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stbeod-Kusgabe UL. ^ahvgoog Rr. S58 Hauptschriftleiter: Dr. Everlh, Leipzig Sonnabend, den 13. 3utt Verlag: Dr. Reinhold L To., Leipzig 1918 Das Zuniergebnis des Luftkrieges Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Grobes Hauptquartier, 13. Iuii. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Südwestlich von Bat Heul worden mehrfache Angriffe starker englifcher Abteilungen abgewiesen. Ebenso scheiterten nächtlich« Vorstöße des Feindes nördlich von Albert. Heftigem Feuerkampf auf dem Westufer der Avre 'folgten Mischen Lastet und Mailly Teilangriffe der Franzosen, di« der Feind am Nachmittage bei Mailly, am Abend in dem ganzen Kamps, abschnitt nach erneuter stärkster Artillerievorbereitung wieder- holte. In Lastet und im Gehöfte Anchin setzte sich der Feind fest, östlich dieser Linie brachen seine Angrifte in unserem Gegen- stob zusammen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Zwischen Oise mrd Marne blieb die GefechtStätigkeit rege. Erneute Vorstöße des Feindes nördlich von Longpout and südlich des Ourcq wurden abgewiesen. Heeresgruppe Herzog Albrecht. In den mittleren Vogesen «rd am Hartmanns- weilerkopf lebte die GefechtStätigkeit auf. Nordöstlich von Pont-K-Mousfon und lmFave - Grunde scheiterten nächt liche Vorstöße des Feindes. Im Juni worden an de« deutschen Fronten 468 feindliche Flugzeuge, davon 92 durch «ufere Flugabwehrgeschötze, und 62 Die Kriegskredtte im Reichstage angenommen Die Vertagung des Reichstags Drahkbericht unserer Berliner Schrift!eiknng. * S Berlin, 13. Juli. Das Spiel ist aus. Der Reichstag ist nun wirklich in die Ferien gegangen. Der letzte Akt war kurz — in zwei Stunden war alles erledigt —, aber er war als Ganzes genommen nicht ohne Bürde. Zunächst wurde der Schlußstein des Steuergesetzgebungs werkes eingefügt. In der Gesomtabstimmung wurden mit allen gegen die sozialdemokratischen Stimmen 4,3 Milliarden Mark dem Reiche bewilligt Graf Roedern sprach den Weihespruch. Er warf noch einen kurzen Rückblick auf das Erledigte, ließ die beschlossenen Steuern noch einmal Revue passieren und rühmte insbesondere, daß bei den Umsatzsteuern vom Reichstag eine schmiegsame Eisenkonstruktion errichtet wurde, die die Möglich keit gibt, im Laufe der Zeit noch die eine oder andere Stütze oder Strebe anzusügen. Aber Getränke- und Börsensteuer sind nun mehr, wie im Vorjahre Kohlen- und Verkehrssteuer, absolut er ledigt. Sie werden voraussichtlich einer Erweiterung nicht mehr bedürfen. Graf Roedern schloß mit einem Dank an den Reichs tag und seine Ausschüsse, die in den letzten drei Monaten getrost den Schwerarbeitern der Heimindustrie hätten zugerechnet werden dürfen. Der Reichskanzler hätte, wie Graf Roedern hinzufügte, diesem Daick gern persönlich Ausdruck gegeben, aber wichtige Besprechungen ließen seine Anwesenheit im Haupt quartier wieder erforderlich erscheinen. Dann war man bei der Gesamtabstimmung des Etats, die programm mäßig verlief. Wieder stimmten alle Parteien geschloßen dafür; nur die beiden sozialdemokratischen Fraktionen dagegen,' und die Polen enthielten sich der Absttmmung. Bei den KriegSkrediten gab es dann noch einen neuer lichen Redeakt. Herr Fischbeck empfahl als Berichterstaller des Ausschusses mit warmen Worten die Annahme. Herr Ebert ver las für die sozialdemokratische Mehrheitspartei eine Erklärung, die von neuem den Wunsch seiner Partei nach einem Ver- siändigungsfrieden bekundete. Einen solchen Frieden aber ver- wehrten die Gegner uns noch bis zum heutigen Tage und auf Be dingungen, die seine wirtschaftliche, politische und kulturelle Zukunft vernichten und herabdrücken, könnte das deutsche Volk nimmermehr eingehen. Also würden die Sozialdemokraten auch diesmal die Mittel bewilligen, die zur weiteren Verteidigung der Lcbensinter- esscn unseres Volkes und zur Erreichung des Friedens gefordert würden. Was dann Herr Geyer für die Unabhängigen erklärte, war ein Bündel kecker Umdrehungen der Wahrheit, umkleidet von dem Wortschatz des kommunistischen Manifestes. Wir hätten nie mals einen Verteidigungskrieg geführt, erklärte er unter Pfui rufen und Lachen. Immer sei es unS nur um einen Eroberungs krieg und um Annexionen zu tun gewesen. Und so schloß er dann, für seinen Standpunkt folgerichtig, aber leider wieder ein mal gegen alle offenkundigen Tatsachen: Wir wissen uns eins mit den Volksmassen aller Länder in dem Rufe: .Proletarier aller Länder vereinigt euch, nieder mit dem Krieg!' Erneute Pfuirufe. Dann die dritte Lesung, zu der Wortmeldungen nicht mehr vorliegen, und die Gesamtabstimmung, bei der die Polen sich enthalten und die Unabhängigen allein sich gegen die Kredite erklären. Nur Herr Ledebou.r, dessen Ge- oanken vermutlich in weiter Ferne bei den Proletariern aller Länder sind, erhebt sich irrtümlich mit den Jasagern. Dann ist die Tagesordnung erledigt, und Herr Fehrenbach spricht das Schluß wort. Er gedenkt mit Genugtuung und Dankbarkeit der Frie densverträge im Osten, gedenkt auch des in diesen Tagen .zurück getretenen Staatssekretärs, dem der Abschluß dieses Friedens werkes die Anerkennung des deutschen Volkes sichern würde, streifte dann auch die Steuerbeschlüsie und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Siege in diesem Sommer die Grundlage geben werde« z« einem dauernden, erfolgreiche» Friede«. FeffÄballvns abgefchofsea. Hiervon sind 217 Flugzeuge in nnserem Besitz, der Rest ist jenseits der gegnerischen Stellungen er kennbar abgestürzt. Wir haben im Kampf 153 Flugzeuge und 51 Fesselballons verloren. Der Erste Generalquarkiermeister. Ludendorff. (M.T.B.) 185VV Tonnen versenkt vtd. Berlin, 12. Juli. (Amtlich.) Auf dem nördlichen Kriegsschauplatz vernichteten unsere U-Boote 15 500 Brulto-Regifter-Tonnen feindlichen HandelSschiftsraums. Drei von den versenkten Dampfern wurden aus stark gesicherten Geleilzügen heraus geschossen. Der Lhef des Admiralstabes der Morine. Lin buntes Dölkergemisch war es, das .U . ' vor wenigen Wochen nach der Versenkung eines englische« Zuckerdampfers im At lantischen Ozean in Rettungsbooten antraf. 79 Mann zählte die Be satzung. Doch die allerwenigsten der Leute waren Engländer, in erster Linie nur die Offiziere und Maschinisten. Me Mannschaft jedoch setzte sich zusammen aus afrikanischen und amerikanischen Neger», Ma la y«n Und Mongolen, Indern, Thlnesen und Japanern neben einigen Europäern. Auch wieder ein Beweis dafür, wie knapp die englische Handelsmarine heute an Seeleuten ist und mit was für zweifellos zum größten Teil wenig geeigneten Ersatzleuten sich di« eng lischen Schisse behelfen müssen. Dann vertagt sich daS Haus, nicht ohne daß zuvor Herr Haase seinen Widerspruch angemeldet hätte, biS zum 5. No vember. (Sitzungsbericht flehe Seile 3.). Elemeneea« wird über die Kriegsziele sprechen Ve«f, 13. Juli. (Llg. Drahlberlchl.) Der „Temps' meldet:. Der Ministerpräsident wird bei der Einbringung der neue« Kriegskredtte in der Kammer über diepolitischeundmilitärischeLag« sowie über die Anträge der Linken öder die Friedensziel« Frank reichs sprechen. 3« Erwartung der deutschen Offensive Basel, 13. Juli. (Eia. Drahtbericht.) „Times" melden von der Front in Frankreich: Bei Reims macht sich eine auffallende Zunahme des deutschen Druckes gellend. Zwischen den franzö sischen und englischen Linien hat ein neuer Austausch der Be- sahungen stattgesunden, wobei auch die Amerikaner zum ersten Male iu größeren geschloffenen Verbänden im die erste Kampflinie ein bezogen sind. Unser Militärs betrachten die neue Offensive der Deutschen als in ihren letzten Vorbereitungen stehend. Basel, 13.- Juli. (Eigener D r«rh tb« r i ch t.) , Die .Neuen Züricher Nachrichten' melden: .Popoio d'Italia" be richtet, es sei beabsichtigt, unter den Regierungen der Entente staaten für die Zeit nach dem Kriege sobald als möglich ein l a n g- fristiges Waffenbününis avzuschließcn. Basel, 13: Juli. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) Basler Blattern zu folge meldet HovaS aus London: Deutsche Flieger bewarfen LaPanne bei Dünkirchen mit Bomben und trafen einzelne Häuscr. Es wurden insgesamt 50 Personen, meistens Frauen, gelötet. Das englische Ausländergesetz angenommen Haag, 13. Juli. (Eig. Drahtbericht.) Das englisch« Unter- hauS hat in zweiter Lesung daS Gesetz betreffend die feind lichen Ausländer angenommen. Dadurch hat das Amt für Innere Angelegenheiten die Befugnis erhalten, sämtliche Naturalisationen rückgängig zu machen, wenn die naturalisierten Personen der illoyalen oder begangenen Vorstöße gegen das Landssoerteidigungsgesetz schuldig erklärt worden sind. Keine Annäherung Asquith—Lloyd George? Haag, 13. Juli (Eig. D r a h t d e r i ch 1.) Nieaws Bureau meldet ovs London: Massingham bestreitet in seinem Wochenblatt Nationale", daß eine Annäherung zwischen Lloyd George und Asquith erzielt worden sei. Zwar hatten di« Freunde von Lloyd George versucht, die Meinungsverschiedenheiten zwischen d-u beiden auszugleichen, das sei ihnen oder nicht gelungen, den« di« zwischen beiden bestehende Kluft sei unüberbrückbar. Die Ukrainer und die Alliierten Zürich, 13. Juli. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) Der .Lorriere' meldet aus Varis: Die alliierten Kabinette Haden die A n e r k eu n u ng der Selbständigkeit der Ukraine vor Abschluß des Friedens a b - gelehnt. Me Lösung der ukrainischen Frage ist nach der Ansicht der Entente ebenso wie die Lösung der tschechischeu und polnischen Fragen erst aus dem Friedenskongreß statthaft. Die Annäherung Rußlands an Deutschland Haag, 13. Juli. (Sraklbericht unseres Sonder berichterstatters.) Dos .Handelsdtad' meldet: Dem Londoner Daily Telegraph" zufolge verlautet gerüchtweise i» Petersburg von der Mobilisierung freiwilliger Ma «»schoflen von sechs Jahrgängen. Die Forderung noch einem Bündnis mit Deutsch land wird in der Bolschewlkipreff« stets deutlicher. Genf, 13. Juli. (Drahtbericht.) Matta" veröfsenMcht eine Nach richt aus Stockholm, wonach der Führer der Sozialrevolutionär« Tscheraow mit zahlreiche« bewaffneten Baade», dl« horwtsochüch a»< Bauer» bestehe», auf Moska» marschiert »ad «ffebSch fcho» » der Um-ege»d der Stad, «gelaugt ist. Der Anschlag im Murmangebiel Don unserem milikärischen Mitarbeiter. In aller Stille hatte England, weitblickend wie immer, sich schon während dech russischen Krieges aus eigenem Recht an der den Kampfplätzen des Tages entlegenen Murinanküste eingenistet und war Port, in Ruhe wohnliche Unterkunftsbaracken und Stapel plätze für Proviant und Kriegsbedarf oller Art bauend, weit ent- fernt, sich durch Fehlschläge an anderen umstrittenen Punkten entmutigen zu lassen, stehen geblieben. Wie cs immer seine Zett abzuwarten verstanden hat, hielt es dieses Eisen für alle Fälle im Feuer, um bei geeigneter Gelegenheit, sei eS noch während des Völkerringens oder gelegentlich der Friedensverhandlungen, oder erst, wenn der ganze Trubel vorbei sein sollte, von ihm Gebrauch zu machen. Gedeckt durch ein Entente-Geschwader, besetzten sie damals die nördlichste und gleichzeitige Entstation Murman (mit dem Hafen Alexandrowsk) der von Schlüsselburg östlich Peters burg über" Petrosawodsk am Onega-See—Kabgalakscha nach Murman und Iekaterinenhafen an der Murmanküste führenden Eisenbahn. Diese war unter größter Beschleunigung gleichzeitig als strategische Bahn von den Russen in der ersten Zeit des Krieges fertiggebaut worden. Die Engländer sanden sie wie ge schaffen für ihre Zwecke. Sie sind nun dazu geschritten, auch «b" zu sagen und haben sich weiterer Stationen der Bahn be mächtigt, indem sie nach Kandalakscha am Nordwestende deS Weißen Meeres und nach Kem an der Mündung deS gleich namigen Flusses in die Onega-Bucht starke Garnisonen verlegten, sogar stark befestigt haben. In Ostkarelien und am Weihen Meer sollen, Blättermeldungen zufolge, Banden von finnischen Roten Garben, russischen Weißen und Serben 5000 Mann stark zu- sam-mengezogen sein, dazu rund 6000 unter Befehl von Engländern stehende Serben, Rotgardisten und Engländer an der Murman- küste selbst. Die Garnison von Kem hat am 16. Iunl mittels eines Panzerzuges Verstärkung' durch britisch-französische und serbische Truppen erhalten, angeblich zum Schutz gegen einen drohenden finnischen Angriff. Nach einer weiteren Moskauer Meldung sind im Hafen von Archangel am Weißen Meer am 28. Juni 10 000 Frgnzosen unb Serben eingetroffen, die einen Angriff deutscher Kriegsgefangener abwehren sollen, das ebenso wie die Behaup tung vom Bevorstehen eines finnischen Angriffs erfunden ist. Augenscheinlich sollen diese 10 000 Mann mit der Bahn van Archangel nach Wologda in südlicher Richtung transportiert oder auch über den Knotenpunkt Wologda auf den südlichen End punkt der Murmanbahn Schlüsselburg geleitet werden. Dieses ließe sich jedoch nur annehmen, wenn noch weitere Truppen sendungen und vor allen Transporte rsn Artillerie und Trains, sowie Munitions- und Proviantzüge folgten. Die Murmanküste ist in ihrer ganzen Ausdehnung rund 1000 Kilometer, und von der Küste deS Weißen Meeres bis Schlüsselburg noch rund 500 Kilometer lang. Es sind also ganz erheblich stärkere Kräfte mit allem erforderlichen Kriegsmaterial nötig, wenn die Entente hier nicht ihre Salonikicr Erinnerungen in zweiter Auflage erleben will. Noch sind die tschccko-slowaki- sche Mitkämpfer tief in Sibirien oder in Rußland verstreut, und mit den erwähnten serbischen und Rotgardisten-Banden wird man günstigstenfalls einen störenden Guerillakrieg, nicht aber einen ernsthaften Vorstoß gegen Finnland und die dahinter und neben diesen stehenden Deutschen machen können, wie nach norwegischen Meldungen am Pahwikfluh entlang bevorstehen soll. Me Rusten sind all diesem geschäftigen Getriebe auf ihrem Grund und Boden gegenüber nicht untätig geblieben, nachdem sie eS, ohnmächtig wie sie waren, ein Weilchen mit angesehen hatten. Trotzki hat in einer ziemlich deutlich abgefaßlen Verordnung seine Volksgenosten, aber auch die auf russischem Boden «besitz ergreifenden ausländischen Imperialisten' eindringlich vor hoch verräterischen Handlungen aller Art gewarnt. Auch hat die Sowjetregierung inzwischen 125 000 Mann Infanterie mit starker Artillerie zum Schutze der Murmanküste nach Norden entsandt. Was England bezweckt, ist nach alledem klar: Es will Finn land gefügig machen, ja lahmlegen, indem es einerseits das völkisch, geographisch und sprachlich zu Finnland gehörige Ostkarelien be setzt, anderseits Finnland um seinen freien Ausweg zum eisfreien Meere zu bringen und den russischen, finnischen und sonstigen nordischen Ein- und Ausfuhrhandel einer dauernden Kontrolle zu unterwerfen sich bemüht. Vor allem aber will England und mit ihm die mitlaufende Entente gegen und wenn möglich in Finnland eine Bedrohungsstanke bilden, um den deutschen militärischen Druck unserer in Finnland stehenden Truppen auf daS nahe Petersburg auszuschalten. Daß dieses alles nicht gelingen wird, dafür wird die neue, durch Englands Maßnahmen geschaffene Interessengemeinschaft der betroffenen Völker: Rußlands. Finn lands, Ostkarcliens und Deutschlands sorgen. Für die militärische Schlagfertigkeit der in Finnland bereit stehenden deutschen und der von diesen geschulten und kriegs erprobten finnischen Truppen ist gesorgt. v. R. Haag. 13. Juli (Eig. D r o h t d e r i ch l.) Remter meidet: Di« Ententelruppen verteidigen die Murmanküste. Es sind neu« Truppen ansgeschickt urorden. Die Truppen der Entente wirken mit der örtliche» Bevölkerung zusammen. Bafel, 13. Juli. (Eigener Drahtbericht) Wie HavaS aus Peking meldet, haben dieTschecho-Slcwaken die Bolschewisten in der Gegend zwischen Tobelsky-Eemipalakinlk und Tschelojapinsk zurückgeworfen. Freiwillige Ao- tellangen operieren zusammen mit den Tfchecho-Slowaken.