Volltext Seite (XML)
Sette L. Nr. ^S8. Äbend-2lnsftade Leipziger Tageblatt bet der gegenseitigen Rückgabe der besetzten Gebiete überall zeit- tich die Vorhand zu haben beanspruchen, bezüglich Belgiens aber scheint es so. Der Vizekanzler hat da zwei Sätze hinlercn.ander gesprochen, von denen der criie völlig klar erscheint, der zweite dagegen weniger. Der erste lanlet: Dcuifche können, sobald der Friede geschlossen ist, die besetzten Gebiete räumen, wir können, wenn es erst einmal so weit ist, auch Belgien räumen"; dagegen hecht es im zweiten. „Sind wir und Unsere B.lndeSg^nosscn erst einmal wieder im Besitze dessen, «aS uns gehörte usw., so wird Belgien znruÄgcgcöcn werden können, Hier blei ben also noch Unterschiede ausznktaren. — Daß wir i« übrigen niit Belgien in besondere wirtschaftliche Beziehungen zu kommen suchen, geht aus den weiteren Worten Payers hervor, wobei aber ausdrücklich von einer Verständigung zwischen Bel gien und uns die Rede ist, unter Hinweis gerade auch auf die belgischen Interessen und mit einer Verbeugung in dem Ausdrucke der Zuversicht, drch Belgien die Fiamenfrage gerecht lösen werd«. Soviel von Belgien. Probleme bleiben immer noch bestehen, and wir dürfen jedenfalls nicht glauben, daß nunmehr die belgische Frage schon so gut wie gelöst sei. Darüber werden wir in den nächsten Tagen ja von der Gegenseite manches hören. Neben dieser wichtigsten und dringendsten Frage treten die anderen Themen der Payerschen Bede zum Teil zurück. Hervor zuheben ist noch als sehr bemerkenswert der glatte Verzicht aus eine Kriegsentschädigung, obwohl unser Recht auf eine solche der Form nach gewahrt wird. Allein die deutsche Regierung stellt sich vernünftigerweise hier nicht auf den Klotzen Rechtsstandpunkt, son dern treibt FweckmätzigkeitSpolitik, indem sie sich sagpt, daß ein Krieg, der durchaus eine Kriegsentschädigung eindrlngen sollte, noch unverhältnismätzige Opfer kosten müßte, und daß lm Gegen teil die rückhaltlose Ausgabe dieser Forderung zur Verbreitung der Friedensstimmung beitragen könnte. — Die Gedanken über den Völkerbund sind im Munde eines deutschen Regierungs mannes nicht neu, und es liegt ein Fortschritt darin, datz nicht mehr gesagt wird, wir würden uns .an die Spitze" solcher Bestrebungen stellen; wir erklären vielmehr einfach unsere Bereitschaft, nach Kräften mltzuarbeiten. Dasselbe wird für die Abrüstungsver einbarungen versichert, und diese werden ausdrücklich auf die Secstreltkräfke ausgedehnt. 2n diesem Gedankenganae kam der Vizekanzler den Feinden^gegen die er sonst manche scharfe Wen dung, manches stachllche Wort nicht unterdrückt«, ebenso entgegen, wie mit seinen Ausführungen über den allgemeinen Charakter des kommenden Friedens, worin er sich, eS ist nicht zu leugnen, in gewissen Sähen mit früheren Ausführungen Wilsons begegnete. Die Ablehnung eines Klotzen Macht- und gar Gewaltfriedens in dieser entschiedenen Form ist neu in einer offiziellen deutschen KriegSrede; es war aber klug von Herrn von Payer, dah er jene alten Vorstellungen auch gegenüber manchen Volksgenossen, die sie heute noch hegen, ablehnte, — sonst hätte et leicht den An schein gewinnen können, als dächte er dabei vor allem an groh« Ansprüche der Gegner, die jetzt zu gewärtigen wären, was nach den militärischen Vorgängen der letzten Wochen vielleicht einen schiefen Eindruck erweckt hätte. Erwähnen wir noch, datz Herr von Payer die wichtigste inner- polltische Frage dieser Tage, die Auslösung deS preußischen Ab geordnetenhauses, entschieden anfahte und die uliim» ratio in be stimmte Aussicht stellte, so ist damit wieder eine Stelle der Rede bezeichnet, die der jetzigen Regierung zugute kommen wird. Zwar war man schon seit einiger Zeit unterrichtet, dah die Auslösung noch für den Herbst dieses Jahres in Aussicht genommen sei, allein es waren immer wieder Zweifel an der Entschlußfähigkeit deS Grafen Hertling aufgetaucht, ohne von ihm ganz überzeugend niedergeschlagen zu werden. Jetzt ist das durch seinen Stellver treter gescheyen. UebrigenS sagte Herrn von Payer nichts da von, datz nach der Beratung des Herrenhauses noch «in weiteres Mittel der Verständigung versucht werden soll, so dah man viel leicht hoffen darf, dah nun auch die Regierung diese Mittel für erschöpft hält. * Berlin, 18. September. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleitung.) Jur Rede des Vizekanzlers vonPayer schreibt der .Vorwärts": Wir verkennen nicht, dah die Rede deS Herrn von Payer gegenüber manchen früheren Kanzlerroden «inen Fort- schritt darstcllt, bah er teilweise eine recht erfreuliche und ktar« Sprache ' führt. Aber oor allem hat Herr von Payer den Beweis zu erbringen, bah er imstande ist, Li« Grundsätze seiner Politik gegen die Widerstände einer anderen Richtung durchzuführen und dah die deutsche Regierung nicht im enlscheibenben Moment sich durch Einflüsse einer Neben- regierung von ihren Prinzipien abbringen läßt. Diesen Beweis ist uns die Regierung, der Herr von Payer angchört, zurzeit noch schuldig. Der Reichskanzler über Verstiindigrrrlgsfrieden und Wahlrecht Eine Abordnung der Gewerkschaften ist am -estrigen Donners- tag, wle wir bereits berichteten, vom Reichskanzler empfangen worden. Bei dieser Gelegenheit hat Graf Hertling ungefähr folgendes geantwortet: Die politische Reich Steilung sei mit der Obersten Heeresleitung vollkommen eint- im Erstreben deS VerständtgungSfriabent. Der Krieg werd« nicht eine Minute länger dauern alt zur Verteidigung unbedingt notwendig. Die bisherigen Frieöensaugebote Deutschlands seien leib« hohn- ice:nb zurückgewiesen worben. Roch vor vierzehn Tugen hübe wüster Chauvinismus die ganze feindliche Presse beherrscht. Trotz dem Höfte er zuversichtlich, dah wir dem Frieden näher seien, aw man allgemein gtaube. Jedenfalls seien AeichäraGiar»- nutz Heeresleitung einmütig gegen jede Eroberung; darüber bestünde« »üine Meinungsverschiedenheiten untz seien keine Befürchtungen nötig. — Zum allgemeinen Wahlrecht könne er nur wiederholen, dah er damit stehe und falle. Er wundere sich, datz seine Worte bezweifelt würden. Man müsse doch be greifen, datz die bisher mahgebenden Parteien durch die Wahl reform beunruhigt seien. Auch das Herrenhaus habe feine ver fassungsmäßigen Rechte. Aber deswegen weiche er nichteinen Schritt vom gleichen Wahlrecht ab, und sobald fest stehe, dah darauf keine Verständigung zu erzielen sei, sei ersofort zur Auflösung entschlossen. Zur Einberufung des preußischen Abgeordnetenhauses Berlin, 13. September. (Drahtbericht unserer Berliner S ch r i f t le i t ü ng.^ In parlamentarischen Kreisen verlautet, Hatz Li« Einberufung des preußischen Abgeordnetenhauses beim gezenwärligen Staub ter Dingc oor der zweiten Hätste deS Oktober kaum zu erwarten sein wird. Berlin, 13. September. (Drahtbericht.) Am Freitag, den 20. Sept., vormittags 10 Ilhr tritt der Aeltestenausschutz des Abgeord netenhauses zusammen, um mit dem Präsidenten zu beraten, wann mil den Sitzungen des Abgeordnetenhauses begonnen werden soll. Der Ze tpunkt wird voraussichtlich davon abhängig sein, wann lm Finanz min.sterium das neue Einkommensteuergesetz sertiMstellt werden kann. Auch «ine etwaige Vorlage d«r preußischen Staats regierung hinsichtlich der in den baltischen Provinzen ge wünschten Personalunion wird vielleicht von Einflug aus den Beginn -er Sitzungen sein. * Kill», 18. September. (Etg. Drahtbe richt,) Aus Grund von Erkundigungen an maßgebender Stelle bestreitet -le .Köln. Volksztg." das Bestehen einer Reichskanzlerkrise. Der Kanzler sieht auch keinerlei Grund ein für seinen Rücktritt. Mag sein, dah gewiße Persönlichkeiten beim setz'gen Reichskanzler nicht auf ihre Rechnung gekommen sind, und dah sie deshalb das Bedürfnis haben, von sich reden zu machen. Das Zentrum dürfte nicht die Hand zum Sturz Les Kanzlers bieten. Es wird gut fein, wenn auch die Press« !m Lande -rauhen ruhigere Nerven und klaren Blick in diesen Dingen bewahren. An einen Rücktritt des Reichskanzlers wäre bloh zu denken, wenn der Gesundheitszustand oder das mangelnde Ver trauen d«s Kaisers es ihm unmöglich machen würde, die schweren Lasten weiter zu tragen. Beides ist in diesem Augenblick nicht der Fall. Die iitterfraLtioneLen Beratungen In Vertin Berlin, 13. September. (Drahtbericht.) Der Ausschuß der Mehrheitsparteien tagte gestern von 2 Uhr nachmittags bis ^48 Uhr abends. Di« Ostfragrn standen wieder im Mittelpunkt und wurden insbesondere durch Abgeordneten Dr. David in einer sehr ausführlichen Rede behandelt. Erneut und bestimmter als je zuvor nahmen die Mchrhcitsparteien Stellung gegen alle Versuche, Deutschland im Osten durch dynastische Bindungen zu be lasten. Gewisse Erklärungen, die auf einer Parlamentarier- fahrt nach dem Osten in Gegenwart von Regierungsmitgliedern abgegeben wurden, boten Anlah, wiederum die Ueberelnstimmvng zu bekunden, datz der Reichstag sich hier nicht vor vollendete Tatsachen stellen lassen dürfe. Die Verhandlungen des 2nt«rp«llatlvns- ausschusses werden am heutigen Tage ihre Fortsetzung finden. Bisher ist von keiner Seite formell «ine frühere Ein berufung des Reichstages gefordert worden. Ss ist möglich, datz die Mehrheitsparteten sich dahin entscheiden werden, der Regierung Herlling eine weitere Frist für di« Beratungen im Herrenhaus« zu lassen. Berlin, 13. September. (Drahtbericht.) Reichskanzler Graf H « rk- ltng hat Einladungen an die Parteiführer des Reichstages ergehen lassen, um zunächst in Sonderberatungen mit ihnen einerseits die Wünsche der Fraktionen kennen zu lernen, andererseits «inen Ausschluß über leine Absichten in der Wahlrechtsdebatt« und in äutzeren Fragen zu geben. Heute wird Abgeordneter Dr. Fischbeck als Vertreter der Fortschrittlichen Volksparlei zu einer Unterredung beim Grafen Hertllng erscheinen. Abgeordneter Ackert war bereits, wie berichtet, zu einer Unterredung zum Grafen Hertling gebeten worden. * Der Hauplausschvtz des Reichstages soll, wie die .Schlesische Volkszeitung" aus Berlin erfährt, am S. Oktober wieder zusammen treten. breitag, IS. September rL18 Eine Rebe de» bayrischen Innenminister» München, 12. September. (Drahtbericht.) An der außerordentliche'» Knegstagun, d«s Bayrischen Christliche» Bau«mwer«in» der Mckllter des Inner» ».Brei tret» «st», länger. Rede, in der rr zunächst den bayrischen Landwirt«, für ihr« Lcislmmen und Opfer während des Krieges herzlichsten Dank «nb vollste Anerkennung aas- sprach und darauf vinwies, daß et jetzt besonders gelt«, das Vertrauen und die Einmütigkeit zwischen Rogieruira und Volk, Stadt unH Land, Rard und Stld zu erhalten und zu stärken. Sodann gab der Minister cinrv - Uederdlick über unsere Ernährungslage, wobei er insbesondere auf Lic schwere Schädigung der Versorgung durch den Schleichhandel hinwies, der mit allen Mitteln bekämpft werden müsse, und di« Gegensätze zwischen Stadt und Land beleuchtet«. Der Minister fuhr fort: Bayern und das übrige Reich sind gegenseitig auf einander angewiesen. Am gegenseitigen Zusammenhalten und Sichnnterstützen liegt die Stärke des Ganzen. Zwietracht und Un einigkeit, um deren Entstehen und Warbsen sich auch zahlreiche feind liche Agenten nach Kräjtcn bemühen, kommen nur unseren Feinden »»gut« und verlängern den Krieg. Wär, unsere Landwirtschaft nicht leistungsfähig gewesen, der Krieg wäre längst beendet durch eine schwere Rioberlage. Die bayrische Staatsregierung wird bei Kri«gSeich« sicher alles daransetzen, um die heimische Landwirtschaft technisch uüd wirtschaft lich zu fördern, und besonders, wie schon wiederholt versichert, mit all«r Entschiedenheit dafür eintreten, daß sie bei der Ordnung der wirtfchafi- lichcn Verhältnisse zu anderen Staaten vor ernsten Schädigungen bewahrt bleibt. Der Ruf nach kräftiger - -- And»strialiperu«g Bayerns lst gerechtfertigt und begrüßenswert. Dabet barf aber die Landwirtschaft nicht zu kurz kommen. Der gewaltige Krieg lastet schwer auf jeder Fa milie, und doch können wir nicht genug banken, dafür, baß unsere Hei mat nickt zum Kriegsschauplatz geworden ist. Unser Heer und unsere unvergl.ichlichen Führer baden solches Leid von drr .Heimat obgewendet und werden eS auch fernerhin von unS sernhalten. Der Rückzug un serer Armeen in ihre jetzige Stellung hat manche erschreckt, aber ich kann auf Grund von Mittelungen der militärischen Stelle» aus da» bestimmteste versichern, daß ein Anlaß zur Besorgnis nicht besteht. Die militärische Lage ist es daher nicht, die unS jetzt ein« so überaus ernste, ja wohl die ernsteste und schwerste Zeit des Krieges durchleben läßt, son dern dies beruht darauf, dah bei vielen Kleinmut «ingezogen und die seelische Unerschütterlichkeit und feste Entschlossenheit zum Durchhalten ins Wanken gekommen ist. Diese Kranhkeit, dieses Glft darf nicht weiter um sich greifen. Wir dürfen nicht müde und stech werden. Un sere Feinde wisse» sehr genau, daß di« Unerschütterlichkeit und Ent schlossenheit in Heer und Heimat eine unserer stärksten Waffe» sind, weshalb sie versuchen, diese Waffe auf alle Weise abzustumpfen durch alle möglichen Gerüchte. An gleicher Weise suchen jetzt dl« Feind« der neunten Kriegsanleihe entgegenzuarbeiten, aber st« ««rden auch damit keinen Erfolg rrz'elen. Schon jetzt liege» außerordentlich groß« Vor- anmeldungen für die kommende Kriegsanleihe vor. ,, , Die polillsch« Wirkung des Erfolgs der Kriegsanleihe ist auherordenllich wichtig. Lin neuer Sieg der Heimat würde gerade jetzt, wo der Mut und Uebermut der Feind« stark gewachsen sind, mit dazu beitragen, ihr« hochgespannten Hoffnungen und Erwartungen, herobzudrücken und unsere Gegner dadurch dem Friedeusgedanken näher zulühren. Unser Aueharrungsvermögen kann und soll dt« nennt« Kriegsanleihe beweisen. Sie soll ein Prüfstein sein für »nsern Willen zur Selbsterhallung und für unser Selbstvertrauen. Solange der Der- nichtungswille unserer Feinde ungebrochen bleibt, müssen wir auS- halken, durchhalten und Zusammenhalten, sonst sind wir der gewaltigen Uebermacht der Feinde gegenüber verloren. Bleiben wir einig und tun wir alle unsere Pflicht, und mehr als unsere Pflicht, dann können unsere Feinde uns nicht unterkriegen, dann dürfe» wir hoffen, daß endlich der Fried« kommt, der uns und unsere Klnder vor d«r Wieder kehr eines ähnlichen Krieges schützt. Bis dahin, bis di« Feinde mit uns «inen gerechten, ehrlichen Friede» schließen »ollen, hab«n wir alle, Soldaten und Bürger, Bauer und Arbeiter, so hart «s ist, ckeine ander« Wahl, als das letzte zu geben für die Verteidigung des Vaterlandes. - * Die unabhängigen Sozialdemokraten haben im Reichstag gestern und vorgestern Beratungen über die inneren und auswärtigen Fragen abgehalten. * Ein Verband sächsischer Melallindustrieller. Unter dem Vorsitz deS Generaldirektors der Dresdner Vasmotorenfabrik, vorm. Moritz Hille, Kommerzienrat Minkwitz, hoben sich die vier sächsisch«« Verbände der Metolllndustriellen in Dresdnen, Leipzig, Chemnitz und Zwickau zu eiem Verbände sächsischer Metallindustrie Iler zu- samengeschlofsen. * Die sranzösifchen Grabschändung«». Auf die kleine Anfrage b«S Reichstagsabgeordneten Gröber über die französischen Gräberschändungen ist jetzt eine Erklärung eingegangen, auS der hervorgeht, daß In der Antwortnote der französischen Regierung die Tatsache der Zerstörung von Grabzeichen zugegeben wird. Die deutsche Regierung wird bei den feindlichen Mächten noch- mals Einspruch gegen einen Vandalismus einlegen, der aller Mensch- lichkett Hohn spricht. Dergeltungsmatznahme» sind ln diesem Falle aus naheliegenden Gründen nicht angebracht. Max Dauthendeys Tod Der deutsche Lyriker Max Daulhendey, der nun als Einundftlnfzig- jähriger im jernen Niederländisch-Indlen die Augen geschlossen hat, ' - war mit seinem ganze» Wesen s» fest wie wenige in der Gefühlswelt deutscher, und zumal süddeutscher Menschen verwurzelt. Die unzähligen Liebeslieder Dauthendeys, Lieber eines Liebenden immer, auch w«nn st« scheinbar an Baum und Wind, an ntlchlllche Straßen oder strömen den Regen gerichtet waren, mußten, in fremde Sprache elwa überseht, Ithr hetm«ltgfi«s Wese» verlieren. Und wer in seinem letzten, in der sangen Verbannung entstandenen Gedichtdande liest, der spürt eS, wie auch dl« Ouellvn smner poetischen Kraft eintrockneien unter der Tropen. ! sonne, als aus erwünschten Relsemonaten unerträglich« Jahr« der Ge- fangenschaft werden sollten. Es ist «in häßlicher Widersinn, daß dieser Dichter, der «In Weltreisender aus Liebe zu allen bunten Dingen war, zu besten schönste» Profawrrken asiatische und japanische Liebes oeschtchten gehören s.Lingam" und Die acht Gesichter am Biwasee"), der t» der «Geflügelte» Erde" dos Fernste und Scltsomste besang, was er auf feinen Reisen erlebte und erträumte, nun eine so barbarisch« Straf« für s«iue Freud« an de» Traumländern des Ostens hat erleiden müsse», n»r weil er um et» oder zwei Jahre zu jung war, als man von der Schweiz her bei England für ihn bitten kam. und es ist unsäglich ilächerllch, sich vorzstellen, wie etwa, wenn der Dichter der «2n sich ver sunkenen Lieder im Laub" ohne freies Geleit bi« Reise gewagt hätte, die groß«» englischen Kreuzer und dle kleinen Torpedoboote auf ihn -Jagd -emacht hätten, weil der damals Achtundvlerz'.gjährige doch noch ttr einer devtschen Ltappenschreibstub« Register führen oder Soldbücher hätte auüfchrelden können. Es ist unmenschlich und albern, nicht well di« Engländer es getan hätten, sondern gerade weil es in dieser bösen Zeit nur «i»«S »vn vielen Beispielen kalter Mißachtung der wesent lichen Güter dieses Daseins um der Unwesentlichen willen ist. Wenn .sich Jahr« hl»d»rch dl« köstlichsten Werke mittelalterlicher Baukunst zu Echützengrabenbestandteilen aoslösen müssen, was kann da unter all der Zerstörung des Schönen dieser Erde das Lebend« Herz einet Dichters gelten, der nicht einmal einen Nobelpreis davontrug, das nun >tn kranker Sehnsucht nach der deutschen Ferne, nach der Heimatstadt «Würzburg vielleicht um ein weniges früher zu schlagen aufgehörl hat, als ihm sonst vrrgönnt gewes«». i Eß mag einer späteren Aalt vorbehalten bleiben, z» entscheiden, welch« Rang der klare, süße Sänger neben »en Größeren feiner Tage, !»«b« RUK« »nd Georg« tm Gedächtnis deutscher Menschen bewahrt. ' Ei» Ruhm wird ihm vor anderen »no«rl»r«n bleib«»; dah keiner wie a» so schän« Namen sür seine Llederbßcher erfand. Wir nannten schon .manchen «nh wir nennen noch «Der weiß« Schlaf", «Lieder der langen 'Rächt»" aber «Die ewig« Hochzeit" und «Der kommend« Kalender". jN«ckwi setz»«» Dramen, von denen eia unwesentliches ader dühnenwirk- ^Üwwä .Vla Eyüämei« «vwr Kaiserin' anch in L^-i- «Ul Ersplg Wtchßk ülBäM» M tzsÄa «ch « ^raphlscha» ttomun «Der Geist meinet Vaters". 2» diesen «Aaszeichnungen auS einem begrabenen Jahrhundert" wir- von dem alten Dauthenbey erzählt, der zu den Erfindern der Photographie ln Deutschland gehört«, der in seinen Iugendjahren hier ln Leipzig saß und zum Staunen der Bürger mit schwer erworbenen kostbaren Apparaten sich bemühte, das Abbild eines Menschenkindes auf die präparierte Platte zu bannen, das geduldig genug war, stundenlang bewegungslos ln der Sonne zu sitzen. Nach einem abenteuerlichen Leben in Rußland ließ sich Vater Dauthenbey in Wür.'burg nieder, wo er später vergebens darum kämpfte, einem künftigen Dichter die Begeisterung für feine schwärze Kunst beizudringen, die inzwischen schon so achtbare Fortschritte gemacht hatte. Schließlich sei noch eine kleine Stelle aus dem Vorwort zu jenem letzten Gedichtheftchen .Des großen Krieges Not" hier wieder mil- getsllt, dle sich mir schon «inprägte, als ich vor Jahren den «uropälschen Nachdruck von Dauthendeys «Vaterländischen Gedichten" ln dle Hände bekam. Am August 1914 wollte der Dichter nach monatelangen Urwald ¬ wanderungen wieder bewohntere Gegenden aussuchen. Als sein Dampfer ln der Hafenbucht von Amboina, einem kleinen astatisch-europäischen Städtchen auf den Molukken anlegte, da rief eine Stimm« von der Brück» zum Kapitän heraus: «Krieg in Europa! Krieg von Deutschland- Oesterreich gegen Frankreich, Rußland, England, Belgien und Serbien." «Seit diesem Morgenruf ist es mir," schreibt Dauthenbey, «als sei die Wildnis, di« ich in den Urwäldern gesehen, fvrtgewuchert und habe Europa und die halb« Erde unterjocht.' Hans Georg Richter. Von dar Universität LetyzU Der langjährig« Vertreter der deut- schen Sprache und Literatur an der Leipziger Universität Prof. Dr. Karl von Bahder tritt am 1. Oktober in den Ruhestand und siedelt nach Darmstadt über; von Bahd«r, ein geborener Hetdelberger, steht im 62. Lebensjahre. Er erwarb in Heidelberg den Doktorgrad und habilltiertr sich 1880 in Leipzig, w» er sechs Jahre später zum a. o. Pro fessor ernannt wurde. Prof, von Bahder veröffentlichte eine lange Reih« von Arbeiten über deutsch« Grammatik und ältere deutsch« Lite ratur. In Buchform erschienen: .Die Verbalabstrakta ln den germa nischen Sprachen" 1880; «Deutsche Philologie tm Grundriß" 1888: «König Rother" 1884; «Grundlagen des neuhochdeutschen Lautsystems' 1890; «Deutsches Wörterbuch von 3. Grimm und W. Grimm", 13. Bd. 1«1 ff.; «Das Luleäuch' 101«. Hochschulnachrlchte». Dr.-Ing. Wilhelm Heyn, Oberingenieur bei der Berliner Aktteugesülschaft für Eiseregießeret und Maschinen- fabrikatien, von». Fr«»»d, «rede unter Ernennung zum ordentlichen Professor auf die ne »errichtete Lehrkanzel für Maschinenbau au der Technischen Hochschule in Graz berusen. — Der Gymnasialprofesiae Dr. Richard Meister in Wien wurde zum a. o. Professor der blasst- schen Philologie an der Universität Graz ernannt. El»« fteie KMßaVsche Vul—ftU« t» Ludst». Der bisherig« virekßee her kath ostscheu »Aststch« MahmuU »n VeckrüUu», »e 2dyi R«»,t szewskl, ist von feiner bisherigen Stellung nach fünfjähriger Wirk- samkelt zurückgekreten, um sich der Gründung einer freien katholischen Hochschule in Polen zu widmen. Diese Gründung lst dadurch auf breiter Grundlage gesichert, daß ein Ukrainer, Herr Karol Ioroszinskl, für ihre Zwecke die Summe von 20 Mill'onrn Rubel gespendrt hat, aus der die Errichtungskosten, vor allem dl« der Baulichkeiten, gedeckt »erden. Sih der Universität ist Lublin. Die Gründung der Hochschule geht vom polnischen Episkopate a«S. Vorläufig werden eröffnet die philosophisch«, die historische, die juristische Fakultät und eine Fakultät für Bibel- forschung. Wie Ke Wiener Wochenschrift «Polen" mlttellt, ist Dr. Radziszewskt zum ersten Rektor der Freien Hochschule ernannt worden. O Neuerwerbungen der.Londoner Mus««». Im jüngsten Hefte der .bei E. A. Seemann in Leipzig erscheinenden «Kunstchronik' macht M. D. Henkel Mitteilung über eine Reihe beachtenswerter Neuerwer bungen der Londoner Museen. Danach ist die National-Galerie tzn obgelaufenen Jahre durch Ankauf um vier, durch Schenkung und Vermächtnis im ganzen um neun Werke vermehrt worden. Das wich tigste Stück ist zweifellos «in bisher unbekannter kleiner Rembrandt, der die im Verhältnis zu dem hohen bargestellten Raume winzige Figur «ine« Philosophen vor einem Tische mlt Büchern zeigt. Ueber da« Entstehnngssahr gehen dle Meinungen auseinander; Dr. Bredius will es mit mehreren «uglischen Kunstgelehrten al« «ine sehr früh« Arbeit des Künstlers angesehen wissen, wichrend E. I. Holmes di« Entstehung de« Bildes bis ins Jahr 1682 hinaufschiebt. Interessant ist «in «Opfer Abrahams" von Piazzetta, dem Lehrer Tiepolos und einem Bahnbrecher deS venezianischen Rokokos. Das Werk, zu dem sich in anderen Sammlungen, z. B. in der Dresdner Galerie, Seiten stücke finden, ist unvollendet, aber gerade darum für die Arbeitsweise des Meisters besonders interessant. — Im Britischen Museum konnte di« Abteilung der griechische» »nd römischen Altertümer um einige hervorragende Stücke bereichert werden, die aus der Soinmlung Hope von Deepden« stammen. Das dedeutendst« ist di« sogenannte Orestesvase, ein rotfiguriger, glockenförmiger Krater in dem reichen Stile der späten unterttalienischen Mater. In di« chinesische Abteilung ist eine Anzahl von Grabsteinen und Bildwerken gelangt, die offamar aus Rordchlna stamme». Vie Erwerbang dieser Stück« ist darum als »»-««»ähnlich b«rvocz»-«den, «veil die «tnzel»«» «in« englische Tonn« »nd mehr wiegen. -ist 2« .Zwiebelfisch' (Zeitschriftüber Bücher vnd andere Ding«. Hans uvn Weber Verlag, München) lesen wir im neuesten Doppelheft ttl'IV: An einem Landhaus« bei Tegernsee, .Minnehof" genannt, fand ich viel« schön« Anschriften: .Jung jung zu sein, ist kein« Kunst, alt jung z» s«in, ist Gottes Gunst", ferner «Mit Gott »nd aus eigener Kraft", ftsta»» .Willkomm«»!' »»d enhstch: Bar dem H»»de wird -e- wanft!' — Vas scheint Henn doch ein zlemlich spröder Minnehof;» sein.