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40 Uebrigens hat Philistus diese Aeußerung gegen Dionysius nicht selbst gethan, sondern nur als Worte eines Dritten angeführt. 36. Allein Timäus, welcher in den treuen Bemühungen de? Philistus für das tyrannische Fürstenthum einen an sich nicht unge rechten Vorwand für seine Urtheile fand, ist eben voll von Schmä hungen gegen ihn. Vielleicht ist eS Leuten, welche damals so schweres Unrecht erleiden mußten, zu verzeihen, wenn ihre Erbitterung sich bis zur Mißhandlung eines Todten steigerte, der nichts mehr fühlen konnte; bei den späteren historischen Schriftstellern ändert sich die Sache. Wenn diese durch sein Leben nicht gekränkt waren und doch seine Schriften benützen, so erfordert es ihre eigene Ehre, das Un glück nicht in übermüthiger, heimtückischer Weise zu schmähen; denn wie leicht kann es geschehen, daß selbst der beste Mensch von einem ähnlichen Schicksal betroffen wird! Auf der andern Seite verrathen auch die Lobsprüche, welche Ephoros dem Philistus ertheilt, keinen richtigen Sinn. So trefflich sich dieser Schriftsteller darauf versteht, eine ungerechte Handlung, einen schlechten Charakter mit wohlanständigen Motivirungen zu um hüllen und für Alles eine schöne Phrase herauszufinden: er vermag mit allen seinen Kunstgriffen nicht, sich selbst von der Anklage zu befreien, daß er der größte Fürstenknecht auf der Welt gewesen ist und namentlich mehr, als irgend Jemand, stets nach dem Wohlleben, der Macht, dem Reichthum der Fürsten und Familienverbindungen mit ihnen von ganzem Herzen und von ganzer Seele gestrebt hat. Das Vernünftigste bleibt ohne Zweifel, wenn man ebenso wenig die Handlungen des Philistus rühmt, als über seine Schicksale nachträg lich seinen Spott ergießt. 37. Nach Philistus' Tode schickte Dionysius an Dion und bot ihm die Übergabe der Festung sammt den Waffen, den Miethtrup- ven und dem vollständigen Sold für letztere auf eine Dauer von fünf Monaten an, wogegen er sich vertragsmäßig die Gestattung auS- bedingte, sich »ach Italien zurückziehen zu dürfen, um dort seinen Wohnsitz zu nehmen, wobei ihm vom Syraknsanischen nur der Er trag von GyaS, einem ausgedehnten, trefflichen Distrikt, der sich vom Meere nach dem Innern des Landes erstreckte, zur Nutznießung an gewiesen werden sollte. Dion nahm dieses Anerbieten nicht an, son-