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t.ekprkger ^sgedlstt uack HnockelsrettruiF soav»v«oa, aea 1v. ^ur! «r. 141 8elte » wünsche der Gastwirte 48. Beutscher GastwirtStag - Unter überau« zahlreicher Teilnahme von Ab geordneten de« deutschen Wirtsgewerbe» au« allen Teilen Deutschland« und Deutschösterreich». sowie von Vertretern der Thüringer und der Reiche regierung und Parlamentemitgltedern hielt in mehr tägigen Verhandlungen der Deutsche Gastwirts- »erband, der da« qesamt» Wirtsgewerbe in sich ver- einiat, unter Leitung seine« Präsidenten Emil Köster sVerlta) den 48. Deutschen Gastwirtstag in Eisenach ad. Der Geschäftsbericht besprach unter anderem die Nöte und Leiden de« Gastwirtrgewerbe« unter der ungünstigen Wirtschaftslage i« Reiche, der Verkehrepolitik mit ihren Verteuerungen und der steuerlichen Belastung. Ueberall mußten Schank stätten au« Mangel au Rentabilität geschloffen werden. Aus der Fülle der Derhandlungsgegenstände und Beschlüsse heben wir nur einige, die Allgemeinheit interessierende heraus. Bei der Besprechung de» Rcichsnot- und Schankstättengesede« beantragte der Referent Milderung der gesetzlichen Bestimmungen. Bayern wünscht eine Konzession-pflicht und die Bejahung der Bedürfniefrag« zum Flaschen- bicrhandel; Hannover lehnt da« Lchanlstiittengesetz vollständig ab. Ein Antrag auf einheitliche Rege- lung der Polizeistunde begegnet dem Wider- spruch de« Oberregterung«rat» Kurzig, der dieselbe nach den örtlichen Verhältnissen geregelt wünscht. Eine lebhafte Aussprach« erfuhr da« Okkupa tionsleistungsgesetz. Der Deutsche Gast- wirtotag beauftragte seinen Vorstand, bei der Regie- rung eine sofortige Aenderung herbeizuführen. Der Gastwirtsstand sei bisher «in wichtiges Glied in der Kette de« passiven Widerstande« gewesen, und e« fei Pflicht, die in den besetzten Gebieten mannigfach geschädigten Gastwirte, die au» der Ruhrspende leinerlei Unterstützung erhalten, zu unterstützen. Ein Antrag, alle im Besitz des Deutschen Gastwirts verbandes gesammelten Mittel für die Ruhrspende direkt den in Not geratenen Kollegen zu überweisen, wurde, weil zu spät gestellt, fallen gelassen. Ober- regierungrrat Kurzig versprach, sich persönlich der Angelegenheit annehmen zu wollen und riet, alles Persönliche zurückzustellen und der Allgemeinheit zu dienen. Weiter betonte man die Notwendigkeit einer selbständigen Gastwirtskammer und der Be teiligung der Gastwtrtsorganisation an den Reichs-, Landtags» und Gemeindewahlen durch Aufstellung eigener, vom Großen Vorstand vorgeschlagener Kan didaten. Gegen die Abstinenzbewegung hielt man an allen Orten den Zusammenschluß der Organisation der Arbeitgeber und Arbeitnehmer au» dem Gä- rungs- und Gastwirtsgewerbe zu einer Arbeit«, gcmeinschaft für erforderlich. Auch sei ei« enger Zusammenschluß aller dem Verband angehörenden Vereine sowie die Schaffung einer Hauptgemeinschaft der Hotelbesitzer, Gast- und Schankwirtrorgane Deutschland» zu erstreben. Die Sätze der Zimmer ri reise, von denen Luxussteuer erhoben wird, sollen wesentlich, den heutigen Geldverhältniffen entsprechend, erhöht werden. Hinsichtlich der Kon- tingentierunq der Brauereien soll bei der Regierung beantragt werden, da« Gesetz nicht zu erneuern; außerdem wurde der Vorstand beauftragt, unser- züglich sich mit dem Deutschen Brauerbund in» Ein vernehmen zu setzen. Einer scharfen Kritik wurde di« Beherbergungesteuer unterzogen und gefordert, daß die kommunale Steuer der Reichssteuer an- gcpaßt und da» Maß de» Erträglichen nicht über stiegen werden möge. Zum nächstjährigen Tagungsort wurde Karls ruhe bestimmt. Der Vertreter Dortmund«, der 78jährige Gastwirt Kasenbrink, wurde zum Ehren- Mitglied des Verbände» ernannt. Aufhebungen von A»«weisu»ge» au« der Tschecho slowakei. Zufolge eine« Staatsoertrag» mit der Tschechoslowakischen Republtkkönnen die Reich»- angehörigen, die seit dem 1. März 1V23 au» der Tschechoslowakei ausaewiesen worden sind, auf diplo matischem Weg« oder unmittelbar beim tschecho- i slowakilschen Ministerium des Innern die Auf hebung der gegen sie verfügten Ausweisung be antragen, wenn ihre Ausweisung nicht aus Gründen der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit der tschecho- slowakischen Regierung hat erfolgen müssen. Die Sichtvermerk« zur Rückreise werden von den Paß behörden gegen Vorlegung der Ausweisungs verfügungen oder eine» im Paffe befindlichen Ver merke« über di« Ausweisung kostenlos erteilt. Die Rätsel der Osterinsel. In dem großen Insel gewirr de« Stillen Ozeans ist die Osterinsel da» öst lichste vgn Menschen bewohnte Eiland, während die menschenleere Felseninsel Sala y Gomez noch etwas östlicher liegt. Beide Inseln gehören zu dem weit entlegenen Chile an der Westküste Südamerikas. Diele haben Thamiffos Gedicht Salas y Gomez gc- j lesen, vielleicht ohne zu wissen, wo sich diese Insel befindet. D«r Dichter ist auf seiner Weltreise selbst dort gewesen und ist auch auf der Osterinsel gelan det, die übrigen» auch aus den Berichten ältererEnr» deckungsreisender bekannt ist. Nun wurde kürzlich von verschiedenen Seiten gemeldet, di« Osterinsel sei infolge de» Erdbeben», da» Chile in der Nacht vom 10. auf den II. November 1922 Keimsuchte, im Meer versunken. Man schloß die» daraus, daß auf einen funkentelegrophischen Anruf die dortige Station nicht geantwortet hat. Zudem berichtete der Kapitän eine» dort vorbeigekommrnea Schiffe», er habe die Insel nicht mehr gesehen. Nach neueren Nachrichten bestätigen sich diese Meldungen aber nicht, und wir dürfen deshalb annehmen, daß die Insel noch besteht. 2 SM SM jruot UN«! sponaeoci vre cla« »«Itzst, ist »Da« , äce rum erstoa «riojueaso ist. Ilrlb öuel», lioll» 2eitsc!»iifi vereinigt sie äi« Vorzüge tzoicior. TrerLST- ^us slvväert 8eiter» tzriogt retzo tzu süvsr«kr> u, »rotz »tzge»etzso»»«n« »poonsnclo Lrsitzluageu unserer- tzelretzt«»1eu 8ctzr»slsteljer. flott illustriert vor» clen tze»ter> 2e»otzoeru. Oie erste I>Iurr»m«r euttzält u. s. üertrige von K»rl I^ovo 8trotzl ^leru» ^ovoto, 6eorg I'roietz«!. 6«org I^irsotzfelcl. ^tzr»tt»«r» öouetztzolt» u»v. Diese I^amev vertzürgev gute Ovtertz»ltuag»l«tztür« vor» ö/e»^»n</errr Veerts. — Ore neu« ^foustssetzrist vircl cl»s Oetzeo so sctzilcleru. v»c es je<l«rm»orr «-letzt tz»t, orler «-letzen moctzte. u»«l ist «lstzer cli« gegetzene /ü»- — Di« «rite Kummer tzringt «in jerlem Derer «uginglictzes von rnsgeeamt rv« »Ilionen Di« genau« üeäingangen sinclet m»n in rler «roter» Kummer mit otzigem ^itsltzilch, rlie »eit gern«»» «umkreise voo 2)00 ^1. »ul»lleoörtzatzöfen, in allen öuetztzancklungen unclKioetzcoertzälttzetz ist. Die päpstliche Flagge in Afrika. Der Bericht erstatter eines Mailänder Blattes mußte erst bis in das Herz Afrikas vordringen, um mit eigenen Augen die päpstliche Flagge auf einem Schiff flattern zu sehen. Dieser ungewöhnliche Anblick ! wurde ihm auf der Missionsstation Mo ko Haga am Ufer des Ubangi, eine» der Nebenflüsse de» Kongo, auf dem er zu seinem nicht geringen Erstaunen den Flußdampfer „Leo XIII.' unter der gelben Flagge des Papstes herandampfen sah. Als er an Bord des Schiffes war, machte er zu dem Kapitän, dem Missio nar irgendeines geistlichen Ordens, die scherzhafte Bemerkung: „Da sicht man doch endlich mit eigenen Augen, daß die weltliche Macht des Papstes noch existiert.* Der Raddampfer „Leo XIII.* dient dem Zweck, den katholischen Missionen, die längs des Fluß- lauf» des Hongo zerstreut liegen, Lebensmittel, Ma- terial, Missionare und Neubekchrte zuzuführen. Ein- mal im Jahre schifft sich auf ihm auch Monsignore Hognard, der Bischof und das Oberhaupt der katho lischen Missionen am Kongo, ein, um eine Inspek tionsreise durch seinen Hirtenbezirk, der so groß ist wie ein europäisches Reich, dessen Kathedralen aber durch strohbedeckte Hütten ersetzt werden, und dessen eingeborene Gemeindcmitglieder nicht mehr als wenige Tausend betragen. den Lichtspielhäusern Apollo Theaier. „Zwischen Nacht und Sünde" ist der Titel einer wirkungsvollen OkscllschaftSschilderuna. die den Sptclplan dieses Licinspielbauscs bederrscht. Ter Mm -ai vor ähnlichen den Vorzug, glauvhair und ge- schinaclvoll zu wirken und aus übertriebene Effekte zu verzichten. Gute Darsteller verhelfen dein Ganzen zu guter Wirkung. Das gilt auch von dein zweiten Werk „Im Angesicht des TodeS", in dem wir eitle interessante Kriminal- und Dctckiivgeschichte kennen lernen. Welt-Theater. „Mik Rockcsellcr s i l m t." Die alle Jtlmlustspielc, so darf auch dieses Werk levhanen Interesses de» Leipziger Puvlikuins sicher sein. SS weist eine launige Handlung aus und gewinnt im übrigen durch die Darstellung, die von einer Reihe erster Künstler des Films getragen wird. Auch der zweite Film des Spielplanes „Napoleon l und d,e kleine Wäscherin" verbindet eine interessante Hand lung mit guter Darstellung. t?melka Palast. „Der roteReit« r." Mu diesem Gesellschastssitme. der etwa vor JahreSinst als Roman ii> der „Neuen Leipziger Zeitung" erschien, ist Fe-n And»», und ihren Mitarbeitern ein guter Wurf geglückt. Die Geschehnisse wickeln sich logisch und glauvvast ad und werden noch interessanter durch die Darstellung um die sich eine Reibe erster Künstler des Films bemühen. Fern Antra gibt die Hauptrolle übcr^ugcnd und scheint »n Zukunst aus ihre sriiheren Swimanieren verzichten zu wollen. Königs-Pavillon. „Der Ritualmord" Dieses Filmwcrk liefen, ohne auch nur im geringsicn lendcnnos zu soin, einen wertvollen Beitrag zur Kulturgeschichte des jüdischen Volkes. Ausgezeichnet gelungen ist hier tue Verbindung von moderner und geschichtlicher Handlang. Das Manuskript ist wuchtig und menschlich-verständlich und verzichtet durchaus aus rcigeiiscve, sensationelle (Lt- selt«. Auch hier werden darstellerisch interessante Lei stungen geboten. Kasino.Lichtfpielc. „Die Schlucht des Todes." Einer der wenigen SensationSheiden des Filmes, die ihren Aufgaben immer wieder neue interessante Seiten abwgcwinnen wissen, ist Luciano Alberrun. Was er in diesem neuen Film an gewagter Artistik bietet, grenzt io ziemlich ans Unglaubliche. Dabei ist die Leistung Alber- tiniS nicht nur des Sensationellen, sondern auch oeö Schauspielerischen wegen von Znlcresse. Droh aller Span nung meidet der Film aber jene Gezwungenheit, die inan beispielsweise im italienischen Scnsationssilm immer wieder findet. U-T-Ltchrspiele. „Hanncmann. ach. Hanne- m a n n." Die Leitung dieses Lichtspielhauses bat uns im Laute der levicn Zeit mit einer Reih« musikalischer und GesangSstlme erfreut. Ader eine ,o amüsante Ge schuhte wie sie dc-r neue Film bietet, war nicht dar-unter Hier befriedigt nicht nur daS HcurdiungSmützigc und die Darstellung, sondern auch daS Musikalische. Alberthalle. In dieser Woche werden hier zwei vor zügliche Filme krimineller Richtung geboten, die geeignet scheinen, das Publikum restlos zu befriedigen. Der erste der Filme „Das unheimliche HauS" verdindtt eine geschickt geschürzte Handlnng mit sauberer Regie und br-vanier Technik. „Ratten der G r o si st a d 1", em weiterer Film des Spielplanes, weist ebenfalls alle Vor- -Uge des DeteklwstlmeS aus und dürste seine- starken Er- korgeS sicher sein. Den Spielplan beschliesst eine Haroid- Llovd-Grotcske. Wrisse Wand. „Der rote Handschuh'. M.t Welchem Geschick der amerikanische Regisseur ,u arbeiien weift und wie er immer neue Tricks ersinnt, wird uns durch diesen amerikanischen Episodcnsilm bewiesen. Er verzichtet wohl von vornherein aus Logik und weist iene Gezwungenheit an,. hie man schon bei sriiheren ähnlichen Schöpsirngen sestslcllen konnte, aber er ist spannend wie selten «in anderer Film. Kein Wunder, vast das Publi kum auch trotz verschiedener Unedcnheiten der Handlung willig mitgeht. Der Witwer ISj Roman von Krischchl »Nachdruck verdoten.) „Wollen wir eine Pause machen, Hannelore? Sie kommen mir nämlich ein bißchen abgespannt vor?* Werner Appel legte die Pastellstifte auf den Tisch und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. „Ls ist heute so schwül, ich bin tatsächlich matt wie eine Fliege."' Mit müden Bewegungen stand Hannelore auf und betrachtete ihr Bild nis. „Es wird sehr gut, Werner, aber wissen Sie, ich finde er auch schade, daß Sic mich jetzt unbedingt malen wollten, ich sehe doch recht elend aus.* „Das tun Sie auch, Hannelore.* Werner Appel trat auf die Treppe, die in« Empfangs zimmer mündete, und rief mit lauter Stimme: „Biene, geh, sei nett und bring uns Zitronen, wasser, aber recht kalt. Wir verschmachten!* Dann kam er in« Atelier zurück, schob Hannelore die Zigarettendose hin, setzte sich rittlings auf einen Stuhl und sah sie prüfend an. „Was ist das mit Ihnen, Hannelore? Für mein Künstler- äuge sind Sie natürlich fabelhaft interessant, denn es gibt nichts Langweiligere» al» eine problemlose Gesundheit. Aber so mit Freundes- äugen gesehen — nee wirklich. Sie gefallen uns gar nicht seit »in paar Wochen.* Gequält lächelte Hannelore. Ihre schwarzen Augen sahen tn dem sehr schmal gewordenen Ge- sicht noch größer au». „Ich gefalle mir auch nicht, Werner. E» ist ganz gut, daß Frau o. Truschwende übermorgen kommt und mich ad- holt.* „Ich bin begierig, wa» ste zu dem Bilde fast. Ich glaube, ein» größere Freude hätte ich ihr nicht machen können.* Werner kniff da» link» Auge zusammen und sah prüfend nach seiner Arbeit. „Es ist schon so: dieser etwa« leidend« Aufdruck hat seinen starken Net». Aber Teufel euch, Sie bezahlen doch diese Steigerung mit irgendeinem Kummer, und da» tut mir und Mene leid," Auf der Treppe hörte man Sabines fröhliche Stimme. „Werner,* rief sie mit groß ausgemach ter Entrüstung, „soll sich dein Trautgemahl zu Tode schleppen? Komm schleunigst und nimm mir den Sektkübel ab.* Kopfschüttelnd ging Werner Sabine entgegen. „Sie ist mal wieder außer Rand und Band.* Aber als er Sabine sah, stieß er ein anerkennendes, wohlgefällige» „Ah" aus. „Sehen Sie bloß mal» Hannelore, ste macht ihrem Namen Ehre, beluden wie eine Biene kommt sie an.* In deni einen Arm trug Sabine den Sektkübel, in dem eine große Karaffe mit Zitronenliinonade stand, in der andern Hand eine Platte mit belegten Broten. Sabine lachte. „Ja, da staunt ihr? So eine Perle, wie ich eine bin, könnt ihr euch suchen. Aus nichts hab ich da» alles gezaubert." „Aller Ehren wert. Diene. Pon heute an sperre ich also da» Haushaltungsgeld.* „Ist er nicht ein ganz trauriger Gejelle, Hannelore? Bitte, schau oir bloß diese fleisch, gewordene Niedertracht an, die dec Schöpfer in seinem Grimme mir zum Manne gegeben hat.* Lachend setzte sie die Schüssel auf den Tisch, wo Werner mit raschen Griffen Platz gemacht hatte. Mit einem Zuge trank Hannelore ein Glas de« eisgekühlten Getränkes leer. Erfrischt lehnte sie sich in den Korbsefsell zurück und fragte, mit einem Blick auf ihr Bild. „Was sagst du zu dem Fortschritt, Diene?" „Richtig, vor lauter Arbeit habe ich noch keine Zett für da» Bild gehabt.* Schweigend pflanzte Sabine sich vor der Staffelei auf, dann sagre sie stolz: „Werner, du bist wirklich ein fabelhafter Kerl. Ich finde die Arbeit ganz famos.* Dann wandte ste sich an Hannelore. „Weißt du, Hanne- lore, du bist beinah unverschämt schön. Wenn man da« Bild sieht, merkt man das erst. Deine Schönheit wirkt auf uns schon gar nicht mehr, sie ist etwa» Selbstverständliche», weil wir dich fast täglich sehen — aber heute —* „Wirft du nun kindlich mal «inen Punkt machen, Biene,' unterbrach sie Hannelor« in leichter Verlegenheit, „du solltest lediglich über ttr ArLett Kein?» Manne* urteil* „Schön — also nicht — aber blödsinnig sind die Menschen doch. Sind sie schön, wollen sie's nicht hören — sind ste häßlich, wollen sie's auch nicht hören." Sabine nahm sich ein Brot, das mit geschnittenen Radieschen belegt war, und setzte sich in ihrer Türkenstellung auf den Diwan. „Iß doch, Menschenskind,* forderte sie Hanne lore auf, aber die dankte und hatte auf einmal wieder den müden Zug um den Mund. Das be merkte Werner und sagte: „Heute machen wir Schluß, Hannelore. Sie sehen zu elend aus, und ich bin auch nicht mehr frisch. Morgen ist die letzte Sitzung, da werde ich fertig, es sind ja nur noch Kleinigkeiten. Jetzt aber brause ich mich ab." Als seine Schritte auf der Treppe verhallt waren, fragte Biene ehrlich besorgt: „Sag mal, Hannelore, was hast du denn bloß? Ich glaube, du weißt selbst nicht, wie verändert du seiteini- ger Zeit bist. Hast du einen Kummer? Ich frage bei Gott nicht aus Neugierde." „Ich weiß, Biene. Aber stehst du, wenn man seine Gedanken einfach in Worte einfangen könnte, dann wäre die Sache ja sehr bequem; bet mir liegt der Fall ziemlich kompliziert. Bind- mühlenhaft gebt mir alle« im Kopf rum. Biel- eicht tut es aoer doch gut, einmal darüber zu sprechen.* Und nun erzählte Hannelore in einer seltsamen Erregung, daß ihre Veränderung mit Stromberg zusammenhänge. Sabine wisse doch, wie freundschaftlich sie in all den Jahren mit Inge und Peter gestanden habe und nun, seit dem Ausflug, den sie mit Peter nach Potsoam gemacht habe, sei alle» verändert. Und gerade an dem Tag« hab« fi« gefühlt, daß ste ihm etwas sein und vielleicht sogar werden könne, jeden- falls mehr al» bisher. Sie hätten sich in aller Herzlichkeit getrennt und sich auf» Wiedersel>en gefreut, zum mindesten ste, und bei ihm habe e» so geschienen. Und nun täte ihm da« offenbar leid. E» ginge so weit, daß er bei den Dorlesun- gen nicht mal nach ihrem Platz sehe, und e» sei , gerade, al» ob er die Flucht ergreife, wenn er sie von weitem erblicke. „Und ich weiß nicht, was v ^2 »«stehst mich doch nicht falsch, Biene?" Kalt war die Hand, die Hannelore auf Sabines Arm legte. Sabine schüttelte den Kopf. „Nur eins ist mir unbegreiflich, Hannelore, warum fragst du Strom- berg nicht einfach, was er hat?" Eine jähe Röte schoß Hannelore ins Gesicht. Sie machte eine abwehrende Bewegung. „Um Gottes willen, Diene. Ich werde ihm doch meine v Freundschaft nicht aufdrängen.* „Soll ich mit Stromberg sprechen?* Hastig stand Hannelore auf. „Biene, wenn du das tütest, also es wäre — nein tatsächlich, es könnte mir nichts peinlicher und unerwünschter sein. Ich bitte dich allen Ernstes: tu's nicht. Ich vertraue deiner Freundschaft, Biene." „Kannst du auch, Hannelore. Wenn andere Mädels sagen: tu's nicht, dann meinen ste gerade das Gegenteil, aber bei dir steht der eyrliche Wunsch dahinter, daß die Sache unter uns bleidt. Es ist mir nur scheußlich, daß ich nun mit ge- bundenen Händen dasitze und tatsächlich nicht weiß, wie ich dir helfen kann. Was mag denn Stromberg nur haben? Aast du denn nicht mal bei Ella vorsichtig gefragt?" „Ach, mit Ella, das ist auch ganz merkwürdig Ich mochte sie früher recht gern, natürlich stand mir Inge viel näher, aber jetzt ist das so komisch geworden, als ob 'ne Wand zwischen un» wäre. Neulich war ich bei ihr und brachte Stropp und Hühnchen irgendeine Spielerei mit, da hat sie so ganz sonderbar gelächelt und hat gesagt: was die Kinder jetzt von den jungen Mädels oer- wöhnt werden! Kaum eine kommt, ohne Stropp und Hühnchen etwas mttzubringen!" «Fortsetzung folgt.) VttanNvorMck» für den ttdarttonellen Teil: «dAeda». «ttir L. »oldsiein: für «n,eigen: v»w«l» Müürr. »eide in Leivzig — Berliner LirnN: Hbcfredakirur Br. Erich Everi». Berlin. DSnhof« Z6M—ABA. Dresd ner Dien«! Eeinrich Zettnulen, Dresden. Sadelsderaer- streik« 2«. Frrnivrecher — Druck und Berlag: Je«»». B«rl»»»dru««tt«, B. m. b. H., L«ip,ig. Aodannisg o. Unvttstmei« Beitrag« ohne Rückporto werden nicht surück- eriandt. Die vorliegende Antgade L» Seite«