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15 PhilistuS hatte nämlich schon von Anfang an für die sich bil dende Tyrannis die größten Sympathien gezeigt und lange Zeit als Befehlshaber der Besatzung in der Burg kommandirt. Auch gieng die Sage, daß er mit der Mutter des älteren Dionysius in uner laubten Verhältnissen gestanden sei, ohne daß dieß dem genannten Fürsten völlig unbekannt blieb. Als aber Leptines von den zwei Töchtern seiner Frau, welche er als Gattin eines anderen Mannes verführt und dann geheirathet hatte, die eine dem PhilistuS gab, wobei er dem Dionysius keine Silbe davon mittheilte, wurde der Letztere hierüber so ergrimmt, daß er Leptines' Frau fcssiln und ein sperren ließ, den PhilistuS selbst aber aus Sicilien fortjagte. Dieser flüchtete sich zu einigen Gastfreunden an das adriatische Meer, wo er, wie es scheint, seine Muße dazu benützte, den größten Theil sei nes Geschichtswerks abzufassen. Denn er kam nicht mehr zu Leb zeiten des älteren Dionysius zurück, sondern erst nach dessen Tode, wie bereits erzählt wurde, führte ihn die Mißgunst der Andern gegen Dion wieder in seine Heimat, weil sie an ihm ein brauchbareres Werkzeug für sich selbst und zugleich für das Königthum eine festere Stütze zu gewinnen hofften. 12. Dieser Mann also zeigte sich schon in der ersten Stunde seiner Rückkehr als eng verwachsen mit dem Fürstenthum. Auch er hoben sich gegen Dion noch von anderen Seiten mancherlei Verleum dungen und Anklagen bei dem Fürsten; namentlich sollte er mit Theodotes und Heraklides über den Sturz der Herrschaft in Ver handlungen getreten sein. Er trug sich nämlich, wie es scheint, mit der Hoffnung, durch die Erscheinung des Plato der Monarchie ihren despotischen, absolutistischen Charakter benehmen und aus Dionysius einen Regenten bilden zu können, welcher Ordnung und Gesetzlichkeit liebte; sollte derselbe diesem Plane entgegentrcten und sich nicht ge fügig zeigen, so war Dion entschlossen, ihn zu stürzen und Syrakus wieder zu einem Freistaate zu machen, — nicht gerade, weil er die Demokratie liebte, sondern nur, weil er sie immerhin für besser hielt, als die unbeschränkte Monarchie, wenn es nicht gelang, eine vernünf tige Aristokratie herzustellen. 13. Dieß war der Stand der Verhältnisse, als Plato in Sici lien ankam, wo er bei den ersten Begegnungen mit dem Fürsten sich