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Das ihr den Räuber der Jungen entführt, voll Erbitterung nachjagt. Als sie stand und, dem Renner des Sohnes entgegengesteinmt, hielt (Jener sah blassend zur Erde): „Woher dieser rasende Eiser — Sprach sie — o Kind? Woher so unzeitiger Muth dir, o Knabe? Du ein Führer der Männer im Kamps? Du die Lasten des Krieges 320 Tragen? und in die Reihen der kämpfenden Streiter dich mischen? Hättest du dazu doch Kraft! Erblassend sah ich dich neulich, Als dein Jagdspieß einen gewaltigen Eber bedrängte, In die Kniee gebeugt, fast rücklings stürzen, und hätt' ich Rasch nicht den Bogen gespannt und Pfeile entsendet, wie stünd' es 325 Jetzt um dich und den Krieg? Nichts helfen dir dort meine Pfeile, Nichts mein geglätteter Bogen, nichts Hilst dir das scheckige Roß, aus Das du so sehr vertraust; zu Großes, o Knabe, erstrebst du, Du, für das Bett der Dryaden und für erymanthischer Nymphen Gluth kaum reis! wahr sind die mir gewordenen Zeichen: 330 Neulich staunt' ich, warum mir Dianas Tempel erdröhnte, Warum die Göttin so traurig erschien, und den heil'gen Gewölben Die geweihete Beut' entsank: daher ist so träg mein Bogen, die Hand mir so schlaff und unsicher zu jeglichem Hiebe. Warte, bis männliche Schöne dich ziert, bis das Alter der Kraft dir 335 Kommt, bis die rosigen Wangen ein Bart beschattet und meine Züge du nicht mehr trägst! daun will ich den Krieg und das Schwert dir, Das du begehrst, selbst geben, dann soll dich mein Weinen nicht hemmen! Jetzo trage die Waffen nach Haus! Doch wie? Ihr, Arkadier, Haltet ihn nicht zurück? Wohl zeugten euch Felsen und Eichen"... 340 Weiter wollte sie reden, da drängten ihr Sohn und die Führer Sich um sie, sie tröstend, die Furcht ihr mindernd: und schon klang Schrecklich der Tuben Ton: die fromme Umarmung des Sohnes Will sie nicht enden; zuletzt empfiehlt sie ihn dringend Adrastus. Andrerseits begann des Kadmus mavortisches Volk sich, 345 Ueber die Wuth seines Herrschers betrübt, doch vom nahenden Kriegslärm