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Rk 470 Hauptschrifkleiker: Dr. Everlh, Leipzig SoNNabSttd, dkN 14. September vertag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig 1918 Heftige Kämpfe im Artois Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Gröhes Hauptquartier, 14. September. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Boehn Nordöstlich von Bikschoote machten wir bei eigener Unternehmung und bei Abwehr eines feindlichen Teilangriffs Ge fangene. Am Kanalabschnitk führten eigene und feindliche Vorstöße zu heftigen Kämpfen bei Moeovres und Havrincourl. TeN- angriffe des Gegners gegen Gouzeaucourt, nördlich von Vermand und beiderseits der Straße Ham —St. Quentin wurden abgewiesen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Angriffe, die der Feind am Nachmittage zwischen Aitette und AiS ne nach starker Feueroorbereikung führte, scheiterten vor unseren Linien. Ostpreußische Regimenter schlugen am Abend er neute Teilangriffe ab. Artilleriekäkigkeik zwischen AiSne und Veste. Heeresgruppe Dallwitz. Südlich vonOrnes und an der Straße Verdun — Ekain ourden Vorstöße des Feindes abgewiesen. An der Kampffront jwischen derLükeLorraine und der Mofel verlief der Tag bei mäßiger Gefechkskätigkeik. Der Feind hat seine Angriffe gestern nicht fortgesetzt. Oestlich von Co mb res und nordwestlich von Thiancourt fühlte er gegen unsere nenen Linien vor. Oert uche Kämpfe östlich von Thiancourt. Der Erste Generalquartiermeifier Ludendorff. W.T.B. nriegsplürre der Entente (xlc.) Zürich, 14. September. (Elg. Drahtberlchk.) Der ^Zürcher Tagesanzeiger' meidet daS Eintreffen englischer, franzöfischer und amerikanischer Divisionen nordllch von ArraS. ES mehren sich die Anzeichen, daß die englische Armee nördlich der Searpe zu einer starken Angriffsbewegung schreitet zum Zwecke der Ueder- slügelung der H-ndenburgiinie. (xk) Bern, 14. September. (Elg. Drahldericht.) DaS Berner «Inlelligenzblatl" meld:!: Dem «Echo Le Paris' zufolge beab sichtigen die Deutschen, die wichtigen Zentren bei Lambrat und St. Quentin unbedingt za behaupten. Sie bereiten in der Umgebung dieser Städte neue Ueberschwemmungen vor- Die Alliierten nehmen ihre Unternehmungen wieder auf. (xk) Zürich, 14. September. <E l g. Drahtberlchk.) Wie der Tagesanzeiger ' meldet, wird die kommende Offensive der Alli ierten nach Entenkeberichten räumlich viel weiter ausgedehnt werden als die bisherigen Operationen. Mau rechnet bei günstiger Witterung in zwei Monaten, spätestens Ende November, die Opera tionen im Westen zu einem großen Abschluß kommen zu lasten, am im Frühjahre die Schlacht erneut beginnen zu losten. DaS Zürcher Blatt will «rsahren haben, neuerdings verlaute, daß nicht Ame rikaner, sondern Franzosen im Elsaß angreifea werden. sooo Tonnen versenkt wtd. Berlin, 13. September. (Amtlich.) 3m Sperrgebiet um England wurden durch unsere Unterseeboote neuntausend Br.- Reg.-To. versenkt. Der Chef der Admiralstabes der Marine. Henderson und Ebert Haag, 14. September. (Eig. D r a h t be r i ch t.) Holl. NieuwS Bureau meldet aus London: Zu dem Artikel des Reichskagsabgeordneten bert im .Vorwärts' veröffentlicht der englische Sozialist Hender- s o n eine Erklärung, in der er u. a. sagt: Es genügt nicht, unsere Stellung >c> darzustellen, daß man behauptet, die alliierten Sozialisten würden auf ihr Memorandum als einziger Bedingung zu Unterhandlungen bc- arren. Wir verlangen vielmehr als Grundbedingung für eine .nkernakionale Konferenz, daß sämtliche vertretenen Parteien in einer - ssentlichen Erklärung ihre Friedensbedingungen in vollkommener llebereinstimmung mit den Grundsätzen: Selbstbestimmungsrecht der Völker, keine Einverleibung und kein Schadenersatz als Strafe festliegen. Weiter müssen sie erklären danach zu streben, on ihren Regierungen die nötigen Garantien zu erhalten, damit diese Grundsätze ehrlich und bedingungslos in allen Fragen, die die offizielle Friedenskonferenz zur Erörterung stellt, durchgeführt werden. Es ist von großer Wichtigkeit, daß Ebert und sein« Kollegen sich ver- aegenwärtigen, daß diese Fragen mehr als taktisch« Bedeutung haben, und daß es sich um die Existenz zweier Regiernngsförmen, s -wie um die Grundsätze, auf denen eine neue wohlorgantsierte Welt ordnung ausgebaut werden muß, handelt. Wir legen weniger Wert auf eine bedingungslose Annahme des Londoner Memorandums, als olel- ehr auf die Bereitwilligkeit der deutschen Sozialisten, die Interessen der Bclkdemokralie höher zu stellen als ihre nationalen Interessen und sich, mit allen Kräften den Wünschen der herrschenden Klassen zu widersehen. Grenzstreitigkeiten zwischen China und Tibet Basel, 14. September. lEIg. Drahtbe richt) Die .Times' berichten aus Peking vom ä. September, daß die Feindselig- ueNeu zwischen den Japanern und Chinesen bis zu einer ab- uhaltenden Friedenskonferenz eingestellt worden sind. Ein Ge- biet ist von den Delegierten festgesetzt worden, über welches hinaus die Truppen nicht vordringen dürfen. Die Tibetaner verlangen ener gisch die Wiedereröffnung der Dreimächkekonferenz zwischen Großbritannien und China, um di« jetzt strittigen chinesisch-tibetanischen Probleme zu lösen. Die Tibetaner bestehen auf die Veränderung d«S n Lhassa abgeschlossenen und später in Sim la bestätigten Vertrags. Vieser Vertrag wurde bisher nicht veröffentlicht. Man nimmt aber an, daß er folgendes bestimmt: 1. die völlige Unabhängigkeit des eigentlichen Tibet, 2. das Recht Chinas, in Lhassa einen Residenten mit genügender Schutzwach« zu unterhalten, und 3. die Festsetzung einer ho'bunad- hängigen Zone im Osten Tibets, in der China besondere Rechte zu erkannt werden. Der Vertrag von Lhassa und Simla. ist jedoch niemals ralisiz'erl worden, weil sich die Vertragschließenden nicht über die DemarkalionSlinie zwischen dem inneren und äußeren Tibet einigen konnten. Di« Konferenz wurde deshalb im Juli 1914 abgebrochen. Vermutlich handelt «S sich bel dem jetzigen Streik um die noch nicht vereinbarte Demarkationslinie. Die meisterhafte deutsche Derteibiguug sgir.) Basel, 14. September. (E l g. Drahtbericht.) Den ..Basler Nachrichten' zufolge meldet HavaS auS Pari«: Dl« feindlicher, Rückzugslinien sind wah<re Festungen, welche die Deutschen auf französischem Gebiet errichteten. Hinter der Hiadenburglinie befindet sich eine zweite RückzugSlinie, genannt Hundlnglinle. Auf «in« Entfernung von 5 bis 1V Kilometer sel eine dritte VerteidigrmgSllnle, welch« von Metz nach Lllle geht. ES besteht noch eine vierte Ber- teidigungSlinie, welche von DalenclenneS nach Glvet verläuft. Diese Llnlen verkürzen fortschreitend die Ausbreitung der Front und halten die Verteidigung außerhalb deutscheu Gebiets aufrecht. Der Wert dieser Werke sei ein sehr beträchtlicher. Weitere Hinrichtungen in Rußland Basel, 14. September. (Eigener Drahtbericht.) Wie die «Russischen Nachrichten" in Bern aus Moskau melden, ver öffentlicht die Kommission soeben die Liste der in Moskau Er schossenen. Darunter befinden sich auch noch die früheren zaristi schen Minister Krotopopowsk und Maklakow, ferner der Polizeichef Bielezki und das Haupt der Schwarzen Hun dert, der Priester Wastergow. . Berlin, 14. September. (Drahtbericht.) Wie dem ukraini schen Pressebureau aus Charkow gemeldet wird, ist General Brussilow, der bekannte Führer der letzten großen Offensive, tn Moskau in der Nähe deS Tagansk-Gefängnisses erschossen worden. Tschitscherin dementiert die russischen Bluttaten Stockholm, 14. September. (Eig. Drahtbericht.) Der hter bestehende Ausschuß der Zimmerwalder erhielt ein Telegramm von Tschitscherin, dem russischen Volkskommissar des Auswärtigen, dos amtlich alle Nachrichten über Bluttaten der Bol schewisten als Lügen der Verbandsmächte bezeichnet. Weder Unschuldige seien hingerichtel noch Ausländer verfolgt worden. Auch daS aus englischer Quelle stammende Gerücht von der Ermordung der Kaiserin und ihren Töchtern bestätigt sich nicht Ein schwedischer LinkSsoztalist, der seit der Herrschaft der Bolschewik! in regelmäßhen Abständen Rußland besuchte und daher die Entwicklung dort richtig be urteilen müßte, erklärte, baß die Lage in Petersburg und Moskau sich gegen den Juli wesentlich gebessert hab«. Die Fabriken arbeiten, die Verpflegung sei reichlicher, wenn auch die Enk- Wertung des Geldes, die sich in den fabelhaften Preisen ausdrücke, sehr groß sei. Den baldigen Sturz der Bolschewisten hält er für ausgeschlossen. Die Einigung im preußischen höheren Schulwesen Von Prof. Dr. Paul Hildebrandt. Schon seit Jahren bemühen sich die Skädte darum, in die von ihnen unterhaltenen Schulen Einblick zu gewinnen. Die Denkschrift, die sie unlängst veröffentlicht haben, stellte eine Reihe von Forderungen auf, gegen die sich heftiger Widerspruch erhob: sie liefen darauf heraus, daß den Städten bestimmender Einfluß auch auf die inneren Schulangelegenheiten seitens des Staates eingeräumt werden müsse. Die Wichtigkeit der Angelegenheit leuchtet ein: wenn ein Laie — wie in kleineren Städten der Bürger- meister gewöhnlich ist — in Schulangelegenhciten eine führende Stellung erhält, so muß unbedingt die höhere Schule leiden. Es war daher nicht verwunderlich, daß der Minister im preu ßischen Abgeordnekenhouse erklärte, «man könne in großen Städten, namentlich da, wo ausgezeichnete Schulaufsichtsbeamte seien, den Bogen wohl etwas Nachlaßen, aber was man da zugestehe, werde man nicht in jeder kleineren Stadt gewähren können." Trotzdem hat das Ministerium versucht, durch Verhandlungen mit den Städten einen Boden zu gewinnen, auf dem ein Ausgleich zwischen den staatlichen Rechten in Angelegenheiten der höheren Schulen rmd Len städtischen Forderungen möglich ist. Es konnte das nur dadurch erreicht werden, daß die Einrichtung der Kuratorien, die bereits an verschiedenen Anstalten besteht, auf sämtliche städtische höhere Schulen ausgedehnt wird. Da nämlich der Schul ausschuß — so soll das Kuratorium jetzt heißen — der Amtsver schwiegenheit unterliegt, so entfallen damit eine Reihe von Be denken, die gegen die Behandlung von Schulangelegenheiten >.n einer offenen Versammlung, also etwa der Gemeindevertretung, obwalken. Nach Len neuen Bestimmungen sollen nun diesem Schul- ausschuß von selten des Staates eine Reihe von staatlichen Rechten übergeben werden, wobei zu bemerken ist, daß der Vorsitzende des Schulausschußes, der Bürgermeister ist, daß weiter drei Älagistratsmitgiieder, drei Stadtverordnete und 2—4 stimm fähige Bürger in ihm vertreten sind. — Selbstverständlich auch die Direktoren der höheren Lehranstalten bis zur Höchstzuhi von drei. Die Zugeständnisse erstrecken sich hauptsächlich auf die Be stimmung, daß -er schriftliche Verkehr zwischen der staatlichen Schulbehörde und den Direktoren durch die Hand des Vorsitzenden gehk wobei allerdings namentlich Angelegenheiten, die Disziplinär- fälle betreffen, ausgeschaltet sind. Von ihnen muß der Direktor -em Vorsitzenden lediglich vertrauliche Mitteilungen machen. Der Vorsitzende hat aber das Recht, zum «Durchgangsverkehr" eigene Aeugerungen abzugeben. Es wird dadurch — darüber wird man sich keinem Zweifel hingeben können — eine Art von Zwi scheninstanz zwischen dem Direktor und seiner Behörde ge schaffen, und zwar, wie hervorgehoben zu werden verdient, ge gebenenfalls auch eine schulunkundige. Weiter wird der Schulaus schuß selbst als letzte Instanz zur llebernahme von Nebenämtern gegen Entgelt aufgestellt. Eine Reihe von wichtigen Befugnissen gibt hier der Staat aus der Hand. Ob es zum Helle der höheren Schulen dienen wird, wenn in kleineren Städten auf diese Weise bisweilen außerschulische Ein flüße in ihr sich geltend machen werden, steht dahin. Indessen scheinen bei gegenseitigem Verständnis zwischen Schule und Ge meindebehörden diese Angelegenheiten immerhin durch persönliche Fühlungnahme zur Zufriedenheit beider Teile erledigt werden zu können, und der ministerielle Vorschlag dürfte bei gegenseitigem guten Willen nicht allzu großen Schwierigkeiten begegnen. Den allerschwersten Bedenken begegnet dagegen der Vorschlag deS Ministers, soweit er sich auf die Teilnahme des Vorsitzenden des Schulausschußes an den staatlichen Schulrevisionen bezieht. Der Entwurf will ihm nämlich auch in kleineren Städten das Recht zugestehen, nicht nur an diesen, sondern auch an den darauf folgenden, ganz vertraulichen Konferenzen teilzunehmen. Diese Schulbesichtigungen nun, die die staatliche Schulbehörde vornimmt, geschehen Kraft des Aufsichtsrechtes, das dem Staate den Schulen gegenüber zusteht. Es ist höchst bedenklich, wenn an solchen Revi sionen ein Nichtfachmann teilnimmt, und es gibt wohl in Preußen in keinem anderen höheren Stande eine Parallele zu einem der artigen Vorgang. Nach außen hin muß unbedingt der Eindruck erweckt werden, daß der Vorsitzende des Schulausschusses in der Stellung eines Vorgesetzten an der Besichtigung leilnimmt, um so mehr, wenn er auch zu der darauffolgenden Konferenz zugelassrn wird, selbst wenn er hier nur als Zuhörer auftritt. Eine ver trauliche Aussprache zwischen Fachleuten — Provinzialschuirat und Oberlehrer — soll hier in Gegenwart eines Laien stattfinden, der bei jedem Tadel und jedem Lobe ein schiefes Bild gewinnen muß. Es ist ferner dabei zu bedenken, daß es ihm natürlich nicht be nommen werden kann, wenn er die Kenntnisse, die er als Vor sitzender des Schuiausschusses gewonnen hat, und die, wie gesagt, oft unklare sein werden, als Bürgermeister weiter verwerten wird, und zwar in der Gemeindevertretung. Aus diesen Erwägungen heraus würde die Beseitigung dieser Bestimmung außerordentlich zu begrüßen jein. Aber der Vorschlag des Ministers geht weiter aus die Be gründung von Elternbeiräien bei jeder höberen Schule. Es sollen an den städtischen höheren Lehranstalten unter dem Vor sitz des Schulausschußvorsihenden zehn gewählte Mitglieder, von denen sechs Eltern von Kindern sein müssen, die die Schule be suchen — gegebenenfalls zur Hälfte Frauen —, und der Direktor der Schule zufammentreten, und zwar im Sommer und Winter min-estent je einmal. In Len Sitzungen, di« durchaus vertraulich