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481 Hauptschriflleiter: Dr. Sverlh, Leipzig Mittwoch, den 4. S0PtkMbkr Verlag: Dr. Reinhold L To., Leipzig 1818 Eine neue Frontverkürzung Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Grober Hauptquartier, 4. September. Westlicher Kriegsschauplatz Heerergruppe« Kronprinz Rupprecht und Boehn Beiderseits der Lys hat sich der Feind in ständigem Kampf mit unscrenBortruppen bis in die Linie Wutverghe m—N l« p- pe— Mac. St. Maur—Lao en tie—Richebourg sorge, arbeitet. Unsere gemischten Abteilungen haben ihn in diesen Kleinkämpfen wirksam geschädigt und ihm durch Vorstoß und Angriff Gefangene abgenommen. An der Schlachtfront zwischen Scarpe und Somme ver- lief der Tag ruhig. Wir hatten während der vorletzten Nacht unsere Truppen in Linie Arteux—Moeuvres—Manan- co « rt zurückgenommen. Diese feit einigen Tagen schon vor bereiteten Bewegungen worden planmäßig und ungestört vom Feinde -urchgeführt. Der Gegner ist erst am Nachmittage zögernd gefolgt. An der Front zwischen MoiSlatut und Pe rönne hak der Feind seine Angriffe gestern nicht wiederholt. Beiderseits von Noyon führte der Franzose stärkere An griffe, die sich im besonderen gegen das Höhengelände zwischen Campagne und Bufsy richteten. Der Feind, der hier vier mal am Vormittage und am Nachmittage vergeblich gegen die be währte 231. Infanterie-Division anstürmte, wurde ebenso wie an den übrigen Angriffsabschnltten restlos obgewiesen. An der Allette Erkundungsgefechke. Vorstöße des Feindes gegen Loucy le Chateau scheiterten. Zwischen Ailetke und Aisne setzte der Franzose im Verein mit Ameri kanern und Italienern nach stärkster Feuerwirkung zu erneuten Angriffen an; sie wurden vielfach nach erbittertem Nahkampf ab gewiesen. Wir schoflen gestern 22 feindliche Flugzeuge und 7 Fessel ballons ab. Leutnant Numey errang seinen 30. Luflsieg. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Südlich von Nipont brachten wir von erfolgreichem Vor stoß in die französischen Gräben Gefangene und Maschinengewehre zurück. Der Erste Generalquartie^r meister. Lodendorff. (W.T.-B.) Fachs neuer Plan Genf, 4. September. (Eig. Draht bericht. Der «Temps" meldet, daß an der belgischen Front sich die TrkundungslStlgkeit steigere. Man habe damit zu rechnen, daß die ganze Front bis zum Meere in die allgemein« Bewegung mitgerlssen werde. Marschall Haig hat sein Hauptheer bisher nicht in den Kampf ge bracht, weil das Zurückgehen der Deutscheu nur eia langsames Rach füllen zulafse. Ts stehen bis seht etwa 45 Prozent des englischen Ge- samtheeres im Kampfe, der sich immer mehr zu einem Kampfe auf Tod nnd Leben zuspitze. Der Widerstand der Deutschen sei bisher nicht schwächer geworden. Reuter berichtet aus Paris: Henry Bl so» schreibt lur .Ionrnal des Debets* über di« Hind « nb » rgllaie und den Widerstand, de» diese in der heutigen Kriegsmelhode bleien Kan». Sie bleibt eia ernstes Hindernis. Die neue Kriegsmelhode hat den alle» Schützengräben ihren Defenfivwert nicht genommen. Das hat man am 11. und 26. August bei Roy« gesehen, als sich der Kampf um das Trichter gelände und Schühengrabensystem von 1917 abspielte. Man muhte den Kampf wieder in der alten Welse mit langer Artillerievorbereitung fuhren. Ls ist wahr, daß die T a n ks am 20. November 1917 die feind liche Linie durchbrochen haben. Aber es war das erst« Mbl, dah sie in solchem Mähe auftralen. Man kann nicht wieder auf derartig« Ucberraschungen rechnen. Fast neun Monate hat die Kunst, sie zu bekämpfen, große Fortschritte gemacht. Man »er- nichtet ihre Panzer mit besonderer Munition. Man legt ihnen Minen auf den Weg und gräbt Gruben für sie. Man darf also das Hindernis, das seht vor uns zu liegen scheint, nicht gering einschähen. Es ist sogar sehr groß. Der Kampf wird eia ganz neuer sein. „Morning Post' meldet, Marschall Fachs Plan gehe da hinaus, eine ruhige Sammlung der Deutschen in der deutschen Hindenburgliale unbedingt zu verhindern. Daher seien scharfe und unausgesetzt« Nach flöhe nötig, wobei er keine Verluste scheue. Aber den gegenwärtigen Verlauf der Kämpfe konnte er trotzdem dadurch nicht beeinflussen. Die französischen Mllitärlrriliker gestehen ein. Europa dem Ende des Krieges durch die französisch-englischen Erfolge nichluäher gebracht zu haben. Der ernst« Widerstand der Deut schen der letzten Wochen habe erneut gezeigt, wie schwer es ist, «ine vor- bereitete deutsche Stellung zu erschüttern. Lugano, 4^ September. (Drahtbericht.) In ihrer Zusammenkunft in Boltina hat die sozialistische Kammergruppe eine Tagesordnung über die internakionale Politik angenommen. In der Tagesordnung wird ausxeftihrt: .Die Lage an der Westfronk läßt ketnevorläufig« LösungderMcltkonflikte erhoffen, während Im internationalen Leben immer neue Schwierigkeiten durch den fortdauernden Krieg er wachsen. Unter dem Vorwand, den deutschrn Eroberungsplänen ent- aegenzutrrten, sucht man in Rußland systematisch die Gegenrevolution zu schüren, während der asiatische Verbündete der Alliierten auf Er- odei ungen in Sibirien und in der Mandschurei auSgeht. Angesichts dieser Verhältnisse verpflichtet sich die Gruppe, dieser Politik bei Wiedereröffnung der Kammer scharf enlgegenzukreten. um das Recht der Proletarier zu betonen und die wahren Grundsätze der Volksfreiheit zu verwirklichen.' Stockholm, 4. September. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) Der mili- tärische Mitarbeiter von .Evenska Dagbladet' schreibt über die Ver kürzung der deutschen Front am Kemmel: .Der Rückzug be leuchtet scharf den deutschen Wunsch, Menschen bei der Verteidigung i er nördlichen Westfront zu sparen.' Auf Grund der letzten Ereignisse ist der Mitarbeiter der Ansicht, daß die Deutschen seht wieder s o ziemlich Herren der Lage sind, so daß diese nicht lange mehr besonders schärfen Rückschlägen ausgesr-tzt sei. gk. Zürich, 4. September. (Eia. Drahtbericht.) Der > .Tagesanzeiger' berichtet: Wie wir erfahren, soll Marschall Fach, gegenwärtig damit beschäftigt sein, ein« neue französisch amerikanische Manövrierarme« zu bilden, um mit dieser einen Sloh in das Herz der deutschen Linie an gewisser Stelle aus- zusührrn, als welch« man di« Vog«se» n«nnt, mährend deutsche Reserven aus den flandrischen Schlachtfeldern sefigehalten werden sollen. Infolge des deutschen Rückzuges ist setzt schon «in« Verkür zung der Westfront um 19« Kilometer erfolgt. Di« Deutschen vermögen dadurch soviel Besahangskräft« ein.,«sparen, dah ihre Verluste hinreichend gedeckt werden können und daß somit dl« Kräfte der Verteidigung auf verkürzter Linie keineswegs vermindert sind. Das Blatt berichtet weiter: Gegenüber de« Fanfarenftötzen, mit weichen di« Havas- und Reuter-Kommentare de« deutschen Rückzug begleite» und Tag für Tag ein« neu« deutsch« Niederlage oerkünden, versagen di« Kritiker einiger angesehener französischen Blätter, wie Pariser .Tcmps', di« Anerkennung der Organisation des deutsche* Rückzuges nicht. Das Blatt erinnert dar«, daß vor fünf Monate« dl« deutfch« Armee das Kampfgebiet «r der -i«de»d»rgN»l« dis z»r Aar« t» fünf Tag« dnrchmeffe» hab«, »äh««Ud die Altieri« sich schon se» dem 8. August in gewaltigem Kampfe abmühen, die Deutschen schritt weise auf ihr« Ausgangsfront zurückzudrängen. Das Schweizer Blatt betont hierzu, dieser Unterschied im Bormarschtempo ring« auch dem Widerstrebendsten die Anerkennung ab, auf welcher Seite die größere Widerstandskraft zu finden sei. Der Facharbeiterkongretz in Derby Die Frtedeasfrage. — D!e Verweigerung her Pässe. Haag, 4. September. (Eig. Drahtbe richt.) .Daily News' »chden: Bei Eröffnung des Gewerkschaftskongresses in Derby tellte der Präsident Ogden in seiner Eröffnungsrede mit, dah von den Gewerkschaften in Manchester, Hüll und Liverpool Anträge vorliegen, der Kongreß möchte für sofortige Einkeilung von Be sprechungen der Völker für Beendigung des Krieges «lntreten. Der An trag fand nicht genügend Unterstützung. Bei Bekanntgabe der Tages- ordnung ergab sich, daß insgesamt sechsAnträge über die Friedens frag« des Kongresses vorliegen. Der Kongreß der britischen Fachverbände in Derby behandelte gestern zunächst eine Anzahl nichtpolitischer Fragen. Dann wurden Fragen besprochen, die mit den Beratungen der parlamentarischen Kommission Zusammenhängen. Der Vorsitzende Snrillie übte Kritik daran, daß der Verband in der Angelegenheit der Paßverweigerung eines Fräuleins Bondfteld für eine Resse nach Amerika zu schlapp gegen die Regierung vorgegangen wäre. Man dürfe die Mitteilung der Regierung nicht einfach zur Kenntnis nehmen, sondern ganz energisch Protest einlegen. Es werde sicherlich die Zeit kommen, wo die Regierung den Facharbelkerverbänden derartiges nicht mehr zu bieten wage. Das Zucken vor der Regierung hob« das Ansehen der Fachvereinigung ge schwächt. Er müsse weiter ganz allgemein das Verfahren der Regierung verurteilen, auch zum Besuche des Arbeiterkongresses keine Pässe herauszugeben. Diesem Protest schloß sich auch Robert Williams an. Dieser hob hervor, daß man cS bet Protesten der parlamentarischen Konferenz nicht bewenden lassen dürfe Was die Omnibus- und Eisenbahnangestellten sowie die Londoner Polizisten erreicht hätten, müssen auch die organisierten Facharbeiter durchzusetzen imstande sein. Stockes, ein Mitglied des Dlasoerbandes, war mit der Paßverweigerung an Fräulein Dondfield einverstanden, tadelte da- gcge die Paßverweigerung in der Angelegenbeit Troelstra. Schließlich nahm der Kongreß mit allen Stimmen den Text einer an Heer, Flotte und Luststreitkräfte zu richtende Botschaft an. In der Botschaft heißt es: .Wir Delegierten des britischen Fachvereinigungs- kongresses, di« 4>L Millionen männlich« und weibliche A beiter ver- treten, beglückwünschen aus tiefster Seele die Armee, Morine und Luft macht wegen ihrer Hingabe und wegen der in dem langen Kampfe gegen den preußischen Militarismus bewiesenen Tapferkeit. Wir vertrapen darauf, dah der bewiesene Mut und das von allen gemeinsam getragene Leid baldmöglichst durch einen siegreichen Frieden für die Völker der Welt gekrönt werden wird.' Französische Stimmen zur Hertlingrede Genf, 4. September. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) In der franzö sischen Presse liegen bisher nur vereinzelte Aeußerungen zur letzten Erklärung des Reichskanzlers Grafen Hsrtling vor. Der .Temps' hält die Absage des Reichskanzlers an die Alldeutschen für nicht genügend. Er bemerkt, daß der Kanzler sich auf den konsti tutionellen Charakter der Regierung des Reiches berufe, daß aber die ständige Ausschaltung des Reichstages damit im Widerspruch stehe. Das Blatt vermißt, daß der Reichskanzler seinen Friedenswillen durch Be kanntgabe seiner Friedensbedingungen bewiesen habe. .Eclair' ist der Meinung, daß der Reichskanzler zwar die Solidarität mit den All deutschen ablehnk, sie aber nickt verleugnet habe, denn er habe sich auf die nämliche Stufe gestellt wie die übrigen Parteien. Daraus ergebe sich der Schluß, daß die offiziellen Kriegsziele Deutschlands nicht not- werdiaerwelse diejenigen der Alldeutschen seien, und wenn die All deutschen für die Fortsetzung des Krieges verantwortlich seien, so teile die Reichsregierung diese Verantwortung nicht. Der Reichs- Kanzler hat also gegenüber der Entente einen Schritt lin Sinne der Verständigung getan, aber nach den Ereignissen dr: letzten Wcken Haden diese Fortschritte zur Versöhnung nur gerade so weit gereicht, als er von den deutschen Feudalen zügelassen werden könne. Amsterdam, 4. September. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) Die .Times' schreiben wieder einmal über die deutsche Friedensoffensive, die nach diesem Blatte in großem Maßstabe unternommen wurde mit der Absicht, die innere Front der Alliierten zu durchbrechen. Her erste Angriff wird gegen die Japaner gerichtet sein und zugleich wird man sich an Amerika und Australien wenden. Auch bereitet man neue Versuche gegen die Franzosen und Italiener vor. Die .Limes' erblicken hterin «ine erfreuliche Anerkennung der Erfolge der All irrten in Frank reich. Da« Blatt vrooberett ob«, daß keiner dieser Versuche gelingen wird. „Sieg oder Untergang?" Das Wort Sieg darf nicht so verstanden «erde», dah wir den Feind vernichten wollen, sondern nur so, daß wir uns behaupten und nicht unterkriegen lassen. Von dem ' Augenblick an, da England in den Krieg einkrot, war mir das klar und ich betone «S immer wieder.' Kronprinz Friedrich Wilhelm. L. L. Mit diesen Worten, die der deutsche Kronprinz vor einigen Tagen einem ungarischen Journalisten sagte, hat er, so glauben wir, mehr für das Vaterland und nebenbei für seine Popularität getan als durch manche früheren Aeußerungen, die von ihm bekannt geworden sind. Dieses Wort ist zur rechten Zelt gekommen, denn es hat dem Volk in einem Augenblicke der Niedergeschlagenheit erreichbare Endziele gezeigt und ihm das Vertrauen gegeben, daß auch in seinen leitenden Kreisen keinen unerreichbaren Trugbildern nachgejagk wird. Nichts ist ge fährlicher als in Lagen wie der jetzigen den Bogen zu überspannen, d. h. dem eigenen Volke Ziele aufzustellen, an deren Erreichbarkeit womöglich die meisten nicht glauben, und die daher in ihnen keine Spannkraft auslösen, sondern im Gegenteil erschlaffen. Es war klug von dem Thronerben des Deutschen Reiches, sich nicht zu de» Schar derer zu gesellen, die mit ihren seit mehr als vier Jahren «in geübten großen Worten das Volk jetzt mutlos machen, weil daS Volk solche Worte heut als Steine statt Brot empfindet. Es ist weise, ihm in solchen Stunden Ausblicke auf das Ende zu eröffnen, die es für möglich hält, und an die es gern glauben wird. Nicht möglichst hoch gilt es jetzt den Ton zu nehmen oder scheltend und mit Moralpredigten daher zu fahren, sondern ruhiger Zuspruch.' einfaches Vertrauen und der gute Wille zur Festigkeit tut ihm not, und es tut ihm wohl, wenn es solche Gesinnungen auS dem Krels« der Maßgebenden vernimmt. In der Tat, was beißt in unserem Falle oder genauer gesagt waS heißt auf die Westfront angewendet .Sieg'? Nach der immer wiederholten Beteuerung aller leitenden Stellen, dah wir' einen Verteidigungskrieg führen, kann das gar nichts anderes heißen, als daß wir die Verteidigung mit Erfolg zu Ende führen, daß wirnichtunterliegen, dah wir, wie der deutsche Kronprinz sagt, uns behaupten, als Volk und Reich, in unserem Besitzstand, mit Elsah-Lothringen, mit den Kolonien, aber ohne Belgien, ohne die flandrische Küste, ohne Longwy und Briey. Das ist ziemlich eindeutig. Wenn uns das gelingt, dann haben wir gesiegt, denn wir haben, rein militärisch genommen, gegenüber einer ungeheuren Aebermacht uns gehalten, und wir Haven politisch den Vorsatz, mit dem wir in den Krieg hinein gingen, verwirklicht. In einem dieser Tage in mehreren Blättern erschienenen Auf satz, überschrieben .Stimmungen', hat der Graf Posadowsky u. a. den Sah geprägt: .Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß wir gegenüber den unverhohlen ausgesprochenen kriegerischen, politl- schen und wirtschaftlichen Absichten unserer zahlreichen Gegner um das Dasein von Reich und Staat, um unsere Freiheit, um unseren Besitz und damit um alles Kämpfen, was das Dasein wert macht. Es gibt für uns nur zwei Möglichkeiten — Sieg oder politischer und wirtschaftlicher Untergang." Man hört solche Worte jetzt öfter. Bei dem Grafen Posadowsky be deuten sie nur: wenn wir nicht siegen, folgt unser Untergang, wo bei er freilich nicht sagt, was er unter Sieg versteht, was man immer tun sollte, sobald man das Wort gebraucht; denn es ist relativ wie die meisten Worte, und es gibt sehr verschiedene Grade von Sieg. Im Munde mancher anderen Leute aber bedeuten solche Sähe eine frivole Vermessenheit; sie meinen nämlich: .Wenn wir nicht siegen (womöglich im denkbar höchsten Maße), dann wo l l e n wir lieber untergehen.' Nein, so kann ein V o lk niemals empfinden und darf es auch nicht. Der einzelne mag lieber in Schönheit sterben wollen als mit weniger Schönheit leben; ein Volk aber hat Verpflichtungen gegen seine Vorfahren und Nachkommen und gegen die Kultur, di« eS von Geschlecht zu Geschlecht verwaltend weikergibt. Dies nebenbei, denn der Graf Posadowsky meint seine Worte offenbar nicht so. Bei ihm sollen sie anscheinend heißen: Eine Niederlage mit folgender Wehrlosigkeit, so daß der Feind uns .in die Knie zwingen', uns .den Frieden diktieren' könnte — wie manche unter uns es mit England vorhatten —, würde unseren politischen und wirtschaftlichen Ruin bedeuten. Daran ist freilich nicht zu zweifeln, dah wir in einem solchen Falle politisch vieles verlieren und wirtschaftlich sehr eingeschnürt sein würden; unser bisheriger staatlicher und ökonomischer Bestand wäre nicht im vollen Umfange zu erhalten, das ist sicher; ein Zusammenbruch nach Art dessen, den Rußland durch uns erlitten hat, würde uns ent schieden weniger glimpflich bekommen, als er Rußland bekommen ist — seine inneren Wirren stehen auf einem anderen Blatte und dergleichen kommt für uns am wenigsten in Frage. Wer aber glaubt denn überhaupt an die Möglichkeit einer solchen deutschen Niederlage? In Deutschland wohl niemand. Damit braucht man also auch nicht zu schrecken; solche Vorstellungen, auch in bester Absicht heraufbeschworen, sind ge eignet, eine hier und da bestehende Nervosität nicht zu heilen, son dern eher zu verschlimmern. Aus der anderen Seite jedoch: Einen Sieg gegenüber der gesamten Entente abermals nach der Art dessen, den wir gegenüber Rußland erreicht haben, fp daß wir der Entente .den Frieden diktieren' könnten — auf einen solchen Sieg dürsten in Deutschland ebenfalls nur wenige hoffen. Der Siegeswille und die Siegeszuversicht deS deutschen Volkes gehen dahin, nicht als Besiegte aus diesem Kampfe zu gehen. Friedrich der Große, der im Frieden von 1703 nur seinen Besitzstand aufrechterhielt, heißt in der Welt bis heute der Sieger des Siebenjährigen Krieges, und wir dürfen hoffen, inso fern uns in unserem fünfjährigen Krieg« auf sein« Höh« zu Hullen. Ker König schloß damals «inen AvstLndi-ungSstieden. «d