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de» KönigthumS. Jndeß Mg« die» PreiSgeb« sowohl vo« Karl» Mhwäch« als König, wie »-» seiner »irdrtattt Gesinnung als Mensch. Carl «ar der zweite Kntzkiche Sprößlma aus dem Hause Stuart, welcher das Schaffott bestieg. Die Geschichte sagt, daß er sich auf dem Blutgerüst, am 30. Jan. 1849, noch den Tod deS Grafen von Strafford vorgrworfen habe. Man darf weder an der Auf richtigst noch Gerechtigkeit dieses BprwurfS zwei feln. Aber, wofern man nicht den Königen bis in'S Grab schmeicheln will, kann man diese unnütze Reue nicht anführen, um dadurch Carls Andenken zu ehren. Die Schriftsteller, welche ihn deshalb gelobt haben, hätten besser gethan, ihn mit dem Schleier seines Unglücks zu umhüllen. Im I. 1660 wurde Carls I. Sohn, Carl II., wieder auf dm väterlichen Thron eingesetzt; er zeigte aber zu bald, daß nicht das Unglück seines Vaters ihn belehrt, und daß er bloS durch Geburt, nicht durch persönliche Eigenschaften, Recht auf die Krone habe. Ihm folgte sein Bruder Jacob ll., der letzte männliche Smart. Als aber auch er offen gegen den Protestantismus Partei nahm, vereinigte sich die ganze Nation gegen den König. Man rief sei nen Schwiegersohn, den Prinzen Wilhelm von Oranien, zu Hülfe. Dieser landete 1588 mit einer großm Land- und Seemacht bei Torbay, und als 1689 der König nach Frankreich flüchtete, nahm Wilhelm die ihm und seiner Gemahlin Maria an gebotene Krone an, und regierte bis 1702 zur Zu friedenheit der ganzen Ration über Großbritannien und Irland. So hörte das Haus Stuart in männlicher Linie auf zu regieren, nachdem es von 1370 bis 1603 den schottischen Thron allein und von 1603 bis 1689 den schottischen und englischen Thron zugleich besessen hatte. Die wenigen guten unter diesen Fürsten zeichneten sich mehr durch häusliche als durch Regententugenden aus, und man erstaunt, wie ganze Nationen sich Jahrhunderte lang von einem kleinherzigen, schwachsinnigen Geschlecht als Mittel der eigenwilligsten Herrscherlust und als bloße Sachen konnten betrachten lassen; man erstaunt, wie nach Cromwells Tode cS den Britten cinfallen konnte, dm Sprößling ihrer alten Zuchtruthen, Carl ll., wieder als ihren höchsten Staatsbeamten zurückzurufen. Fragt man, wie es kam, daß trotz dieser Wie dereinsetzung der Stern der StuartS seinem Unter gänge zueilte, während Wilhelms Gestirn immer leuchtender emporstteg, so darf man daS Schicksal, welches jenes Geschlecht betraf, nicht den Fehlern eines Einzelnen beimeffcn, sondern im Allgemeinen dem Umstande, daß die Stuarts sich immerdar in einer falschen Stellung befunden hatten. Obgleich officiell Repräsentanten des Protestantismus, waren sie im Herzen katholisch gesinnt; aus Zwang Re- präsentantrn eines Systems der Freiheit und Tole ranz, waren sie aus Instinkt Anhänger des Abso lutismus; endlich, obgleich sie daS englische Interesse zu vertreten hatten, neigten sie sich auf die Sette Frankreichs oder waren gar von ihm erkauft. Ih rer lügnerischen Stellung zufolge mußten sie stets entweder das Spielzeug, oder di« Untadrücker der Parteien sein. Die StuartS besaßen Muth, Geist und Ausdauer; aber sie wandten diese EigqHhasten an, sich mit den Bedürfnissen ihres Volle» und dm Umständen in Widerstreit zu setzen. Sie er weckten unaufhörlich Sympathien für diejenige Sache, die sie doch hinopfern wollten, und ihre Protection war, statt eines Zeichens von Hochher zigkeit, nur ein Beweis ihrer Schwäche oder gemei nen Gesinnung. Den Frieden aufrecht halten, wäh rend unaufhörliche Kriegsrüstungen stattfanden, die Verfolgten protegiren, während mit den Verfolgern gemeinschaftliche Sache gemacht wird, daS Volk mit Steuern belasten, um Flotte und Armee an schimpf lichen Verträgen theilnehmen zu lassen, die Willkür und Gewalt täglich werter auSdebnen, ohne auch nur einmal die öffentliche Ruhe sichern zu können: — das waren die Inkonsequenzen, wegen welcher das Volk früher oder später Rechenschaft fordern mußte. Stets in einem Zustande der Feindseligkeit gegen die Nation, nahmen die Stuarts zu den ent gegengesetztesten Dingen als Vertheidigungö- und Angriffswaffen ihre Zuflucht. Indem sie Protestan ten gebrauchten, um den KatholiciSmuS wieder ein zuführen, die Katholiken aber auf daS Schaffott schickten, ferner, indem sie zur Unterdrückung des Parlaments Staatsmänner anwandten, die sie als dann der Rache eben dieses Parlaments Preisgaben, durchkreuzten sie beständig ihre eigenen Pläne, wur den stets in eine ihren Absichten entgegengesetzte Richtung gezogen und schienen niemals ein festes Ziel zu haben, weil sie sich zu keinem zu bekennen wagten. Die Stuarts fragten nie, durch welches große Princip, durch welches erhabene System sie das Glück und die Macht ihres Landes sichern könn ten, sondern durch welche niedrigen Mittel, durch welche geheimen Jntriguen sie un Stande seien, ihre eigene Macht zu behaupten. Sie suchten nie, durch was, sondern durch wen sie sich halten könn ten, indem sie auf diese Weise das Privatintereffe an die Stelle des öffentlichen, Persönlichkeit an die Stelle der Principien und Jntrigue an die Stelle erhabener Ideen setzten. Der größeste Vorwurf aber, den man den beiden letzten Stuarts machen kann, ist der, daß sie steks die Sklaven Ludwigs XIV. waren. Waren sie in Noth, so riefen sie fremde Hülfe, ohne zu bedenken, daß man einem Souve- rain Alles verzeiht, nur nicht den Abfall von seinem eigenen Lande. DaS Beispiel dieser unglücklichen Könige lehrt, daß eine Regierung, welche die Ideen und Wünsche einer Nation bekämpft, stets ihren Absichten ent gegengesetzte Resultate hervorbringt. Die StuartS wollten den KatholiciSmuS wieder einführen, und vernichteten ihn in England; sie wollten das König- thum wieder heben, und brachten eS an den Rand des Unterganges; sie wollten die Ordnung sichern, und führten einen Umsturz über den andern herbei. Wilhelm III. gelang es, den Schlund der Revolu tion zu schließen, einfach dadurch, daß sein Verhal ten der gerade Gegensatz von dem der StuartS war. Er that den Forderungen der Zeit Genüge und stellte dadurch die öffentliche Ruhe wieder her.