überworfen. Als dieser mm aus Furcht davonlief und Sicilien ver ließ, ließ Dionysius seine Schwester kommen und machte ihr Vor würfe darüber, daß sie um die Flucht ihres Mannes gewußt und ihm doch nichts davon gesagt habe. Ohne irgendwelche Betroffenheit, geschweige denn Angst, erwiderte sie ihm: „Wie? hältst du mich für so ein schlechtes, feiges Weib, daß ich, wenn ich von der Flucht mei nes Mannes vorher wußte, nicht mitgefahren wäre und sein Schicksal nicht mit ihm getheilt hätte? Aber ich wußte es nicht vorher. Es wäre mir ehrenvoller, des geflüchteten Polyxenus Frau, als deine Schwester, die Schwester des Fürsten, genannt zu werden!" Diese freimüthigen Aeußerungeu der Theste erregten, wie man erzählt, die Bewunderung des Fürsten. Aber auch die Einwohner schaft von Syrakus bewunderte die Treue dieser Frau, so daß sic sogar nach dem Sturze der Tyrannenherrschaft noch fortwährend die Auszeichnung und Bedienung einer Fürstin fortgenoß und nach ihrem Tode die ganze Bürgerschaft gemäß öffentlicher Anordnung sic zu ihrer Ruhestätte begleitete. Diese Abschweifung wird, wie ich hoffe, nicht unpassend gefun den werden. 22. Und jetzt entschloß sich Dion wirklich zum Kriege, wobei Plato selbst theils aus achtungsvoller Rücksicht auf sein Gastfreund- verhältniß zu Dionysius, theils wegen seines hohen Alters sich ferne hielt. Speusippus dagegen nebst den andern Freunden gewährten dein Dion ihre Unterstützung und forderten ihn zur Befreiung Sici- liens auf, „das die Hände nach ihm ausstrecke und ihn mit Begei sterung empfangen würde". Während Plato's Aufenthalt in Syra kus hatte sich nämlich Speusippus, wie es scheint, mehr unter die Leute gemischt und dadurch ihre Gesinnungen gründlich kennen gelernt. Zwar hatten sie anfänglich Angst vor seinen freimüthigen Aeußerun- gen, in denen sie eine von dem Tyrannen ausgehende Spionage ver- mutheten; aber mit der Zeit faßten sie Vertrauen. Denn jetzt hörte man von allen Seiten nur die gleichen Aenßerungen der Bitte und Aufmunterung: „Dion solle nur kommen, — ohne Schiffe, ohne Truppen, ohne Pferde; er solle bloß sich in ein Boot werfen und den Sicilianern nur seine Person und seinen Namen leihen im Kampfe gegen Dionysius!"