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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.04.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191804219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19180421
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19180421
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-04
- Tag 1918-04-21
-
Monat
1918-04
-
Jahr
1918
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20L. Ssnntags-Ausgabe a»ott»««l, il sogar vielfach, obschon et in deutschen Laoten denkt iuch radet, »»rzweg üeMschseindlich. And sein Einsluß wiegt um so scheoarer, al» in seinen Händen die größten und die am meisten gelesenen Wiener Blätter sind und et zugleich doch auch zum Teil die getstlg reHamsten Schichten der alten Koiserstadt umfaßt. So ungefähr sind die Strömungen und Stimmungen be schissen, dar« die ein österreichisch-ungarischer Minister des Beugern sich hindurchzuwinden, an denen er nach der Kunstregel der möglichst geringen Reibungen vordeizugleiten hat. And sie er klären zur Genüge, warum er nie, selbst wenn er von den Bänken der -eutschfrelheitlichen Parteien geholt würde, so wird reden können, wie etwa Graf Reventlow zu reden und zu schreiben ge wohnt ist. Darum erweisen wir dem Bündnis keinen Dienst, wenn wir, wie das in den letzten I X Jahren in manchen reichs deutschen Blättern Mode geworden war, Len Mann, der die aus- wärttgen Geschäfte im Habsburger Reich zu verwalten hat, im Ton uncmädigec Schulmonarchen anherrschen, wenn er auf anderen Wegen, als sie unS im Augenblick gefallen, zu den gemein samen Zielen zu kommen sucht und die Sprache zu sprechen sich müht, die noch am ehesten in dem vielsprachigen Bölkerstaat ver- stgnden wird. Dem Bündnis nicht, aber auch nlcht einmal unseren eigenen Volksgenossen. Denn auch sic hören diese herrischen Kommandolautc nicht gern. Die Deutschen Oesterreichs aber wer den nicht nur aus lange hinaus, nein aus immer, neben den Madjaren das einzige Element sein, auf das ein Bündnis sich stützen kann. Man vergesse doch nicht: in Oesterreich ringen Deutsche und Slawen um denselben Boden. In solchem Kamps gibt es Versöhnung und schiediich-sriedlichen Airsgleich nur für müde alte Völker. Die West- und Südslawcn aber sind jung, sogar beneidenswert jung. Der Derfaffungsumbau in Oesterreich Aus Wien wird uns geschrieben: In kürzester Zeit dürste nun doch die Regierung mit ihren Bor- schlagen über die Vcrfafiungsreform in die Oefsentlichkeit treten. Bis her hat bloß alle Welt davon gesprochen, daß es in Oesterreich anders werden möge, eü haben aber die sachlichen Grundlagen zu Verhand lungen der Rationalitäten untereinander und der Nationalitäten mit dem Staat gefehlt, insbesondere muhte sich die Negierung passiv ver- halten, denn sie muhte bis vor kurzem selbst nicht, wie die Zukunft Oesterreichs gestaltet werden solle. Die Vorschläge, dle die Negierung nun zu unterbreiten gedenkt und die insofern einen Fortschritt dar stellen, als nun eine Unterlage für Verhandlungen vorliegt, werden ge- wih nirgends sofort aus freudige Zustimmung stotzen. Aber mögen st« noch so schlecht jein, ihr Dasein allein ist eine Verbesserung des gegen wärtigen Zustands, denn sie werden zu Gegrnäutzerungen heraussordern und die Debatte in Fluh bringen. Zu einem günstigen Fortgang -er Debatte gehören freilich noch einige ander« Voraussetzungen. Zunächst darf nicht vergessen werden, daß der größte Teil der tschechischen Parlamentarier noch immer auf dem intransigenten Stand punkt steht, über den Staat Oesterreich überhaupt nicht z» rxrhandeln, sondern ausschltehlich das tschechische Königreich zu fordern. Ein zweites Bedenken liegt darin, dah die Deutschen, die bet der VersassnngSresorm ein sehr entscheidendes Wort initzurcdcn haben, noch lm eigenen Schah nicht einig darüber sind, nach welcher Richtung sich -t« Reform bewegen soll. Die Vrrfasjungsrciorm läuft im Grunde darauf hinaus, den ver schiedenen Völkern Oesterreichs eine mehr oder wentger große natio nale Autonomie einzuräunien, die Völkerschaften zu anerkannten Verbänden znsammenzusuhen, die einen großen Teil ihrer An- g e l e g e n h e i t e n nn eigenen Wirkungskreis, ohne störendes Da- zwischenlrelcn anderer nationaler Minderheiten erledigen könnten. Solche Störungen waren bisher auf der Tagesordnung, weil nach der bisherigen Unterteilung Oesterreichs fast überall zwei oder mehrere Na tionen in einem Kioniand zusammcngespannt waren und sich -ort ver tragen sollten. Die radikalste Hilfe wäre eS nun, die Kronländer auszuiöfen und die Verwaltung au, den nationalen Verbänden aufzubauen. So weit wils, ivoiel man hört, die Regierung in ihren neuen Entwürfen nicht gehen: sic will die Kroiiiaiidaqienzcn respektieren, und sie will dies ver mutlich haupisächiich darum um, weil ein ansehnlicher Teil -er Deut schen von der tironlandsoerfasjung nicht abgehen will. Diese Richtung herrscht insbesondere in den Alpcnländcrn vor, während di« Sudeten- deutlchcn auf reinliche Scheidung der nationalen Gebiete ohne Rücksicht auf die .stronlandSgrcnzen drängen. Die Reichseisenbahnen im Reichstag Drahtbericht unterer Berliner Schriftleitung. Berlin, 20. April. A>? Tische des Bundesrats: Rüdlin, von Payer, von Bretlenbach. V.zcpräsidcnt Dr. paafchc eiösfnct die Sitzung Uhr. Die Aussprache über die R c i ch s p o ft v e r wa l t u n g wird fort gesetzt. Abg. Kuncri (tt. «sz.) führt Beschwerde über die Verletzung des postgebeimnisfes m Halle. Es ifl eine Swondc, wenn die Postverwaitung sich mtcken Anordnungen der Mititärdtfeylshaber fügt. (Unruhe.) Staatssekretär Rüdlin: Zn dieser Frage holte ich mich, wie mein« Anusvvroänger, an den Rechtsstandpunl.t. Die vollziehende Ge walt ist im Kriege in der Hand des militärischen Befehlshabers. Er e,lasst oie betreffenden Bestimmungen. Es ist nicht möglich, daß dr« Zivuvehörden nachprüien, ob die Bestimmungen des Militärbefehls- h.'bers annehmbar sind oder nicht. Das Reichsgericht hat auch entschie den, daß der Mililärbesehl.'uaber auü eigener Machtootlkommenl-eit im chncreste der üjienrlichcn S .^erheit Verbote aller Art erlassen kann. Abg. Knnert <U. Soz.) erheb! nochmals Einspruch und spricht von brulmer Gewalt und Verrätere.. (Unruhe. Redner wird zur Ordnung gerufen.) Arg. Kici (Fortschr. Vp.f: Den Titeln soll man nicht zu viel Wert beilegen. Dabei wird keine Bciesträgerfamitie satt. Im nächsten Haus haltplan wolle man die Wünsckc derjenigen Unternehmer berücksichtigen, die setzt Räumlichkeiten an die Postverwaitung vermietet haben. Damit ist die Aussprache über die Reichspostverrvaltung erledigt. Reichsdruckerei Abg. Quarck tSoz.) bringt Lohn- und Urlaubswünsche der Arbeiter der Reichsdruckerei vor. Der Haushaltplan wird genehmigt. Verwaltung der Reichseifenbahnen Abg. Kmmel (Soz.) berichtet über die Ausschußverhondlungcn. Be dauerlich tlt. daß bei dem Friedensvertrag Sachverständige der Elsen- bahnverwallung nicht zugezogen wurden. Einspruch wurde erhoben gegen die V e r p a ck l u n g der g c j a m t e n E i s e n b a h n r c k l a m e an den Verleger der .Norddeutichen Allgem. Ztg.', Reimar Hobdtng. Abg. Lohmann (Zentr.): Dank gebührt den Rcichseisenbahnern für ihre aufopferungsvolle Tät.gkeit. Leider wird das Personal sehr mangel haft ernährt. Die Teuerungszulagen reichen nlcht aus. Auch für die Eisenbahner müssen Arbciicrausschiisfe geschaffen werden. Das Verbot der Erteilung von Urlaub an Soldaten !n Garnisonen war eine verfehlt« Maßnahme, da um so mehr Angehörige der Soldaten die Eisenbahn be nutzten. Die Arbeiter Klagen über ungenügende Heizung in den Zügen, die viele Erkrankungen im Gefolge hatten. Für den nächsten Winter muffen rechtzeitig Vorkehrungen getroffen werden. Einer Nachprüfung des Vertrages mit Reimar Hobdtng stimmen wir zu. Abg. Fuchs (Soz.) führt Beschwerde über Paßschwiertg- beiten. Die Durchsuchung der Reisegepäcks geschieht nicht immer aus militärischer Notwendigkeit. Di« groß« Verteuerung der Schnellzugssahrpreis« hat viel böses Blut gemacht. Dadurch werbcn vor allem di« ärmsten Klassen betroffen. Ost diese Verteuerung als dauernde Einrichtung ge dacht? Etsah-Lothringrn mutz volle Autonomie erkalten und auch in Ltsendahnsragen milreden können. Durch den Vertrag mit Reimar Hobbing sind Millionen zwecklos vcrjchenkt worden, die man besser für sozial« Zwecke hätte nutzbar macken können. Abg. Havtzmonn (Fortsckr. Vp!.): lieber den Eisend'.hnnronopol- letlameoerlrag der Firma Holding hc! auch der Reichstag mitzusprechen, ^»ohl die ReichSeisendahnen nur mit einem kleinen Bruchteil an ihn» hrtetltgt sind. Dieser Vertrag, der uns keineswegs wie dem Minister «l» Bagatelle erscheint, muß verschieden« Bedenken erregen. Die zwöls feßheren Pächter haben aus ihre Bewerbung nicht einmal Antwort be kommen. Dadurch, daß der mit dem Monopol bedachten Finna das Leipziger Tageblatt Sonntag, 21. April 1V18 Kunst und Wissenschaft Leipzig, 21. April. Liederabend vcn Marie Grasenick. Ein wirklich moderner Lieder abend. Denn das Programm nannte als die Aelteften Hugo Wolf und Richard Straub, die mit bekannten Gesängen vertreten waren. Nach ihnen kam Schönberg mit einem Hochzeitslied, dessen poetischer Dilhpramd'.'r (Jacobsen) die musikalische freilich nicht entfernt gleichkam. Außergewöhnliches Interesse erregten vier Gesänge von I. G. Mraczek. An diesem Lyriker scheint mir kein Falsch zu sein. Vollkommen mangelt ihm der Wille zur Konzession. Indem er als Tondichter seinen Weg nimmt aus dem Innersten seiner Vorlage, führt er um so sicherer -en Hörer edcn-enselben zurück und hin zur Seele. Mraczek dars jetzt schon als einer der stärksten und eigenartigsten Harmoniker gelten. Aber er wird nicht -er Mörder des MelodlkerS. Sv viel er auch an malerischen Momenten dem Klavier überläßt, ebensoviel Wert legt er auf die Ausbildung und das Hervortreten der Melodie. Und ist auch altes in Miaczeks Lyrik aufs eigenartigste gemodelt und mit aller Fcinkcit vnsgeaibeitet, so kann man doch keinesfalls von Raffinement reden. Seine Musik giot dem Gedicht gleichsam die musikalische Er- gänzung, tas erwünschte klingende Inkarnat. So empfängt es denn auch ausgeirrockenen Eyakaltter, zum Beispiel der .März" a!s «Fremd ling mit blassen Wangen', dann .Am Strande', eine wundervoll getroffene Landschastssklzze mit dem vielsagenden Reflex menschlichen Sichhineinsühlen». Anderer Art ist wieder .Nixleins Klage" mit ihrem romantisterenden Anhauch, durchaus au« realem Boden erwachsen end lich da« Spinnlied und sein gewinnender Humor. Aus der Liederreihc seien noch Sachen eines begabten jungen OesterrcicherS genannt: Egon Kornauths zar cmpfundenes .Ganz im geheimen" und der allerliebste Ringelreihen. Mit zwei sehr schönen inrischen Slir-mungsdiidern war der Rabab-Kvmponist Ll. o. Franckenstcin (.Durch Einsamkciten" und .Adagio") vertreten, In letzter Zeil trat auch Hermann Unger hervor. Von überaus gemütvollem Gepräge sind Seifen Lieder .In meinem Rosengarten" und .Mariä Wiegenlied", die ganz leicht den Volkston anfchiogeir, von seeliscker Tiefe ferner der .Einsame Ganz. Im Gegensatz zu berühmten Kollegin!»?:', di» jahrein, jahraus das selbe singen, hatte eine jung« Sängerin den Mut zu diesem modernen Abend. In Frl. Marie Grasenick aber Kämpfen Intellekt und Technik einen Karten Komps. Ohne Zweifel unterliegt darin jener. Denn diese zeigt noch klaffend« Lücken. So treffliches Material bi« Sängerin vertragsmäßige Recht «ingeräumt worden tst, allein Zeitungen und Druck sachen in den Eisenbahnen aurzulegen, hat sie ein mittelbares Monopol erhalten, die Etsenbahngäste mit politischem Staff zu versehen. Sch« bat Sklkescha Mauapol ist höchst wettgeheub. In den baltischen Provinzen wird geklagt, daß dorthin nur Lesestoff gelang», dar sich in einer ausgesprochenen Richtung bewegt. Dadurch wird ein ganz falsches Bild von den Absichten Deutschlands harvorgerusen. Di« Presse überhaupt, ohne Rücksicht auf die Partei- Achtung, ist durch diese Monopolstellung stark in Mitleidenschaft ge- zagen worden. Als Verleger der .Nord-. Allg. Ztg." verzichtete dt« Firma sogar auf den dem Vrrlagsvcrgänger gewährten StoatSdeitrag von jährlich 40000 ,4t. Die bisherigen Pächter hatten sich bereit er klärt, geweinschastlich «in« viel höhere Pacht zu entrichten. Ihre ge- m«insame Heranziehung wäre die richtige Form der Verwertung der Eisenbahnrekiame gewesen. Herr Hobbing ist Verleger der .Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" geworden. Er hat sie mit öOOU Abonnenten übernommen. Inzwischen sind cs IS 000 geworden, meist ZwangSodonnenten in den Remtern. DaS allein bringt ihm eine Mehreinnahme von 32 000 cK jährlich. Da hat er leicht 40 000 ck Nachlaß zu gewähren. Herr Hobbing besitzt schon ein Verlags monopol sür sämtliche Verlustlisten und sür olle Schriften des Kriegs- ernährungsamtes. Eine einzige Broschüre ist in mehr al» 2 Millionen Exemplaren hergestellt worden. Wo kommt denn das Papier dafür her? Auch der .Reichsanzeigcr" wird von Hobbing gedruckt. Zu dem Verlag«- und Druckmonopol kommt nun noch das Reklame monopol. Es ist keine gesunde wirtschaftliche Entwicklung, wenn in die Hand eines Berliner Großunternehmers eine so bedeutende wirtschaft- liche Macht gelegt wird. Znriickzaführen soll die ganze Sache auf den Vortragenden Rat l« Ministerium des Innern Berger sein, der früher Redakteur im Verlage Hobbing war und auch nach seiner Uebernahme in das Ministerium durch Herrn von Loebell seine Beziehungen zu dem Verlag Hobbing aufrechterhaiten hat. Wir erheben Einspruch gegen den Vertrag und beantragen Nach prüfung. Abg. Schwabach (Natl.): Bei dem tatsächlichen Zusammenhang des Eisenbahnreklamemonopols mit den Verlagsunternehmen der N. A. Z.' ist es den Zeitungtverlegern nicht zu verargen, wenn sie vefürchten, daß nach Abflauen des Papiermangels dieses Blatt in einem Umfang wirksam verbreitet wrrden würde, wie keine andere Zeitung im Reiche. Sicher ist es nicht übertrieben, wenn man 200000 im Betrieb befind lich« Wagenabteile annimmt. Politisch« Gründ« kommen hinzu. Die «N. A. Z." wird nicht nur von der Regierung mit Aufsätzen gespeist» sonder« hat auch ihre eigea« Parteirichtung, die von der Firma Hobdtng vertreten wird und für die die Regierung die Verantwortung nicht übernehmen kann, wenn sie nicht die für sie ge botene Parität oder Zurückhaltung verletzen will. Gegner dieser Par- tetrichtong begegnen ihr nun auf Schritt und Tritt und werden davon nicht angenehm berührt sein. Wenn ein Reisender stundenlang einer Geschäskrckiam« goaenüber sitzt, wird er dann nicht auch einen Genuß Haden, wenn sie künstlerisch ausgestattet ist? Anders tst es in der Stadt bahn, wo die Reisenden nur kurze Strecken fahren. Der Vertrag stellt keinealückltch« Lösung der Eisendahnreklame dar. (Beifall.) Minister von Breitenbach: Die Reichseisenbahnoerwaitung würdigt die Leistungen und Pflichttreue ihres Personals und sie hat für deren Sorgen und Nöte ein warmes Herz. Seit zwölf Jahren vertrete ich -en Etat im Hause, und ich tue es mit einer gewissen Seelenruhe, weil ich weiß, weiche außerordentlichen Verbesserungen in den Einkommens bezügen dem Personal zugeflvssen sind. Die organische Regelung der Beamtengehälter nach dem Krieg« wird in einer Weif« zu erfolgen haben, daß die Stellung des Beamten standes im Staate sich auf der Höhe erhält, die ihm gebührt. (Beifall.) Nicht anders denke ich von -er Arbeiterschaft. Ein männlicher Arbeiter verdient 1918 ein um 180 Prozent höheren Lohn al« 1913. Für die Arbeiterschaft werden Anzüge und Schuh« beschafft werden. Die Be zirksausschüsse haben in der Lohnfrage der Verwaltung wertvolle Unter stützung geleistet. Der Vertrag mit Reimar Hobbing hat keinerlei politischen Beigeschmack. Der Generalpächter -er Reklame und der Verlag der .N. A. Z." sind wohl eine Person, aber die Sache ist nicht identisch, lieber die .N. A. Z." wird bei der richtigen Stelle noch ge sprochen werden. Dle Reklamefrage ist aber für die Reichseisenbohn von untergeordneter Bedeutung. Unser Ztel war nur, durch die Reklame ein erhebliches Stück Veld «inzunehmen. Nachdem wir den Verkehr neu belastet hatten, suchten wir nach neuen Einnahmen. ES besteht keinerlei Sorge, daß der Dene- ralpächter di« Reklame zu politischen Zwecken auSnützen wird. Im Vertrag steht ausdrücklich, daß darüber, welch« Druckschrift«» i« di« Züge eingelegt werde» dürfe», der Minister Bestimmungen tnfst. Ich hatte von Anfang an die Absicht, zu bestimmen, daß politische Zeltschrtsten und Leitungen von den Unternehmern nicht eingelegt werden dürfen und eS sich lm wesentlichen um Verkehrsreklame handeln soll. Ueber die Art der Reklame werden ebenfalls vom Minister Bestimmungen getroffen. Damit entfällt wohl ein Teil der Beschwer- den. Herrn Haußmann gegenüber aber erkläre ich ausdrücklich, dah ich in oicser Frage des GeneralpachtverkragcS weder geschoben habe noch geschoben worden bin. Abg. Werner-Hersseld (Disch. Frakt.) bringt Beamtenwünsche vor. Das Haus vertagt sich. Montag, 3 Uhr: Weiterberatung Reichs- eisenbahnamt, Reichstag. — Schluß Uhr. * Major van den Bergh, Chef -er Nachrichtenabteilung -et Kricgs- mir.isteriumS, ist unter Ernennung z^m A'teiiungschef zum Oberstleut nant befördert worden. — Der Chef des Stellvertretenden General- stades. Frhr. Freytagnon L o r i n g h o v e n ist zum General öer Insanlerie befördert worden. * Der ukraiaische Gesandte Levicki ist mit dem Gesandtschafts personal tn Konstantinopel einzetroffen. Angst vor Neuwahlen War »ar e< -och, -ar lm Sykemder am lavlesten »ach attsar RelchStagöauslösung rief? Dia Freunde -er .Deutschen Taget- zeltvng' >md -er alldeutschen .Deutschen Zeitung'. Das w«r tn -en Tagen, alt tn den Kreisen -lasar Blatter für Mahlen a»f atnan starken Rückhalt an der Deutschen Daterlandtpartet genchnet wurde. Diese H-ssnungen find durch die Ergebnisse der Retcht- tagtersahwahlen tn Bautzen-Kamenz und tn Nlederbarnim sehr stark herabgedrückt worden. Bor einem halben Jahr hassten -te Alldeutschen mittels der Deutschen Bakerlandtpartet ans die Re- glerungskreise «inen Druck ausüben zu können und den Be amtenapparat nach alter Gewohnheit im Wahlkamps kür stch tn Anspruch nehmen zu dürfen. Diese Illusionen fln- geschwunden. Heute fürchten die Parteien der Rechten, die im Herbst 1V17 einen Wahlkampf unter der Herrschaft det Reichttagtwaylrechtt herausforderten, sogar Mahlen die in Preuhen auf Grun des Dreiklassenwahlrechts stattfinden würden. Dieser Sklmnumgs- mechsel ist bezeichnend für die Besorgnis der Wahlrechttgegner vor einer Auflösung des preußischen Abgeordnetenhauses nach Ablehnung des gleichen Wahlrechts. Die Angst ist so grob, daß z. B. die .Deutsche Zeitung" selbst den Fluch der Lücherltchkeit nicht fürchtet. Das Blatt, das im Herbst nach einer Reichstags auslösung mitten im Kriege wiederholt gerufen hat, erklärt jetzt keck, .daß die Rücksicht auf das vaterländische Gesamtwohl der Regierung verbietet, die Auflösung des Abgeordnetenhauses zu wagen und so inmitten des Krieges einen leidenschaftlichen Wahl kampf zu entfesseln". Das Blatt will dadurch den nationalliberalen Wahirechtsgegnern Mut machen zur Fortsetzung des Widerstandes gegen das gleiche Wahlrecht: weil das vaterländische Gesamtwohl der Regierung das Wagnis einer Auflösung des Ab- geordentenhauses verbiete, brauche kein nattonalliberaler Gegner des gleichen Wahlrechts zu besorgen, daß seine unerschütterliche Gegnerschaft dazu beitragen könnte, .einen so verhängnisvollen Entschluß der Regierung herbeizuführen". In der Nummer vorher hatte die .Deutsche Zeitung' die Regierung zur Auflösung des Abgeordnetenhauses im Falle einer Ablehnung des gleichen Wahlrechtes herausgefordert. Im Hinblick nämlich auf die Ver sicherungen vom RegierunMisch, daß die Regierung alle ver fassungsmäßig zulässigen Mittel zur Durchführung des gleichen Wahlrechts in Preußen onwenden würde, schrieb das Blatt: .Solche Drohungen auszusprechen, und sie dann, wenn sie fällig werden und vollstreckt werden sollen, nicht auszusühren, be kundet eine Schwäche, die das Ansehen einer Regierung im vor liegenden Falle heillos beeinträchtigen muß. . .' Diese Keckheit vermag die Furcht der Wahlrechlsgegner vor einer Auflösung des preußischen Abgeordnetenhauses nicht zu verhüllen. Politische Nachricht«« * .Rationaltiberale» Drohungen gegen Natwnalliberal«. Ein .nationalliberaler sächsischer Industrieller' behauptet in der — .Deutschen Tageszeitung', daß es vielen der älteren Richtung an gehörenden Parteimitgliedern nachgerade unmögltch geworden sei, der nationalliberalen Partei noch weiter treu zu bleiben. Eine Partei, die sich von früheren Grundsätzen so rasch und so weit ent ferne, wie die nationalliberale Partei in der preußischen Wahlrechtssrage, könne unmöglich verlangen, .daß ihr die konsequent gebliebenen Mitglieder darin folgen". Weite Kreiic der Nationalliberalen hätten kaum einen anderen Ausweg, als eine reinliche Scheidung eintreten zu lassen, wenn dies auch sür manchen schmerzlich sei, .wie zum Beispiel dem Schreiber dieser Zeilen auch'. Der nationalliberale sächsische Industrielle, der in dieser Form seinem Unmut über die nationalliberale Partei Aus druck gibt, würde wahrscheinlich in nationalliberalen Kreisen weit mehr Eindruck machen, wenn er seine Klagen nicht ausgerechnet in dem radikal konservativen Blatt des Bundes der Landwirte vortrüge. Er gibt dadurch jchon äußerlich zu erkennen, wohin ihn sein Herz zieht. * Zum «Kaiserbrief'' lesen wir in den .Deutschen Stimmen" folgende Bemerkungen Stresemanns: .Die letzten Wochen brachten dem deutschen Volke darüoer Kunde, dah wett höhere Stellen als der österreichisch-ungarische Außenminister Träger weit pessi mistischerer Ansichten gewesen waren. Man sprach in diesen Tagen davon, daß die Annahme der Entschließung des 19. Juli auf ein Schreiben zurückzuführen sei, das dem Abgeordneten Erz berger vom Grafen Czernin oder durch seine Mittelsmänner über geben worden wäre und das die Auffassung des Grafen Czernin über die damalige Lage enthalten hätte. Tatsächlich ist ein solches Schreiben im Reichstag nicht verlesen worden. Der Namen und die Auffassung des Grasen Czernin haben überhaupt in den da- maligen Verhandlungen keine Rolle gespielt. Wohl aber war unter der Oberfläche bekannt geworden, daß ein bekannter Ab geordneter mit hohen Stellen Unterhandlungen geführt hatte, deren Inhaltswiedergabe vielleicht zu denjenigen Stimmungen bei trug, aus denen damals die Entschließung geboren wurde. ' Der .Reichsanzeiger " veröffentlicht eine Bekanntmachung der Reichsbekleidunzsstelle über die Beschlagnahme der Tischwäsche in Gewerbebetrieben und den Verkauf von Leinen- und Boum- wollgeweben und eine Bekanntmachung der Reichsbekleidungsstelle über dle Verteilung von Leinennähzwirn an die Kleinhändler. VWW»VjWWM»M»»M»WWckW»M»WMWW»WW»»M»WckMW»W»W»W»»WWW» besitzt, so viel und noch weit mehr der Ausbildung bedarf noch die Höhe, und zu beseitigen wäre unter allen Umständen der oft harte und schneidend« Klang dieser an stch schönen Stimme wie auch die häufig und gerade in entscheidenden Momenten leicht unreine Into nation. Anderseits dringt Frl. Grasenick tief ein in den dichterischen Geist und beweist sehr großes Vortragstalent. Aber sie beraubt sich selbst der hierzu nötigen Mittel, wenn jene angeführten Mängel nich: beseitigt werden. Am Flügel begleitete Herr I. G. Mraczek mit aus erlesenstem Geschmack. Sein Musizieren gab dem sehr interessanten Abend gut die Hälfte seiner künstlerischen Anziehungskraft. Prof. Eugen Segnitz. Di« Jatendauz der VereiniatM Stadttheater in Leipzig teilt mit, daß ihr von der gestern gemeldeten Annahme des Singspielt .Der TyomaSkantor" von PordeS-Mtlo and Findeisen zur Urauffüh- rung nichts bekannt sei. veo gratta,! Hoffentlich bleibt der Bach- Stadt Leipzig der Anblick deS altehrwürdigen ThomaSkantorS im Rah men der Operettenbühne erspart. Joseph Gustav Mraczek vo» Erich H. Müller. Im Rahmen einer selbständigen biographischen Skizze behandelt der Dresdner Musikschrist steller E. H. Müller Leben, Meinungen und Taten dcS Dcutschmähren I. G. Mraczek, dessen Oper .Acacio" am 5. Mai im Leipziger Stadttheater zur Erstaufführung gelangen wird. Der Verfasser gibl ein gut gezeichnetes Lebensbild deS talentvollen Komponisten, der vor wenigen Tagen mit seinem Klavierquintett und gestern mit seiner Lyrik in Leipzig schöne Erfolge zu verzeichne» hatte. Line Anzahl wohl- ausgewählter Nvtenbeispiele kommt der Lektüre anregend zu Hilfe. E.S. Max Klinger hat nach mehrjähriger Arbeit ein großes Wand gemälde für das Chemnitzer Rathaus fertiggestellt. Das Bild wird den Titel tragen .Arbeit — Wohlstand — Schönheit'. Bevor eS nach Chemnitz übergeführt wird, beabsichtigt Klinger sein Werk in Leipzig auüzustellen. und zwar wegen der monumentalen Gröhe d«S Gemäldes In der U n i o e r s i t L k S a u l a. Der Ertrag der Ausstellung soll zu gleichen Teilen dem Deutschen Verein für KriegS- dlinden-Hunde, dem Chemnitzer Heimatdank und dem UniversttätS- Ltudcntcntisch zugute kommen. Max Klinger wirb die Presse zu einer Vorbcsichtiguilg sinladen. Operation Alexander Girardis. Im Befinden Alexander VtrardiS ist ein« VerschUmmernng eingetreken. Da die entzündliche Erscheinung forttchritt, wnrde dat link« Bein di« oberhalb des Knie, abgenommen. Girard, hat di« Operation gut überstanden. (Knnstbeilaqe stehe Seite 17.)
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