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57 an und befahl, aufzumachen. Und die Diener machten wirklich aus in ihrer Ueberraschung. Nachdem er sich auf diese Weise des Platzes bemächtigt hatte, wußte er sich keine Schranken mehr zu fetzen. Er trank im Hellen Vergnügen auf öffentlicher Straße, zog aus dem Markt herum mit Flötenspielerinnen, den Kranz auf dem Kopfe, — ein alter Mann, der schon so manchen Wechsel des Schicksals erfahren hatte! — gab dabei Jedermann die Hand und redete alle Leute an, die ihm begeg neten. So kann eben ein Geist bei mangelnder Ueberlegung durch die Freude noch mehr, als durch Schmerz und Angst, alle Haltung, alle ruhige Fassung verlieren! 18. Uebrigens stand jetzt, wie gesagt, Antigonus im Besitze von Akrokorinth und hielt es durch Leute, aus die er sich hauptsächlich ver lassen konnte, besetzt. Den Philosophen Persäus hatte er zum Kom mandanten gemacht. Aratus mar schon zu Lebzeiten Alexanders mit diesem Unternehmen umgegangen; weil jedoch die Achäer mit Alexan der einen Waffenbund abjchlossen, so hatte er wieder davon Abstand genommen. Aber jetzt bekam er von Neuem einen anderen Anlaß zu seinem Vorhaben. Der Anlaß bestand in Folgendem. In Korinth befanden sich vier Brüder, aus Syrien gebürtig, wovon der Eine, Namens Diokles, aus der Burg unter den Sold- truppcn diente. Die drei Andern, welche dem König (Antigonus) Geld gestohlen hatten, kamen nach Sikyon zu einem gewissen Wechsler Aegias, mit welchem Aratus in Geschäftsverbindungen stand. Ueber einen Theil des Geldes verfügten sie nun sogleich; den Rest ließ Einer von ihnen, Erginus, indem er öfter zu Aegias kam, nur nach und nach umwechseln. Dadurch wurde er mit Aegias näher bekannt, und als er einmal von Letzterem in ein Gespräch über die Besatzung hinein gezogen wurde, erzählte er, daß er beim Hinaufgehen, um seinen Bruder zu besuchen, an der steilen Seite einen schiefen Einschnitt be merkt habe, welcher an einen Punkt führe, wo die Festuugsmauer am niedrigsten sei. Scherzweise sagte nun Aegias zu ihm: „ei nun, mein Lieber, — um eine Handvoll Gold holt ihr dem König seine Sachen heraus und könntet eine einzige Stunde um eine Masse Gold ver kaufen ? Ein Einbrecher und ein Verräther ist gleich! Fängt man sie, so müssen sie beide sterben ohne Gnade und Barmherzigkeit!"