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vor seiner „älteren Schwester" (denn diesen Ausdruck wünschte er gebraucht zu sehen,) hätte schämen sollen, schüttete durch sein Beneh men gegen freigeborene Knaben und Damen ans der Hauptstadt gleichsam eine solche Fluth von Frechheit über die Akropolis hinunter, daß man diesen Ort für einen vollständig reinen ansehen konnte in der Zeit, da er nur mit seinen bekannten Bnhldirnen, einer Chrysis, Lamia, Demo und Antikyia, sein lüderliches Leben führte. Die an deren Geschichtchen ausführlich erzählen, — das darf ich Anstands halber schon um Athens willen nicht; doch verdient es Demokles' Tugend und Unschuld, daß man sie nicht mit Stillschweigen übergeht. Dieß war nämlich ein noch nicht einmal gereister Knabe; doch verrieth schon der Zuname, den man ihm gab, (man hieß ihn nur den „schönen" Demokles,) die edle Bildung seiner Gestalt, was dem Demetrius nicht entgieng. Trotz aller Versuchungen, aller Geschenke, aller Einschüchterungen ließ er sich von Niemand in's Garn ziehen; zuletzt vermied er jede Ringschule, wie auch die gymnastische Anstalt, und gieng allemal in ein entsprechendes Privatinstitut, wenn er sich baden wollte. Demetrius aber paßte einen geschickten Augenblick ab, um zu ihm allein hineinzukommen. Als nun der Knabe seine hilf lose, verlassene Lage und den drohenden Zwang bemerkte, riß er den Deckel von dem Kessel hinweg, sprang in das siedende Wasser und gab sich selbst dadurch den Tod. Zwar hatte er eine unwürdige Mißhandlung erfahren; dagegen hatte er auch eine Gesinnung ge zeigt, die seines Vaterlands und seiner Schönheit würdig war. Darin handelte er ganz anders, als Kleomedon's Sohn, Kleä- netus, der für seinen Vater, welcher eine Strassumme von fünfzig Talenten erlegen sollte, die Erlassung derselben bewirkte*) und in dieser Angelegenheit sogar ein Schreiben von Demetrius an die Volksversammlung brachte, wodurch er nicht nur sich selbst in Schmach und Schande, sondern auch die ganze Stadt in die größte Aufregung stürzte. Man schlug zwar den Proceß gegen Kleomedon nieder; dagegen wurde doch ein Antrag gestellt, wornach kein Bürger künf tighin mehr „ein Schreiben von Demetrius sollte vorlegen dürfen." Als der Letztere hievon hörte, wurde er darüber sehr ungehalten und ') Auf welchem Wege läßt sich ahnen!