dessen Wichtigkeit täglich mehr eM«t Dird, wird auch ia dieser Beziehung die Stel- lmtzNcmmS zu dein übrigen Deutschland klar machen. BaierNS Industrie hielt mit der des Zollvereins nicht gleichen Schritt, seine materiellen Interessen Harmoni ken zum Theil mit denen Oesterreichs, und daS ist wohl einer .der Gründe, weshalb die PfordtenschePo- litck in Baietzl Anhänger findet. Die Propositionen der diesseitigen Regierung werden aber für das aus tretende Barern Ersatz schaffen. Die beabsichtigten Tarifänderungen sollen den Steuer-Verein, Holstein und die Hansestädte dem Zollverein zuführen. Dem Vernehmen nach habm bereits die Regierungen von Hannover und Oldenburg bestimmte Bedingungen gestellt, unter denen ihr Anschluß an den Zollverein cingeleitet werden soll, und der Casseler Congreß wird auch über diese Frage entscheiden. — Professor Kinkel und dessen Genossen sind am 2. Mai in Cöln in dem Proceffe des Siegburger Land wehr Zeughaus-SlurmeS einstimmig frei gesprochen worden. Sie wurden Alle, mit Ausnahme des un glücklichen Kinkel, welcher wieder nach Naugard in'S Zuchthaus geführt werden soll, sofort in Freiheit gesetzt. — AuS dem Fürstencongreß in Gotha wird Nichts; er soll nun in Berlin stattfinden. Aber wie für Gotha sich schon einige hohe Herren entschuldigen ließen, so werden nach Berlin noch weniger kommen. O deutsche Einigkeit und Einheit! DieRussen oder Franzosen müs sen sie uns Beide erst bringen. Noth bringt Tugend. O e st e r r e i ch. Wien. ES ist gewiß, daß die Kirchcnordnung ganz geeignet ist, der Ausbreitung des Protestantis mus Vorschub zu leisten. Seit Kurzem waren hier nahe an hundert Familien zu demselben übergctrcten. Gleichmäßig berichtete man aus Böhmen die Neubele bung des Hussitenthums, welches zumal in der natio nalen Bedeutung, die dasselbe für die czechische Natio nalitäthat, auSgcbeutet werbe. Baden. Der Belagerungszustand ist abermals auf vier Wochen verlängert. — In Donaueschingen ist das fürstliche Hoflheater abgebrannt. — In Bingen sind durch den neulichen Brand 56 Wohngebäude und un gefähr 20 Ockonomiegebäude zerstört worden. Schleswig - H o l st e i n. Ein Artikel aus Kiel sagt: Die unseligen Wirren in den Hcrzogthümern werden ihr Ende nur dann fin den, wenn man mit einander verbindet, was durch Nationalität und Neigung zusammengehört. Man vereinige den Norden Schleswigs mit Dänemark und lasse den Süden Schleswigs mit Holstein und mit Deutschland verbunden bleiben. — Nach der N.Z. sind die Untechandlungen in Kopenhagen erfolglos gewesen. Dänemark will die Sache nur hinziehen, bis eine russische Flotte auslaufen kann. Dann wird man in Kopenhagen anders auftreten.