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Hmrdels-JeLtuny ftnUsblall ües Nales unü Les poUgetcurrtes üsr Staüt Leipzig ? Nk 484 Haupkschriftleiter: Dr. Everth, Leipzig Freitag, dSN 27. September Verlag: Dr. Reinhold L To^ Leipzig 1818 Hintze über Malinows Friedensschritt sAmMch.) Großes HauptquarÜer, 27. September. Westlicher Kriegsschauplatz Iu der Champagne zwischen den Höhen westlich der Scarpc und der A i s n e sowie nordwestlich von Verdun zwischen den Argoanen und der Maas haben Franzosen und Amerikaner iern mit starken Angriffen begonnen. Der A-. ..-..riekampf dehnte sich über die Höhen westlich der Suippes nach Westen bis Reims, über die Maas nach Oste» bis zur Mosel aus. Dort folgten nur Teilangriffe; sie wurden nach heftigen Kämpfen abgewiesen. Bei ihrer Abwehr östlich der Maas zeichneten sich auch österreichisch-ungarische Truppen aus. An den Hauptangriffsfronten leitete gewaltiges Artillerie feuer die Infanterieschlacht ein. Westlich der Ais ne brach der Franzose, östlich von den Argonnender Amerikaner unter Ein satz zahlreicher Panzerwagen gegen unsere Stellungen vor. Be. fehlsgemäß w'chen unsere Vorposten kämpfend auf die ihnen zu gewiesenen cidigungslinien aus. Bei Tahure und Ri pon t gelang cs dem Gegner in seinen bis zum Abend fortgesetzten Angriffen, über unsere vordere Kampflinie hinaus bis auf die Höhen nordwestlich von Tahure und bis Fontaines en Dornois vorzudringen. Hier riegelten Reserven den örtlichen Einbruch des Feindes ab. Mil besonderer Stärke führte er seine Angriffe gegen unsere Stellungen zwischen Aokerive und südöstlich von SommePy. Sie brachen vor unseren Kampflinien unter schwersten Verlusten Bulgarische Note über das Waffenstillstandsaugebot Sofia, 26. September. (Bulgarische Telegraphen-Agentur.) Die Parteien des Regierungsblocks veröffentlichen folgende Note: In Acberemstimmung mit den Parteien des Blocks hat die Re gierung gestern am 25. September 5 Uhr dem Gegner ein amt liches Maffenstillfkandsangebok gemacht. Die Par teien des Blocks richten an Heer und Bevölkerung die Mahnung, die militärische und öffentliche Disziplin zu bewahren, die not wendig ist für die glückliche Durchführung in diesen Zellen, die für das eb .n eingeleitcte Friedcnswerk entscheidend sind. Die Ratio nal o c r s a m m! u n g ist auf den 30. September einberufen morden. Der Hauptausschutz und die Vorgänge auf dem Balkan C Berlin, 27. September. (Drahlbericht unserer Ber liner Schrift lei tung.) Der HauplouSschuß des Reichstages trat henke vormittag erst nach jki stündiger Verspätung zusammen, da zu nächst im Sitzungssaal des Bundesrates eine vertrauliche Be sprechung der Mitglieder des HauptauSschuffeS mit dem Reichs kanzler und weiteren Vertretern der Reichsregierung, sowie der Ober sten Heeresleitung stallsand. Im HauptauSschusz selbst gab der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Hintze folgende Erklärung über die Lag« in Bulgarien ab: Aus den militärischen Nachrichten der letzten Tag« ist Ihnen bckanni, , daß die Bulgaren zwischen Ward« und Lerua in ernste Schwierigkeiten geraten sind. Im weiteren Verlauf der Ereignisse sind auch die bulgarischen Rachbarormeen in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Mel dungen von der Front sind von der bulgarischen Regierung, dem Ministerpräsidenten Mallnow, offenbar zu ungünstig aus gelegt worden. Gestern vormittag ist in Sofia «ine Prestenotiz erschienen» wonach Bulgarien dem Oberkommando der Enkenkekräfie in Saloniki die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und die Aufnahme von Friedensverhandlungen vorschlägt. Line bulgarisch« Delegation, bestehend aus Finanzminifier Lipa tsch e w, dem Generalmajor Lukow und dem Gesandten R a - deff, sollte bereits angeblich Mittwoch abend nach Saloniki ab gereist sein. Aus den bereits vorliegenden unvollständigen Nach lichten läßt sich noch nicht mit Sicherheit erkennen, ob die bul garische Regierung tatsächlich, wie sie za behaupten scheint, im Einverständnis mit der bulgarischen Heeresleitung, dem bulga rischen Parlament und dem Könige gehandelt hak, oder ob sie - ehr oder weniger auf eigene Faust vorgegangen ist. Die Sobranje soll erst am 30. September zusammentreken. Verschiedene An zeichen lassen die Möglichkeit offen, dah Herr Malinow von der weiteren Entwicklung der Dinge desavoniert werden könnte. 3m ganzen Lande macht sich eine starke Strömung gegen den Schritt des Ministerpräsidenten Malinow bemerkbar. Wichtige Parteien des Parlaments und einflußreiche Kreise des Volkes wollen von einem Sonderwaffenstillstand und der Friedens bitte nichts wißen. Als Symptom ist bezeichnend, daß die bulgarische FriedenSdele- g^kion, die nach der erwähnten Pressenotiz angeblich schon am Mittwoch abend abgereist sein sollte, bis gestern Donnerstag mittag Sofia noch nicht verladen hatte. Eine Gegenaktion der bundes- reuen Elemente scheint bevorzustehen. Auf die ersten beunruhigenden ^rchrichlen von der mazedonischen Front hat die deutsche Oberste .< eereslcitnng sofort aus verfügbaren Reserven stark« Kräfte zur t'Ntcrstutznng des Bundesgenossen nach Bulgarien gewogen. Zum Teil sind diese Verstärkungen bereits eingetroften, zum Test wer- -en sie nächster Tage Mr stelle sei». -Auch die österreichifch-unga. für den Feind zusammen. Auch nördlich von Lernay scheiterten die bis zum Abend mehrfach wiederholten feindlichen Angriffe. In den Begonnen schlugen wir Tcilangriffe des Gegners ab. Zwischen den Argonnen und der Maa S stieß der Feind über unsere vorderen Kampflinien hinaus bis Montbtain- oille — Montfaucon und bis an den Maas- Bogen nord östlich von Montfaucon vor. Hier brachten ihn unsere Reser ven zum Stehen. Der Feind konnte somit an einzelnen Stellen unsere Infan terie- und vorderen Artillerielinien erreichen. Der mit weit gesteckten Zielen unternommene große französisch-amerikanische Durchbrnchsversuch ist am ersten Schlachttage an der Zähigkeit unserer Truppen gescheitert. Neue Kämpfe stehen bevor. Der Erste Generalquarliermeifier. Lud en dorff. (W.T.-B.) ^Gesinnungen sind wohlfeil — Morte erschüttern nur die Luft; ^^Erst die Tat zeigt den wert! Deine Tat sei die „Neunte"! rische Heereskeikuna hat sehr namhafte Kräfte in Marsch gefetzt. Die deutsche und österreichisch-ungarische Verbindung würde nach Urteil militärischer Sachverständiger durchaus genügen, um die militärisch« Lage wieder Herzufielle«. Trotz mancher hoffnungsvollen Momente ist die Lage aber heute noch zweifellos als ernst zu bezeichnen. Schon in wenigen Tagen wird inan indessen Klarer sehen. Ein Anlaß, das Spiel Bulgariens heule schon verloren zu geben, liegt weder für Bulgarien noch für uns vor. Die politische Leitung wird selbstverständlich den Haupt- aoSschuh des Reichstages über die weitere Entwicklung sorgfältig unterrichtet hallen. Der Vorsitzende d«S HauptauSschuffeS, Abg. Ebert, betont, daß die Mitteilung«» des Staatssekretärs sehr ernster Natur seien, und daß unsere gesamte OessenUichkeit den Vorgängen in Bulgarien mit großem Interesse folge. Dennoch empfehle eS sich nicht in diesem Augen blick in eine Besprechung einzutreten, die Situation sei dazu zu wenig geklärt. Nach den Erklärungen des Staatssekretärs, daß die Reichs leitung den HaoplauSschuh fortlaufend über deu weiteren Gang der Entwicklung unterrichten wolle, kann der HauplauSschuh sich vorbe- hallen, demnächst zu entscheiden, wann die Verhandlungen über di« Frage ausgenommen werden können. Der Ausschuß ging darauf zur Tagesordnung über. ES wurden zunächst mehrere technische Darlegungen über die TankS und ihre Bekämpfung gegeben. Diese Darlegungen waren vertraulich. Weiter wurde Auskunft erteilt über die Verpflegung deS Feldheeres und ihre Sicherstellung. tk Zürich, 27. September. (Eig. Draht bericht.f Zu den Be- ratnngen im deutschen HauplauSschuh bemerkt die .Züricher Post': „Wer jetzt Freund Deutschlands ist, der muh wün schen, dah die Bemühungen der fortschrittlichen Parteien zum Erfolge führen. Die demokratische Regierung ist heute mit Krieg und Frieden so verknüpft, wie keine andere Frage. Das zu erkennen ist heute in Deutschland dringendstes Gebot der von Gefahr umgebenen Stunde.' Der „Malin' schreibt: Die Derhand>"ngcn im deutschen Reichstag« haben für Frankreich kein Interesse, daS lediglich für die Befreiung Asaß-LolhringenS, aber nicht für die Parlamentarisierung Deutschlands Kämpfe und blote. Der Eindruck in Wien «lu. Wien, 27. September. (Drahtbericht uufereS Wiener Mitarbeiters.) Unter dem Eindruck der hier gestern eiugetroffencn Nachrichten ans Bulgarien wurden sämtliche Partei führer zum Ministerpräsidenten Freiherrn von Hussarek berufen. Die Abgeordneten sprachen sich gegen eine HinauSschicbang des Termins der Einberufung des Abgeordnetenhauses aus. Unmittelbar nach der Besprechung der Parteiführer mit Freiherrn von Hussarek tauchten in parlamentarischen Kreisen Gerüchte auf, wonach Freiherr von Hussarek den Auftrag erhalten habe, ein KoalitionSministerjum zu bilden, das eine Konzentration der parlamentarischen Kräfte herbei führen soll. Die Besprechung darüber soll bereits heute begonnen werden. Gestern abend traf auch der ungarisch« Ministerpräsident Wekerle in Wien «in, nachdem mittags in Budapest ein wichtiger Ministerrat statlgefunden hatte. Der Kaiser empfing gestern den Frei herrn von Hussarek und den Minister des Aeuhern Grafen Burian in besonderer Audienz. Die Vorträge der Ratgeber deS Monarchen douerleu bis zum späten Abend. s Bevorstehende Erklürung Lloyd George» Zürich, 27. September. sTig. Drahtdericht.) Di« .Zürcher Morgen,zeilung' erfährt von besonderer Seite aus dem Haag: Für Sonntag, dem 29. September, ist eine große Veranstaltung unter Präsi dium deS Lordmayors von London in der Guildhall angemeldet. In dieser werden der Schatzkanzlcr Bonar Low und Lloyd George Raden halten, die von den dem Kabinett nahestehenden Kreisen ais sehr wichtig bezeichnet werden. Lloyd George wird dir politischen Er eignisse der letzten Tage besprechen und auch die österreichische Dte Konferenz der Sozialdemokraten Bulgariens Aus Sofia wird uns geschrieben: Fast geräuschlos fand hier im Anfang dieses Monats dieTagnng der bulgarischen Sozialdeiirokraten statt. Aber ihre Bedeutung sowohl für die innere Politik als auch für die Haltung derRegie - rung der allgemeinen Friedensfrage gegenüber kann nicht hoch genug geschäht werden. Die sozialdemokratische Fraktion im Parlament ist ein unentbehrliches Glied für die Regierung, deren Augen besonders nach links gerichtet sein müssen; deshalb sind die Forderungen der Sozialdemokratie, die in folgender Entschließung formuliert sind, nicht zu übersehen. Nachstehend einige Punkte der Resolution: I. Gegen den Imperialismus und für den bauernden Frieden. 1. Die Konferenz betrachtet das Streben nach einem demo kratischen Frieden auf Grundlage der Verständigung und Selbst bestimmung der Völker als ihre Hauptaufgabe. Daher macht sic es zur Pflicht der bulgarischen Politik, ihre Gelüste einzuschränken, indem sie sich ausdrücklich gegen die etwaige Beseitigung von Staaten erklärte und für den Verzicht auf Länderkornpleze, die untrennbare Bestandteile von Nachbarstaaten bilden und deren Verlust die für diese Unabhängigkeit der B a l k a n st a a te n so notwendige Annäherung und friedliche Entwicklung ihrer Völker stören würde. Die bulgarische Sozialdemokratie bleibt ent schiedene Gegnerin des Imperialismus, der die Balkanvölker schaften in endlose Feindschaft Hetzen würde. Deshalb ist eine Politik der Verständigung zur Lösung der territorialen Fragen zwischen Serbien, Rumänien und Griechenland er forderlich. 2. Die Konferenz betont die Notwendigkeit zur Schaffung eines Völkerbundes als Vorbedingung für den dauernden Frieden und will eine Revision der bisherigen Frie- densverträgc und Herstellung der internationalen Ordnung auf Grund des Selbstbcstimmungsrechtes. 3. Die Sozialdemokratie will keine Eroberungen und den baldigen Frieden; aber solange der F e i n d an der Grenze ist und ins eigene Land einzudringen droht, woraus Verwüstung und Hörigkeit entstehen würden, ist es heilige Pflicht für Armee und Volk, die Unabhängigkeit des Vater landes zu schützen. .. Unter ll werden Angelegenheiten der Internationale behandelt; III und IV betreffen innerpolitische Parteiverhältnisse, insbesondere die Stellung, die die parlamentarische Fraktion im Regierunasblock einzunehmen hat. Die Regierungspresse verhielt sich den Beschlüssen der sozial demokratischen Konferenz gegenüber ganz zurückhaltend. Von den anderen Blättern widmeten nur zwei der Sache ganze Artikel, dabei jedoch einige Punkte der Resolution völlig verschweigend. .Mir' vom 4. September bezeichnete als den „wichtigsten Punkt der Resolution den Beschluß, die Unabhängigkeit des Vaterlandes zu verteidigen'. Weiter führte er aus: .Diesen Be schluß würden heute alle Parteien Bulgariens, ja sogar die unab hängigen Sozialdemokraten, mit größter Bereitschaft unter zeichnen.' Aber er hütet sich sorgfältig, obwohl er das Organ der Volkspartei ist, sich über die anderen Punkte ,zu äußern. .Zorja" billigt wohlwollend die Bereitschaft, die Feinde von den Grenzen abzuhalten. Die Punkte über Versöhnungspolitik mit den Nachbarstaaten verschweigt sie wiederum. In letzter Zeit ist nun aber eine ausgesprochene Friedens offensive im Gange. Der bulgarische Frauenverein unter Vorsitz der Frau des Ministerpräsidenten Malinow hat ein Rundschreiben an die Frauen aller neutralen und kriegführenden Staaten gerichtet, in dem er sie auffordert, sich für die Einleitung der Friedensverhandlungen einzusetzen. Friedensgefährliche Vorgänge in Rumänien Frankfurt a. M^ 27. September. <Eig. DrahtberlchlI Aus Wien meldet man der „Franki. Ztg.': .Dem Auftreten der .Nordd. Allg. Zig.' folgend behandeln die Wiener Blätter die Dor gänge in Rumänien, deren FriedenSgefährlichkeit außer Zweifel sieht. Man ist anscheinend der Ansicht, daß cS ein Fehler deS Grafen Ezernin gewesen ist, dah er einen Friednisvcrtraq aus dynastischen Gründen, vielleicht auch aus Furcht vor den Bol schewisten, geschloffen und die enkenlefreundllche rumänische Dynastie in Schuh genommen, den Rumänen sogar noch Bessarabien verschafft Hai. Ob dieser Fehler wieder gut zu machen ist, wird sich bald zeigen müssen. Man wird mit Schritten der Mittelmächte zu rechnen Haden, die sich die Ruhe im Osten sichern wollen, bevor man dort eine neue Front gegen sie bildet. Dagegen wird auch niemand etwas einwenden dürfen, der sonst unsere ersten Friedensschlüsse mit Recht für anfechtbar hält; denn es handelt sich jetzt nur darum, ob die Treibereien eines sehr heimtückischen and skrupellosen Feindes fort dauern und den Frieden im Osten aufs neu« in Gefahr bringen sollen.' (Hierzu bemerkt die „Frankt. Ztg.': Es ist bekannt unb neuerdings auch ,'aS offiziellen Auslastungen der „Rordd. Allg. Zig." zu ersehen gewesen, dah man die Entwicklung eine» der Entente zunei- genden und mit dem Bukarester Frieden nicht zu oer- eindarenden Treibens in der Moldau mit scharfer Aufmerksamkeit verfolgt. Zu besonderer Besorgnis aber glaubt man ooch keine» Anlaß zu haben und die Demobilisierung geht planmäßig weiter. Di« rumänischen Entcntekreise oder dürfen sich nicht im . den Zweifel befinde«, daß man ihr Treiben aufmerksam beobachtet, und daß, soweit «S »ötlg s^n sollte, «s weder an dem Entschluß noch Friedensaktion in den Kreis seiner Betrachtungen ziehen und dann eine wertvoll« Erklärung der «n Vorbereatang betzudlich« «>fti- ztellen^Entwecklung tu England bringen. ^j^^Millel». es Z« Hindern, fehle« wird.)