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23 Gang und Stimme, ja sogar die Art, wie er sitzt und spricht, noth- wendig ändern muß. In Folge davon wurden sie auch in ihren An sprüchen und Forderungen gewaltsamer, weil sie die milde Sprache, die sie srühcr trotz ihrer Machtvollkommenheit geführt und welche sie sonst in vielen Stücken geschmeidiger und gegen ihre Unterthanen scheinbar freundlicher gezeigt hatte, nunmehr ablegten. Soviel wirkte ein einziges Wort aus dem Munde eines Schmeichlers, in dem es in der ganzen Welt die ungeheuersten Veränderungen hervor brachte. 19. Antigonus, durch die Erfolge des Demetrius in Kypern ermuthigt, unternahm jetzt unverzüglich einen Feldzug gegen Ptole- mäus, wobei er selbst das Landheer befehligte, während Demetrius mit einer großen Flotte an der Küste ncbenhersegelte. Allein die Art, wie sich diese Sache entscheiden sollte, sah Antigonus' Freund, Medius, in einem Traume voraus. Es kam ihm vor, als ob Anti gonus nebst seiner ganzen Armee einen Wettlauf hielte, — anfangs kräftig und schnell; dann allmälig ließ seine Leistung nach, — und zuletzt, als er schon den Weg zurücklief, wurde er schwach, und der Athem wollte ihm gänzlich ausgehen, so daß er sich kaum mehr zu erholen vermochte. So gieng es auch im Feldzug. Der König selbst stieß zu Lande auf vielfache Schwierigkeiten; Demetrius gerieth gleich falls durch heftigen Sturm und unruhige See in Gefahr, an miß lichen Punkten, wo kein Hafen war, an den Strand geworfen zu werden, und verlor auch eine große Anzahl von Schiffen; kurz, Anti gonus kam unverrichteter Dinge wieder heim. ' Er war jetzt nahezu achtzig Jahre alt, jedoch mehr durch die Größe und das Gewicht seines Körpers, als durch sein hohes Alter für weitere Feldzüge zu schwerfällig geworden. Daher verwendete er lieber seinen Sohn, der bei dem Glück, das er immer hatte, und bei seiner reichen Erfahrung schon die wichtigsten Angelegenheiten ganz tüchtig zu besorgen wußte. Von dessen Ueppigkeit, Verschwendung, Trunksucht ließ er sich nicht anfechten. Denn im Frieden machte er allerdings in diesen Stücken grobe Excesse und hauste, wenn er nichts zu thun hatte, mit sinnlichen Genüssen in einer ganz zügellosen und maßlosen Weise auf seinen Körper hinein; im Kriege dagegen führte er ein ganz nüchternes Leben, wie Leute von dem solidesten Naturell.