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Wochenblatt Bischofswerda, StÄpe« und Umgegend Zu gemeinnütziger Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Brrlezers. 26.^Sonnabend, den SO. Marz. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabends, und kostet vierteljährlich IVRgr. — Bestel lungen nehmen alle Postanstalten Sachsens an. — Annoncen «erden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet «ob für iede nächste Nummer bis Tags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Rgr. 5 Pf. st Zur Nachricht! Der Sächsische Erzähler wird auch in dem neubeginnenden Quartale seiner bisherigen Tendenz, für Licht, Wahrheit und Recht zu wirken, treu bleiben und sich so die ihm seit seinem Bestehen gewordene Theilname nach Kräften zu bewahren streben. Der vierteljährliche Preis bei seinem auch ferner wöchentlich zweimaligen Erscheinen ist 10 Ngr. Alle Posterpeditionen nehmen Bestellungen darauf an. Inserate, welche durch dieses Blatt eine weite Verbreitung erhalten, kosten die Zeile oder deren Raum 6 Pfennige. Bischofswerda, den 28. März 1850. Friedrich May. Zum Osterfeste 1850. DaS hohe bedeutungsvolle Fest der christlichen Ostern führt uns auf Golgatha zum Kreuz, mit der Ueberschrift: „JesuS von Nazareth, der Juden König," es fuhrt uns aber auch an das durch Gottes Macht geöffnete Grab, aus welchem siegreich der hcrvorging, Sen Gott ausersehen hatte, das Licht des Erdkreises zu sein. Wie wir eines Thciles mit betrübter Seele an dem Orte verweilen, an welchem der Edelste und Un eigennützigste der Menschen sein Gott und der Be glückung der Menschheit geweihtesLebcn unter unsäg lichen Qualen alishauchte, so fühlen wir andern Thei- leS unS wieder erhoben durch den Hinblick auf den göttlichen Rathschluß, nach welchem das Blut eines Reinen und Unschuldigen fließen mußte, um durch seine darauf folgende Auferstehung die Ueberzeugung hervorzurufen, daß daS Licht, die Freiheit und die Wahrheit wohl eine zeitlang unterdrückt werden kön nen, aber um so herrlicher und glorreicher darauf sich wieder erheben. Die Auferstehung Jesu bildet den Triumph dcS ChristenthumS über seine Gegner. Jesu Mörder konnten wohl den Leib tobten, aber nicht konnten sie hindern, daß er den Tempel Gottes, den sie gebrochen hatten, nach drei Tagen wi.der aufbaute; nicht konnten sie hindern, daß die Wahrheit von Gott, von Jesu gepredigt, als göttliche Wahrheit sich be währte und den Werken der Finsternis) leuchtend gegen über sich stellte. Die jüdische Priesterherrschaft erkannte gar wohl die Erhabenheit des Wortes GotteS, daS durch den Mund Jesu ging, und sie sah durch die neue Lehre die Opferaltäre deS MosaiSmuS und mit ihnen fünfter Jahrgan». zugleich sich selbst gestürzt, daher sollten durch einen gewaltthätigen Mord alle die Früchte eines mehrjäh rigen Lehramtes auf einmal vernichtet werden, und warum ? Damit die geistlichen Tyrannen deS Volkes ungestört und ungerächt im Finstern ihre Zwecke ver folgen, das geblendete Volk willkürlich leiten könnten, und sie die Obersten blieben nach der weltlichen Herr schaft. Um aber den Mord ungestraft vollziehen zu können, mußten sie einen Vorwand suchen, und um solchen zu finden, ist die Hierarchie zu keiner Zeit in Verlegenheit gewesen: durch Verrath, bezahlt mit 30 Silberlingen, bemächtigten sie sich der Person Jes«, sie stellten falsche Zeugen gegen ihn auf, sie überrede ten das unter ihrem Einfluß eingcschüchterte und gei- steSbefangcne Volk: er sei des Volkes Feind, ein Got teslästerer, ein Rebell gegen die Obrigkeit; sie selbst waren es, welche mit verstellter Ruhe daS erste Schul dig über den Schuldlosen aussprachen, und ruhten nicht eher, bis er als Opfer ihrer Kunststücke am Kreuze verblutete. Aber selbst dann fand ihr verstock tes Herz noch keine Befriedigung: sie stellten noch Wächter an daS Grab und versiegelten den Stein, der den Eingang zum Grabe verwahrte; aber trotz aller Vorsichtsmaßregeln geschah eS, daß der Gekreuzigte das Siegel brach, daS für immer ihn und seine Lehre begraben sollte. Er erstand aus dem Grabe, mit ihm die Wahrheit und die Freiheit, die der Tod nicht zu überwältigen vermochte. — Welche Aehnlichkeit mit der Gegenwart nach fast zweitausend Jahren! Die Freunde der Wahrheit und der Aufklärung heißen Feinde dcS Vaterlandes, sie heißen Verräthcr am Volke, das sie mit sich in den Abgrund deS Ver-