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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192309160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230916
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230916
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-09
- Tag 1923-09-16
-
Monat
1923-09
-
Jahr
1923
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Markthallen-lyanderung Der schnell deeadete Baakboamterrstreik hat die Gefahr der drohend« Geldknappheit, die für Som», abend zu befürchten war, noch rechtzeitig aogeweadat. Die allgemeine Preis tendenz war «eiter steigend. Besondere Erhöhung hatten die Fisch- preise erfahren. Schellfisch, Kabliau, Seelachs und Goldbarsch gab es -um Pfuudpreise von S Mll- lionen, Hecht kostete 4 Million«, Karpf« 12 Mil- lionen und Schleie 14 Millionen. Rotzmme erhielt man noch zu 3 Million«, Flußhecht -u 8 Millionen, Heilbutt zu SH Millionen und Heilbuttzunge zu 2H Millionen. Matjesheringe wurden zum Preise non 10 Millionen per Pfund umgcsctzt und gewöhn liche Salzheringe zu 3 Millionen, schotten kostet« 5 Millionen. Die Nachfrage nach Fischen war ziem lich stark, die Auswahl hielt sich in normalem Um- sänge. In der Gefrierfleischhallc lebte der Ge schäftsgang endlich wieder auf. Aber auch diesmal war« die Preise um einige hunderttausend Mark heraufgesetzt worden. Suppenfleisch war zu 8,4 Mil- lionen angebot«, Bratfleisch zu 9,8 Millionen und Keule zu 9,4 Millionen das Pfund. Für Rumpf stücke wurden 12L Millionen und für Lende 12H Mil lionen gefordert. Gehacktes gab es zu 11L Million« zu kaufen und auch Büchsenfleisch stand auf einer Preisstufe von 12 Millionen pro Pfund. Roher Talg wurde pfundweise zu 14 Millionen, ausgelassener Talg zu 18 Millionen in den Handel gebracht. Das Angebot in Frischfleisch entsprach nicht den normalen Bedürfnissen emes Sonnabendgeschäftes. Für Kalbfleisch wurden pro Pfund 14 bis 16 Mil- lionen verlangt, für Hammelfleisch 12 bis 14 Mil- lionen. Rindfleisch gelangte zum Preise von 13 Mil- lionen zum Berkaus. Ochsenfleisch kostete 16 Mil- lionen und Schweinefleisch 22 bis 26 Millionen. Für Schmer wurden 35 Millionen und für Schnitzel 30 Millionen gefordert. Rindszunge erforderte 15 Millionen und Nindskopf 7 Millionen. Kaldaunen waren schon zu 6 Millionen zu haben. Schweins- köpfe handelte man zum Pfundpreise von 8 Mil- lionen Mark. Wurstwar« sind ungefähr auf derselben Preis stufe stehengeblieben, nur einzelne Sorten hatten eine Steigerung erfahren. So konnte man Mettwurst und Polnische Wurst zu 9 Millionen kaufen, Preß kopf zu 8H Millionen, Leber- und Blutwurst zu 8 Millionen und Thüringer Leberwurst ebenfalls zu diesem Preise erstehen. Die Nachfrage war am Sonn- abend auffallend größer als in den Dortagen. In der Abteilung für Kolonialwaren waren Nudeln mit 4 Millionen und Malzkaffee mit 2,4 Mil lionen ausgezeichnet. Gemüse gab es in reichlichen Mengen. Grd kohlrabi wurde zum Preise von 150 000 Mark das Pfund und Möhren von 250 000 bis zu 400 000 Mark angeboten. Tomaten erhielt man zu 1,7 bis zu 2 Millionen das Pfund. Gurken waren nicht unter 1H Millionen zu haben und wurden meistenteils zu 2 Millionen verkauft. Wirsing handelte man das I Pfund zu 700 000 bis 1200 000 Mark, Ziotkraut zu ! Millionen. Grüne Gartenbohnen waren mit j 1,6 Millionen und gelbe Wachsbohnen zu 2H Mil lionen in den Handel gebracht. Salat kostete am Sonnabend 100 000 bis 100 000 Mar! der Kopf. Blumenkohl erreichte je nach Größe den Preis von 3 bis 8 Millionen Mark. Trauben wurden auf dem Ob st markte zum Preise von 10 Millionen per Pfund ausgestellt, Tafelbirnen zu 900 000 Mark und Aepfel zu 800 000 Mark. Für rote Pflaumen mußte man am Sonn- abend 900 000 Mark bezahl«. Kartoffeln wurden in sehr geringen Meng« mit 180 000 bis 240 000 Mark verkauft. Gier wurden zum Stückpreise von 1H Millionen, Butter mit 44 Millionen gehandelt. Das Angebot in Fett« war sehn groß, die Kauflust für Margarine hat bedeutend nachgelassen. Auch Schweinefett und Speck sind nicht mehr sonderlich gesucht. * Der Ankauf von ReichssilbermLnzeu durch die Rcichsbankanstalten findet vom 17. September an bis auf weiteres zum 5 500 OOOfachen Betrage der Nennwertes statt. Aus Wittes Erinnerungen Kiouischous Besetzung Wichet« beim Zaren — „Reich mir -en Maniet!" «r-erririscher Mansch Gral Stil«, per allwikdtige F'nan,Minister Alexanders III. u«t> RttolauS N.. der Rußland die Goldwährung wa, das Schnaps Monopol gegeben dal. schttk» Memoiren, die mm auch in deutscher Sprache (bet Ullstein, Berlins erschienen sind. ?(uS dieser Fundgrube pollrtscl-er Sin;eldeiten emuolimen wir da» nachsto-ende, Mr Deutschland besonders inlereffaiuc Kapitol, dar im Jahre 1SS8 spielt: .Am 28. Juli kam« nach Peterhof der Deutsche Kaiser und die Deutsche Kaiserin. Sie blieb« bis -um 11. August. Ich habe Kaiser Wilhelm gesehen, al» er noch Sohn des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (späteren Kaisers Friedrich lll.) und Enkel des Kaisers Wil- Helm des Großen war. Ich sah ihn zweimal. Das erstemal in Ems, nicht lauge vor dem Tode Wil- Helms I. Der greise Kaiser war auf einige Tage hingekowm« (es war seine letzte Reise nach Ems) und wohnte im Kurhause. Seiner Gewohnheit gemäß arbeitete er am Fenster, das auf den Platz vor dem Kurhaus hinausging, so daß ihn jeder bei der Arbeit sehen konnte. Mit ihm gekommen war sein junger Enkel Wilhelm, der jetzige Kaiser. Ich sah die beiden, und solange der Groß vater am Schreibtisch saß, stand der Enkel die ganze Zeit an dessen Stuhl, in ehrerbietigster Weise allerlei kleine Handlangerdienste verrichtend, Pakete öffnend und siegelnd, Bleistifte und Federn, die» und jenes zureichend. Das zweitemal sah ich Wilhelm, als Kaiser Alexander IN. — es war während seiner ersten Re- gierungsjohre — den Manövern bei Brest beiwohnte. Ich hatte damals die Verwaltung der Lisenbahn imd lag mit dem kaiserlichen Auge auf einer kleinen Station der Strecke Brest—Bjelostok. Der Kaiser wohnte nicht weit non der Station in einem Schlosse, da» einem Gutsbesitzer gehörte. Plötzlich kam der Generalleutnant Tscherewin zu mir auf die Station und fragte mich, in wie kurzer Aeit eine russische Uniform für Seine Majestät aus Peters- bürg herbeizuschaffen wäre. Ich antwortete: .In 48 Stunden." Eine Lokomotive wurde zu diesem Zwecke extra nach Petersburg geschickt, die Uniform zu holen. Awei Tage später ging der kaiserliche Zug nach Brest ab. Tscherewin hatte mir schon vorher, al« von der Uniform die Rede war, mitgeteilt, Kaiser Wilhelm I. habe angefragt, ob sein Enkel Wilhelm d« Zaren begrüß« dürfe. Unser Zug kam auf dem Bahnhof in Brest einige Minut« vor dem Zuge des Prinzen Wilhelm an. Als der Zug mit dem Gast einfuhr, nahm der Kaiser sein« Mantel ab und über- gab ihn dem begleitenden Kosaken. Wilhelm stieg aus dem Auge, der Kaiser begrüßte sich mit ihm, sie schritten die Ehrenwache ab, und die Suite wurde vorgestellt. Wilhelm ging neben dem Kaiser her, als sei er dessen Flügeladjutant. Als die Zeremonie -u Ende war, wandte sich der Zar nach dem Kosak« um und sagte laut: „Reich mir den Mantel!" Zn diesem Augenblick' stürzte sich Wilhelm sporn- streichs auf den Kosaken, entriß ihm den Mantel, brachte ihn herbei und legte ihn dem Kaiser um. Ich war über diese« Verhalten ein wenia erstaunt, da bei uns nicht einmal die Personen der Suite, geschweige denn die Angehörigen de» Herrscherhaus« sich einem fremden Karser gegenüber so benehm« würden. Nachdem ich aber den Charakter Wil helms H. naher kennengelernt habe, seh« ich ein, daß diese kleine Landlung mehr als eine Aeußerlich- keit war, daß sie im Einklang mit seinen Anschauungen steht. Gr ist eine Herrschernatur und hält jeden Kaiser für einen Uebermenschen. So soll auch jetzt fein Bruder, der Prinz Heinrich, ihm beim Abschied häufig die Hand küssen — im Beisein aller. Wilhelm soll sich dadurch, daß der Bruder oder sonst jemand ihm vor andern Leuten die Hand küßt, gar nicht geniert fühlen, sondern es al« etwas hinnehmen, das ihm gebührt. — Ich meinerseits fände es recht angebracht wenn wir ähnliche Sitten auch an uns«. re« Hofe einführten. Ls wäre flir manchen dort recht heilsam." Im Gespräch «it Wilhelm sagte ich ». a. „Europa stehe unter den anderen Lände« als eine gebrechliche Greisin da. Uns wenn das so weiter ginge, so würde nach einigen Jahrhunderten Europa vollend» entkräftet sein und seine überragende Bedeutung im Weltensemble ver- lieren. Die überseeischen Länder aber würden immer mehr an Kraft gewinnen, und in einigen hundert Jahren würden die Bewohner unseres Erdballs genau so von der Größe Europas sprechen, wie heute wir von der Größe Rom«, der Größe Griechenlands und der Grüße einiger kleinasiatischen Staaten oder Kar- thogos sprächen. Nicht fern, sagte ich, sei die Aeit, da man Europa nur noch mit Ehrfurcht behandeln werde, mit jener Ehrfurcht, die wohlrvzogene Leute einer früheren Schönheit bezeigen, die alt und hin- fällig geworden ist." Seme Mojestät war sehr erstaunt über meim. Anschauungen und stellte mir die Frage: „Was muß man denn Ihrer Meinung noch tun, um dieses zu verhindern?" Ich erwiderte, darauf: „Stellen sich Eure Mojestät vor, ganz Europa würde ein einziges Reich bild«, Europa würde nicht eine Menge Geld, Mittel, Blut und Mübe auf die gegenseitige Eifer- sucht der Staat« untereinander verschwenden, es würde keine Millionenheerc für den Kriegsfall unter, halten, Europa würde nicht das Kriegslager vor- stellen, da« es heute tatsächlich ist, da jeder Staat seinen Nachbarn fürchtet. Dann wäre Europa sicher- lich sehr viel reicher, stärker und kultivierter, als es jetzt ist. Dann würde, es wirklich der Herr der Welt fern, es würde nicht unter der Last der gegenseitigen Feindseligkeit, Eifersucht und der inneren Zwisttg- leiten zusammenbrechen. Um das zu er- reich«, muß man vor allen Dingen danach streben, dauerhafte Bündnisverhältnisse zwi schen Rußland, Deutschland und Frankreich herzustellen. Wenn einmal diese Staaten unter- einander fest und unerschütterlich verbunden sein werden, so werden ohne Zweifel auch di« anderen Staat« de» Kontinents diesem zentralen Bündnisse beitretcn, und auf diese Weise wird ein geschloffener kontinentaler Bund entstehen, der Europa von jenen Lasten befrei« wird, die es sich infolge de« inneren Zwistes auferlegt hat. Dana wird Europa groß sein, wird von neuem erblühen, und seine Borherrschaft in der Welt wird für lange Zeit gesichert sein. Sonst aber stehen Europa und besonders die einzeln« Staat«, die es bilden, ständig unter der Drohung großen Unheils." Der Kaiser hörte mich an, sagte mir, mein« An sichten sei« sehr interessant und originell, und ver- abschiedete sich gnädig von mir. Nachdem der Deutsche Kaiser bei uns gewes« war, sprach ich gelegentlich einmal mit dem Großadmiral, dem Großfürsten Alexei Alexandrowitsch, über unsere Eindrücke bei diesem Besuche. Der Großfürst meinte, Wilhelm H. sei überhaupt ein recht exzentrischer Mensch. Er führte folgenden Vorfall an, der sich in Peterhof abgespielt habe: Der Zar und sein Gast hatten zu zweit «ne Aus- fahrt unternommen. Gleich nach ihrer Rückkehr war der Großfürst weg« irgendeiner Angelegenheit zum Zaren hineingegangen. Da erzählte ihm dieser, es sei ihm etwas Unangenehmes passiert: Auf der Rück fahrt habe der Deutsche Kaiser ihn gefragt, ob Nuß- land den chinesischen Hafen Kiautschou für sich brauche. Russische Schiffe benützten diesen Hafen wohl memal», und in seinen Absichten läge es, diesen Haken im Interesse Deutschland» zu einem Stützpunkt für die deutsche Schiffahrt zu macken. Das wolle er aber nicht ohne die Einwilligung de« Russischen Kaiser« tun. Der Zar hatte dem Großfürsten nicht mngeteilt, ob er ja oder nein dazu gesagt habe, er hatte nur hinzugefügt, der Deutsche Kaiser habe ihn mit dieser Frage in eine mißliche Lage gebracht, da jener sein Gast sei, und da wäre e» peinlich gewes«, ihm Wunsch kategorisch zu verweigern. Ihm sei die Suche überhaupt höchst unangenehm. Seine Majestät hat ein sehr ausgeprägtes Zart gefühl, und dieser Zug von Delikatesse und Wohl- erzogeaheit trat besonder» in seiner Jugend hervor. Es ist mir darum verständlich, daß es ihm nicht mög lich war, auf die unkorrekte Frage seines Gastes ent schieden ablehnend zu antworten, und das konnte der Deutsche Kaiser nun so auffassen, als habe der Zar sozusagen seinen Leg« dazu erteilt." . Land ohne Währung? Dr. H. Buchenau, Professor an der Universitär München, schreibt uns zu dem im „Leipziger Tage blatt" erschienenen Artikel „Land ohne Währung": Der Artikel des „Leipziger Tageblattes" vom 18. August „Land ohne Währung" geiselt zwar treff lich unsere jetzt ernaerissene Währungsverwirrung und läßt an die Zeit der wertbeständigen Golo- Währung zurückdenk«, wo unentwegt die Semmel 3, di« Milch SO, ein Brief 10 Pf. Porto kostete und dafür vom Belt bi« nach Orsova wandern konnte! Die Ursachen der fabelhaften Geldentwertung, die mit Aussiebung der Einlösung unserer Noten in Gold am 4. August 1914 sich anbahnte, die Bedrückungen von außen und Schwierigkeiten innen übergebt der Artikel, wie er auch auf praktische Vorschläge zur Anbahnung eines zukünftigen besseren Geldwesens verzichtet, und das wäre doch die Hauptsache' Die „Weidaer Zeitung" vom 27. Juli schreibt, daß wir zum Ersatz der für unsere Volkswirtschaft nötigen 4 Milliarden Golümark den Berkchr mit fremden Devisen und Noten sowie mit fremdem und eigenem Goldgeld sreigeb« sollten, der Krieg der Regierung gegen di« fremd« Devisen sei ein Kampf gegen die tatsächlich vorhandene wertbeständige Währung des Volkes. Tatsächlich drängt die deutsche Privatwirtschaft aus die Goldmark zurück und wird die Ueberfremdung der einheimischen Währung unter gesunderen politischen Verhältnissen abschütteln. Oesterreich münzt jetzt wieder goldene 20-Kronen- Stücke. Auch im ganzen deutschen Volke lebt die Sehnsucht noch Wiederkehr unserer früheren treff lichen Gold- und Silbermünze, die uns zu sparen gestattete und feste Preise bedingte. Deren Wieder- kehr sollte da» Verlangen des ganzen Volkes und das Währungsprogramm der Reichsregrcrung sein. Die Ueberschwemmung mit Papiermark muß all mählich abgebaut werden. Diese, ist als eigene Währung von der Goldmark und den zur Goldmark gehörenden dsreinstigen Münzen scharf zu trennen. " Die Schlüsselzahl im Bnchdruckgewerbe. Der Deutsche Buchdruckerverein teilt mit: Nachdem der am 12. September für das deutsche Buchdruckgewerbe gefällte Schiedsspruch für die Woche vom 8. bis 14. September in Höhe von 110 Million« vom Reichsarbeitsministerium für verbindlich erklärt ward« ist, einigte sich die Tarifkommission der deut sch« Buchdrucker in später Nachtstunde für die Woche vom 1k. bis 21. September auf einen Spitzenlohn von 300 Millionen Mark. Di« Schlüsselzahl für das deutsche Duchdruckgewerbe ist mit Wirkung vom 15. September auf 720 000 festgesetzt worden. Wetterbericht: Zunächst wenig Aenderung der herrschenden Witterung. Stark zunehmende Neigung zu Dewitterstürmen. 4 cker beliebt« Ilotorknftuogsroitsedrikl „Das i-sben" ^dMveksInvFsreicbsr kesselocier Ivknlt. ?»eir«ock« Ulusttnttooev. ?rsis: 1 bknrk X LaodkSocklvr - 8edlü»»e!»dl. ver Kritiker Don Ssorz VllttftoMSftl In meinem Zimmer hängt Arnold Döcklins „Kritiker": ein grimmiges Gesicht mit Verbrecher- ohren, die Glatze von struppigen Haaren umrahmt. Heimtückisch spähen die Augen, überbuscht von dick« Wimpern, zur Seite: auf der Nase sitzt der Horn- klcmmer und zwischen die dünnen, verkniffenen Lipp« ist die Schreibfeder geklemmt. Das Ganze ein Bild ausgemachter Bosheit, eigensinniger Recht haberei. In solcher Gestalt erblicken wohl die meisten Men schen den Mann, dessen Lebenszweck es ist, da» von andern Geschaffene zu prüf«. Dem Maler, dem Dichter und dem Schauspieler gilt er al» die verkörperte Impotenz, die an den Zeugungsfähigen ihre eigene Unfähigkeit räch« will. Welchen Künstler stammtisch gäbe es, wo nicht mit tiefster Verachtung immer wieder erklärt würde, man läse da« Zeug in der Zeitung nicht! (Wobei es an noch freundlicheren Bezeichnung« für das angeblich niemals Gelesene nicht zu mangeln pflegt.) Wie zwischen dem Weib und der Schlange, ist vost jeher Feindschaft zwischen Kunst und Kritik gesetzt. Was der Künstler schasst, gleich der Natur, ist, wie sie, gut und böse, unbewußt der Zwecke und Maßstäbe de» Verstandes. Nachher kommt die alte Schwiegermutter Weisheit und beleidigt das zarte Seelchen Phantasie mit ihren Regeln und Rügen. Sie sprechen zwei ver- schiedene Sprachen, und in den Ohren de« Künstler» haftet immer nur da« Nein. Jeder stimmt freudig in den Ruf des jungen Goethe ein: „Schlagt ihn tot, den Hund! E» ist ein Rezensent!" Die Selbstherrlichkeit des Genie» muß sich gegen jedes Derstandesurteil auflebnen, um so mehr, da nur zu häufig die Nachwelt die Unvernunft und die Bös- Willigkeit der mitlebenden berufsmäßigen Beurteiler feststem. Unbegreiflich töricht hab« sie sich M Richard Wagner» groß« Werken gestellt. Weder Feuerbach noch Thoma waren Jahrzehnte hindurch von der Kritik anerkannt. Kann in solchen Fällen »ine späte Erkenntnis noch besser», so fehlt diese Mög lichkeit für alle Bühnenkünstler: sie sind darauf au- gewiesen, sich ihrer Mitwelt mächtig zu versichern, und wo» ihn« diese an Dank und Ehre vorenthält, »ann niemals ersetzt werd«. - .HnkWtzzr Zett verfallt di« Kritik häuft« in den Werkstätten hervortritt oder auf den Brettern sein Wesen treibt, in Versen und Prosa ungegorcne Leidenschaften ausschüttet — alle« wird dankbar, be geistert willkommen geheißen, wenn es nur dem Alten völlig widerspricht und mit keckem Auftrumpfcn Eigene» recht geltend macht. Die Künstler haben jetzt kaum Ursache zur Klage: aber nun dünkt der Mehrzahl der Leser diese Kritik wertlo« und schäd lich. Zieht man au» allem den Schluß, so könnte e« scheinen, als ob der Kritiker ein zumindest sehr ent behrliches Mitglied der Kunstwelt wäre» und doch kann sie ihn nicht entbehren, weil ihr Leben ohne ihn erlöschen würde. Auf den ersten Blick mag das übertrieben er scheinen, aber man bedenke folgendes: Da» Kunst werk vollendet sein Werden erst in der Seele des Genießenden. Das herrlichste Gemälde ohne Be schauer, da» tiefsinnigste Gedicht ohne Hörer oder Leser, was wären sie, und dazu kommt, sobald feinere ästhetische Werte empfunden werden, das Bedürfnis ver Differenzierung, de» abstufenden Urteils. Das naive Genießcn weiß da keinen Rat, es vermög weder Vorzüge und Mängel innerhalb eines Werkes abzuwägcn, noch echte und unechte Kunst zu scheiden und sich von den Ursachen seine» Gefallens und Miß fallen» Rechenschaft zu geben. Da» gerade ist dir be rechtigte und notwendige Funktion de» Kritikers. Um > sic auezuüben, bedarf es einer eigenartigen on- > geborenen Begabung, in gewisser Hinsicht der des Schauspieler» verwandt, kier wie dort muß nölligr Hingabe an da» künstlerische Erlebnis sich nnt einer gleichzeitig wirksamen intellektuellen Einstellung fortwährend verschwistern. Nur wo beide Fähigkeiten gleich stark ausgebildet sind, kommt auf der Bühne und in der Kritik ein« Höchstleistung zustande. Diese werde» dann gleichen Rang mit jedem andern pro- duktiven Vermögen beanspruchen, ja, sie werden an sich produktiv, indem sie den sw-rsfendsn Künstler und das Publikum zu höheren Stufen hinaufleiten. Solche Wirkung ist deutlich erkennbar von so manchen Kritikerpersönlichkeiten ausgcgangen, es sei nur an Lessing und Friedrich Schlegel, *n Lud wig T i e ck und Börne aus alter Zeit, an Theo dor Fontane und Ludwig Speidel au» neuerer erinnert, um kein« Lebenden zu nennen. Denn heute die Kritik au» irgendeinem Grunde ihre Tätigkeit einstellt, wie e» zuweilen geschieht, so ist damit de» betroffenen Kunstinstitut beinahe die Dafeinvmöglichkelr geraubt, e» f-i denn, daß es unter aller Kritik ft», was genug besagt^ Wer am raO» einer GrstauMhruvg die versammelten Köpft der kritischen Zunft mustert, wird unter ihnen schwer lich einen erblicken, der dem Bilde Döcklins ähnelt. Wohl aber findet sich gerade in diesem Stande so man ches scharfgeschnittcne. von harter, geistiger Arbeit zeu- gende Antlitz, in dem strenger Ernst und künstlerische Anlage sich vermählen: auch zucken hier und da um den Mund, häufiger als gewöhnlich, ironische Fält chen-, doch mit bösem Willen, mit merkbarer Partei- lichkeit, mit Freude am groben Zuschlägen kann kein Kritiker auf die Dauer sich behaupten. Was in der Besprechung einer Kunstausstellung, eine» Buches oder Drama« auf wenige Spalten zu- sammengedrängt ist, bedeutet in der Regel eine Leistung konzentrierter Geistestätigkeit, gebaut auf ein feste» Fundament von Wissen und Erfahrung. Ernsthafte» Lesen nötigt fast durchweg »ur Hoch- achtung vor dem, was in diesem Bereich unserer großen Zeitungen und Zeitschriften geleistet wird, und läßt das sc» verbreitete Vorurteil gegen die Kritik al» eine» der am wenigsten gerechtfertigten erscheinen. Der Leipziger musikwissenschaftliche Kongreß »er- tagt. Der Vorstand derDeut schen Musik- gesell schäft teilt uns mit, daß die Der- schlechterung der deutschen Wirtschaftslage zu dem Entschluß geführt hat, den in wissensäjaftttcher, künst- lerischcr und organisatorischer Hinsicht bereits gründ- lich vorbereiteten Kongreß der Musikwissenschaftler abzusagcn. Damit ist em in eneger« Fachkreisen seit einiger Zeit ausgetretenes Gerücht nun leider auch offiziell bestätigt. Uebriqcns darf wohl bezweifelt werden, daß bi» zu dem in Aussicht genommenen neuen Termin — e» wird von Ende April und Anfang Mai 1934 gesprochen — die materiellen Widerstände wesentlich geringer sein werden al« heute. Für Leipzig bedeutet der Ausfall der Der- oiistaltung, welche Wissenschaft und lebendig« künst lerische Praxis in glücklicher Form vereinigen sollte, eine schwere Schädigung seiner besonderen musi kalischen und jener weiteren geistigen Interessen, die sich mit dem internationalen wissenschaftlichen Wieder aufbau Überhaupt verknüpfen. Denn die Leipziger Tagung war al» Fortsetzung jener Veranstaltungen gedacht, die vor dem Kriege zu einem engen Arbeits- zusammenschluß der europäischen und außer- europäischen Fachleute geführt hatte. Darüber hinan« batte man diesmal die namhaftesten Vertreter aller wissenschaftlich - künstlerischen Grenzgebiete hinzu- gezogen, sa daß Hoffnung bestand, die Musik und rbre Sisscnschnft endlich einmal au« ihrer fatale« Isslftttheit ,i «lösen. E» ist dring«- zu «er- I ganz entgleitet. Eine gewisse Gefahr besteht in dieser f Hinsicht, da der geistige Urheber der Kongreßidre, f Hermann Abert, mittlerweile als Ordinarius der Musikwissenschaft nach Berlin gegangen ist. Professor Wilhelm Rein« Nachfolger in Jena. Das Ordinariat der Erziehungswissenschaft an der Universität Jena übernimmt der Hamburger Privatdozcnt Oberlehrer Dr. Peter Petersen als Nachfolger des bekannten Pädagogen Professor Wilh. Rein. Münzenversteigerung. Am 8. Oktober beginnt bei Adolph Heß' Nachfolger zu Frankfurt (Nisin) ein« große Versteigerung auserlesener Münzen, tie in einem eingehenden, mit 12 Lichtdrucktafeln aA- gestatteten Verzeichnis beschrieben sind. Unter den zahlreichen Goldmünzen stellen besonders die Ausbeute- und Flußgold-Dukaten wahre Perlen der Münzwissenschaft dar, die in solcher Reichhaltigkeit kaum wieder Vorkommen dürsten. Da» Verzeichnis bietet 31 Nummern römische Mün zen, meist Denare, 332 Nummern Mittelalter, 112? Nummern neuere Zeit. » , . <i Da, Lode der deutsche« Außeuhandelsstellen für Bücher. Die deutschen Bücherpreisc haben auch im Inlande den Weltmarktpreis erreicht und teilweise schon überschritten. Deshalb stellen die Außen handelsstellen für Bücher und Musikalien am 30. September d. I. ihre Arbeit ein, und die Aus fuhr literarischer und musikalischer Werke ist vom 1. Oktober ab wieder abgabenfrei. «n» de« rheaterdnreans <LtL »tiscke Bübn « n> Am Sonntag, den 16. September, singt in .Ea»aller:a rnslicana" Anna »arasel die Sontu,,a und Anton Moria Topip den Turldn. Im .Bat«z,c>" singt den Sanio «rllv Zilken und den Silvio Mar Spilcttr. — Die Oper bereitet ftir Donabend, den 22.. Leptenedcr. di« Erstau' ftttnung von Mo,artS .Zaide" vor. I« »en Doupirollen sind beicküfnat: Rota Lind. Hein, Roalanb, Max Dvtlcter, OSkar Laftncr. Rudols Jüger. Alfred Voigt, «mtl HervelMg. Die nrusttaliswe Leitung bar «Med Kendrel. dt« Matter Elschnn Verner die Reu- eknstudierung von «o,«r14 Scha»sp»«ldtrek- t o r*. In dieser Oper sind -eichSwgt «L« Sonttn- Schuithe-, Else Mdiilz^orndurg. -a»4 Li-manu. O«ar La-ner und Erich Zimmermann. Di« mustta ltscke Letrnng -al Alfred Srendrei, die l,«ticke Paul «et-leder. — «ach -res« Opern »erden die demicken von Vran» von de» msamttn BaEen getan,t. Die s^niscke Sei Inna der Dan« Erna «»-ndroth. die szcutfcke Ionel Perle« — Erftecke i Von Vtt,;t Berger -Lperett«th«ler> Hal »e Anttndon, der «Ldtilck« Dheater ft» bereit »«enden. 'bmn noch
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