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78 die Oberbehörden in seiner Vaterstadt gehindert, sondern nachdem er die Ephoren getödtet, das Land vertheilt, viele von den Metöken in das Vollbürgerrecht hineingesetzt hatte, besaß er jetzt eine unverant wortliche Gewalt, begann sogleich den Achäern hart zuzusetzen und beanspruchte sür sich die Hegemonie. Deßhalb macht man auch dem Aratus bittere Vorwürfe darüber, daß er in dieser großen Bewegung, in diesem Sturm der Verhältnisse als Steuermann sein Steuerruder verlassen und einem Andern preisgegeben habe, — und zwar zu einer Zeit, wo es rühmlich gewesen wäre, sich sogar gegen ihren Willen an die Spitze zu stellen, um das Allgemeine zu retten. Gab er jedoch die Sache und Macht der Achäer verloren, dann hätte er dem Kleo- meues weichen und nicht abermals den Peloponnes durch makedonische Besatzungen in das Barbarenthum versinken lassen, auch nicht Akro- korinth mit illyrischen und gallischen Truppen anfüllen und endlich nicht die nämlichen Leute, welche er stets in allen seinen Handlungen als Feldherr, wie als Staatsmann, bekämpfte und fortwährend in seinen Denkwürdigkeiten mit Schimpfwörtern belegte, unter dem schön klingenden Namen von Bundesgenossen herbeiführen sollen, um fortan in jeder Stadt den Despoten zu spielen. Man mag immerhin sagen: „Kleomenes war ein gewaltthätiger, tyrannischer Mann!" aber die Herakliden waren doch seine Ahnherrn, Sparta sein Vaterland, und aus Sparta konnte man mit Ehren den unscheinbarsten Menschen statt des ersten Makedoniers zum Heerführer machen, wenn man auf edle hellenische Geburt den geringsten Werth legte. Ja, Kleomenes erbat sich noch von den Achäern die oberste Würde mit dem Versprechen, für diese Ehre und diesen Titel den Städten durch reichliches Gut zu danken; Antigonus dagegen, der als unumschränkter Oberfeldherr zu Land und Meer ausgerusen wurde, gab diesem Rufe kein Gehör, bis man ihm als Lohn sür die Uebernahme seiner Fahrerstelle Akrokorinth versprach, — ganz, wie bei dem Jäger in Aesops Fabeln *). Denn er achtete aus alle Bitten, *) Das Pferd wollte sich an dem Hirsch rachen, «eil ihm dieser die Weibe verderbe. ES wünschte den Menschen zum Verbündete», der seine Hilfe versprach unter der Bedingung, daß er dem Pferd Zaum und Zügel anlegen, dasselbe be steigen und von dessen Rücken herab den Speer schleudern dürfe. Das Pferd gieng darauf ein, gerieth aber jetzt erst recht in tiefe Abhängigkeit und Knechtschaft.