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Nk-. 388 Saupkschrtftleiker: Dr. Everlh, Leipzig SoNNSbeNd, dkN 20. ZUli Verlag: Dr. Reinhold L To., Leipzig 1918 Die Kämpfe an der Marne Der deutsche Heeresbericht AmkÜch. Gröhes Hauptquartier, 20. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Die Tätigkeit der Engländer nahm Ur einzelne» Abschnitten za. Gegen Meteren, nördlich von Merris und südlich von Vieux Ber quin griff der Feind am Vormittag an. In Mete reu faßte er Fuß. 3m übrigen wurde er abgewiesen und lieh Gefangene in unserer Hand. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Zwischen AiSu« und Marne nimmt die Schlacht ihren Fortgang. Von neuem fetzte der Feind zum Durchbruch auf der ganze» Kampffront an. Panzerwagen drangen am frühen Morgen in TEe unserer vorderen Linien ein. Nach erbittertem Kampf war gegen Mittag der erste Stotz der Feindes auf den Höhen südwestlich von SolssonS — westlich von Hartennes — SMlch von Neailly, nordwestlich von Lhüte au- Thierry, zmu Scheitern gebracht. Die von Fliegern im An- marsch auf das Schlachtfeld gemeldeten und von ihnen wirksam bekämpften feindlichen Kolonnen kündeten Fortführung der An griffe an. Sie erfolgten gegen Abend nach stärkster Feuer steigerung. . Zwischen AiSue «ud O » rc brachen sie l» unseren Gegenstößen südlich des Oureq meist schon im Feuer zusammen. NördUch von HartenneS warfen wir den Feind über seine Ausgangs linie» hinaus zurück. Di« Truppe meldet schwerste Verluste deS FeiudeS. Eiue große Anzahl Panzerwagen liegt zerschossen vor unserer Front. . . . . SK>lkh der Marne tagsüber mäßige FeuertMgkeit, süd östlich von Mareuil wurden erneute Teilangriffe des Feindes abgmviesen. W^rend der Nacht nahmen wir unser« südlich der Mars« stehende» Truppen, vom Feinde unbemerkt, auf daS nörttiche Flußufer zurück. Oerkliche Kämpfe südwestlich uud östlich von Reims, nord- westlich von Souaiu wurde» französische Vorstöße blutig ob- gewiese». - . Gestern wurden wiederum 3V Flugzeuge und 7 Fesselballone abgeschosse». Leutnant Löwenhardk errang seinen 40. und 41^ Leutnant Menkhoff seinen 39^ Hauptmann Berthold seinen 38^ Oberleutnant Lörzer seine» 27^ Leutnant Jacobs seinen 24. und Leutnant Könnte seine« 22. Lufisieg. , > Der Erste Generalqaartiermeister. Ludendorff. (W.T.B.) vtd. Berli», 20 3«V. Die glänzende Ausführung d«< abermaligen Uferwechsels über den breiten Strom, der unbemerkt vom Feinde vor sich ging, stellt etue neue glänzend« Leistung der deutschen Führung und Trupp« dar. Mit dem Vorstob <mf da« südliche Marneufer waren verschieden« Absichten der deutschen oberste« Führung verbunden die in vollem Umfange erreicht wurde«. Zunächst galt eS, durch den Uferwechsel der roh zähester feindlicher Gegenwehr in glänzender Weis« gelang, ein« z Vorbereitung der AngriffSbayS für den deutschen Vorsloh beiderseits RrimS zu schaffen und stark« feindliche Kräfte anzuziehen und zu fessel«. Di« feindliche Führung setzte denn anch sofort an dieser Stelle stark« Reserven ein und unternahm bereits am ersten Tage äußerst blutige, jedoch völlig ergebnislose Gegenangriffe. Während sich hier an der neuen Marnefront der Feind verblutete, muhte er den Deutschen «inen großen taktischen Erfolg östlich Reims lassen, wo die beherrschenden, in den Champagne-Schlachten der Jahre 1915 und 1917 von den Franzosen wild umstrittenen Höhen südlich der Linie Raurvy—MoronvUlerS von uns genommen wurden. Der Vorstoß auf das südliche Marneufer in seiner ganzen Bedrohlich keit für den Feind löste ferner endlich die lange erwartete französische Gegenoffensive auS, die Fach zwischen der AiSne und nordwestlich Lhäteau-Thierry ansetzte. Sie endete trotz zweier Kampf tage voll rücksichtslosester Krastanstrengnng »nd Blutvergeudung mit einem Mißerfolg für den Entenkegeneralissimus, der den angestreblen Durchbruch vereitelt sah. Damit war die Aufgabe der auf dem süd lichen Marneufer kämpfenden deutschen Truppen voll gelöst, ein weiteres Festholten der dort gewonnenen Linien unnötig. Die deutsch« Führung konnte numehr die übergegansjenen Truppen wieder auf das nördliche Ufer zu neuen, wichtigeren Ausgaben zurücknehmen. Flieger über Paris Basel, 20. Juli. (Lig. Drahtberlchk.) Wie «Havas" aus Paris meldet wurde um Mitternacht Fliegeralarm gegeben, der um 12 Ahr 45 Minuten zu Ende ging. Basel, 20. Juli. (Eig. Drahtbevicht.) Nach einer Londoner Havasmeldung hat ein feindliches Flugzeug gestern morgen 6 Uhr 30 Minuten Thonet in sehr großer Höhe über flogen. Die Batterien eröffneten das Feuer. Das Flugzeug ver schwand gegen das Meer zu. isvoo Tonnen versenkt Berlin, A>. Zull. «Amlllch.» Aus dem ui-dllch-u Kriegsschauplatz sind burch unsere U-Boote , , IS 000 Drnkto-Register-Tonnen , vernichtet worden. Der Chef des Admiralstabes der Morine. Ministerrat in Paris Basel, 20. AnN. (Eig. Drahtberlcht.) Wie Hava« meldet, machte Llemenceau im Ministerrat Mitteilung von den disziplina rische» Maßnahmen, di« wegen der Ereignisse am 27. Mai (Schlacht am -Damevweg) eingeleitet wurden. Elemenceau gab seiner Auskunft über die Mittel, durch die er die Untersuchung weiter zu ergänzen beab- sichttgt. Bafel, 20. Zutt. (Eig- Drahkbertchk.) Der englische und sranzösisch« Abendbericht sind heute zur gewohnlea Stunde aus bisher unbekannte« Gründen in der Schweiz aaSgeblieben. Wie HavaS meldet, hat dt« Regierang in der Kammer eine Vor- lag« eingebrocht über d!« Zählung and Masterung der IahreSklaffe 1920. Die französische Gegenoffensive Genf. 20. 3ull. (Elg. Drahtb« richt.) Der «Malin» meldet > on der Front: Wir stehen in wechselnder Schlacht von unerhörter Heftigkeit. An anserem Gegenstoß scheiterten dte Gegenangrift« des Feindes, veländeflreifen tauschen in Stunden mehrfach den Besitzer. Unser ausgesprochen strategischer Zweck ist die Erhaltung der Linie RelmS—ChalonS. dem Dreh- nad Wendepunkt unsere« ganzen Front- syslemS südlich von Reim«. — «Petit Parifien" meldet, daß die Offen- sine der Deutschen an der Front noch kaum abgeschlossen sei. Di« Deutschen seien bisher nicht in ihre Ausgangsstellungen zurück geworfen worden und die Unruhsanden übrigenTeitender Front hob« sich hier noch gesteigert. Die strategischen Vorteil«, die die Deutschen in den beiden ersten Tagen gewonnen haben, beständen noch fort. Zürich, 2». Ink. (Eig. Drahtbericht.) Di« «Züricher Post' meldet: Das ganz« Vorgelände zwischen Reims und dem Reimser TSoäde steht fortwährend unter stärkster deutscher Arttlleriewirkung Die Entfernung oon Prunny, das von der Armee Einem erkämpft Ivundc^ bis zu den deutschen Kampfstellungen westlich von Reims beträgt nur »och knapp 20 Kilometer. — Dem «Berner Bund' zufolge bemerkt dta ßMmöützhe Poesie liker ein sttuunend, daß der Kampf beiRatmS und an dM-Ml-,1 NffckchchchtzWchffOM «chlm ch k. schwanke hin und her. Die Gesamtergebnisse seien nicht un günstig, weil kein« der stündlichen Eroberungen ein« Gefahr für die französische Kampfstellung bedeute. Zürich. 20. 3uli. (Eig. D r ach t b e r i ch t.) Nach Züricher Blättermeldungen wird di« französische Gegenoffensive von der Pariser und der übrigen alitierten Presse zwar lebhaft begrüßt, aber die Geschmklage wird von den Blättern nach wie vor sehr zurück haltend betrachtet. Die englischen Militärkrikiker betonen, laut .Secolo", man müsse sich immer wieder fragen, ob die Deutschen bisher nicht ein Sche-inmanöver ausführten, um plötzlich an ander« Stelle zu wuchtigen Stößen auszuholen. Man glaubt, daß sich der Lntscheidungskampf schließlich um Amiens abspielen wird. Der schwankende Kurs in Oesterreich Wien, 20. Juli. (Drahtbericht unseres Wiener Mitarbeiters.) Die Regierungsvorlage über das Budget- Provisorium wurde gestern dem Budgetausschuh zu gewiesen. Zu einer Abstimmung im Budgetausschuh dürste es kaum kommen, so dah die Entscheidung in das Plenum verlegt werden dürfte. Man erwartet die Entscheidung über das Budgetprovisorium Freitag kommender Woche. Am Montag gelangt der von den Tschechen einaebrachle Antrag über die Ministeranklage zur Verhandlung. Der Antrag ist «in Demon- strattonsanlraq. Die zur Erhebung der Ministerankiage erforder liche Zwei-Drittei-Mehrheit ist ohne die Deut schen unmöglich. Es erscheint auch fraglich, ob die zur Zuweisung an einen Ausschuh erforderliche einfache Mehr heit vorhanden sein wird. Nach der bisherigen Stimmung zu urteilen wären allerdings die Polen geneigt, angesichts ihrer oppositionellen Haltung gegen den Ministerpräsidenten für den tschechischen Antrag zu stimmen. Der Polenklub wurde jedoch von den Deutschen verständigt, dah eine solche Haltung als Kriegsfall betrachtet werden würde und in diesem Falle alle Ver handlungen mit den Polen abgebrochen würden. An die Minister anklage schließt sich dann die militärische Debatte. ES ist jedoch fraglich, ob die Debatte geheim durchgesührt werden soll. 3m allgemeinen erhält sich in parlamentarischen Kreisen die Auffassung, daß eine ernste Gefahr für den Bestand des MiMsteriavrS Sekdto-r «kch»1 m«h-r vouh»a»d-o« stft» > Die Rede Ezernins L. L. Dir Rede, die der Graf Ezernin vorgestern im österreichi schen Herrcnhause gehalten hat, war in der Reihe der grohen poli tischen Auslassungen, die in der letzten Zeit aus Wien und Berlin zu hören waren, wieder einmal ein Labsal. Da ist ein Kopf ersten Ranges, gemessen wenigstens an dem, was bei uns und drüben bei den Bundesgenossen die Regel bildet, da ist eine Persönlich keit, die sich jetzt, der amtlichen Fesseln ledig, noch scharfer pro- siliert und farbiger zeigt als vorher, da ist der Mut, etwas zu sagen, cer wie ein frischer Luftzug in die Welt der vorsichtigen Erklärungen fährt. Und dabei ist doch die innere Lage Oesterreichs anherordent lich viel schwieriger und verwickelter als bei uns. Aber Czernln sagt, wie er in seinem prachtvollen Schlußwort ausgesprochen hak, chne Furcht vor Kritik offen und frei, was er für die Wahrheit hält. Seine Rede gibt bessere Aufklärung als viele Zeitungsartikel der österreichischen und deutschen Presse zusammengcnommen. Was die Richtung seiner Politik anlangt, so zeigt sich wieder, wie reckt wir hatten, als wir in der Amtszeit des Ministers immer wieher darauf hinwiesen, dah er, neben dem Grälen Tisza, der zu verlässigste, weil klügste Bundesgenosse sei, den wir in der k. k. Monarchie besitzen. Diesen Politiker, der so über das Ver hältnis seines Staates zum Deutschen Reiche spricht, haben reichs deutsche «Politiker" vom Niveau des Grafen Revcntlow fanatisch bekämpft. 3m Hinblick auf sie könnte man ein Mort EzcrninS selber zitieren, das Anzweiflungen der österreichisch-ungarischen Bündnistreue traf: «Gemeinheiten sind in der Weltgeschichte ge nug dagewesen, aber wenn sie nebenbei blödsinnig sind, dann . . .' Nach dem innerpolitischen Bekenntnis des österreichischen Mi nisterpräsidenten zum deutschen Rückgrat Oesterreichs und nach dem äuherpolitischen des Grafen Burian zur Bündnistrcue bilden diese Ezerninschen Ausführungen ein weiteres wertvolles Glied in der Reihe erfreulicher Erfahrungen, die wir in der letzten Zeit mit der amtlichen Politik der k. k. Monarchie im Gegensätze zu mancherlei Enttäuschungen, die uns aus höfischen Sphären von drüben kamen, gemacht haben. Wenn der Graf sagte, der Krieg sei in letzter Instanz ein Duell zwischen Deutschland und England, so befindet er sich in Ueber- einstimmung mit dem Deutschen Kaiser, der kürzlich ja von dem Kampfe der germanischen Weltanschauung gegen die englisch amerikanische Weltauffaslung gesprochen hat (wobei denn freilich olle nichtgermanischen Völker oder nicht rcingermanischen Staa ten aus unserer Seite gewissermahen in. Nebenrollen gesehen wur den). Wenn Ezernin weiter betont, dah sein Staat keine unmittel baren Reibungen mit England habe, so kann das demzufolge nickt etwa heißen: wir waschen unsere Hände in Unschuld, sondern: wir sind, wie er ja weiter ausführte, zur Vermittlerrolle geeignet. Er fügte in kluger Loyalität sofort hinzu: «Aber wir müssen da bei das volle und uneingeschränkte Vertrauen Berlins besitzen." Oesterreich-Ungarn möchte also «im Fricdcnskonzcrt die erste Vio line spielen" — Graf Revcntlow wird das natürlich als eine un erhörte Anmaßung zu «geißeln" wissen —, dock die Monarchie muh dann auch «entschlossen sein, die deutschen Interessen genau so zu vertreten wie die eigenen", weil nur dann Deutschland ihr jene Rolle im Friedenskonzert zubiiliqen kann; und ferner gehört dazu die entsprechende inneröstrrreichische Politik. Diese rcalpolitische Mischung von Offenherzigkeiten nach beiden Seiten mit unanzweifelbarer Loyalität macht den Reiz dieser Auslastungen, aber auch ihren praktischen Wert aus. Es gibt da keine Schönfärberei. Ezernin spricht offen auS, dah man im Reiche weniger bescheiden in Forderungen nach Landerwerb sei als die österreichisch-ungarische Monarchie, dah wir in der Welt überhaupt unbeliebter seien, aber er begründet das zugleich sehr ehrenvoll für uns mit unserer größeren Macht. Anderseits verlangt er für die Zusicherung unbedingter Solidarität, dah die deutschen Kriegszielc den Leitern der österreichisch-ungarischen Politik bekannt und dah sic nach wie vor rein defensiver Natur seien. Es ist eine Mahnung, die man nirgends bei uns mißverstehen wird, wenn in solchen Zusammenhängen gesagt wird: «Niemals würden cs die Völker Oesterreichs verstehen, daß sie diesen schreck lichen Krieg für Erobcrungswünsche eines fremden Staates ver längern sollten; die Zumutung allein wäre imstande, das Bündnis zu gefährden." Unter diesen Gesichtspunkten begrüßte der Redner die Erklärung deS deutschen Reichskanzlers über Bel gien, die ja auch in der österreichisch-ungarischen Presse eine über aus freundliche Aufnahme gefunden hat. Er schloß diesen Teil seiner Ausführungen mit dem neuartigen Vorschlag eines Ver suchs der Friedensvermittlung, wonach jede der beiden Mächte gruppen ihre Vorschläge schriftlich einer neutralen Macht über mitteln sollte zur rein vertraulichen Kenntnisnahme, keineswegs etwa zur Weitergabe an die andere Seite, damit die neutrale Macht durch Vergleich festsiellen könnte, ob eine Einigung möglich wäre. 3n der Tat ein ernsthafter Gedanke, zumal er nicht als unbedingte Forderung auftritt, sondern ausdrücklich an die Vor aussetzung geknüpft wird, dah die eingcweihten amtlichen Stellen den Zeitpunkt für solchen Schritt gekommen glaubten. Das Ansehen, das der Graf Ezernin in seinem Staate auch bei Parteien genießt, bei denen das nicht ohne weiteres als selbst verständlich erscheint, wenn auch natürlich nicht gerade bei den Tschechen oder Slowenen, ist beträchtlich, und insofern ist die Red« besonders .zu werten, da sie eben bei den Bundesgenossen stark wirken wird. Aus diesem Grunde wird man ihr auch bei uns um so mehr Gewicht beilegen müssen. Japan beschließt die Intervention Amsterdam, 20. 3ali. —Realer meldet aas Tokio: 3apa» Hal beschloss«», ia Sibirien za ialero«»lere». Die aolwead- lgen Motzacchme» p»d getroste».