60 treulos und böse, so dürfe deßhalb nicht auch Dion seinen Charakter durch Leidenschaftlichkeit entstellen. Böses vergelten sei freilich nach den Bestimmungen des Gesetzes noch eher gestattet, als zuerst einem Andern Unrecht thun; aber eigentlich komme es aus der gleichen Schwachheit. Um die Schlechtigkeit eines Menschen sei es allerdings eine mißliche Sache; indessen sei sie niemals so ganz vollständig ver wildert und unbezwingbar, daß sie nicht, durch Freundlichkeit über wunden, wenn man sie fort und fort mit Wohlthaten überhäufe, sich auch noch ändern könne!" 48. Aus derartigen Betrachtungen erließ Dion dem Heraklides seine Strafe. Indem er sich jetzt zur völligen Einschließung der Burg anschickte, befahl er, daß jeder einzelne Syrakusaner einen Pfahl ab- hauen und in der Nähe niederlegen solle. Während der Nacht, so lange die Syrakusaner ruhten, stellte er dann seine Miethstruppen auf und umgab, ohne bemerkt zu werden, die ganze Burg mit Palli- saden, so daß nach Tagesanbruch Bürger und Feinde gleicherweise bei dem Anblick von der Schnelligkeit und dem Erfolg der Arbeit überrascht waren. Nach dem Begräbniß der gefallenen Syrakusaner und statt gehabter Auslösung der Gefangenen, deren Anzahl nicht unter zwei tausend betrug, veranstaltete er eine Volksversammlung. In dieser trat Heraklides mit dem Antrag auf, den Dion zum Oberfeldherrn zu Wasser und Land mit unumschränkter Vollmacht zu ernennen. Die hochgestellte Klaffe nahm diesen Antrag mit Beifall auf und wünschte sofortige Abstimmung; allein der Matrosen- und Hand werkerpöbel war mit der Entfernung des Heraklides von seiner Ad miralstelle unzufrieden und glaubte, „wenn derselbe auch sonst nichts werth sei: — er sei doch immerhin populärer, als Dion, und „das Volk,, habe ihn besser unter dem Daumen!" In diesem Stücke gab ihnen Dion wirklich nach und überließ das Kommando zur See dem Heraklides. Als sie dagegen stürmisch auf eine neue Vertheilung von Gütern und Häusern drangen, vpponirte er entschieden und ärgerte sie durch die Nngiltigkeitserklärung aller früheren, hierauf bezüglichen Beschlüsse. Darin lag der Grund, wodurch nun Heraklides Anlaß erhielt, sogleich mit dem alten Wesen auf's Neue anzufangen. Die mit ihm