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seiner leidenschaftlichen Liebe zu Aspasia, theils weil er sich von seinem Vater schwer gekränkt und verhöhnt glaubte. Diese Stimmung bemerkte Tiribazus und suchte ihn nur noch heftiger zu erbittern, weil er in Darms' Schicksal sein eigenes er blickte. Dies verhielt sich so: Von mehreren Töchtern, welche der König besaß, hatte derselbe dem Pharnabazus die Apama, dem Orontes die Nvdogune, dem TiribazuS die Amestris als künftige Gemahlin ver sprochen. Während er bei den Andern Wort hielt, täuschte er den Tiribazus durch seine eigene Heirath mit Amestris, statt deren er dem Tiribazus die jüngste, Atossa, in Aussicht stellte. Da er aber auch diese in seiner Verliebtheit heirathete, so war, wie gesagt, Tiribazus von äußerst seindseligen Gesinnungen gegen ihn erfüllt, namentlich als ein Mann, der auch sonst nicht gerade einen ruhigen Charakter besaß, son dern zu Aufregungen und Unbesonnenheiten hinneigte. Deßwegen vermochte er ebensowenig wenn er, gleich dem Ersten am Hofe, gute Tage fand, als in Zeiten der Ungnade und Beschimpfung einen solchen Umschlag der Verhältnisse mit Gelassenheit hinzunehmen. Stand er in Ehren, so machte er sich unangenehm durch seinen Hochmuts,; gieng's ihm knapper, so besaß er hicfür weder Demuth, noch Nutze, sondern nur wilden Trotz. 28. So wurde nun das Feuer doppelt angefacht, indem Tiri bazus dem jungen Manne stets in den Ohren lag und sagte: „Der Königsfilz, der auf seinem Kopf hinanfsteche, helfe Einem nichts, wenn man nicht durch eigene Kraft selber fest zu stehen suche in seinen Verhältnissen; und Darius sei ein Narr, wenn er meine, die Thron folge sei für ihn gesichert, da doch sein Bruder durch die Einflüsse des Harems sich mehr und mehr in die Regierung einschleiche und der Vater einen so verdammt wankelmüthigen Charakter habe! Wer um einer griechischen Dirne willen (sagte er) das unverletzlichste Gesetz in Persien lügnerisch verletzt, — von dem läßt sich doch nicht erwarten, daß er Zusagen über die wichtigsten Dinge einhält! Auch sei es gar nicht das Nämliche, ob Ochus oder er in den Fall komme, des Throns verlustig zu gehen. Den Ochus hindere dann Niemand, auch als ge-