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geschilderten Weise seinen Schwur ab, verlachte aber dabei die Göt tinnen dergestalt, daß er gerade das Fest der nämlichen Göttin, bei welcher er schwur, abwartete, um den beabsichtigten Mord, eben an dem Korafeste, zu verüben. Vielleicht machte er sich deßwegcn so wenig aus dem Festtage der Göttin, weil er gegen diese sich schon schwer genug versündigt hatte; denn in einem andern Falle hatte er, der Mysterienpriester, einen von ihm selbst in ihre Mysterien ein- geweihten Menschen umgebracht. 57. Bereits hatte sich die Anzahl der Verschworenen ziemlich gemehrt. Während nun Dion mit seinen Freunden in einem Zim mer saß, worin mehrere Tischsophas standen, umstellte ein Theil die Wohnung nach außen, ein anderer war an den Thüren und Fenstern des Hauses. Einige Zakynthier, welche unmittelbar an ihn Hand nnlegen sollten, traten nun herein, unbewaffnet, im bloßen Unter kleid. Die draußen Befindlichen hielten die Thüren fest zuge schlossen, während zugleich die Bande, welche Dion überfiel, ihn selbst festzuhalten und zu erwürgen versuchte. Weil sie aber hiemit nicht zu Stande kamen, verlangten sie nach einem Schwert; jedoch — Niemand wagte die Thüre aufzumachen. Denn innen im Hause waren zahlreiche Personen bei Dion, von denen freilich jeder meinte, sich selbst retten zu können, wenn er ihn preisgebe; somit wagte Keiner, ihm Hilfe zu leisten. Nach einigem Verzug, der dadurch entstand, reichte endlich der Syrakusaner Lykon einem der Zakynthier durch's Fenster einen Dolch hinein, womit sie den Dion, der schon längst überwältigt war und zitterte, gerade wie ein Opferthier ab schlachteten. Gleich darauf warfen sie auch seine Schwester nebst seiner hoch schwangeren Gattin in's Gefängniß. Letztere hatte das Unglück, unter den traurigsten Umständen im Gefängniß von einem Knäblein entbunden zu werden, das die beiden Frauen, welche die Wächter bestochen hatten, um so mehr sich entschlossen am Leben zu erhalten, als bereits Kallippus in seinen Verhältnissen bedeutend wankte. 58. Anfangs, nach Dions Ermordung, stand derselbe zwar in glänzender Lage und Syrakus lag in seinen Händen. Er schrieb sogar an die Stadt Athen, vor welcher er doch, nach den Göttern,