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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.09.1918
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180918021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918091802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918091802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-09
- Tag 1918-09-18
-
Monat
1918-09
-
Jahr
1918
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Seite A Nr. 477. Abend-Ausgabe Leipziger Tageblatt Mittwoch, 18. September rS18 lan- leben Tag bereit ist zu einem Frieden, der «inen vernünftigen, gerechten Neuaufbau der Welt ermöglicht, -t« Hand zu reichen »nd dl« Bedingungen dafür zu schaffen. Dgß Deutschland aber ebenso entschlossen ist, den Kampf durchzuführen bis zum Beotzersten, bis ihm selbst öle Gerechtigkeit, die das Anndament der neuen Weltordnung bilden soll und mich, von feinen Feinden zugestanden wird. Men. 18. September, (Etg. D r a h td e r t ch t.) Dar .Fremde», blatt' bespricht an leitender Stell« die Rede Balfonrt, in welcher er den Wortlaut der Note de» Grasen Barl an kritisiert. Das .Fremdenblatt' wendet sich insbesondere gegen den Elnwand Balfour*, bah di« Diplomaten, die die Besprechungen zu führen hätten, svAfölttg darauf schien würden, sich nicht bloßzustellen, und daß sie von Tag zu Tag das wechselnde Spiel auf dem Schlachtfeld« verfolgen würden. ES ist allerdings möglich, sagt das .Fremdenblatt', bah diese Tatsache der Fall wäre, aber wir glauben, daß dieser Einwand nicht hinretche» kann, das, wie der englische Minister selbst zugidt, kostbar« Mittel zu entwerten. Der Nachieil, den er hervorhebt, ist untrennbar mlt dem Vorteil verbunden, denn die Abhaltung von Besprechungen geschieht während des Fortganges deS Krieges. Will man die Nachteile, die doch nicht ausschlaggebend sind, nicht in Kauf nehmen, so bleibt nichts anderes übrig, ats die Versuche zur Herbeiführung deS Friedens bis zu jenem Zeitpunkt zu verschieben, wo baS Spiel auf dem Schlachtfeld« nicht mehr wechselt. Mit anderen Worten: diS der Krieg militärisch entschieden ist. Bis dahin aber können noch Jahre vergehen. Wenn sich die Negierungen nicht früher in Verbindung miteinander sehen wollen, als bis ein Teil in der Lage wäre, den Siegfrieden zu diktieren, dann mühte Europa noch lange auf dat Ende del Blut. Vergießens warten. Die Antwort der Entente Basel, 18. September, (E i g. D r a h t b e r l cht.) «Morning Post" schreibt nach einem Londoner Bericht von gestern: Balfyurt Erklärung aus dem Festesten der Preste bedeutet keine Ab lehnung von Besprechungen außerhalb einer Konferenz, und auch keine Ablehnung, eine ergänzende Rote »es Feinde* aus die bekannten FriedenSbcdinguagen de» Entente entgegenzuuehmea. Haag, 18. September. (Drahtbericht.) Eine halbamtliche Londoner Meldung besagt, di« Antwort der Alliierten sei innerhalb weniger Lager» erwarten. Mahrscheinüch werben die Alliierte« vorher von den Mittelmächten verlangen, bah st« sich mit gewisse» Punkten, wie mit einer Entschädigung an Belgien »nd Serbien, «iw verstanden erklären. Lugano, 18. September. (E i g. D r a h t b e r i ch t.) Aller Voraus- sicht »ach wird di« Entente eine Antwort auf die österreichische Fricdensnote geben und deren Text durch die gegenwärtig tagende, oder schon vorher zu anderen Zwecken einberufene neue Pariser Konferenz auffctzen. Orlando ist zu diesem Zweck nach der Schweiz obgereist; auch mehrere andere Minister in Italien sind auS Nom abgereist. Di« in Nom zurückgebliebenen Minister äußern sich sehr zurückhaltend, doch ist aus der Haltung der offiziösen Preste leicht zu erkennen, daß die italienische Negierung eine ableh nende Haltung einnimmt. .Giornale d Italia" schreibt zwar, die verbündeten Regierungen würden den Vorschlag nicht von vornherein oblehnen, zählt aber gleichzeitig so viele Bedenken und Einwände auf, dost die praktische Bedeutung der Prüfung zu einem verneinenden Ergebnis führen muh. Die Basis, auf der diese Prüfung erfolgt, Ist nach dicken offiziösen Blatt vor allen Dingen dle volle Errei- chung der KriegSziele deS Verbandes. Massvolle Beurteilung in Frankreich. Dens, 18. September. sEtg. Droh 1 bertcht.) In den setzt etn- octrosfenen französischen Zeitungen vom Montag liegen die ersten Besprechungen über daS österreichische Friedensangebot vor. Vor allem ist bemerkenswert und geradezu ausfällig, wie allgemein dieser neue FricdenSvcrsuch in Frankreich die Erinnerung am dat Schicksal deS ersvlglos gebliebenen FriedensvorschlagcS drS Deutschen Kaisers vom Dezember 1916 geweckt hat. In dem ersten FriedeNS- versuch war ein Waffenstillstand vorgesehen, und gevod« dies« Voraussetzung trug wesentlich zu dem Mißerfolge des Vorschlages bei. Die Kriegslage der Entente war damals schlecht. Besonders die Re gierungen von Frankreich und Rußland 'trauten sich nicht mehr die moralische Kraft zu, ihre Völker zur Wiederaufnahme der Feindselig- kciten bestimmen zu können, wenn die Friedensvrhandlungen ge scheitert wären Ans diese Weise gelang es Lloyd George, die glatte Ablehnung des FriedensvorschlageS durchzusehen. Seitdem hat man In Frankreich Erfahrungen gesammelt. Die Eröffnung von Frie- densverkandlungen Ende 1916 hätte vor allen Dingen den Zerfall Rußlands verhindert. Die Verantwortlich» Ke it fist da>Z Echrileru der Friedcnsverhandlungnr l>at auch seither schwer auf der französischen Negierung gelastet, insbesondere auf Briand, der dieser Entwicklung unterlegen ist. Der neue öfter- rcichische Friedensvorschlag strebt nur nach einem unverbindlichen Meinungsaustausch und lehnt die Möglichkelt ei t *. S Waffen- stlllstaabes ob. Trotzdem Kon» die französisch« RegteraugSpreste ihr, Befürchtungen garud« I» bSefer Vegie-ung nicht überwinden. * Die deutsch« Regierung zur Frtebeataot«. Berti», 18. Sevtemh» (Drahtbertchk) Vie .R-tz». schreibt: Au« amtliche Mitt eilt»»,, wie die Stell»»« der dwchche» «h de» Artgen «erhäudete» Regierung«, s^n wich, llep HP teht «ichl »er, abgesehen von der Gewißheit, Hatz die deutsche Aut- w»rt»ole di« »riazipielle Zufttwmung M den öfter rchchlsch» Varl*»»»«» «»äbtttcke» wird. Vt«s li*» ü »»ch »am i» »er RlHsag »er buttfchen Politik, dle stell ch»e Bereitschaft erklärt hat, Ws jede, wt« immer gürtete Aaregm»^ die zmn Frieden führe« könnte, eiugchea zu wollen. Weiteres läßt sich zur Stande »och nicht sagen. Eintritt von Sozialdemokrate« irr die Regierung? Berlin, 18. September. (Drahtberlcht unserer Ber- llner Schriftleitung) ES wird in nattonalliberalen politischen Kreise» alt keineswegs «Sgeschloste» betrachtet, Hatz sich schon i» einer der erste» Sitzungen des Haoptausschnstes des Reichstages dle Frage entscheiden wird, ob demnächst ein oder zwei Vertreter der sozialdemokratische« Mehrheit in die Regierung ein treten. Die Ratloaalliderale» verhalte« sich dieser Aussicht gegenitder »icht adlehnend. Es ist bekannt, datz die Parteien der Reichstagsmehrheit für 1Sl7 den Sozialdemokraten Scheidemannscher Richtung nicht nur den Vorschlag gemacht habe«, in die Neuerung ein» z»treten, sonder» daß diese MehrheitSparteien die Sozialdemokrat*» direkt gebeten Haden, sich an der Bild»«« der neuen Realerung zu be teiligen. Dagegen lehnte die sozialdemokratische MehrheitSsrakllon dieses Ersuche» jedoch mit der Begründung ab, daß ihr Herr vo» Payer, der Vizekanzler, der den Sozialdemokraten bekanntlich sehr nahe steht, alt Bürge genüge. Berlin, 18. September. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung.) Wie wir von bestunterrichteter nationalliberaler Seite erfahren, hat die Mehrheilspartei der nationalliberalen Fraktion bisher, entgegen allen anderen anderslautenden Meldungen, nicht den Vorschlag gemacht, sich an den interfraktionellen Besprechungen der Reichstagsmehrheit zu beteiligen, und ein entsprechender Schritt ist auch bis zue Stunde von nationalliberaler Seite aus nicht unternommen wor den. Uner Führung Dr. SlresemannS verhält sich die Partei also absolut abwartend. Das Wahlgesetz in der preußische« Herrenhauskommisfion Berlin, 18. September. (Drahtberlcht.) Der Gegenstand der heutigen Versammlung war das Wahlgesetz für das Abgeordnetenhaus. Dabei wurde vorzugsweise die Frage der Abgrenzung der Wahl bezirke und die Verhältniswahl besprochen, ohne daß sich eine entscheidende Stellungnahme der Kommission für oder gegen die Verhältniswahl ergeben hätte. Von der einen Seite wurde die Wir kung der Verhältniswahl auf die Zustände im Osten dargelegt. Von anderer Seite wurde von ihr ein Schuh der bürgerlichen Minderheit in den großen Städten erhofft. Dagegen wurden auch erhebliche Be denken gegen die Verhältniswahl geltend gemacht und eS wurden andere Alaßnahmen zur Erreichung der genannlen Ziele gefordert. Die Kommission beschloß sodann in der morgigen Sitzung in dle allge- meine Beratung der HerrenhauSvorlage «tnzukreten. Berlin, 18. September. (Drahtberlcht.) DaS Abgeordneten haus dürfte am 3. Oktober wieder zusammentretcn. Die endgültige Bestimmung des Zeitpunktes erfolgte sedoch erst am Freitag durch den Aeltestenrat. Zur preußischen VerwallungSresorm. AuS Köln wird dem ,B. T.' ge schrieben: Der Koblenzer Etabtrat Prentzel ist kürzlich als Vor tragender Rat in daS Ministerium der öffentlichen Arbeiten berufen wovden. Dvese Ernennung bedeutet «irr«« Bruch mit einer hundert jährigen Tradition. Während den Ministerien anderer Länder von jeher auch Gemein debeamte als Vortragende Räte an gehört haben. Ist es 1« Preußen bisher noch nicht vorgekommen, daß ein Gemeindebeomter zum Vortragenden Rat ernannt wovden wäre. Daß der Minister der öffentlichen Arbeiten mit jener Tradition gebrochen Hot, kann nur als sehr zweckmäßig bezeichnet werden. Persön lichkeiten, di« in der Gemeindeverwaltung tätig gewesen sind, kennen natürlich die Verhältnisse der Gemeinden besser und können ihren berechtigten Interessen eher Rechnung tragen als solch«, die niemals Gerneindedoamten gewesen sind. Hoffentlich werden auch der Minister deS Innern und der Ftnanzminister mit der Zeit dazu übergehen, daß st« als Gemeindereferenten Persönlichkeiten bestell««, die längere Zeit in einer Gemeindeverwaltung tätig gewesen sind. * Eine ganze Kompanie mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. In den letzten Kämpfen an der Westfront Hai sich dte 2. Kompanie der Ma- schinengewehr-Scharfschützen-Abteilung 13 ganz besonders ausgezeichnet, so daß der wohl elntzig dastehende Fall eintrat, daß sämtlichen Unteroffizieren und Mannschaften das Eifern« Kreuz 2. Klasse ver liehen wurde. Die Aussichten de» Arbeitskannnergesetze» Man schreibt unS: Acht Tag« vor Zusammentritt des Reichstages soll dse von» Aus schuß für dos ArdeitSkammergesetz «,««setzte Unterausschuß Msommrn- Vreten, um dl« bisherig« Beschlüsse des Ausschuss* zu formulieren. Da eine frühere Einberufung des Reichstages, als mfvrünglich geplant w«r, im Benetche der Möglichkeit liegt, rückt die Entscheidung über das Schicksal des ArbeitSkammergesetzej näher. Gegenwärtig kann man diese Aussichten für sein Zustandekommen nicht als günstig ansehen. 2s ist jedoch zu berücksichtigen, daß sich bis her die Fraktionen selbst über ihre endgültigen Entscheidungen noch nicht festgelegt Hoden. ES ist mithin nicht ausgeschlossen, daß diese Ent scheidung etwas anders ausfällt, als die bisherigen Beschlüsse der Kom mission. Die Reichsregierung hat keinen Zweifel darüber gelassen, bah st« großen Wert auf ein Zustandekommen des Gesetzes legt. Sie kann jedoch nicht einseitig nur den Wünschen der Arbeitnehmer entgegen kommen, wenn diese in grundsätzlichen Fragen von denen der Arbeit geber abwe'chen. Der Kriegsausschuß der deutschen Industrie hält, wie aus seiner letzten Kundgebung hervorgcht, an der fachlichen Glie derung der Arbeltskammer scsi, die auch die Vorlage der Reichs regierung vorfleht. Um eine Verständigung zu ermöglichen, hat dl« Reichsregicrung dem Kompromißantrag, der fachlich« und terri toriale Kammern nebeneinander bilden roll, zugcstimmt. Ueber dieses Zugeständnis hmauSzugehen, dürste sie nicht in der Lage sein. Auch über einige andere Fragen, wie über d« Regelung einer Vertretung ber Seeleute und Landarbeiter, ist noch keine Verständigung erzielt. Lin Scheitern der Vorlage liegt mithin noch durchaus im Bereich der Möglichkeit. Es wäre auch im Interesse der Arbeiterschaft sehr zu bedauern. Bekanntlich sind in absehbarer Zeit neue wichkge sozial poltische Aufgaben zu lösen, wie beispielsweise die Frage der Arbeits- losenfürsorge, wob«! es sich darum handeln wird, über das Problem einer Arbeitslosenversicherung Klarheit zu gewinnen. Gerade bei dieser Frag« wäre die Mitarbeit der Arbeitskammern von großem Werte. S e kann aber nur von fachlichen Kammern geleistet werden, da sa die Ursachen der Arbeitslosigkeit nahezu in jeder Industrie andere sind. Auf diesem Gebiete könnten mithin nur fachlich« Kammern, deren Mitglieder über die Lage einer Industrie genau unterrichtet sind, sich er folgreich betätigen. * Kriegstramrngsurlaub. Ueber Krlegstrauungsvrkrub heißt es tn einem Schreiben deS preußischen Krt«gSmlnistertzimS an den Reichstags abgeordneten Dr. Müller-Meiningen vom 7. Sepkemh-r u. o. wie folgt: Zu dem hierher abgegebenen Schreiben d«S Gefreite« B. wird Ihnen mitgeteilt, daß besondere Bestimmungen über Beurlaubungen zu Kriegstrauungen nicht erlassen sind, weil diese nicht als .dringender Notstand' angesehen werden, der eine ausnahmsweise und bevorzugte Beurlaubung rechtfertigt. Es wird vielmehr im allgemeinen verlangt werden müssen, daß eine beabsichtigte Nottrauung gelegentlich eines Helmatsurlaubs vollzogen wird. Wird daher vom Truppenteil ein de- sonderer Urlaub zur Kriegstrauung bewilligt, so kann die Dauer des selben auf den nächsten Heimatsurlaub gegebewenfaltS angerechnet werden. * Dle katholischen Arbeitervereine und Kardinal v. Harimann. In einer am 16. September stattgehabten öffentlichen Mitgliederversamm lung der katholischen Arbeitervereine in Köln wurde eine Entschließung angenommen, in der erklärt wird, die Amtsenthebung -es DiözesanprüseS Dr. Müller habe die katholischen Arbeiter aufs äußerste beunruhigt underblttert. Gegen die gegen Dr. Müller ergriffenen Maßnahmen lege sie di« entschiedenste Ver wahrung ein. — Wie die .Düsseldorfer Nachrichten' erfahren, ist insoweit eine Entspannung etngetreken, als der Direktor des westdeutschen Ar- deiterverbandeS, Prälat Pieper in München-Gladbach, sein Amt niedergelegt und der bisherige DtözesanpräseS Dr. Mülleronseine Stell« tritt. * Schutzmaßnahmen für den deutschen Besitz in Moskau. Von zu ständiger Seite wird mitgetellt: Durch Erlaß der russischen Re gierung vom 12. d. M. wird die Regelung der in den Moskauer Möbellagern zur Aufbewahrung abgegebenen Möbel und sonstigen Gegenstände gestattet. Den beteiligten deutschen Reichs angehörigen wird empfohlen, soweit dies noch nicht geschehen, un verzüglich bei dem kaiserlich deutschen Generalkonsulat in Moskau unter Angabe des Möbellagers und der OulttungSnummer ihr in Moskauer Lagern abgestelltes Eigentum anzumelden, damit dle erforder lichen Schutzmaßnahmen getroffen werden können. * Das Infanterie-Regiment Nr. 177, zu dessen Ghvftnhaber König Ferdinand von Bulgarien ernannt worden ist, ist noch ein sehr junges Regiment, das erst in diesem Weltkriege sein« Feuertaufe erhielt. Be kannt wurden die 177«r namentlich durch ihren Sturm auf Tahure im Jahre 1915, der ihnen -en Beinamen der .Löwen von Tahure' eintrug. Besonders hervorgetan hat sich daS Regiment während deS Vormarsches namentlich bei Dinant und Lenharräe sowie später bet Hvrkebise, Eorbäny, Craonne, Höhe 108 und Brimout, sowie mehrfach an der Somme, im Argonncnwald, vor der Siegfrir-stellung, tn der Champogn« und in Flandern. Die Münchener neue Sezession München, im September. Die Ausstellung der Neu«n Sezession in München läßt die ver schiedenartigsten Bestrebungen nebeneinander zu Worte kommen- DaS könnte ein gutes Zeichen dafür sein, daß sie daS freie Schaffen durch keine Dogmen und Formen rinschnürcn läßt, es entschuldigt aber nicht di« Kritiklosigkeit, mit der ganz unfertige und schale Versuche ge duldet worden sind. Leider ist auch die Hängung der Arbeiten oft ge radezu unmöglich und läßt die Gegensätze aufeinanderplatzen. Dle zahmen und sich schablonenhaft ähnelnden Landschaften von Steck, und die sehr noch dem Süßlichen und Glatten neigenden Akte von Jagers- pacher teilen einen Raum mit zwei leidenschaftlich ungebändigten Wer ken von Kokoschka. DaS eine, ein Bildnis eines jungen Mannes, ist von fast peinigender Eindringlichkeit in der Widerspiegelung erregten und au< sich heraosdrängenden Innenlebens, das sich im unbestimmt Suchenden des Blickes, tn einer fragenden und langenden Gebärde der lhond äußert: koloristisch ist es aufreizend, wie sich «in wachsgeldet Ge sicht auS verfließenden rosa Tönen deS Grundes herautlüst. Daneben ein schwüles, beklemmendes Notturno: «in Liebespaar tn nächtiger Um gebung, spukhaft phantastisch und wie eine heftige Improvisation hin- geschleubert. Wirken diese leidenschaftlichen Konfessionen bei Kokoschka echt, wenn auch vielleicht überhitzt, so mutet der verworrene Okkultismus der tn zerfließende Ncbeldunst gehüllten Bilder Koesters etwas zweifel haft an. Auch Genin ergießt sich In melancholischen Träumereien, die er in «In« verloschene, ausgeglichene Färbung und in karg gezeichnete Figuren von kläglich stockender Gebärdensprache kleidet. Diese düstere «nd umwölkte Färbung, diese vage und zerfahrene Formengebung scheint einer wahren Wollust am Nächtigen und mysteriös Aufwühlenden ent sprungen. Auch Schinnerers Bilder suchen durch die Trübung d«S Kolorits sich in eine geheimnisvolle Sphäre zu betten. Am ehesten er reicht Julius Echülein innerhalb solcher grauoerhangenen Tonskala eine sich im rein Malerische« erfüllende Form. — Dagegen sind di« Blumenftilleden der Frau Kaspar Filser «in wahres Jubilieren feuriger Farben. Brennende Eonnenglut flirt über dem weiten Aehren- feld ihrer .Eommerlandschaft'. Eine hinreißende Meisterschaft in» Ver einigen locker verbundener, leuchiendrr und gewählter Tonabstufungen, ein höchst kultiviertes malerisches Empfinden ist ihr mit ihrem Gatten Karl Kaspar gemeinsam. Der sanfte und zart abgedämpft« Schim mer der Farbflächen auf seiner .Heimsuchung' läßt >m Verein mit der heimlichen, leit zurückhaltenden AuSdrucksgebärd« der beiden Frauen gestalten, die daS Mysterium d«S Vorgangs nur anbeutet, «ine roman- lisch-schwärmeriscke Gesinnung deS Künstlers ahnen. Auf den kleinen Bildern August Macke» zaubert das Einfällen Heller Sonnenslccken durch schimmerndes grünes Laubdach «ine zarte Märchenstimmung hervor Jäh und seltsam beunruhigend ruft «tn großes FrauenbildniS von Munch den Betrachter an, rätselhaft im Aagespannleu des in die Ferne gerichteten Gesichts, daS, von scharlach- roÜM Haar um flammt, scharf vvrsprtngt. Wer inmitten aller dieser MW» MW stW» AWm smh«, smm, ihn tu ö«si gediegene» SkM^en von Malter Püttuer finden; sie schließen sich au süddeutsche Tra dition, etwa an Trüdners durrkeltonlge Art, an. Recht geschmackvoll aufgebaut, behalten sie aus die Dauer doch etwas Nüchternes nicht nur im Gegenständlich«» der Pfeifenköpfe, Zigarrenkisten und Eierbecher. Von den jüngeren Münchnern fesselt besonders KarS mit einem kleinen Stück, der Ansicht eines BallokalS, durch frappante Raum- Wirkung: eine scharfgezeichnete Treppe, durch Figuren pikant belebt, schnurrt in doppelter Windung in dle Tiefe. Dem ewig kraumverzückten Sonderling Paul Kee hat man eine ganze Wand für seine bizarren Paptermosaiken eingeräumt, in deren sonderbaren Gefühlsspannungen man sich leicht elnleben kann, ohne st« als Kunst für voll zu nehmen. — Schließlich Marcs blaue Pferde, 1911 gemalt. Die voluminösen Massen der Tierkörper sind zu geschlossener DreteckSgr'uppe gefügt und ihr individuelles Leben im Nicken und Wenden der Köpfe als Spiel geschwungener Konturen zur rhythmischen Belebung der Fläche geworden. Hier ist im Suchen nach einer monumentalen Btldfvrm wenn auch kein letztet Ziel, so doch eine vorgeschobene Etappe erreicht. Streng formales Vorstellen und bewußter, disziplinierter Wille zum Stil ist den Arbeiten von Edwin Scharff eigen, namentlich den plastischen. Die Figur einer stehenden nackten Frau tst auf große Gliederung zogehauen, klar bis int Letzte tn den statischen Verhältnissen, von machtvoller Standfestigkeit und von fast klobiger Wucht deS Körper haften, aber nicht starr, sondern von einem majestätischen Pathos durch- strömt. Ebenso ist «ine Porträtbüste durch ihre rein plastische Gestattung hervorragend, von jeder Oberflächenpsychologie gereinigt. In der ziemlich schwach bestellten Graphik fallen außer glänzen den Porträtkarikaiuren von PretoriuS Zeichnungen Schinne- re r S als ausgezeichnete Kompositionsldeen auf. Unter den Radierungen Lehmbrucks sind einig« ausdrucksvolle Bildnisse, während ein paar Blätter zu Shakespeares .Macbeth' ziemlich flüchtig gefaßt und nicht gerade stark inspiriert erschein««. Heinrich Ernst. Städtisch« Theater. Freitag, den 20. September, wird Grillparzers Trauerspiel .Sappho' wieder in den Splelplan aufgenominen. Die Rolle deS Phaon spielt zum ersten Male Karl Wüstenhagen. Di« andere Besetzung ist folgende: Sappho: Susi Stollberg, Melitta: Katharina Kock, EuchariS: Marie Schippanq, RhamneS: Wilhelm Hell muth-Bram. Die Vorstellung findet im Neuen Theater statt und be ginnt um 7 Uhr. Th«aterchro»ik. .Semtramit' von Stefan Marcus, «ine Tragödie in fünf Aufzügen, wurde von Direktor Leopold Sachse für dos Stadttheater tn Halle zur Uraufführung erworben. Die Buchausgabe ist im Verlag Georg Müller erschienen. — .Der Revo lutionär', Drama in drei Aufzügen, von Wilhelm Speyer, ist in Berlin (Kleines Theater), Wien (Volksbühne), München (Kammer spiele) zur Aufführung erworben word«n. Desselben Autors großes historisches Drama .Carl V.' wird Im Hoftheater in Darmstadt ur aufgeführt. Musskfesi i» Mrinlage». Wie der .Hochschulkorr.' belichtet Mir-, werden auf dem am 12. und 13. Oktober tn Meiningen staklftnben- den Mulik fest der Franz-Liszt-Gesellschast folgende Werke ihr« Ur aufführung erleben: ein Streichquartett von Richard Weck, eine Klavier. Violin-Sonate von Robert Kahn, ttne OrchHterfonöasi« von Mari, Prinzessin von Sachsen-Meiningen, und ein sinfonisches Gedicht mit Gesang füir Orchester von Fritz Fleck. Dem Andenken Tolstois. Die Derwattung d« AvfklärungSgesell- schäft .ZaSnaja Poljana' zum Gedächtnis Tolstois hat sich an daS Komitee für StaakSbauwesen gewandt mit der Bitte, ihr 249 370 Rubel zu überlassen zum Bau einer guten Fahrstraße zum Grabe L. Tolstois und zur Anlage zweier Terrassen, von denen eine al- Frettufthvrsaal dienen soll. Dle erste Volkshochschule in Württemberg eröffnete am 28. Oktober der Verein für ländliche Wohlfahrtspflege für mindestens 18jährige Mädchen vom Lande in Letbenzell. Der Aufenthalt daselbst dauert viereinhalb Monate und kommt auf 250 »tt ,u stehen. In den Arbeits plan ist ausgenommen: Lebenskunde (Seelenleben, Weltanschauungs fragen, Tagesfragen), Deutsch (Literatur, Heimatkunde, Helmatfragen), Geschichte (Staatskunde, Bürgerkunde), Naturkunde (GesundhettSfragen), Gesang, Turnen, außerdem hauSwirffchaftllche Unterweisung von HauS- haltungskund«, NahrungSmittelleh-re, Säuglings- und Kinderpflege. Hochscholnachrlchten. Der o. Professor deS deutschen, bürgerlichen und Handelsrechts Dr. Julius von Gierke in Königsberg i. Pr. ist tn gleicher Eigenschaft an die Universität Halle versetzt worden; er tritt dort an Selle deS nach Breslau gehenden Geh. IustizrakS Pro fessor P. Rehme. — Dr. Adolf Schellenberg, Assistent am Zoologi schen Institut und Museum der Universität Breslau, wurde zum KustoS am Kgl. Zoologischen Museum in Berlin ernannt. Eine der größten Wafferkraftanlagen der Welt soll nach einem Bericht des .Prometheus' in der nächsten Zeit an der Grenze zwischen Spanien und Portugal errichtet werden. D«r Duero, der Hauptfluß der Pyrenäcnhalblnsel, hat dort einen Wasserfall von 87 Meter Hohe, durch dessen Verwertung man etwa 350 000 ?. 8. zu gewinnen hofft. In Bilbao wird eine Gesellschaft mit einem Kapital von 150 Millionen Pesetas zur Errichtung eines Wasserkraftwerks am Duero gegründtt. Der elektrische Strom soll bis In das I n d u str i e g e b > e t von Bil bao geleitet werden, um dort die Einfuhr englischer Kohlen überflüssig zu machen. Auch Madrid soll z. T. aus diesem Wasserkraftwerk oer- sorgt werden. Portugal fordert gleichfalls ein« Beteiligung an den An. lagen und die Abgabe eines Teiles der Kraft nach dem portugiesischen Ufer. K .Aas weiae« Iugendlaab.' Von Isolde Kurz. (Geh. 8 ^l, geb. 8 -^l. Stuttgart, Deutsche Verlags-Anfiatt.) Ihren ftüher er schienenen Büchern biographischen Inhalts, dem Lebensbilds ihres Dakers, des Dichters Hermann Kurz, und den .Florentiner Erinnernugen', läßt Isolde Kar, jetzt «in Stück Sekbstbiographte fotzt«», tn dem sie über Ihr« innere Entwicklung, ihr« äußeren Erlebnisse and ihre Umwelt berichtet, wie sie sich ihr heute beim Rückblick tn ihr .IagenLland" darstellen. Der nulturgcschlchtlich Interessierte wird an den Bildern aus dem klein städtisch engen und doch wieder studentisch freien Leben der Universitäts stadt Tübingen sein« Freade haben; der politischen »nd literarischen Ge- schichte wird manch feiner ttttim« Zug z« den BWnisfen bekannter Gab vedeutender Persönlichkeiten, zu dem Bild der politischen SkkmMWM» und Zastünde ber Zett am 1870 nachgetrugm.
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