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und SKMi-n. - errMtm^wd ^l Ungeheuern WirkfiNgm Veranlassung «MEUMÜ Don die Reformatlonögeschichte und dtz MHWhr ige Krieg Zeugniß geben, gehen beson- dM;M,Neuester Zeit Hand in Hand, und stehen, so fM Huch beide einander zu liegen Deinen, indem je Ü eben Zweck zu verfolgm hat, durch die zweckmä ßigsten StaatS-Institutionrn daS bürgerliche Wohl der Völker zu befördern, diese aber auf die geistige und moralische Sette des Menschen gerichtet ist, m einem sehr »ahm Verhältnisse zu einander, dessen Be ziehungen in einander eingreifen, wie das Räderwerk einer Maschine. Stockt das religiöse Gefühl der Menschen oder, in weiterer Ausdehnung, der Völker, so geht auch ihrem Staatöleben diejenige kräftige Blüth.e.ah, aus welcher allein rin verständiger und kräftiger DolkSflnn als Frucht reift. Es sagt daher auch ein früher frei gesinnter und hochgeachteter Mann, der aber leider jetzt die Grundsätze verleugnet, die er unwiderleglich aus der Vernunft deducirte> in Bezie hung, auf diese gegenseitige Berührung: „Unsere Zeit hat in wenigen Wochen die Menschheit um viele Jahr ¬ hunderte vorwärts gebracht; hundertjährige Fesseln find gesprengt, hundertjährige Vorurtheile abgeworfen worden. Bei solchen Riesenschritten in dem Volks leben darf die Religion nicht still stehen bleiben. Sage man nicht: jetzt ist kein Raum für religiöse Reformen, jetzt will die Menschheit nur Politik! Wäre dies be gründet, so drängte man jetzt das Heiligste in den Hin tergrund, so baute man den Tempel des wahren Volks- glückS auf unhaltbaren Grund. Gehört nicht die Religion vor Allem zum Volksleben? Will man sich etwa der Hoffnung hingeben, wahres Volksheil könne man fördern und begründen ohne Gerechtigkeit, Wahr heit und Gottesfurcht? Dies kann kein weiser Staats mann, kein ächter Volksfreund wollen rc." Je mehr sich dies durch die Erfahrung bewahrheitet, um so mehr ist eS zu bewundern, daß eine Opposition gegen kirchliche Reformen unter dem Vorwande besteht: die Religion sei in Gefahr, a«S der Brust des Men schen gerissen zu werden. Doch nicht gegen die Reli gion gehen die Reformen, sondern nur gegen die Kirche, d. h. gegen^die Auslegungen und die Institutionen, welche nach und nach vom CleruS, der die Kirche re- präsentirte oder sich selbst die Kirche nannte, gemacht wurden. Nur das priesterliche Gewebe vonJrrthum und Lug soll zerrissen und an dessen Stelledie Vernunft als Richterin der Wahrheit und veö Seelenheiles er kannt und gebraucht werden. Die Vernunft tödten ist schrecklicher, als den Menschen physisch tödten; die Vernunft tödten wollen, heißt so viel als daS Göttliche im Menschen tödten wollen, denn nur durch die Ver nunft ist der Mensch zum Ebenbilde Gottes erhoben. Die Gegner teS vernünftigen Christenthumö laden aber eben durch den innigen Zusammenhang der Po litik und Religion den Verdacht auf sich, des Volkes Feinde zu sein, denn des Volkes Wohl und Größe nach Außtjs und Innen, und deS Volkes geistige Er ziehung, seine geistige Kraft und Freiheit zu erwecken, zu heben und dauernd zu erhalten, das ist die große zeitgemäße Aufgabe, welche Politik und Religion zu damit einverstanden oder nach ihren geistigen Bedüikf« nisten befriedigt worden sein oder nicht. Dem ent sprechend war die Politik früher ausschließlich in beit Händen der Fürsten und ihrer Diener: D machten Krieg und Frieden nach Belieben, verhandeltest Land und Leute, erpreßten Steuern und schwelgten Mu Gelde deS Volkes, das unter ihrer Geißel seufzte und blutete. Aber daS Volk ist jetzt übersättigt von dm Gewaltthätigkeiten und Uebergriffen deS Staats Und der Kirche. DaS Volk will die Politik eben so wenig nur aus fürstlichen Cabineten hervorgehen, wie seine Religion sich vom geistlichen Uebermuth und der Willkür eines herrschsüchtigen Pfaffenthums vorschrer- ben lassen. Freie staatliche Verfassung und Freiheit deS Glaubens, — das ist Verlangen und Bedürfniß des Volkes, lind daß das Volk daS Recht habe, Bei ¬ des zu verlangen, das beweisen deutlich genug dreZu- geständnisse und Versprechungen, welche von den ge-. wiffenerschütterten Fürsten gemacht wurden, um dem anfluthenden und Genugthuung fordernden Zeit- und Volksgeiste zu entsprechen, obgleich eS scheint, aks ob eS beim bloßen Worte bleiben solle und als ob man jetzt von den dem Volke gegebenen Versprechungen anders denke, als zur Zeit Kaiser Carls, welcher sagte : „Wenn al le Welt lügt, so darf dych ein Kai ser nicht lügen." Nicht das Recht macht das Volk glücklich, welches auf sein Verlangen und Drän gen ihm versprochen wurde oder wie es in die Verfas sungen und Gesetzgebungen ausgenommen worden ist, sondern nur Dasjenige, was ihm factisch angedeiht. Neben politischen Gewährungen hat daS Volk mit gleichem Rechte freie Religionsübung zu fordern: sein geistiges Jnrcreffe steht zu hoch über rein irdischen Zwecken, als daß es ein Recht geben könnte, jenes zu beschränken und ihm alte Formen aufzuzwingen. Will das Volk die Spreu von dem Weizen gesondert haben, verlangt es den alten Sauerteig auszuschntten und weigert eS sich, das unverdauliche Brod zu genießen, das die Hierarchie aus jenem bäckt, so verlangt eS Nichts, als was recht und vernünftig ist. DaS Brod; das vom Himmel kommt und die Speise, nach deren Genuß nicht mehr hungert, das ist nickt die finstere Lehre desMittelalters, sind nicht mystische, den Verstand austreibende Lehrsätze, sondern cs ist der Geist der Lehre Jesu, von der Vernunft aufgefunden Und ver breitet. Dies ist in kurzen Worten die Darstellung der Verwandtschaft und der Aufgabe der Politik und Religion. Daß den Entwickelungen beider schroff rm- gegengetreten wird, ist weder etwas Neues und Un erhörtes, denn zu allen Zeiten haben fteiheitliche Be strebungen sowohl auf staatlichem als kirchlichem Gebiete entschiedenen Widerstand gefunden, noch ist eS im Stande, die Hoffnung zu rauben, daß daS Er rungene sich noch weiter fortgestalten werde, denn alle großen Veränderungen haben stets nur langsam ünd mühvoll sich geltend machen können. Der Zeit muß eS überlassen bleiben, wie die sich treu liebenden Schwestern, Politik und Religion, sich auf der großen