50 gleich sie eS in ganz Griechenland noch am ehesten waren, an deren Zuneigung ihm etwas gelegen schien. Und als sich von Lakedämon nur ein einziger Gesandter bei ihm einstellte, deutete er dieß als ein Zeichen der Geringschätzung, worüber er großen Unwillen kundgab. Sehr fein und acht lakonisch gab ihm dieser Gesandte auf die Frage: „was willst du sagen? Die Lakedämonier schicken mir nur Einen Gesandten?" Die Antwort: „allerdings, König, — Einen an Einen!" Als es einmal den Anschein hatte, daß er bei einem Ansreiten etwas volksfreundlicher gelaunt sei und eine persönliche Annäherung nicht ungcrne annchmen würde, kamen etliche Leute herbei, um ihm Bittschriften zu überreichen. Er nahm sie alle in Empfang und steckte sie in seinen Mantel, so daß die Leute sich höchlich freuten und ihm das Ehrengeleits gaben. Sobald er jedoch an die Axiusbrücke*) kam, machte er den Mantel auf und warf die Bittschriften insgesammt in's Wasser. Dieß betrübte natürlich die Makedonier furchtbar, welche sich von ihm tyrannisirt, nicht regiert glaubten. Sie erinnerten sich jetzt an Philippus oder hörten gerne den Leuten zu, welche sich noch erinnern konnten, wie anspruchslos und populär dieser Fürst in solchen Sachen gewesen war. So kam es einmal vor, daß eine alte Frau bei seinem Vorüber- zieheu ihn behelligte und oftmals um Gehör bat. „Ich habe keine Zeit!" sagte er. Da brach sie in die Worte aus: .so mußt du auch nicht König sein wollen!" Dieß stach ihm so tief in's Herz, daß er ganz nachdenklich wurde, wieder nach Hause nmkehrte und sich's von nun an zum ersten Geschäfte machte, mit Jedermann, der es wünschte, zu sprechen, — was er bei jener bejahrten Frau zu tyun ansieug und viele Tage lang fortsetzte. Nichts steht einem Könige so wohl an, als die Handhabung der Gerechtigkeit. „Mars ist ein Tyrann" (sagt Timotheus**), aber „das Gesetz ist der König von allen!" nachPindarsAusdruck. Und von den Königen sagt ferner Homer — nicht daß sie Sturm maschinen und Panzerschiffe, sondern „die heiligen Gesetze von Zeus *) AxiuS, Fluß bei der makedonischen Hauptstadt Pella. **) Tragischer Dichter aus Milet.
