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» Sette 4 «r. «N Lelp-lger ^Lgedlstl uoü tteoüelLLettnog So«n»kenls, «Lea 1L )»t Geg«r die Vvhmurgsn^t Im bis zum letzten Platz gefüllten Saal« der „Grünen Schänke" sprach Reichstagsabgeordneter Heinrich Peu s (Dessau) über das Thema: .Di« kommen wir aus unserer Wohnungsnot?" In seine» Ausführungen schob er die Kostspieligkeit von Neu bauten mehr auf die Baustoffverteuerung als auf die erhöhten Löhne. Um die Bauunternehmer aus- -„schalte,r, haben sich, ähnlich den Konsumvereinen, Bauhütten gebildet, die Bau und Betrieb selbst in die Hand nehmen wollen. Doch wird dadurch die starte Spannung zwischen alten und neuhergestcllten Wohnungen nicht genügend ausgeglichen. Man wollte diesen Ausgleich nun durch die Wohnungs- bauabgabc bewirken. Gegen diese polemisiert« jc^ch der Redner heftig wegen ihrer Ungerechtigkeit. Denn da sie nach dem zufälligen Preis der Dohmrng im Jahre 1014 bemessen wird, befindet sich der Land bewohner mit seiner damals viel billigere» Miete dem Städter mit der bedeutend teureren Miete gegen über im Vorteil, obwohl heute das Leben auf dem Lande günstiger und billiger als bei uns in der Stadt ist. Durch die Geldentwertung sind die Hypo theken auf den Häusern in sich zuscumnenge- schrumpft, der Wert des Gebäudes ist riesig ge stiegen, so daß der Besitzer ein treffliche» Geschäft macht. Line Zwangshypothek, deren Zinsen zum Neubau verwendet würden, wär« deshalb in« Auge zu fassen. Aber schon jetzt besteht die Gefahr, daß eine solche Zwangshypothek durch die Entente uns für Reparationepflichten auferlegt wird. Deshalb erscheint dem Redner eine Grund wertsteuer (nach anhaltischcm Musters al» der gangbarste Weg. Sie bezieht sich nur auf unbebaute Grundwerte. Born Werte dieses Lande» im Jahre 1914 wäre al» Maximum ein viertel Prozent zu nehmen, wobei ein Grundpreis des Roggen» mit 8 angenommen ist. Steht der Roggen also auf 40000 so würde sich die Steuer um da» 5000- fache erhöhen. Durch Dekret des Reichsfinanz- ministcrs ist allerdings bestimmt worden, daß in Anhalt der Multiplirationsfaktor nicht über 8500 hcraufgchen darf. Uebrigens ist auch eine progres sive Staffelung vorgesehen, damit nicht der Klein- ' bauer, sondern der Großgrundbesitz getroffen wird. Der Redner ging sodann zur Forderung des Heimstätten Hauses über. Er verlangte, daß zcdcr sein eigenes Haus mit einem Garten, der es rentabel mache, besitze. Das Wohnungsproblem sei nur durch die Sieülungsgründung zu lösen, die gleichzeitig eine Entlastung der Städte bedeute. Jedermann erarbeitet sich sein Garteneigcntum, macht es schuldenfrei, kann sich dann eine Hv^othek darauf nehmen, und sich als freier Dlann auf seinem Boden ein Haus bauen. Zn diesem Zwecke solle schon jetzt jede Stadt einen Bebauungsplan ausstcllen, und an Stelle der Wohnungsbauabgabe solle die Woh - nungssparpflicht (so wie die Pflicht der Krankenkaffcnvcrsichcrung) treten. Dann könne feder mit der Zeit sein eigener Hausbesitzer werden.— Der Vortrag fand starken Beifall. Eiergrauateuübcrfall in der Frifeurstubc. Der Installateur Heinrich in Königsfee (Thür.) wurde von dem Schlosser Otto in einer Barbier» stube mit einem Revolver bedroht. Nachdem H. diesem die Waffe entrissen hatte, wurde er von . ..seinem Angreifer mit einer Eierhandgra nate verfolgt, deren Detonation im Hause nicht unerheblichen Schaden onrichtcte. Dem Otto wurde die rechte Hand verstümmelt, während Heinrich lebensgefährliche Verletzungen am Unter leib daoontrug. Den Vater in den Tod getrieben. In einem Gasthofe in Kroppenstedt hat sich ein alter Minn mit Arsenik vergiftet. In einem hinter lassenen Briefe gibt er an, er s-i 78 Jahre rlt, stamme aus Westfalen und befinde sich auf der Schlechte Verdauung iraaer T<uü! fiiiv vcrdrcirctc Ucbet. Wir raten Ihnen 30 e .oerocr Keine zu kauten, wovon 2tc naa. Bevor« 1-2Diütt nclnuen. Tw,er croaliliev: «Snt« Satowo-Apotheke. Otrimmaisryc Lttatzc 17, Ensel-Ävotbete, Markt 12- Reise von Magdeburg »ach Halle. Er habe seinen Grundbesitz vor de« Krt^e verkauft, könne jetzt nicht «ehr arbeit«» und sä nun von seinen ver heirateten Kindern verstoßen worden. Hel eine» Apathekenbranb« erstickt. In Glo - aau entstand in der Rat»- und Stadtapotheke in- folge Selbstentzündung von Phosphor ein Brand. Bei den Löscharbeiten, an denen sich auch der Be sitzer Klaproth beteiligte, erfolgte plötzlich eine Explosion» durch die Klaproth und zwei Feuerwehr leute schwere Brandwunden erlitten. Klaproth wurde durch den Luftdruck in einen Settenkeller geschleudert, wo er an giftigen Gasen erstickte, ehe ihm Hilfe ge- bracht werden konnte. Ein Virtuose im vucherstehlen ck. Hall», 14. Juni. Die Untersuchung -egen de» Dibliomanen, der hier au» der Marten- bibliothek den nur in einem Exemplar existie renden Deutschen Katechismus Dr. Marti» Luther» au» dem Jahre 1540 stahl, förderte seltsame Ergeb nisse zutage. Der Dieb, ei» höherer Postbeamter, der in der Bacherkunde durch sein« außergewöhnlichen Kennt nisse in Fachkreise» sehr geschätzt war, hat sich, um den Raub in der Marienbibliothek ausführen zu können, zunächst Eingang in di« Bibliothek oer Buch, und Kunsthandlung I. M. Reichardt 'n Hall« verschafft. Dort übernahm er freiwillig die Aufgabe, di« wertvoll« Hallenfiasammlung zu ord nen. Dabet stahl er di« wertvollsten Stücke, indem er mit großem Geschick, um da» ihn der tüchtigste Buchbinder beneiden könnte, un gebundene Exemplare in Pergamentpapier mit Danddurchgug band und die Rücken mit einer an- tik«n Schrift versah. Don den gestohlenen alten Bänden machte er der Mariertbkbliothrk eine An zahl zum Geschenk. Selbstverständlich hatte der Ntäzen nun in der Marienbibliothek ungehinderten Zutritt, den er zu Diebstählen benutzte, u. a. zur Entwendung jene» Deutschen Katechismus. Bei Verwandten in Alten burg, wo mau neuerdings miedet Haussuchung vor nahm, sind im ganzen fünf große Kisten mit Buchern gesunden, nur ein kleiner Teil davon ist gekauft. Während der Bibliophile anfangs nur für alte Bücher Interesse hatte, hat er schließlich zu- snmmengestohlrn, was er nur erreichen konnte: Tagore, Lön» und sogar Räubergeschichten. Die Diebereien verteilen sich auf einen Zeitraum von anderthalb Jahren. Verkauft hat er nicht ein ein zige» Stück, so daß alle entwendeten Bücher wieder hcrbeigcschafft werden konnten. Selbstmord bei« Minister. Der bekannte stein reiche Bankier Zesa Smith aus Ohio hat sich kürzlich iu Washington im Arbeitszimmer des Iustizministers Daughcrty erschossen. Er war einer der tntftusten Freunde des Präsidenten Harding. Weshalb er ge- rad« das Arbeitszimmer des Minister» zum Schau platz seines Selbstmordes gemacht hat, ist nicht recht klar: ein Fingerzeig bietet indessen das Testament des Verstorbenen, in dem er Daugherty zum Universal erben seines auf mehrere Millionen Dollar geschätzten Vermögens eingesetzt hat. Die Gründe, die den Bankier zum Selbstmord getrieben hoben, sind in- dessen völlig in Dun^l aehüllt Eine grausame Mutter. Au» Oedenburg, wird nach Budapest gemeldet: Die Witwe des gutsituierten Grundbesitzers Frau Josef Wolfs hat auf ihrem Be sitz in Kisinalomhaza ihre Tochter durch acht Jahre in einem Schweinevorschlag gehalten. Da» Mädchen, das im Jahre ISIS erkrankte, wurde mit schweren Sinnesstörungen ins Spital gebracht, von dort ober von der Mutter zur häuslichen Pflege zurückver langt und mit Hilfe de» Schwiegersohns i» einem Schweinevcrschlag eingcschlossen. Vor einigen Tagen erfuhr di« Gendarmerie von dem Sachverhalt und befreit« das Mädchen aus seiner schrecklichen Lag«. Das Mädchen hat seit acht Jahren den Himmel nicht gesehen, war auch im Winter unbekleidet und hat die Sprache vergessen. Es lallt wie ein Kind, ist blind geworden und kann nur auf ollen Vieren gehen. Die Mutter wurde verhaftet. QericktrsLsI Der Ueberfall im MockchLU» Unter starkem Aaürang von Zuhörer» verhandelte das Dresdner Schwurgericht am Donnerstag gegen den 1899 zu Känigsfteele geborenxn Schlosser Rudolf Bernhard Müller und gegen dien u« zwei Jahre lungeren, au» Oelsnitz (Amtshauptmannfchaft Großenhain) gebürtigen Arbeiter Albert Oskar Walther wegen gemeinschaftlichen Raubes. Beide Angeklagte waren, aus geordneten Verhältnisse» herausgeriffen, in der Dresdner Zentralherbrrge zu- smnmrngetroffen und dann öfter gemeinschaftlich auf die Betteltour nach der Tschechoslowakei gegangen. Dabei waren sie auch wiederholt im Häuscken des OberweichenwSrter» Thiermann in Mittel- gründ bei Bodenbach etngekchrt. Thiermann besitzt eine 40 Jahre alte, mißratene Tochter, die bereit» vor zwanzig Jahre» entmündigt worben ist und die ein unsolide» Leben zu führen gewohnt ist. Vies« Tochter hatte die beiden Angeklagten wiederholt heimlich beherbergt und fie mehrfach zu bestimmen versucht, ihren 64 Jahre alte» Vater während d«s Nachtdienst«» zu ermorden und in die Elb« zu werfen, damit man seine sehr reichlichen Ersparnisse in tschechische» Kronen in die Hände bekomme. Als Anfang Januar und Mitte de» Monats das geplant«. Verbrechen nicht durchaeführt wurde, nannte die unnatürliche Tochter die Angeklagten mehrfach Feigling«, Schlappschwänze usw. Rach vier der- artigen Versuchen rafften sich Muller und Walther in der Nacht zum 20. Januar auf, nachdem ihnen die Tochter einen Strick, ein Kopftuch und ein Messer ge- geben, und drangen ^2 Uhr morgen» in das an der Dresden—Bodenbacher Bahnstrecke gelegene Block- Haus ein. schlugen sofort auf de» zu Tod« erschrockenen Oberweichenwnrter «in und versuchte» ihn nieder- zurtngen. Es entstand «in furchtbarer Kampf. Der Ofen stürzte bei der Balgerei zusammen, und durch di« heraurfli«gend« Feuerung entstand großer Qual«. Auch der Tisch, eine Kiste, auf der die Lampe stand, und die Bank wurden umgeworfen. In der Finsternis schlingen di« Räuber weiter aus Thier- mann ein. Ihm wurde ein Auge verletzt, das Nasen bein und das künstlich« Gebiß zerschlagen und einige Backzähne herausgeriffen. Al» Thiermann trotz alle dem um Hilfe rief, wollten ihn die beiden Räuber knebeln. Vor Rauch mußten aber die Verbrecher von der weiteren Ausführung des Planes absehen und flüchteten. Sie konnten später in Dresden fest genommen werden. Die Tochter, die. den Anlaß zu diesem Verbrechen gegeben hat, wurde einer Irren anstalt überwiesen und für unzurechnungsfähig er klärt. Die Verhandlung entrollte ein recht trübes Sittenbild. Schreckliche Minuten muß der Dahn- beamte in jener Winternacht im Blockhause durch lebt haben. Nach dem Wahrspruch der Geschworenen wurden beide Angeklagte wegen gemeinschaftlichen Raubes unter Zubilligung mildernder Umstünde nach oster, reichischem Recht zu ja zwei Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Dom Leipziger Duchergcricht. Der Viehhändler Arno Alfred Bergmann aus Dreislau brachte drei Schweine auf dem hiesigen Schlachthose zum Verkauf. Er forderte einen derart hohen Preis, daß ihm ein Uebergewinn von NS 060 Mark zusieb Bergmann wurde wegen Preistreiberei zu sechs Wochen Gefängnis und einer Million Mark Geldstrafe verurteilt. Der erzielte Uebergewinn murde einaczogcn. — Ferner hatten sich di« Guts» bcsttzersehesrau Hulda Elisabet Lorenz und der Vutterhändler Hermann Max Wagner, beide au» Hohenwusien, Amtahauptmannschast Oschatz, wegen lieber schreltung der Höchstpreise und wegen Schlerch- handel« zu verantworten. Wagner kaufte im Februar d. I. von der Mitangeklagten 120 Stückchen Putter und bezahlte für das Stück an Stelle des tamal'g-n festgesetzten Preises von 1S11 Mark 2800 Mark. Die Frau hatte sogar 3000 Mark pro Stück gefordert. Frau Lorenz wrrrde zu vier Wochen Gefängnis und Millionen Mark Gelestraf», Wagner zu zwei Wochen Gefängnis und 500 000 Mark Geldstrafe verurteilt. Der kreis Schauspielhaus Sic hätten alle drei Premierminister werden tönncn: der Baier, dcr Sohn und Großpapa Haus freund. Aber aus dem Wege dorthin riskierten sie eine Fatirt auf dem Iahrmcirktokaruffell des Lebens, dos sich nun schau einige Jahrtausende nach dcr iicb- lichm Leiri^a. *ciimeio!>ie „Wenn die Liebe nicht wär . . ." im Kreise dreht. Seitdem steht er, Llive Ehampivn Ehcncuz mit verschränkten Armen al» Zu schauer vor dem Tcuselsrat». Seine ehemalige Frau und ihr Grlirbier, der ausgezahnte Lord Pvrreous, dabcn Dauerkarten und fahren nnn schon Jahre lang zum oilgrmeivkn Gaudi Runde um Rund«. Und als neuer Fahrgast steigt Elisabeth, Herrn CUve- Ehampian - Ehcnans Schwiegertochter, mit einem jungen Herrn auf das Lirneckorusicll. Da stehen sie nun, der verlassene Vater und dcr verlassene Sohn, und sehen ihr« Fronen dabinrutschen .... Di« Liebe ist eine Angelegenheit der höheren Viotogic, und der Engländer W.S. Maugham ist ein patenter VolksliachschuUehrer. Er versteht es, das kleine Einmaleins dieser „höheren" Biologie zu demonstrieren und -u dramatisieren. Aus der grauen Wandtafel dcr Alltäglichkeit rechnet er uns ewigen Abcschützen ewig gelrende Gesetzmäßigkeiten vor. Rich: mit erklügelten Unbekannten, nicht mit dcr unheimlichen Logarithmentafel — sondern nur mit buine'-, bunter Kreide. Dos Parkett staunt, lach', greift noch dem Taschent'tth und rührt sich nicht, bis der Schlußstrich gezogen ist. Ja wirklich: die buntesten Gestalten tanzen im Kreis. Stella David als Lab» Katarina Vhampion-Lhene.) an dcr Spitze. Zum letzten Malei Und in ihrer ganzen großen, großen Kunst. Al» alt« Komödiantin dcr Liede, in pathologischer Verzückung ,ic Segnungen der katholischen Kirche und de» Lippenstiftes preisend, lügt und lacht und weint sie sich an allen vorbci. Erschütternd leuchtet plötzlich rin Widerschein gütigen Menschentum» au» der „verschmintten" Seele auf den verschmlnkten Wan nen aul Aber dann ist sie wieder die bankerotte Liclnsfiirstin mit dem traurigen irr - kokettierenden Gchüstle. Meisterlich und eindringlich auch diese letzte de' Davidschen Altfrauenroslen. Der großen Künstlerin möchte man zum Abschied nicht mit bil ligt» Dankcsworten kommen. Aber ihrer un- rndlichen Bescheidenheit sei nur da» eine gesagt, daß wir noch in fernen Jahren dankbar und fthnsucht»- vll rnol'icd va- d»e nnerrelcbten Dorst-llerlv stetster Mütterlichkeit, violett bebänderten Altjunyferntuma und schenerhadcrdcrber göttlicher Hausmannsfrairen- konstk reden werden. Lord Pnrteous (Bernhard Wildenhain) mit der verrosteten Stimme, den geizigen Stechaugen, dem wackligen Gebiß, war eine famos« Figur. Wie diesem morschen Greis ganze Lavaströme bitterer Galle cntflcußen aber gleich daraus ein Iodannls- trikbchen entschicßt — das ist ein allerliebstes Schau- spiel. Vater und Schn Clive Champion-Chenaq (Franz Stein und Hanns Steiner) sind ex- quisitc Gestalten au» den Kreisen der hohen Politik. Der eine nebenberuflich galanter Lebemann, der andere Gcschmacksfanatiker — io treffen sie sich nach Jähren dcr Entfremdung, einen sich, und bald sitzt der Junge neben dem Alten in der gleichen Patsche. Das ist schön und lebendig gespielt. Nora Nikisch ist das tausendmal schwankend;, niedliche und sogar das ta — ta — tapfere Frauchen Elisabeth, das von seinem gutmütig-brutalen Edward Luton (Albert Martens au» Bayern), so stürmisch entführt wirft. Di« Inszenierung war ganz nett. Und hätte das Stück vier Alt« gehabt, hätte es vielleicht Hervorrufe und Blumen gegeben', denn der Beifall stieg von Akt zu Akt langsam aber sicher wir dcr Dollars Uraufführung i» Mannheim. Das Stück hieß „Columbus", sein Autor Fr. Ioh. Weinrich. dcr in drei Akten (achtzehn Bilder) ein Trauerspiel versucht, da» gleich vielen Spielen der jungen Gene- rntio» «in Ringen um Gott und die Seile ist. Wein» ricb beugt den historischen Kolumbu» zum metaphy sisch zerfurchten Zettdokument um. Er macht au» ihm einen transozeanischen Missionar, der da» Bcdürfni« hat, au» göttlicher Sendung heraus gegen königliche« Verbot zu rebellieren. Kolumbu« wird bei Weinrich kein wilder Seefahrer, kein Abenteurer voll Blut und Energi«, kein Mann des Ungestüm« und der mensch- lichen Größe, er wird bei ihm zu einem Tbeaterrebus. da» zu lösen ohne umstänhltche psychologisch» Umschrri- bung nicht möglich ist. Man steht darau»: kein fest«» und packende» Theaterstück Verströmende Lyrik dagegen von Anfang bi« zum Ende. Aber auch diese n cht von Begabung und Bedeutung. A. Sch. Hauptmann, .Phantom" im Englischen. Gleich- zeittzg Mit der deutschen Buchausgabe de» neuen Roman» „Phantom" von Gerhart Hauptmann er- scheint eine englisch« Uebmsstzuna von Bagard Quttray Morqag, di« im Manchester Gvardta» mit großer Anerkennung begrüßt wird. Geheinrjprachtn. Stefan George hat sich, seinem Biographen Gundolf zufolge, jahrelang immer wieder Geheimsprachen mit eigenem Laut- und Wortschatz ausgesovven. Sehr bezeichnend für den priesterlichen Dichter, dcr oft genug, auch wenn er sich der üblichen Redeweise bedient, nur dem Eingeweihten ver ständlich ist. Wie schade, daß uns Gundolf in seiner eindrucksvollen Würdigung keine Proben der Georgischen Gehe.imsprachrv mit.gete.ilt hat! Aber auch ohne diele bewußt geschaffenen Gebilde näher zu kennen, möchten wir kühn behaupten, daß sie lediglich aus Elementen vorhandener, sei cs lebender, sei cs toter Sprachen zusammengesetzt waren. Der einzelne Mensch, selbst der fyrachyewaltige Dichter, ist in dcr eigentlichen Sprachfchäpsnng außerordentlich beschränkt: dos zeigen gerade die Gcheimfprachen. über die man sich ans dem Reuen Brockhaus genauer unterrichten kann. So verschieden sie im einzelne« auch sein mögen, immer handelt sich"» doch nur um bestimmte, mehr oder minder willkürliche Um bildungen des uns geläufigen oder fremden Sprach gutes. Jede Gehetmsprache ist «ine künstliche Spräche, un> alle künstlichen Sprachen, auch di« sogenannten Weltsprachen, wie Volapük, Esperanto, Ido usw., sind durch Kombination und Vereinfachung mehrerer wirklich vorhandener Einzellprachen ent standen. Ucbcr den Wert dieser Sprachen soll damit nichts ausgesaät sein, nur die Tatsache selbst sollte sestgestellt werden: cs gibt kclne Sprache, deren Zu- sommeilsetnmg mit dem elnst oder jetzt umlaufend-«? Sprachstotf nicht nachweisbar wär«. Mit Recht hat Jacob Grimm erklärt, die Tradition sei untrennbar vom Wesen drr Sprache. ks. M. Da» unterirdische Lands». Die Metropolitan- Gesellschaft in London erhielt die Genehmigung, dl« Station Piccadilly-Ctreus, die fast dc» ganzen gleich- nomigen Platz unterhöhlt, beträchtlich anszudehaen. Diesen Vorstoß benutzt «in phantastcbegabter Schöffe, Mr. Thompson, seinen kühnen Plan, unter der eng- lischen Metropole ein« zweit« erstehen zu lassen, be- wciskrättig -u machen. Diese unterirdisch« Stadt, di« auch den Vorteil Hütt«, voa der Ungunst der Witterung unabhängig zu sein, soll gleichzeitig dl« dringend« Wobnungskrise läsen, den ung»h«uren Verkehr in ruhigere Dahnen leite» und der Arbeit»- losigkeit abhelfrn. Sntscheidnpg Uu Streite um da» herzoglich- braunschweigisch« S ihlostmibUtar. I» der Klagesachc das Gesamthauses Draunschweis-Lünekura geaen den braunschweigischen Staat ist jetzt die Entscheidung gefällt worden. Der braunschweigxsch«. Staat wird verurteilt, der Vermögensverwaltung de» Hauses Braunschweig-Lüneburg in Wien ein Verzeichnis des B«stande» der zu« ehemalige» Hofstaat gehörigen Mobilien vorzulegeu und über den Verbleib aller seit dem 18. November ISIS veräußertes oder von Ort und Stelle entfernten MobiVen des Residenz- schlosse» zu Braunschweig, de« Schloss«» zu Manken- burg und des ehemaligen herzogliche» Mnrstall» zu Braunschweig Auskunft zu erteilen. Al!« Maß nahmen find zu unterlassen, durch die Inventar stücke des Schlosse» zu Blankenburg aus d«m Schloß entfernt und einer anderen Benutzung -uge/ührt werden. Di« Entscheidung über den Antrag auf Rückschaffung der fett dem 18. November ISIS aus dem Schloß Blankenburg entfernte» Gegenstände und auf Herausgabe d«o Inventar» diese» Schlosse» sowie die Entscheidung iider di» Kosten des Rechtsstreite» bleibt vorbehalten. Verein für Var Deutschtum im Zustande Am S d. M. tand in Erfurt tm Gymnaflum der dteStUutae VmrrcMrtag ixt Laad<4v«rbaudes Thüringen, tu» vereint für das Deutschtum im AuLlande statt. Ver treten warm dtt Ort4«ruvpm Mtmvurs. Erfurt. Gera, Grtt,. Jlmmmu, Jma («anuerorirarnpve. SvanenortS- grupp» unp Schulgruppe), -«rgenfaiza Naumburg, dt«i- s>»r>t a. '2.. Pütznett. Sauger Haufen. Saalfeld. Schmölln, Stadttln». <Vuük und Weimar. Den Verhandlungen g4ng etn Mortraa de» Land. rer. Pot. Rormrt Ktrstt» itlxr .Da» politische und wtttsttaftlittu MerHSltui» der Hieben- dürger Mochten »um rumänisch«» Staat* voraus, der „ einer regen DiSkusston Anlatz -ab. Dann Vericbtele Ttudimrat Dr. Rüttinp-Reuftadt Über die dicStUrige Hauptdersammttml, de- Verein- »» Hamburg. Bon den dort -efatzte» BefchUtffs» ist besonder« hettmrruhebcn. datz der Vorst- de« Verein- an ExzeSrnj von Hintze üder-e-anaen ist. und datz das Pro Mitglied abzu- liefernd« Kopfgeld für diese- Ja-r ans lOsch Mark fcst- gesrpt worden ist. Ans »em AatzreSberteM de- Vor sitzenden Mrofrstor Dr. Vtentz-Jena itder die Entwicklung dös Sande-verdand«- ist zu erwähnen, datz besonder- dank d«r Wrrderetsen IxS Herrn Hlawna inr Jahre 1922 21 neue Ortsgruppen in Thiirtngen gegründet worden sind, zu denen in diesem Jahre bereit- geben weitere htnzngekommen sm». Auch die Einnahmen sind in er freuliche, Gltlaerung begriffen, ipt« au- dem Kassen bericht, den Vvottaffenkafstcrer L?ober-?lena erstattete, lxrporging. Während die Rerdnung Mr 1N2 mu 175 1Z7.2-Z Mark in den Einnahmen und 10t> 758.40 Mark in d«n Ru-g»den abschloft. sind in diesem ^labrc derei» iwer eine Million Mark an MitgliederbcltrSgcn ein- gegannen. obgleich erst 17 Ortsgruppen bezoh!» daven. Bo« vefMlListen p-- Vertre«ertag«s ist bervorzuyeve», datz im August und September diele- Iabres wieder eine Wcrdereis« österreichischer 5Zuqendlnd«r stattfinden soll, und zwar werden diesmal Wiener und Eattbnrger kom men. Aw nächsten Jahre soll der Verlrettrtag in Schmölln sm 22. Juni abgehalrrn lverk«n. Ltamschatkas Untergang Die asiatisch« Halbinsel Kamtschatka wird bau- ernd von Erdbeben heimgesucht. Von Anfang Februar bi« Mitte April wurden nicht weniger als 195 Erdstöße gezählt, die dauernd an Heftig keit zunahmen. Viele Häuser sind ei u- gestürzt, und die Verheerungen wurden dadurch noch verschlimmert, daß schwere Sturmflu- ten dos Land heimsuchten und große Meygeo von Ei» auf di« Halbinsel schwemmten. Die Zahl der Toten läßt sich gar nicht abschätzen. De, Broölke- rung hat fick» eine Panik bemächtigt, um so mehr, als zwei Vulkane, deren Krater man für er loschen gehalten hatte, wieder in Tätigkeit ge treten sind und das Land mit Asche und Lava überschritten. o»r fotiersnüs Sürockrueksr I»1 kontturtMnrlo» Vsrtrstsr. SSr/arS Ssme-L/A I-»>prk8, Srtmmsisetts Lkr.K Schicksal Von SlHzktlsE v. VsssLsell Irgendwie fällt beim Mittagstisch das Wort , Schicksal". Isabel, unsere sechsjährige Tochter, ficht mich rett großen Airgen an, und fragt: „Papa, was ist Schicksal?" Ich bin recht ratlos und grübele verzweif-lt nach. U» mein Ansehen zu wahren, erkläre ich würdg: „Schicksal ist, was kommt, und was man nicht ändern kann." Isabel denkt angestrengt nach. „Papa, ist di« neue Lehrerin Schicksal?" „Io, du mußt lvrncn, Isabel, — da ist nichts »y ändern!" „Papa, hast du auch ein Schicksal?" „Auch ich muß arbeiten." „Tip—tip?" (Schreibmaschine.) „Tip—tip^" „Und Kartoffeln stecken?" „Und Kartoffeln stecken." Isabel seukt: „Papa, dos Schicksal ist schwer!" Ich versuch« Isabel darüber aufzuklären, daß andere Kinder e» viel schwerer haben, ja, daß viele sich nicht einmal satt ess«n können. Isabel starrt mich fassungslos an: „Sich nicht satt essen können? Papa, das Schicksal ist schlecht!" Ich versuche das Schicksal zu verteidigen: nicht diese», sondern die Menschen seren schlecht, denn es wäre vielleicht doch zu ändern — ober ich fühl«: Isabel hält nicht mehr viel vom Schicksal. Am Nachmittag hör« ich au» dem Garten folgend« Zwiesprache: Isabel: „Zenzerl, weißt du, was Schicksal »st? Zenzerl (die Kuhmagd): „Uoah?" Isabel (belehrend): „Schicksal ist, was kommt und was man vicht ändern kann!" Zenzerl: „Uoah?" Abend», wir fitzen noch unt»n b«i der Lamp«, dröhnt plötzlich von oben au» der Kinderstube die große Auhglock«. di« neben Isabel» Bett hangt. Ich stürze hinauf. Isabel fitzt aufrecht in ihrem bunten Himmelbett. Sie hat einen kleinen Wunsch. Dann legt fi« ihr Köpfchen halb verschlaf»« an meine Schutt« und seufzt, seh, ernsthaft und nach» d«nklich: „Papa — ist da» auch Schicksal?"