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30 24. Um jene Zeit führte Artaxerxes einen Krieg gegen Aegyp ten, jedoch ohne günstigen Erfolg, weil seine beiden Generale, Pharna- bazus und Jphikrates, mit einander Händel bekamen. Gegen die Kadnsier rückte er selbst in's Feld, an der Spitze von 300,000 Mann Fußvolk und 10,000 Reitern. Sein Einfall rich tete sich in ein Land von mißlich rauhem Klima, voll Nebel, ohne alles Erzeugniß von Getreide, — ein Land, das jedoch eine kriege rische, wilde Bevölkerung besaß, die es mit Birnen, Acpfeln und son stigen Baumfrüchten ähnlicher Art ernährte. Eh' er sich's versah, steckte er also in großer Noch und Gefahr. Man konnte lediglich nichts Eßbares in der Nähe bekommen und ebensowenig Etwas von außer halb herbeiführen. Man konnte nur noch die Zugthiere schlachten, so daß ein Eselskops kaum um sechzig Drachmen feil war. Selbst an der königlichen Tafel herrschte der Mangel. Auch von den Pferden blieben nur noch wenige übrig; die andern hatte man vollständig aufgezehrt. Da wurde Tiribazus, ein Mann, welcher oftmals wegen seiner Tapferkeit zum höchsten Range emporgestiegen, aber eben so oft auch wegen seines Leichtsinns wieder weggeworsen worden war und damals gerade in Elend und Verachtung lebte, zum Retter für den König und das ganze Heer. Da nämlich die Kadnsier zwei Könige hatten, wovon jeder an einem besonderen Orte lagerte, so begab er sich zu Artaxerxes, um ihm sein beabsichtigtes Verfahren zu melden. Hierauf gieng er selbst zu einem der Kadusier, während er an den andern insgeheim seinen Sohn abschickte. Jeder betrog den seinigen durch die Angabe, „daß der Andere mit Artaxerxes unterhandle, um für sich allein Frieden und Bündniß zu erreichen; also wenn er vernünftig sei, müsse er zuerst mit Artaxerxes sich in's Benehmen setzen; er selbst werde ihm in Allem behilflich sein". Hiedurch ließen sich Beide beschwatzen, und in der Meinung, einander zuvorzukommeu, schickte der Eine Gesandte mit Tiribazus ab, der Andere mit dem Sohne des Tiribazus. Weil die Sache nun längere Zeit brauchte, so gelangten mehrfache Verdäch tigungen und Verleumdungen gegen Tiribazus an den Artaxerxes. Letzterer wurde selbst verdrießlich; er bereute das Vertrauen, welches er dem Tiribazus geschenkt hatte und duldete die Einflüsterungen von