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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.08.1918
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180823022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918082302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918082302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-08
- Tag 1918-08-23
-
Monat
1918-08
-
Jahr
1918
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TV?? nr. OL9. Äben^-Ausc;avk ^.ürje^LU vir f ;r sx?l l.cg2i'..ie:i haben, sie nnt den richtigen Mitteln Lv- zusirc -en. Sp.il, cd:r r. chi zu jpäu Unterstütz« vtr tztltz Vck vrichnngen, so vä« -« Fried« »öchiM fenme, M « sttzEK H iWMWWEk1scheo!s siaatsmännische Port des Grasen Hertling, das; setzt nur die Zeit für Taten und nicht für Worte sei, ist, nach den beiden ausgezeichneten Kundgebungen der letzten Tage zu urteilen, erfreulicherweise autzer Kurs gesetzt. Dir Breslauer Messe Auch Königsberg? Mrahlber. unseres Or. XV.-Sonderberichterstatters.) Breslau, 23. August. Dec erste Tag der Breslauer Messe wies 1-1000 zahlende Besucher »uf. Bon den zur Messe cingelrofsenen türkischen und bulgarischen Ab ordnungen haben einzelne Mitglieder bereits in vielen Fällen ab geschlossen. Bei einer Veranstaltung für die auswärtige Presse machte der Redner, Chefredakteur Listow sky (Königsberger .Hartungsche Zeitung'), die viejbcachtete Aeußerung. sein Besuch habe ihn auf den Gedanken gebracht, sofort nach seiner Rückkehr nach Königsberg an maßgebenden Stellen anzuregen, schon für das nächste Jahr in Königs- berg ebenfalls eine Messe nach dem Vorbild Breslaus ein- zurkvtsn, um die Handelsbeziehungen seiner Heim-alprovinz zum Baltikum und zu F'nnland aus eine neue breitere Grundlage zu stellen. Von feiten der Breslauer Messegescllschafi wurde dem Brüderunternehmen weitest gehende Förderung zugesagt. Prefiestimmen Mit Ilcbereinstimmnng stellen die Blätter in ihrer Besprechung der Breslauer Messe sest, dost diese Veranstaltung nicht als ein Wett- bewerbSunternchmen gegen Leipzig inS Leben gerufen werden ist. Da neben findet sich vielfach der Gedanke, dast vom allgemeinen volksw'rl- schastlichcn Standpunkte die schlesische Unternehmung z» begrüsten sei. Der .Berliner Börsen-Zejiung' entnehmen wir folgende Stelle: .W eder an Umfang noch an Artkann und will die Bres lauer Messe mit ihrer älteren Leipziger Schwester wett eifern. Aber sie will neben dieser und unter der Betonung der für Breslau und Schlesien besonders charakteristischen In dustrien — Textilwaren, Möbel, Magenbau, Chemikalien — dem In- und Ausland ein imponierendes Bild deutscher ungebrochener wirtschaft- sicher Leistungsfähigkeit in vier Kricgssahren vermitteln. Und dos hat sie schon am ersten Eröffnungstage bei allen — vor allem auch bei den bulgarischen Gästen — voll erreicht!' AuS der .Vosstschen Zeitung' mögen die nachstehenden Ausführun gen Baum haben: .Man muh die Breslauer Mess« zunächst unter dem doppelten Gesichtspunkte ihres Ursprunges betrachten. Der Maschi nenbau und die Textiler zeugung hoben als die bedeutend- sie« und zukunftsreichsten FabrikatlonSzweige Schlesiens unter den zehn Hauptgrnppen der Messe den Löwenanteil erhallen. Beide.Industrien unterhielten schon zur Friel enszeit rege Beziehungen zum nahen Osten, die nun durch die Breslauer Veranstaltung neu krlru<btet und erweitert werden sollen. Insbesondere bestand für die schlesische Textil industrie, deren Stapelplatz Brc-.,lau mit seiner entwickelten Bekleidungs industrie ist, seit leyer ein starker Gren,verkehr nach Polen. Die fördernde Wirkung des CrportoandelS für Maschinen, d e von der Bres lauer Messe ausgehen foli, wird zurzeit durch die langsame Bewilligung der Ausfuhrerlaubnls gehemmt. Die s ch l e s i s Ä e n Maschinen- und Mebindusttien bilden die Brennpunkte der grohe» Schau, die zeigen soll, dah auch der Osten unserer Monarchie seinen Platz an der Sonne mit Recht begehrt.' Sehr bemerkenswert schreibt der .Dresdner Anzeiger': .2m Osten Haden sich mlt der Aufricht gunq neuer Staatswesen mit hoffentlich kraftvollem Eigenleben neue reiche Wirtschafts Möglichkeiten erschlossen, die voll auszuschöpfen ein Gebot der Gegen- wart und mehr noch der, voraussichtlich von harten WirtschastS- kampfen erfüllten Zukunft sein wird. Daher schon bald nach den Erfolgen unserer Heere in Polen die Errichtung der amtlichen Handcis stelle deutscher Handelskammern zum Zweck der Vermittlung des Ver- Kehrs zwischen dem Heimatrand und den besetzten Gebieten im Osten und in der Errichtung der gemeinnützigen Messegescllschast der Keim I für die Mehveranstaltnung der östlichen Handelrempore Breslau I Nicht eine Konkurrenz soll das nun vollendete Unternehmen sein, sondern es soll eine klaffende Lücke auSfüillen. Es wird vollkommen verschieden sein von allen anderen und, wenn eS gelingt, neue Kräfte heben, nicht aber bisher am Merke tätige stören oder beeintr ächtigen. Und selbst wenn sich einmal auf einzelnen Grenzgebieten ein Wettbewerb ergeben sollt«, so wäre er — wett davon entfernt, andere Einrichtungen an der Wurzel treffen zu wollen — nur ein solcher, der neben den anderen für die eigenen Nebenintsrcssen den Platz behaupten will: ein solcher Wettbewerb kann, wenn unsere Wirtschaft nicht zum Erstarren ge bracht werden soll, nicht entbehrt werden; er ist der Ansporn für jeden Fortschritt und muh der Leitstern für unsere künftige Wirtschaft bleiben.' * Dem Sieger von Oesel, Admiral Schmidt (Ehrhard), ist am Jahrestag des Beginnes der gegen Oesel gerichteten Unter nehmung eine besondere Auszeichnung durch die Stellung k ln »uite de- Seeoffizierkorps zuteil geworden. WH e^ne Wifrage Heß ^eschSkagsabgeordneten Dr. Frelsterrn von Nechenberg über die Zugehörigkeit von Heercsange- hörigen zur Baterlandspartei ist ein« Antwort eingegangen, in der es heißt. .Di« Heeresverwaltung hat dl- jetzt nach dem Grundfatz verjähren, dah in -er bloßen Beibehaltung einer vor dem Heekes- emtrilt erworbenen Mitgliedschaft eines politischen Vereins noch keine Teilnahme an politischen Vereinen im Sinne deS st SS RMG. zu erblicken sei. Dieser Grundsatz muh folgerichtig auch dann zur Anwendung kommen, wenn der Beitritt zwar während der Zu gehörigkeit zum Heere, aber zu einem Verein erfolgt ist, der zur Zeit des Beitritts von der vorgesetzten Dienstbehörde noch nicht als ein politischer Verein erachtet, sondern erst später als ein solcher beurteilt wurde. Nachdem die Vaterlandspartei ftzr einen politischen Verein erklärt worden ist, ist der Beitritt zu ihr während der Zugehörigkeit zum aktiven He^re ebenso verdoten, wie der Beitritt zu anderen politischen Ver einen. Ferner Haden sich die Militürpersonen, die Mitglieder der Vaterlandspartei sind, in gleicher Meise jeder politischen Be tätigung für die Partei zu enthalten, wie dir Heeresangehörigen, die nach ihrer Einziehung Mitglieder anderer politischer Vereine geblieben sind." Herr von Payer im Hauptquartier Berlin, 23. August. (Drahtbrricht.) Der Stellvertreter des Reichs- Kanzlei s von Pa ver ist gestern abend in das Große Haupt quartier abgercist. Er ^vird ernt über Verlauf und Ergebnis seiner Besprechungen mit den Pcnicisührcrn Ber.cht e statten. PoUtischs Nachrichten * Der Kaiser an die Bischöfe in Fulda. Die in Fulda züscunmen- getretene deutsche BlschofSkonfcrenz hat an de» Kaiser folgenden Huldigungsbrief gesandt: .Mit Euer Majestät voll Gottorrtrauen einem guten Ausgang des Kiieges entaeg?ns:hend, beraten die Bischöfe in Fulda, was der kommende Friede von uns und unserem Volke fordert. An heiliger Eiätte legen wir Euer Majestät und das teuere Vaterland in Gottes gnädige Obhut und senden ehrfurchtsvollen Huldigungsgruh." Dcr Kaiser hat folgende Dankesantwort übermittelt: .Das mir durch Euer Eminenz übersandte Huldigungsschreiben habe ich mit dankbare; Genugtuung entgegengenommcn. Gottes Segen soll Ohre Arbeit zum Nnhrn deS gelicblcn Vater'andcS geleiten. Daß ich auf die Hilfe und die Mitarbeit der Bischöfe stets rechnrn kann, erfüllt mich mit Be- fkiedigung und Zuversicht. Stärken wir in unserem Volke di» klare Erkenntnis dcr vom Feinde drohenden Gefahren, den festen Willen, alles Schwere zn überwinden und den starken Glauben an Gottes Hilfe und unsere Kraft, dann wird Deutschland, dessen bin ich gewiß, unüber windlich sein. Die Zukunft wird unser sein.' * Der preußische Landwirtschaftsminister gegen das Getreidemonopol. Rach einer Mitteilung der .NGC." erklärte in einem Ausschüße des preußischen Landtages dcr Landwntschaftsmimster von Eisenhardt. Rothe, daß er auch heute noch «in Gegner des Getreide monopols lei. Als rein fiskalische Maßregel müsse ein solches auf nlcdrigcn Einkaufs- bei möglichst hohem Verkaufspreis sehen und den Schoden hätten dann wahrscheinlich die Produzenten. — Aus den weiteren Erklärungen deS Ministers vor dem genannten Ausschuß ent- nehmen wir noch die Zusicherung, daß die Abgabe künstlichen Stickstosses nicht unter so schweren Bedingungen nach Beendigung des Krieges erfolgen werde, wie mehrfach vermutet und behauptet worden ist. .In den Fricdensverträgen würde die Versorgung des Reiches mit Pkosphaten sicherst stellt werden. * Ausweispflichi :m. Frieden. Die sächsischen Handels kammern haben in einem Gutachten an die Negierung einstimmig gefordert, daß die von den Miluärbehörden gewünschte Ausweis pflicht für Reisen im Zniande für die Friedenszeit doch lediglich auf die Kriegsdauer beschränkt bleibe. Für die Friedenszeit müsse diese Ausweispflicht entschieden abgelehnt wer den und dürfte höchstens gegenüber Ausländern als etwaige Vex- geltnngsmahnahme in Frage kommen. * Fortschrittliche Volkspartei. D:r geschästSführenöe Ausschuß deS rheinisch westfälischen PcovinzialverdandeS hat einen Beschluß zur Wahl rechte frage angenommen, wonach dls sofortige Vorbereitung der kommenden Landtagswahlen für geboten erachtet wird. Dem Grundsätze der Partei entsprechend können für die Fortschrittliche Volkspartei nur Kandidaten ln Frag« kommen, die mindestens auf dem Boden beS allgemeinen, gleichen, geheimen und d crktrn Wahlrechtes stehen. * Gründung eines Berbavdcs litauischer Landbesitzer. Der .Korre spondenz Osteuropa' wird aus Kvwno telegraphisch gemeldet: In drn nächsten Tagen wird ln Kowno ein« Versammlung von Kl.in- und Groß grundbesitzern, in der besonders auch litauische Bauern vertreten sein werden, stattfinden zum Zwecke der Gründung eines VerbandeS litauischer Landbesitzer. Der Verband wirb keine politischen, sondern nur wirt schaftliche Ziele verfolgen. Der Militärgouvernevr von Litauen hat seine Förderung zugesoqtt. Politische« Theater Von Haas Georg Richter. Die Schandahne als revolutionäre Anstalt wäre gewiß kein übles Ding, würde ste nur als moralische Anstalt ln jedem Falle hinreichend ernst genommen. Entschließt man sich aber, unser Theaterpublikum von heut« in zwei Hauptgruppen zu teilen, indem man all«, die sich noch einem ernsten Drama fragen, rote sie ihr Leben ändern sollen, aus di« rocht« Seit« treten läßt, und alle, die sich fragen, wo sie nun am besten zu Abend essen werden, zur sinken, so werben di« mlt dem we niger geistigen Appetit die überwältigende Mehrheit für sich haben. Welcher ehrstche Monn wogt eS zu leugnen, daß dieser Mehrheit und ihren seelischen Bedürfnissen der größere Teil unserer theatralischen Bemühungen vortrefflich angepaßt ist? In was für einer sonderbaren Gesellschaft befinden sich die großen Dichter unserer und vergangener Lag« auf dem Splelplan fast aller Theater! Mag man nun zu der Kunst selbst ein fröhliches Zutrauen Haden und daran. glauben, daß jedes vollkommene Werk und ,edeS Stückchen Vollkommenheit auch in der schlechtesten Gesellschaft bleibt, waS es ist. Wie steht eS aber mit der zweckhosten Dichtung, mit dem philosophischen Drama, der poli tischen Tendenzdichtung; wie will die sich behaupten vor dem großen Parterre derer, di« ungeduldig auf dos gute Abendessen warten? Wie wird dem Autor zumute, der di« Herzen revolutionieren wollte — ich setze voraus, er hatte diesen leidenschaftlichen Willen —, und dem nun folgendes Tischgespräch (ich wähle nur ein Musterbeispiel) zu Ohren kommt: .Der Kerl ist ja verrückt im Koppe! Aber für unfern T. hat er ein« Bombenrolle geschrieben, und die P. hat wieder mal samoS ihre strammen Beine zeigen können. Na also — prost!' Wie wird ihm, der anderes alt ein« Abendfüllung beabsichtigte? Äeil di« Schaubühne aber meistens keine revolutionierende An stalt ist. sondern eine abendfüllende, genießt der um sie bemühte Autor «ln« gewiss« Narrenfreiheit. Glaubt ez mir, trotz Zensur und Be lagerungszustand Hat er nur einigermaßen begründete Aussicht, von der Mehrzahl für .verrückt im Koppe" erklärt zn werden, so gönnt man dem T. seine Bombenrolle und der die Betätigung ihrer strammen Bein« und gestattet ihm s«in« abendfüllende Geistesrevo- lution. Kommt auf dies« Art ein Kunstwerk auf die Bretter, das .»ub «ecie aeteruiwtis' betrachtet, immer nur sozusagen nebenbei «tue politische Lenden) Hoden kann, so dleibt auch der moralisch« Ge winn nicht aus, und dle Zahl derer, di« ihr Ledeu ändern wollen, wächst, klein lm Raume, groß in der Zeit. Wird jedoch nur gut« Lite- ratur erzeugt, so hastet ihr, die Ziele außerhalb der reinen Gestaltung kennt, immer die Schwäche an, dah die Vorzüge einer philosophischen Abhandlung zu Nachteilen der dramatischen Gestaltung werden, dah der Zuschauer erregte Gedanken, aber ein kaltes Herz mit nach Hause bringt, und also — sein Leben keineswegs ändert. Solch« und ähnliche Bettachtungen werden angeregt durch zwei ßtetchLeitta unter den .Dichtung«,, und B«kenntnisjen aus unserer Zeit" » p> LURßß MMM .HHrletß," «rs Lrx,sr Sch en dell (Bersin ISIS, geb, LLO ^l) und .Der Anfänger" von Richard Guttmann (Berlin ISIS, geh. LchO .k). Die Helden dieser Heiden politischen Gedicht« find entschlossen, di« Welt umzu stürzen und eine neu« zu gebären. Gattmanns .Anfänger' war «in Professor der Psychologie, der sein Amt aufgibt und sein Loboratorium anzüvdet, weil er die grohe Lüg« alles offiziell gewordenen Geistes er kannt hat, dcr vorgibt, der .stete Geist' zu sein, und in Wahrheit doch nur dos Mittel ist, mit dem die Herrschenden die Beherrschten nieder halten, da er ihnen jede Formel liefert, die Unrecht in Recht ver wandelt. Well aller behördlich anerkannte Geist sich solchem Miß brauch fügt, bewußt oder unbewußt, soll der Geist getötet werden, und das .große, warme, unvergiftet« Gefühl des Lebens zu einem neuen fröhlichen Anfang der Menschheit helfen, der ewig Anfang bleibt'. In kurzen, fast mageren Szenen, deren wenige Gestalten Svm- bole. nicht Einzelmenschen sind, werden solch: Gedanken zu einer dra. matischcn Handlung gcjügt, die in mancher grotesken Note von Wede kinds Form, auch in manchem Ideenznsammenhange von seinem Welt, bilde beeinflußt ist. Stärker als dramatische Gestaltung, auch blutreicher und wirklich- keiiswärmer. zumal in den prachtvollen, wahrhaft Shakespeareschen Nebenjiguren, sind Schendclls .Parteien'. Ihr H«ld Martin Wiegand, eine romantische E««le, Schoßkind des Reichtums, eines .Satrapen goldträchtiger Kaufsysteme' oder sagen wir etwas schlichter .der Schwerindustrie', hat eS unternommen, dem LcbenSwerk einer auS- gewiesenen Sozialrevolutionärs in Deutschland zur Verbreitung zu Helsen. Er sängt dies auf romaniische, also unpraktisch« Weist an. Licb.'sabenieuer verwirren seine Plän«. Mord und Totschlag, deren sich die Gegner, auch gar zu romantisch, im bürgerlichen Privatleben bedienen, werden von ihm mit Mord und Brandstiftung beantwortet. In den Palästen deS Berliner Zeitungspapstes verbrennt das gesähr- siche, weltumstürzende Manuskript, das von feindlicher Sette eben in beschränkter Auflage gedruckt werden sollte, und damit doch im schlimmsten Fall ein wenig später in die Oeffentlichkeit gedrungen wäre, wo es hätte zeigen können, ob seine .unwiderlegbar« Statistik' wirklich das Gebäude des Kapitalismus wie Dynamubomben zer sprengen und di« Proletarier zu Menschen machen würde. Wiegand, d«r ziellost Schwärmer, trinkt Gift und stirbt als sein eigener Richter. In schönen, leidenschaftlichen und geistvollen Dialogen fließt di« Haupt. Handlung, in derben, wahrhaft grotesken Bildern von einer Neben handlung begleitet, würdig großer Ahnen, erfrischend gemein und ob jektiv unzüchtig, wie Shakespeares Rüp«lszen«n. Eins scheint mir an blefen beiden durchaus nicht vollkommenen, aber geistig beträchtlichen politischen Theaterstücken noch besonders be- merkenswert. Sie zeigen in einem positiven und durchaus innerilch«n, also keineswegs phraseologischen Sinn«, Wirkungen d«r vier Jahre, die hinter unS siegen. Scheutest, der sein Stück ver- gongenes Iokr im Felde geschrieben bat, läßt einen Strolch von seinen höchst anrüchigen Kr.easericdnissen sprechen. Man könnt« also an- nehmen, dah sein Stück nach dem Krieg« spielt. Guttmann zeigt feinen Heiben als Krankenwärter im Feld« bei «in«m Sterbenden in dichterisch stürbst«» tzz«, l«t»t Mtzcke-. Dal «ef-nOchü «Wl. Londoner Presseäuherungen zur Äoisrede. Haag, 23. August. (Eigener Drahtbericht.) Der .Manchester Guardian' bringt zur Nede von Eolf einen Leit artikel, in dem er, wie der .Nieuwe Notterdamsche Lourant' meldet, sagt, die Nede von Solf sei wahrscheinlich ein Teil de- Pro- pagandafeldzuqes, den die deutsche Presse gefordert hab«. Die Nede sei besser als manche andere deutsche Nede, sie sei aber nicht aufrichtig. So behaupte Sols, Balfonr habe erklärt. England wolle die deutschen Kolonien annektieren, Balfour habe aber lediglich gesagt, d.c üeulschen Kolonien sollen dem Deutschen Reiche, wie es jetzt sei, nicht zurückgegsben werden, wohl aber einem anderen Deutschland, das bereit sei, an den friedlichen Arbeiten der Zivilisation teilzunehmen. Nun erkläre Solf, dah bereits dieses andere Deutschland geschaffen sei. Auch das sei ein wunderlicher Mangel an Aufrichtigkeit. Solf ver- leidige die Verträge von Brest-Lttowsk und Bukarest. Was er darüber sage, sei selbst für Deutschland etwas lächerlich, denn auch in Deutschland dringe die Ileberzrugung durch, dah diese Verträge ein Verbrechen gewesen seien. Der Leitartikel schließt: .Wir wollen an den guten Absichten Solfs nicht zweifeln, aber dle neue Welt muh mit der Wahrheit beginnen. Einen anderen Weg gibt cs nicht." ck Hamburg, 22. August. (E i g. D r a h t b e r i ch t.) Das .Hamburger Frembenblatt' meldet aus dem Haag: Herrn Solfs große Red« hat hier einen vorzüglichen Eindruck gemacht. Der .Nieuwe Courant" gibt nur die allgemeine Aufsagung auch der leitenden Kreise weiter, wenn er schreibt, es sei nicht schwer gefallen, Balfour der zweideutigen Polii k zu überführen, und hinzusehi: Käme nur ein- mal ein sclcher Klang, so deullich und klar von dem verantwort- lichen Reichskanzler. Möge die deutsche Regierung einmal ebenso wie Solf deutlich sagen, was sie will, das käme ber ganzen Welt zugute. .Het Vaderland" schreibt: Die Antwort des deutschen Kolonial sekretärs auf die letzte Rede Balfours ist nicht sanft. Balfour behauptete unter anderem, daß England aus moralischen Gründen berechtigt sei Deutsch-Afrika zu brhait.'n; das war wohl eines der unvorstchttosten Dinge, die gegenwärtig ein englischer Minister sagen kann. Für Deutschland, insbesondere für den deutschen Handel, sind seine Kolonien Lebens interesse. Deutschland zuerst mit dem Wirtschaftskrieg zu bedrohen und außerdem zu erklären, dah eS seine Kolonien für alle Zeit loS sei, bedeutet so viel, wie Deutschland alle Aussicht auf die Zukunft zu nehmen. Ein derartiger Ausspruch muh jedes Volk zur Verbitterung dringen. Ein Geist der Versöhnung wird wahrscheinlich nicht dadurch geschaffen. Das war Balfours großer Fehler. Dr. Solf hat recht schaffen gegen England losgclegt. Das Angenehm« an Solfs Aus- führungen ist seine gemäßste und weite Betrachtungsweise, seine ge- sunde Darlegung des deutschen Standpunktes. Selbst da, wo man nicht mit ihm ükcreinstimmen kann, gibt er stets die äußerst klar« Auffassung deS größten Teils des deutschen Volkes wieder. Interessant an dieser Rede ist, daß sie kesser als die von den anderen Staatsmännern in letzter Zeit gemachten Ausführungen zeigt, welche Schwierigkeiten der Annäherung zwischen den Kriegführenden im Wege liegen. .Maas- Kode ' schreibt: Die Worte Solfs über Belgien und den Brester Vor- trag werden wahrscheinlich nicht ohne Einfluß bleiben auf di« Zentren deS europäischen Gewissens, wie Solf jene Gruppen nannte, die in den verschiedenen Ländern einen Derständigungsfrieden anftteben. * Vereinheitlichung der sozialpolitischen Gesetzgebung in Deutfchlanb und Oesterreich-Ungarn. Man schreibt unS: Die geplante wirtschaftliche Annäherung zwischen den beiden verbündeten Kaiserreichen läßt ein« Ausgestaltung der sozialen Fürsorge für die Arbeiterschaft, des Arbeiter schuhes und'der Arbriterversicherung, nach gleichen Grundsätzen dringend erwünscht erscheinen. Die Gesellschaft für Arbeiterschutz in Oesterreich hat deshalb ber Regierung «tn« Denkschrift über die Annäherung der deutschen and öfterveich-ischen Sozialpolitik.über mittel, die eine Reihe gesetzlicher Maßnahmen auf fotgonben Gebieten in Vorschlag dringt: Kinderschuh, Ausdehnung deS Beschästigangsvcr- boles für Kinder unter 14 bzw. 12 Jahren, Nachtarbeitverbok. Festsetzung einer Höchstarbeitszeit, Erstreckung auch auf die Landwirtschaft. Schuh der Jugendlichen, zehnstündige Höchstarbeitszeit, «lffiündige Minlbefinachttuhc. Schuh der Frauen, Ve-rbot gesundhetttschEbstcher ArbM. Wöchnerinnen schuh, Wöchnerinnenruhe während einer Dauer von S Wochen für alle gewerblichen Arbeiterinnen, von 4 Wochen für all« nicht gewerblicher! Arbeiterinnen. Schuh der männlichen Arbeit«, Höchstarbeitszeit von 11 Stunden in Fabriken und im Handel, von 10 Stunden im Bergbau, von 9 Stunden in Unterkagsarbetten, von 8 Stunden in kontinuierlichen Betrieben, Arbeitspausen von anderthalb Stunden. Schuh der Heim arbeiter, Einführung der deutschen Gesetzgebung in Oesterreich-Ungarn. Erhöhung der Lohn- und GehaltSgrenzen für dl« Versicherungspflicbl. staatliche Zuschüsse zur Erhöhung der Unfall- und Invalidenrenten, voll kommen« Gleichstellung der Angehörigen hinsichtlich der Versicherung. Herstellung wechselseitiger Beziehungen zwischen den Verstcherungseln- richtungen beider Staaten. was beide als .Kriegsaewinn' in ihre Dramen gerettet haben, ist die Leidenschaft ihres revolutionären Bekenntnisses, das Gnrnbdogma: .Es muß anders werden" und StrindbergS: .Es ist schade um den Men schen.' Wenn mancherlei Erlebnisse unseres heutigen Lebens uns zu dem Glauben gebracht haben, daß eine kleine, «wer wertvolle Zahl von Kämpfern unter solchen Fahnen aus den Mordjahr«n zurückkehrcn wirb, so werden wir nicht umhin können, jede Erscheinung der Dich tung und der Kunst, die solche Hoffnung bestätigt, freudig zu begrüßen, als Zeichen, daß wir wohl fern von jedem Ziel, über dach vom Wege auch heute noch nicht völlig abgekommen sind. Eine neu« Wohlfahrtseinrichtnng für Künstler. Unter bem Namen .Clauß-RochS-Stiftung' wurde von Obergeneralarzt Dr. Rochs und Stabsarzt Dr. Clauß, Chefarzt des Posener HaupftestungSlazarettS, aus bedeutenden Mitteln, die den Genannten zur Verfügung gestellt sind, eine Stiftung für Kriegsbeschädigte Dichter, Maler, Bildhauer, Musiker und Bühnenkünstler gegründet, deren Vorteile aber auch allen durch den Krieg in Not geratenen Künst lern zugute kommen sollen. Die Hilfeleistung, auf bi« nur künstlerische Qualität und Bedürftigkeit ein Anrecht geben, besteht in zeitweiliger Unterbringung in eigenen Erholungsheimen, einmaligen Unterstühungen, kostenlosem ärztlichen und juristischen Beistand, Arbeitsvermittlung, Ehrengaben und ähnlichem. Das erste Heim wirb in Schlesien erbaut: ein zweites sott in Bayern, ein drittes im Westen errichtet werden. Zur Erhöhung des Sliftungskapiials nimmt die Stiftung ordentliche Mitglieder auf; der Jahresbeitrag für diese beträgt 20 -K (außerdem 20 Einschreibgebühren), für Künstler 1 ^tt (1 Einschreibgebühren). Einmalige Zahlung von 1000 »tt verleiht lebenslängliche Mitgliedschaft. Künstlern die Zahlung von 100 Beitrittserklärungen nimmt Stabs arzt Dr. Clauß, Chefarzt des Fcstungslazarctts Posen, Linnöstr. 2, an. Operetlensestjpiel« in Baben-Baben. Die Bemühungen des Mann heimer Hoftheaterintendanicn Dr. Hagcmann, der viel mißbrauchten Kunstgattung der Operette durch eine nach ollen Richtungen durchdachte Wiedergabe neue Lebenskraft cinzuhauchcn, hatten eigentlich erst m>t dem .Orpheus", der als zweite Festspieloperctie dem Heubcrgcrschcn .Opernball' folgte, einen rechten Erfolg. Der erste Versuch mit bem .Opernball' litt unter der Belanglosigkeit des Vorwurfs. Der .Orpheus' aber sicherte schon durch den Reiz seiner sprühenden musikalischen Ein kleidung eine starke Wirkung, die Hagemanns geistvolle Textbearbeikung und stilfreie Inszenierung noch erfreulich zu hrben vermochten. Ihr« reichlich frivole Ausgelassenheit ist der Operette in etwas aktuellerer Abtönung verblieben. Manche Geistlosigkeiten des Dialogs haben hübschen und originellen Einfällen weichen müssen. D'e ausketenden Gestalten wahren ihre parodistische Eigenart sehr charakteristisch und ergaben im Zusammenspiel ein farbenprächtig b:lebtes Bi d. K. kl. Ei« Institut für christlich« Kv«st in Köln wirb von der Stadtver waltung geplant. Einzelheiten über den Plan fehlen noch. Einen a»s- ^ezeichneten Grundstock für «in solches besitzt Köln in tz»r
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