Kleidung abzulegen und dagegen diejenige anzuziehen, welche der alte Kyrus vor seiner Thronbesteigung trug. Er ißt ein Stückchen Feigen marmelade, verschluckt etwas Pistacien und leert einen Becher saurer Milch. Ob noch irgendwelche andere Cerimonien sich anschließen, ist der übrigen Welt unbekannt. Eben stand Artaxerxes im Begriff, die genannten Gebräuche zu vollziehen, als Tissaphernes zu ihm kam und einen von den Priestern mitbrachte, welcher bei der gesetzmäßigen Jugenderziehung des Kyrus die Oberleitung geführt und denselben in der Weisheit der Magier unterrichtet hatte, so daß man bei diesem Manne mehr, als bei irgend einem andern Perser, den tiefsten Schmerz über die unterbliebene Er nennung des Kyrus zum Könige voraussetzcn mußte. Darin bestand denn auch der Grund, warum er mit seiner Anklage gegen Kyrus alsbald Glauben fand. Er machte nämlich Anzeige von dessen Absicht, sich im Tempel in ein Versteck zu legen, sodann den König zu über fallen und zu ermorden, sobald derselbe seine Kleidung vom Leibe nehme. Nach Einigen erfolgte nun in Folge dieser Beschuldigungen die Festnahme des Kyrus sogleich; nach anderen Berichten kam Kyrus wirklich in den Tempel und wurde erst dort von dem Priester in sei nem Schlupfwinkel ausgeliefert. Schon sollte seine Hinrichtung erfolgen, da umschlang ihn seine Mutter mit den Armen, umwickelte ihn mit den Locken ihres Haares, preßte seinen Hals an den ihrigen und erwirkte ihm durch ihr lautes Jammern und heißes Flehen die Begnadigung. Dann schickte sie ihn wieder an das Küstenland zurück. Allein mit dieser kleinen Herrschaft war Kyrus nicht zufrieden. Er dachte überhaupt nicht daran, daß man ihn wieder freigelassen, sondern nur daran, daß man ihn fest genommen hatte. Sein heißestes Streben gieng jetzt mehr, als je zu vor, nach der Königskrone. 4. Manche erklären seinen Abfall von dem Könige aus den unzureichenden Mitteln, die er für seine tägliche Tafel erhielt. Diese Behauptung ist einfältig. Abgesehen von allem Andern war ja seine Mutter vorhanden, die ihm von ihrem eigenen Vermögen zur Ver wendung und Empfangnahme soviel überließ und schenkte, als er nur irgend haben wollte.