Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1918
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180715023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918071502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918071502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-07
- Tag 1918-07-15
-
Monat
1918-07
-
Jahr
1918
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>Dtche bedmttet, mehr oder weniger aufzugeben oder nicht? Wtr k-nn»» Mich bet reiflicher Uederle^ung den Zeitpunkt nicht für richtig hall«. Mit» wohl unmttielbar bcvorsthende militärischeOffensto« wird ftluttch «in« «»gebrochen« defensiv« Handlung der Politik - e e i»- Neächtigt. Zum mindesten hätte man doch den militärischen Erfolg Vdwarten müllen. EngländerundFranzosenwerdenjetzt '«auch militärisch ausatmen aus dem Gedanken heran»,-aß jemand, der an den Sieg glaubt, doch nicht unmittelbar vor der >en i ltt ä r i s ch e n Aktion E ch w S chea n wa n d l u ng« n z» «eigen pflegt. Un» scheint also hier die von un» so »ft angeregt« Kon- ftormttät der militärischen und politischen Aktion wieder einmal nicht vorzuliegen. Zum Glück bürgt unser Heer und seine Führung dafür, daß sich die Truppen der Entente von unserer ungeschwächten Kampfkraft und Siegeszuversicht überzeugen werden.' Dos soll offenbar ein Wink nach dem Großen Hauptquartier hin sein. Als ob nicht anzunehmcn wäre, daß man tm Grohen Hauptquartier mit diesen Auslassungen des Reichskanzlers ein verstanden gewesen ist, als ob nicht anzunehmen wäre, datz Hertling ^heule nichts von Bedeutung sagt, was nicht vorher die Billigung der Obersten Heeresleitung erhalten hat. Datz Kuhlmann nicht Zimmer so vorging, hat ihm ja den Borwurs mangelnder Zuverlässtq- f kelt eingetragen. Wenn das (Einverständnis der Obersten Heeres- pseitung mit jenen Kanzlerworten öffentlich festgestellt wäre, würde sich die .Krcuzzeitung' hüten, ihre Kritik laut werden zu lassen. -Die Dinge liegen also heute so, datz der Reichskanzler, der formell Ha allein ^ie politische Verantwortung trägt, sie tatsächlich aber „nicht allein trägt, alle Kritik auf sich nehmen muh. Es wird von ' den Kreisen der .Kreuzzeitung' immer verlangt, datz politische und ^militärische Leitung stets eng zusammen arbeiten, nachher aber, 'wenn man voraussehen kann, datz es geschieht, wird dennoch für die politischen Handlungen lediglich die politische Leitung verant wortlich gemacht. Das geht bisweilen bis jur Illoyalität dieser Kritiker. Die Ursache der deutschen Siege Herve gegen General Malleterre. 3m .Temps' hatte General Malleterre darzulegen ver sucht, datz di« deutschen Erfolge im Westen im Grunde nur zwei Ur- fachen gehabt hätten: die Anwendung der giftigen Gase und der di« In fanterie begleitenden leichten G«schütze. In Besprechung diese» dte Ding« doch in allzu oberflächlicher Schönfärberei betrachtenden Artikel» sagt« Heros in seiner .Dietoire': .Wir würben bald noch wettere ebenso empfindlich« Schlappen rote am Ehemin-de» Dames erleiden, wenn unsere Heeresleitung d i e wahre Ursache der traurigen Ereignisse vom 27. Mot verkennen würde. ES springt in die Augen, datz die ganze Kunst de» deutschen Unternehmens im wesentlichen darin bestand, einen ruhigen Abschnitt zum Angriff zu wählen und sich darin so Mäuschen- still wie möglich während der dem Angriff vorousgehenden Wochen zu verhalten: dann in die Näke dieses Abschnittes mit Anwendung oller erdenklichen Vorsicht im verstohlenen eine beträchtliche Anzahl der besten Divisionen zu dringen, unter Führung kühner Generale und gut mit allem ausgerüstet; und dann den Schlag wuchtig, auf ziemlich breiter Front zu führen, damit die einmal geschlagen« Bresche nicht leicht ' wleder geschlossen werden könne. Das Gelingen eine» solchen Angriffs hängt selbstredend davon ad, datz die Teilnehmer das Geheimnis voll kommen wahren. Di« Truppen, die einen derartigen Angriff auszu führen haben, sollen nicht einmal wissen, wohin sie gehen, weder die Mannschaften noch dte Offiziere. ES Ist sehr wahrscheinlich, datz nur einige wenige Offiziere des Generalstabes um den Schlag wuhten, der vorbereitet wurde. Das war nicht der Fall bei unseren Offensiven, um die nicht ein mal dte Regierung zum voraus hätte wissen sollen, und von denen ganz Paris Zeit und Ort schon vierzehn Tage vor der Ausführung likaittrte. Ein so im geheimen vorbereiteter Schlag, wie der vom - 27. Mai, wenn er weder durch Spionage noch durch Flieger recht zeitig entdeckt wird, ist unwiderstehlich und mutz unfehlbar gelingen. Er muh gelingen auf Grund der einfachen arithmetischen und psycho- Elegischen Tatsache, datz wenn eine Division von durchschnittlicher Güt« von drei besonders guten Divisionen überrascht wird (die dank ihrer ; qualitativen Ueberlegenheit so viel wert sind wie sechs), sie u:.^i>tdar i eingekreist wird, wenn nicht in der Nähe gute Eturmtruppen sind, dl« ste halten können. Das ganze Geheimnis der beiden Siege vom 21. März und vom ' 27. Mat liegt im Aeberraschungsangriff eines ruhigen Abschnittes durch besonders tüchtig« Sturmtrupp« n, die »dlltg heimlich an den Ort der Handlung herangebracht wurden. Wohl hat natürlich auch die Anwendung giftiger Gase und der In- lfaickeriegeschüh« das Ihrige getan: selbstverständlich (i) Hüsten ohne die Mitwirkung der feindlichen Insanteriegejchützc und der Tank» ' unsere Soldaten sich in ihren unversehrten Gräben halten können bi» gum Eintreffen der Verstärkungen: aber der leitende Gedanke des ' Unternehmens liegt in der Ileberrascbnng von Durchschnittsdivisionen ' durch eine überlegen« Zahl besonders guter Divisionen. , Die Infanteriegeschütze sind darum wichtig, weil sie die Ucber- , easchungen ermöglichen, ohne datz die Angreifer zur Erstürmung der feindlichen Gräben die schwere Artillerie zu verwenden brauchen, die schwer zu verbergen und zu bewegen ist. Dos Tröstliche bei den Lehren, die uns di« Deutschen am 21. März und am 27. Mai gegeden haben — Lehren, die sie übrigen« selb«« vom Goethe-Stiftung und Palmenorden (Neues aus dem Briefwechsel des Grotzherzvgs Carl Alexander mit Liszt.) Im November 1841 kam Liszt zum ersten Male nach Weimar. Sein Spiel und seine Persönlichkeit machten tiefen Eindruck auf den jungen Erbgrotzherzog, und di« ersten Abende, die beide gemeinsam verbrachten, legten den Grundstein zu der innigen Freundschaft, die fortan den grohen Fürsten mit dem großen Künstler verband. Der Grohherzogliche Hof kapellmeister in Weimar, Peter Raabe, der gleichzeitig Kustos des Liszt-Museums ist, hat nun diesem FrcnndschaftSbunde ein schönes Denk mal in Gestalt eines hübschen Büchleins gesetzt, das unter dem Titel .Großherzog Carl Alexander und Liszt' soeben bei Breit- Kopf L Härtel in Leipzig erscheint. Raabe stützt sich dabei hauptsächlich auf den Briefwechsel zwischen den beiden Männern, den La Mara h*rausg«geden hat, doch teilt er auch einige unbekannt« Stücke mit, barrmtrr einen Brief Liszt» über Pläne, mit denen der Grvhherzog und Liszt sich viel« Jahre hindurch beschäftigt haben: die Goethe-Stiftung und die Wiederausrichtung des Palmenordens. I« Jahre 1856 hatte der Grvhherzog Liszt aufgetragen, ihm seine Gedanken über die Erneuerung de» Palmenorden» darzulegen. Am 3. Februar 1860 schickte Liszt dem Grvhherzog eine» Nachtrag zu seinem Plane, der zunächst die äußeren Einrichtungen des Ordens anging: der Orden sollte mit der Stiftung dadurch verbunden werden, dah seine Verleihung ausschließlich in der Zeit der Wettstreite der Goethe-Stiftung erfolgt«, es sollten .unterstützende Mitglieder des Ordens' (oder rich tiger: .befruchtende Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft') eine eigene Klasse des Ordens bilden, und schließlich sollten auch Frauen zu der Schar der .Beschützer', die das Großkreuz erhielten, zugelassen wer den, deren Beiträge die Hauptkasse des Ordens bilden würden. Dann ging Liszt auf die Nützlichkeit deS Ordens ein und verteidigte sich gegen allerlei Einwände: .An Auszeichnungen mangelt es nicht, und da Ew. Kgl. Hoheit das Oberhaupt des Falkenordens sind, so ist es klar, daß eine bloße Ver mehrung zu verteilender Gunstbeweise keinen großen Nutzen hättet. Wenn man aber annimmt, daß die Goethe-Stiftung den Vorteil hätte, Weimar einen zentralisierenden Einfluß auf dem Gebiet» der Literatur und der Künste zu geben, einen Charakter deutscher Einheit, der diese Stadt und den Staat, besten Hauptstadt st« ist, berechtigen würb«, für ganz Deutschland ein« wohltuend« Unabhängigkeit zu beanspruchen, selbst für den Fall, daß die Zahl d«r 3- Staaten des Deutschen Bunde» stark zurück ging«, wenn Weimar mit einem Ansehen ausgestattrt würde, das, aGgasahen vaw,hohen Verbindungen d«r regierender, Familien, ihm eine »MftMWft, lebendige, wirklich« Valkülümvchkait gäh«. dte Gmq nattlr- englischen Dewaaat BG»g ft» Oktober 1Ü17 bet Tambrat gelernt haben — ist, daß mtt ba» AugttsssmitMtn, die ua» Zur Verfügung stehen, und den vorzüglichem Division«, die den Alliierten nicht mangeln, sowie den Generalen welch« sovdet Offenstugetst besitzen, wie dtas« und jene, di« heute Armeekomwanbanten sind, wir den Deutschen heimzahlen and sie zwn jede Gefahr von Paris abwonbenben Rückzug veranlassen werd«, sobald General Foch den Augenblbick sür gekommen erachtet. Ls fehlt uns hderza nur eines: zu lernen, einen gleichen Schlag im geheimen uHrzadereiten.' * Ser bekannte militärische Schriftsteller Nörregard schreibt in .Dagens Nyheter': .Daß die Verbündeten nicht versuchen, die Kampfpause zu einer aktiven Kriegführung zu benützen, dte Initiative an sich zu reihen und Anordnung in dir Pläne des Feindes zu bringen, wie es z. B. die 7 iliener an der Alpenfront taten, muß auffallen. Daß sie sich überall und immer mit einer defensiven Haltung begnügt Haden, muß als Schwachheit bezeichnet werden. ES läßt sich kaum eine ander« Erklärung finden, als dah die große Reservearmee, die Fochsche Manöorlerarmec, die geradezu gebildet wurde, um den Ofsensivzielen d«r Verdandsmächte zu dienen, allmählich aufgelöst wurde und zu rein devensiven Zwecken eingesetzt worden ist. Die Armee, die das Schwert des Verbandes führen sollte, hat den Schild aufnehmcn müssen. Bei dem Unternehmen an der Murman Küste in größerem Maßstabe ist die Hauptsckwierigkeit die durch die U-Boote gefährdete Etoppenlinie. In Rußland selbst ist nur eine einzige, mehr als 100 Kilo meter lange, schlecht gebaute Eisenbahnlinie, die leicht abgcschnitten werden könnte. Auch ein Eingreifen Japans ist nicht wahr scheinlich, zum mindesten würde sich diese» aus die Länder östlich des Baikalsees beschränken. Sich in innere russische Kämpfe zu mischen, ha! es nicht die geringste Veranlassung.' * * * Zürich, 15. Juli. (Eigener Drahtberich k.) Die .Züricher Morgenpost' meldet: Laut .Victoire" hat die fran zösische Heeresleitung angeordnet, die bisherige Besatzung von Paris ausnahmslos sofort an die Front abzusenden. Die Gründe dieser Maßnahme sind nicht angegeben. Die .Bicloire" b«z«ichnet sie als große Härte, da darunter viele Familienväter und Verwundete sind. Als Ersatz kommen nach Paris bel gische Truppen, die sogenannte 5. Gruppe, das heißt ver heiratete 30- bis 35jährige mit weniger als drei Kindern. Ergebnis der Haager Kriegrgefaageaen- Lonfereaz Berlln, 15. Juli. (Drahtberichl.) Rach Meldungen aus dem Haag sind die Verhandlungen zwischen Deutschland und England so gut wie abgeschlossen. Sie haben zu einem befriedig en den Ergebnis geführt. Die Delegierten werden voraussichtlich heute abreisen können- Die Ratifizierung soll so rasch wie möglich erfolgen. Rückkehr österreichischer Gefangener aus Rußland Wien. 15. Juli. (Drahtberichl.) Der Kriegsministcr teilte einer Abordnung mit, daß weiter über eine halbe Million österreichischer Kriegsgefangener aus dem euro päischen Rußland zurückgekehrr seien. Die noch in der Kriegs gefangenschaft befindlichen seien zmn größten Teile in Sibirien, von wo auS eine geregelte AücktranSportierung infolge der noch nicht geklärten Zustände in Rußland unmöglich sei. * Linen interessante» Einblick in bi« ungeheure Pkopageudamaschin», derem sich die amerikanische Bundesregierung bedient, um die Kriegsdcgeisterung des amerikanischen Volkes anzufachen, gewährt eine Meldung der Asiociated Preß aus Washington vom 13. Juni über die Erklärungen, die der Vorsitzende des offiziellen Prcssebureaus, Georg Creel. zur Begründung seines über zwei Millionen Dollar betragenden Budgets vor dem Finanzausschuß des Repräsentantenhauses für bas nächste Rechnungsjahr obgad. Creel führte aus, eine halbe Million würde für die bürgerliche Aufklärung benötigt, für welchen Zweck das Pressedareau bereits 23 Millionen Broschüren in sieben Sprachen ver breitet habe und künftig außerdem eine umfassende Werbearbeit in den Schulen plan«. 200 00V Dollar erfordere di« patriotisch« Propaganda unter den Fremdgeborenen, weitere 200 000 die Anfertigung von Kriegs filmen kn 'Zusammenarbeiten mit gleichartigen Unternehmungen in Frank reich, England und Italien, 250 000 die Herausgabe der derzeit in einer Auflage von 110 000 erscheinenden Preßbureausbulletinä, 40 000 die Ver anstaltung non Redetourcn. Hierzu bemerkte Creel, -aß das Preßbureau jetzt an 5200 Plätzen über freiwillige Sprecher, sogenannte Viermtnuten- männer, verfüge, welche die schnellste und wirkungsvollste Organisation der Regierung sür ihre Aufrufe an das Publikum darstellten. Außerdem arbeiteten für das Preßburcau 9000 regelrechte Redner »hnc Vergütung. Weiter würden sür Propagandatouren wie die der französischen blauen Teufel und -er 50 Mann der Pershtngarmee, die das Land bereisten, 60 000 Dollar benötigt, weitere 50 000 Dollar ersordere -er vom Preß bureau ausgegebene telegraphische Nachrichtendienst und 25 000 Dollar ein besonderer patriotischer Zettungsarttketdienst, -er von 100 erstklassigen Federn geliefert und von 175 wichtigen Tageszeitungen täglich aus der ersten Sette veröffentlicht werde. lich in seiner Vergangenheit wurzeln und dein Enkel Earl Augusts ge statten würde, di« Früchte der reich«» Geistesblüte zu ernten, die man dem Genie seines Großvater» verdankt — dann wäre die Nützlichkeit des Palmenordcns gleichbedeutend mit der politischen Nützlichkeit der Goethe-Stiftung. . . .' Mitteilung der Städtische« Theater-Inlenlanz. Wegen andauern der Erkrankung von Therese Wiek muß morgen Dienstag, den 16. d. M., im Operetlen-Theater .Das Fürstenkind' gegeben werden. Die Partie deS .Bill Harris' singt erstmalig August Plohn. * Lin neues Theater in Christjania. Etwa seit Beginn dieses Jahres sind in Lhristiania Bestrebungen tm Gange, ein neues literarisches Theater vornehmen Stiles zu schassen. An der Spitze des Ausschusses, der die Durchsührurrg des Plane» in die Hand genommen hat, stehen .zwei bekannte Schriftsteller, Johan Bvjer und P«t«r Egge. Die Kosten sollten durch geldkrästige Freunde der Büh^enkunst aufgebracht werden: wenigstens anderthalb Millionen Kronen sollten auf diese Weise zusammengebracht werden. Jetzt hat nun der Finanzausschuß des Norwegischen StorthingS vo,geschlagen. daß der Staat das neue Theater mii Geld unterstützt: durch Bewilligung einer Summe von 300 000 Kronen, die an den anderthalb Millionen noch schien, soll die Summe auf die nölige Höhe gebracht nx-rden. Damit scheint die Durch führung dieses norwegischen Theekerplanrs endgültig gesichert zu sein. Don der Universität Leipzig. Der zum außerordentlichen Professor der Geophysik und Leiter des Geophysikalischen Instituts der Universität Leipzig als Nachfolger des Prof. Bjerknes ernannte Prof. Dr. phil. nat. Roftert Wenger wird seine öffentliche Antrittsvorlesung Sonnabend, den 20. Juli d. I., mittags 12 Uhr, in der Aula der Univer sität über .Die Vorherbestimmung des Wetters' halten. — Das Mini sterium -es Kultus und öffentlichen Unterricht» hat die Privatdozenten Dr. mcd. 'Paul Hübschmann und Dr. med. Richard Heinrich Klien zu außeretatmäßig«» auh«rordentltchen Professoren -er medizinischen Fakultät der Universitäk Leipzig ernannt. * G»sia, ». Bezold, d«r 1. Direktor des Germanischen Museums, voll endet am 17. Juli das 70. Lebensjahr. Der verdienstvoll« Geteyrte stammt a»s Bayrisch-Schwaben. Bon 1868 bis 1873 studierte er an der Tech nischen Hochschule in München unter Gottfried Neureuther Archile«t»r. Schon aus der Schule gingen seine Neigungen dahin, sich dem Lehrsacke zu widmen, allein durch den frühen Tod seines Vaters wurde v. Vezold veranlaßt, in den Dienst der Bauadteilung der bayrischen Verkehrs- anstalten zu treten. Während dies« Zeit hatte er nebenbei archäologische und kunstgeschrchtstche Studien getrreben, und auf einer R«is« in Frank- retch, -t« ar in» Jahre 1WY gemeinsammtt G»r>oLetzt« macht«, entstand ftm Pta» M -« «rachm Werft« öb« gtzeftle^ttch^ Bmmtz mmsik -Ock —" "" " — — Reue Beschergreisungen be» Bterverbanb Der Reichskanzler hat neulich «tnen besonders lang«» Te.l seiner Ausführungen den unklaren Verhältnissen in Rußland ge widmet. Seitdem sind neue Meldungen von der Murmanküste atngetroffen. Die schon seit mehr denn Jahresfrist durch französische und enzsitsche Truppen begonnene Besetzung nordrufsischer Häsen an der Küste des Eismeeres, ist jetzt zu einer förmlichen Besitzergreifung geworden. Dem abgefallenen, jetzt neutralen Neu-Rußland gegenüber ist als Grund angegeben, datz man die dort lagernden KrlegSvorräte an sich ziehen und absahren müsse. Das sollte mehr für Archangel als für Murman gelten. Die Gründe sind in Wahrheit zahlreich. Vor allem will man nach -em Ausfall der Balkanlande, Finnlands und deS nordöstlichen Groß-RuhlandS als Liefernde von Grubenholz auf die wald reichen Bestände von Europas Norden die Hand legen, um den be denklich gestörten Betrieb in den Kohlen- und Erzbergwerken Englands aufrecht zu erhalten. Ferner kann nach der Beherr schung der Ostsee durch Deutschland der Zufuhrweg von R»tzland nach England nur noch über die Region des Eismeeres gefunden werden. Wir kennen das Ultimatum der Sowjetregierung und hören von dem angeblichen Vorrücken der Bolschewiki-Garden sowie finnischer Truppen nach dem Norden. Letztere wollen auch ?ie neue russische Abtretung an der Lismeerküste sichern, die Finn land zugesprochen ist, das dadurch einen brauchbaren Hasen für sich erlangen könnte. Jedenfalls ist es erforderlich, die ganze An gelegenheit wachsam im Auge zu behalten. Hat England also an der Nordküste Europas Fuß gefaßt und ist es bestrebt, an der Küste Syriens und Palästinas sich gleichfalls l^stzusetzen, sowie den Schlüssel zum Schwarzen Meere mit dem wcggenommenen Lemnos ebenfalls in seiner Hand zu behalten, so ist man inAmerika neuerdings seinem Beispiele gefolgt. Nach der Besetzung der Azoreninseln, die während des Krieges für die Truppenzufuhren nach Europa einen Zwischenstützpunkt bieten und nach dem Kriege die Ausfuhrstrahen zum Panamakanal vo» weither unter Aufsicht halten sollen, ist man noch einen Schritt weitergeoangen. Der Aufforderung Englands folgen-, die Be satzung GtbraltaS zu verstärken, ist man nicht nur sofort gefolgt, sondern hat seine Truppen zugleich^cgenüder, in Marokkos Nord hafenstadt Tanger, ausgeschifft. Dem Vielverband gegenüber, wird es wohl gedeutet als ein fernerer Schritt, der notwendig sei, vm die Zufuhren von eigenen Truppen, von Kriegsgeräk, von Lebensmitteln und Rohstosen an die Vielverbanl^genossen in Süd-Frankreich, Italien und Griechenland zu sichern. Aber es steckt, abgesehen von dem Wunsche, im Mittelmeer, besonders der Türkei gegenüber in Zukunft stärker austretcn zu können, wohl noch eine weitere Absicht hinter dieser Festsetzung an Afrikas Nordwestküste. Die Tätigkeit der Schiffe Japans — dieses künftigen schlimm sten und schon jetzt sehr gefürchteten Gegners —ihr wiederholtes Auftreten im Mittelmeer, hat wohl Len Yankees den Gedanken nohegelcgt, sich auch vom weiteren Osten her vor einem künftigen, zu vergewärtigenden Angriffe Japans zu sichern, da der Weg über Südasten und das Mitfelmer mit den vielen Zwischenpunkten für die japanische Flotte weit sicherer sein würde als der über die Weiten -es Großen Ozeans hinweg. Hier am Ausfalltore dieses Weges Fuß zu fassen, erschien den Amerikanern ein strategisches Gebot, dessen Erfüllung sie nunmehr nähergetreken find. Auch sichert man sich für die Ausnutzung der in Nordwest- Marokko vorhandenen Erdbodenschähe ein gutes Plätzchen voraus. Die Monroedoktrin wird auf Europa nicht ongewendet. Amerika will mit der Zeit nicht nur durch sein Geld, sondern auch durch militärische Macht und wirtschaftliche Kraft in der Welt weiter um sich greisen. Der große Angriffskrieg im Westen wird mit der Zeit ent scheiden, ob und in welcher Weise Teile der großzügigen Pläne unserer beiden angelsächsischen Gegner in Erfüllung gehen können. Die Revolution in Rußland Bern, 15. Juli- (Eigener Drahtbericht.) Das .Berner Intelligenzblatt' meldet: Die in Rußland weilenden ausländischen Arbeiter haben eine internationale Legion der roten Arbeiter- und Bauern«rmee gebildet. Die Hauptaufgabe der internationalen Legion ist, die ausländischen Arbeiter militärisch auszubildcn und eine militärische Arbeiter organisation zu bilden, die die internationale Bourgeoste be kämpfen soll. * Zürich, 15. Juli. (E i g. Drahtberichl.) Des Ukrainische Tele- graphenburcau meldet aus Kiew: Die Kommission für Organisation -er ukrainischen Armee beschloß, di« Klasse 1020 unter die Fahnen zu rufen. Da» erste Aufgebot erfolgt spätesten» im November 1918. Abendlandes (1884—1901), das die beiden Gelehrkrn 20 Jahre hin durch beschäftigt hat. 1887 ließ sich v. Bezold an der Technischen Hoch schule zu München als Privadozent nieder: gleichzeitig übernahm er ge meinsam mit Berthold Riehl die Inventarisierung der Kunstdenkmäler Bayerns, zu der die Anregung von ihm aus- gegangen war. 1894 wurde er al» I. Direktor an da» Germanische Museum berufen, eine Stellung, die er noch inne Hal, und in der er das Museum wesentlich gefördert und erweitert Hal. Von seinen Facharbeiten sei außer den schon erwähnten mit Dehio und Riehl gemeinsam ab gefaßten noch da» Werk über dieRenaissancein Deutschland, denNiederlandenun-DSnemark (1900) angeführi. * Expressionistische Dichtungen Hermann Kesank. Der Mensch. Verse. Richard Hälscnbeck, Verwandlungen. Novelle. (Rolandverlag-München.) Der Rolandverlag D. Albert Mundt-München gibt jetzt etwa im Stile der Erscheinungen deS .Jüngsten TagcS' Hefte moderner Autoren heraus, von denen die beiden ersten soeben erscheine. Hermann Kosaks Verse , Dec Mensch' wollen di« Tiese deä Lebens einfangen und finden im Menschen da» kosmische Wesen. Das Titelwort hat kein Ausrusungszcichcn. Die Gedichte sind vorwiegend metaphysisch, nickt so sehr ethisch gestimmt. Was für sic gewinnt, ist ein reines, elementares Natucgcfühl, dessen Freislrom nur zuweilen durch nicht ganz Wesen gc- wordene Gcdankllchkeit unterbrochen scheint. Eine große Einfachheit kann bezaubern. Etwa .Es treiben die Träume der Landschaft den ster benden Wolken zu ... da gaben die seligen Frauen ihr Herz dem Abend hin.' In Knappen Worten wird Stimmung und berührt uns: .Au» deinen Händen aber naht eiu Abend ... die Wagen fuhren Trab vor unserm Haus. Der Negen hetzt, die Sterne Hellen taub.' Zum Schön sten gehören einem toten Freunde geweihte Verse. .Wer dich kannte, wenn du aufspranqst und zur Sonne liesst ..' Ec möchte den verwirrenden Wirbel tausendfältig eindringender Erscheinungen in sich zuc Einheit ban. neu und findet als Zuflucht die B:jahung des Chaos. Tragischer Klang tönt diese Lyrik. Richard Hüisendeck hingegen biegt bas Leben zur Gro tetke.. Er läßt es in lachenden Zerrspiegeln scheinen. Und auch da, wo etwa» wie Tragik werden könnte, wird es von den Linien dieser Kari, kterenden Spiegelung mitgenommen. Alltagsschicksale, von einem Ironiker bald belächelt, bald verhöhnt: Die genußsüchtige Frau, der Chemann ein selbstsatter, in Bildung dllettierender Spießer, gepfropft mit Bildnngsdünkel und Bequemlichkeit und die Parodie eines .Künstlers', der in diese ver stickte Welt den sogenannten Lnfihauch tragen soll. Die Novelle verrät Einflüsse EternheimS, gewinnt aber in der Führung der Zetchtuw« sichere» persönlichen Strich. — Di« beiden Hefte versprechen Mg W ch« Berft^es Merartschm» Werl A. S
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)