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Mithridates, Ariobarzanes' *) Sohn, stand bei gleichem Lebens alter auf einem sehr nahen und vertrauten Fuße mit ihm, zeigte übri gens auch gegen AntigonuS alle Dienstfertigkeit. Er that dieß ganz ohne böse Absichten, die man ihm auch nicht zutraute. In Folge eines Traumes wurde er jedoch dem AntigonuS verdächtig. Letzterem träumte nämlich: er gehe über ein großes, schönes Feld und säe das selbe mit Goldstaub an; daraus erwuchs nun zuerst ein goldenes Kornfeld; aber bald darauf, als er wieder hinkam, sah er nichts mehr, als abgemähte Stoppeln. Betrübt und aufgebracht hierüber, hörte er einige Leute sagen: „Mithridates habe die goldenen Aehren abge schnitten und sei dann nach dem Pontus Euxinus durchgegangen." Dieser Traum versetzte ihn in die größte Aufregung. Nach einem Eide des Stillschweigens, den er seinem Sohne abnahm, erzählte er demselben seinen Traum und eröffnete ihm zugleich seine entschiedene Absicht, den gefährlichen Menschen aus dem Wege zu schaffen und zu vernichten. Diese Mittheiluug stimmte den Demetrius tiefbetrübt, und als der junge Mann, wie gewöhnlich, wieder zu ihm kam und sich mit ihm die Zeit vertrieb, wagte er zwar, wegen seines geschwo renen Eides, kein Wort anSzusprechen, überhaupt keine Aeußerung mündlicher Art zu machen; dagegen führte er ihn allmälig beiseite von den Freunden**), und sobald sie ganz allein waren, schrieb er vor seinen Augen mit dem unteren Ende der Lanze die Worte auf den Boden: „Flieh', Mithridates!" Und Mithridates verstand ihn und lief noch in der Nacht davon nach Kappadokien. Rasch ließ das Schicksal nun den freundlichen Traum in Er füllung gehen, welchen AntigonuS über ihn gehabt. Denn er wurde Herr eines großen, trefflichen Landes und begründete die königliche Dynastie in Pontus, welcher erst unter seinem achten Nachfolger durch die Römer ein Ende gemacht wurde. Dies sind so einige lstibsche Beweise von der edlen Natur des Demetrius, worin sich Edelmuth und Sinn für Gerechtigkeit zeigt. 5. Wie nun aber, nach Empedokles'System, bei den Elementen -1 Ariobarzanes, König von Kappadokien und Pontus. **> „Freunde" ist zuweilen bei Plutarch eine Art Titel geworden für die Personen des Hofes, Kaminerherren, Pagen u. dgl,