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21 Man giebt nun dem Menschen zu essen, und wenn er nicht will, so zwingt man ihn dazu, indem man ihm in die Augen hineinsticht. Nach dem Essen schüttet man ihm ein Gemisch von Honig und Milch in den Mund und über das Gesicht herunter. Sodann kehrt man ihm die Augen immer gerade gegen die Sonne, und bald ist sein ganzes Ge sicht von Mückenschwärmen, die sich darauf niederlassen, vollständig überdeckt. Weil nun der Unglückliche innen im Trog eben auch thut, was ein Mensch, der ißt und trinkt, nothwendig thun muß, so erzeugen sich aus seinen Excrementen in Folge der Fäulniß und Verwesung Würmer und Motten, welche nachher in die inneren Theile hinein kriechen und den Körper allmälig aufzehren. Nimmt man nämlich nach dem augenscheinlichen Verenden des Menschen den oberen Trog hinweg, so sieht man das Fleisch völlig abgesressen und an den Eiu- geweiden ganze Armeen von solchen Thieren, welche noch immer daran hängen und herunternagen. Auf diese Art mußte Mithridates siebzehn Tage leiden, bis der Tod ihn endlich, — endlich erlöste! 17. Jetzt war für Parysatis als Ziel ihrer Rache nur noch derjenige übrig, der dem Kyrus Kopf und Hand abgehauen hatte, — Masabates, ein königlicher Eunuche. Da er jedoch nirgends eine Ge legenheit gab, ihn zu fassen, so ersann Parysatis folgende Hinterlist. Wie sie überhaupt ein Weib von großer Schlauheit war, so verstand sie sich namentlich auf das Würfelspiel. Deßwegen würfelte sie vor dem Krieg auch häufig mit dem Könige. Nach dem Kriege, als die Versöhnung stattgesunden hatte, mied sie den freundlichen Um gang mit ihm nicht; sie scherzte mit ihm, betheiligte sich sogar an sei nen Liebeshändeln, indem sie ihm behülflich und zugegen war. Kurz, sie sorgte dasür, daß er möglichst wenig Verkehr und Umgang mit Statira hatte, weil sie aus diese einen tödtlichen Haß warf und selbst nach dem höchsten Einfluß trachtete. Nun tras sie einmal den Arta- xerxes, als dieser aus Mangel an Beschäftigung gerade zu Tollheiten aufgelegt war. Sie forderte ihn auf, um tausend Danken mit ihr zu würfeln. Dies geschah. Sie ließ ihn ruhig gewinnen und zahlte ihm das Geld aus. Doch stellte sie sich darüber ärgerlich und ver drießlich, weßwegen sie ihn aussorderte, noch einmal mit ihr zu wür- seln, und zwar um einen Eunuchen. Der König gieng darauf ein.