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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.06.1918
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180625024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918062502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918062502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-25
-
Monat
1918-06
-
Jahr
1918
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Abwehr, also auch zwischen den Schlackten konsequente Fort- führuna des GrunLgcdänkens unserer Offensive: Entscheidung durch Schwächung der feindlichen Kampfkraft. Vernichtung der jeMOchen Kampfmittel und Aufbruch der feindlichen Reserven. v» A. »ÄS- - -- ^Lusere „vornehme Zurückhaltung" Ans wird geschrieben: Vor einer Reihe von Monaten schon war in parlamentarischen Kreisen beanstandet worden, daß die deutsche Diplomatie nur selten Gelegenheiten zu rednerischen Auslassungen suche. Das beliebte Mittel der Bankettrcden, das in den Ländern der Entente rn't großer Vorliebe geübt wird, pflegen die deutschen Diplomaten zu verschmähen: es nützt aber nichts, sich an alte Ileberlieferungen zu halten, wenn die Notwendigkeiten der Gegenwart gebieten, rednerische Angriffe des Feindes mit entsprechenden Entgegnungen möglichst sofort abzuwehren. Rock immer ist die Welt den red nerischen Angriffen englischer und französischer Regierungsver- trcter ausgesetzt, während man von deutscher Seite solche Vor gänge stillschweigend duldet, ohne daß auch nur geringfügige Ver suche unternommen würden, die beabsichtigten Wirkungen zu schwächen oder gar zu verhindern. Ganz besonders trat dieser leidige Zustand in den letzten Tagen in Erscheinung: Lin Trommelfeuer von Auslassungen, Reden und Aufsätzen ist von England ausgegangen, in Deutschland aber regt sich keine Zunge, und Herr v. Kühlmann ist der einzige, der sich zu einigen Worten oufrafst. Die Passivität des Reichs kanzlers ist selbst von Kreisen, die sonst bedingungslos der Re gierung zu solgen pflegen, mit Enttäuschung und Mißmut wahr genommen worden: man kann in dieser Zurückhaltung durchaus nicht irgendeinen Akt besonderer staatsmännischer Weisheit er blicken, sondern ausschließlich Mangel an Unternehmungslust und Beweglichkeit. Mag auch dann und wann der Stellvertreter des Kanzlers in Zeitungsunterredungen von sich hören lassen, man wird solche Kundgebungen nicht aus eine Stufe stellen können mit den unermüdlichen Aktionen englischer Regierungsvertreter, die l eine Müke scheuen, um ihren Standpunkt nicht nur ihrem Lande, sondern der gesamten Welt zugänglich zu machen. Es ist heute nicht mehr an der Zeit, kritiklos das Verhalten der deutschen Re gierung in dieser Hinsicht mit onzuschen, es stehen viel zu wichtige und zu schwerwiegende Dinge auf dem Spiele, als daß man dauernd gleichgültig und duldfam bleiben könnte. Es geht auch nicht an, sich dahinter zu verschanzen, daß aus schließlich Taten eine wirksame Sprache sprächen und Worte nichtig seien. Der Krieg Kat bewiesen, daß mit Worten sehr viel getan werden kann, viel mckr, als deutsche 'Diplomaten zugeben wollen. Das zu leugnen, hecht nichts anderes, als aus der Not eine Tugend macken wollen. * Berlin, Juni. (Eigener D r a h t b c r i ch t.) Wie die «Süddeutsche Korrespondenz' aus qutuntcrrichteter Quelle erfährt, wird im weiteren Verlaufe der Beratungen im Haupkaus- schuß auch der R c i ch 6 k a n z l c r in einer Rede zu den Fragen der allgemeinen Politik Stellung nehmen. Der Widerhall der Kühlmannrede Berlin, 23. Juni. (Drahtberichk unserer Berliner S ch r i f t l e i t u n g.) Das Echo, dos Herrn von Kühlmann aus seine gestrige Rede entgcacnschallk, ist unfreundlich, wie das . vorouszusehen war: zumal die Blätter der Rechten und aller der Gruppen, die, was das Kricgsziel angcht, der konservativen Auf fassung sich nähern, brechen rückhaltlos den Stob über den Staats sekretär des Auswärtigen. So lesen wir im «Deutschen Kurier": «Alles in allem eine Sprache, wie man sie in diesem Augenblick aus dem Munde eines Staatsmannes eines sieg reichen Volkes nicht erwarten sollte." Die «Post': «Herr von Kühlmann hak in seiner ganzen politischen Vergangenheit sa nicht viel glückliche Eindrücke erzielt, einen unglücklicheren als - gestern aber sicher noch nicht.' Die „Deutsche Zeitung' spricht wegwerfend von einer «Bcthmann-Aede'. Die „Kreuzzeitnng" ober meint, Herr von Kühlmann hätte klüger getan, wenn er über die Möglichkeit eines Friedens gänzlich geschwiegen hätte: «Es hätte den deutschen Interessen mehr entsprochen, wenn sich der Staatssekretär mit der Feststellung begnügt hätte, daß augercklick- lich trotz der glänzenden Erfolge unserer Waffen eine Friedens- Ideale and Wirtlichkeiten im Mademes« Wir geben hier aus einem Vortrag, den Geheimrat Peter Jessen im «Verbände der deutschen Mode-Industrie" gehallen hat, einige Abschnitte von grundsätzlicher Bedeutung nach den eben erschienenen Mitteilungen deS Verbandes wieder. Jedwede Form, so träumen wir, sei geboren auS sicherem, reifem Formgefühl und ursprünglichster Erfindungskraft, wachgerufen aus dem Ricsenkapital an Phantasie, daS, allen Zweiflern zum Trotz, im deutschen Volke schlummert und auch der Mode-Industrie reiche Zinsen verheißt, sobald sie es endlich erkennt und eS zu wecken und zu nutzen weiß. Nur aus solchem Grunde herauf, ohne alle Worte, wird auch daS Deutsche in der Kunst uns zuwachsen. Las sind Ideale, man mag sagen: Träume. Niemand verkennt, daß ihnen eine oft rauhe Wirklichkeit mit harten Hemmnissen im Wege steht. Nicht nur die Nöte der Gegenwart, um derentwillen manch einer wähnt, im Augenblick dir Hände überhaupt in den Schoß legen zu müssen; nicht nur die schweren Sorgen der nahen Zukunft, Rohstoff, Löhne, Ausfuhr, Feindschaft des Auslandes: ihrer wird die deutsche Lebenskraft Herr werden. Schwerer wiegen auf die Dauer die Inneren Hemmungen, die aus dem Wesen der Menschen fließen, an die doch unser Schaffen und Wollen gebunden ist. Vorweg die Trägerinnen dessen, waä wir schaffen und aufbauen möchten. Der deutschen Frau gebricht cs nicht an Veld für gediegene Kleidung. Solche Hemmnisse weiß der Fraucnwille zn überwinden. Auch die starkwüchsige deutsche Körperlichkeit ist kein Hindernis, sobald wir unS nur bewußt auf sie einstellen. Aber noch fehlt unseren Mäd- chen und Frauen trotz Turnen und Sport so ost die selbstverständliche Haltung, der Sinn sür die eigene Anmut, die Freude an der äußeren Erscheinung, die doch ein Spiegel auch des Geistes und deS Herzens ist. Noch schämt man sich zu Unrecht, durch die Kleidung zu gefallen und selbst aufzusallen. zumal wenn sie dem blöden Auge ungewohnt kommt und jenem Widerstand begegnet, ohne den kein gutes Neues im weiten Reiche der Kunst sich durchsetzt. Ader auck das verhehlen wir uns nichi, daß in weilen Kreisen, auch solchen, die nicht durch und sür ihre Kleidung leben, nicht immer das angeborene Gefühl für Sachlichkeit, ja Schick lichkeit herrscht, das unberechtigte Ausschreitungen der Welkmode abzu- lehnen oder zu mildern wüßie. Freilich ist daS Kleid der Frau nicht nur Sachstück und Zweckwerk. Die unbewußten oder bewußten Neben absichten derer, die sich kleidend schmücken, sind unserer Arbeit wert vollste Hilse. Aber wir können nicht wünschen, daß die Frau, die wir achten, diese Unterst» ömungcn ohne Takt und — sogen wir offen — ohne Schamempsinden zur Schau stelle. Gerade hier werden wir, glaube ich, ohne den Wellanregungen auszuweichen, sür uns und die uns befreun deten Länder eigene, gesunde Tonarten anschlagen dürfen, ohne Schaden für uns, ja mit Aussicht auf nachhaltigen Erfolg. Zu langsam wachsen im deutschen Volke, wie auf anderen Gebieten der Werkkunst, Blick und Empfindung für daS Echte in der Mode. Die beste Sckulc der Gediegenheit, die etgenhä'd'er Hausarbeit, nimmt stetig ob. Noch greifen, wie in der g« zen Well, die auffteigenden Massenschichten jedes Surrogat an Stossen und Techniken gierig aus und gefallen sich in einer auf Schein gestellten Schundeleganz. Noch fehlt Kai k-ch mch nir-kin -er anaatnrene AN- gefchaUe Blick fßr Fqnllen und Geneigtheit und Friedensbereitschast bei unseren Gegnern noch nicht vorhanden ist, daß deshalb auch weiterhin das deutsche Schwert sprechen muß. bis diese Bereitschaft sich kundgibt." Die «Deutsche Tageszeitung' sucht in allerlei persönlichen Spitzen und bösen Anspielungen Herrn von Kühimann als einen Mann hinzustcllen, dem Ausspannung unbedingt nottirt: «Er machte gestern rein äußerlich den Eindruck eines physisch stark Ermüdeten, seine Tätigkeit in Bukarest hat ihn einer gründlichen Erholung bedürftig gemacht . . . Seine England zugewandte Denkungs art trat zu wiederholten Malen in aller Deutlichkeit zutage. Sie offenbarte sich vor allem in dem Pessimismus, der über seiner Rede bleischwer lastete." Anerkennung erntet Herr von Kühlmann nur bei drei Blättern: der ..Börsenzeltung", der «Germania" und dem «Vor wärts". Die „BSrfenzeitllng" schreibt u. a.: «Sehr interessant und bezeichnend waren die Aeoßerungen des Staatssekretärs über die Friedensfragc. Herr von Kühlmann hat hier wenigstens stellen weise mit einer Offenheit gesprochen, wie man sie von unserer Re gierung eigentlich bisher nicht gewohnt war. Manchs, was er sagte, steht in einem gewaltigen Gegensatz zu den Kundgebungen, mit denen wir in den letzten Monaten reichlich gesegnet woroen sind." Die „Germania' aber knüpft an den Sah des Staats sekretärs an, daß militärische Erfolge allein den Frieden nicht bringen können, um zu erklären: «Man kann diese Worte an gesichts der deutschen Waffenerfolgc gewiß nicht als Schwäche deuten. Es wäre jetzt nur zu wünschen, daß man auch auf der anderen Seite und daß auch alle Kreise in Deutschland, welche bis her anderer Ansicht waren, sich mit der Notwendigkeit abfinden, mit dem Feinde Friedensverhandlungen anzubahnen." Der „Vorwärts" aber folgert aus dem gleichen Satz: «Der Staats sekretär sprach das aus, während der Reichskanzler und der Vize kanzler neben ihm auf der Regierungsbank saßen. Man darf daher annehmen, daß diese Worte nicht nur seine Privatmeinung, sondern die Meinung der gesamten deutschen Ae- gierunq darstellt. Man darf weiter annehmen, daß die deutsche Regierung mit dieser Meinung nicht an die Öffentlichkeit getreten ist, ohne vorher die Ansicht der maßgebenden militärischen Stellen über diesen Punkt etngeholt zu haben! Für und wider eine Personalunion Sachsens mit Litauen Für die Angliederung Litauens an Sachsen spricht sich eine Eingabe aus, die gegenwärtig unter der Lehrerschaft der höheren Schulen SachsenS zur Sammlung von Unterschriften im Umlauf ist. In dem ziemlich umfangreichen Schreiben wird auf den hervorragen den Anteil der sächsischen Truppen an den Waffentaten unseres Heeres sowie darauf hingewiesen, daß Litauen mit seinem aus geprägt landwirtschaftlichen Charakter eine wertvolle Ergänzung zu dem industriereichen Gebiet deS Sächsischen Staates darsteilen würde. Die Eingabe ist an das sächsische Gesamtministerium ge richtet und schließt mit der Bitte, an zuständiger Stelle dahin zu wirken, daß Litauen im Wege der Personalunion in ein näheres Verhältnis zu Sachsen gebracht werde. Ganz in Gegensatz zu diesen Wünschen stellt sich der Hansa- bund für Handel, Industrie und Gewerbe, weil er der Meinung ist, daß eine solche Verschmelzung neben religiösen Schwierigkeiten hohe finanzielle Ausgaben zur Folge haben würde. Auch für die am 30. Juni in Dresden stattfindende Sitzung des Landesaus- sckusfes der Fortschrittlichen Volkspartei im Königreich Sachsen ist vom Dresdner Verein ein im gleichen Sinn gehaltener Antrag cingebracht worden, der sich gegen eine engere Verbindung zwischen Litauen und Sachsen ausspricht. ' Eine Erinnerung. „Aengstlichen Gemütern Kälte eS nun woki zugesogt, die Wahl öurck allerlei Kanteten, als öa sind: Zensus, Klasscnwahl, Abstufung durch Waklmänner und anderes einzuengen; aber ich bin nie ein ängstliches Gemüt gewesen. Einem andern Volk als dem deutschen hätte allerdings auch ick vielleicht ein so gefährliches Recht einzuräumen nicht gewagt. Die Deutschen sind nach meiner Ueberzeugnng, wenigstens im Norden, zu neun Zehntel köntgSlreu ge sinnt; die große Masse der Bevölkerung hält im Grunde ihres Herzens zu ihrer Regierung, wenn sie auch m't dem Munde räsvnniert. Die Leute wißen, daß sie ehrlich und gewissenhaft regiert werden, und lm entscheidenden Augenblick kann man sich aus sie verlassen." — Diese Worte, an die in der Wochenschrift «Deutsche Politik" erinnert wird, stammen nicht etwa auS dem preußischen Wahlrechtskampfe von 1918; BiSmarck verteidlgte so vor einem halben Jahrhundert, 1868, die Ein führung deS allgemeinen, gleichen und direkten AeichstagSwahlrcchtsi Farben, die Kunst, sich selber und dadurch andere anzuziehen, der un trügliche Griff für das, was sitzt und ansteht. And endlich das scheinbar leichtest zu Besiegende, weil cS nicht von der Anlage, sondern lediglich vom Willen abhängt: die geradezu widernatürliche AuSlandSsucht der Deutschen, eine trauri; Gewohnheit, ein Lakelenerbteil aus den trüben Zetten, da das deutsche Volk -er Diener der ganzen Well gewesen ist. Die ewigen Nachläufer, die Japaner von Europa hak uns noch kurz vor dem Kriege ein Engländer genannt. In mllderen Fällen ist eS nur ein Irrtum; man glaubt blindlings der klag genährten Legende, daß noch heule nur die Franzosen daS Wort in Dingen der Kunst verdienen. Zu meist aber ist es Eitelkeit, die sich brüsten zu können glaubt mit dem, was weit her ist, sind es Trägheit und Mangel an Mut zu eigenem Ur keil. DaS tot unS mehr Schaden als unsere ärgsten Feinde. Noch kann man in Verlegenheit geraten, wenn der fremde Kenner nach dem wirklich restlos Eigenen fragt. Wir stehen noch vor der Pforte. Noch sind bei unS die Persönlichkeiten, die doch in der Mode letzten Endes entscheiden, erst auf dem Wege. Noch ist die gemeinsame Arbeit, die allein die Probleme löst, nur hier und da angebahnt. Noch fehlt cs den im Betrieb Tätigen an echter Schöpferkraft oder an Frei- heil; noch sind die Erfindungen der von draußen Zutretenden gukrntells Papierkunst. Noch haben wir den wirklich Berufenen die Ardrit an der Mode und die unentbehrlichen technischen Vorstudien nicht schmack- hast gemacht. Die Bahnbrecher, die wir dringend benötigen, suchen nicht nur Lohn, sondern mehr noch Ehre und würdige Ziele. Und noch eins, daS zum Nachdenken anregt. Man kann hören, daß eine auf Mode gerichtete Dame behauptet, sie habe vor dem Kriege ihre hochwertigen Kleider in Pari» wohlfeiler erhalten, als eS damals in Berlin möglich gewesen sei, schon weil eS bet uns noch an den erforder lichen gleichwertigen Zutaten gefehlt habe. Auch unsere Hilfsindustrien aus der ganzen Linie werden den Krieg als Anstoß zu gesteigerten Höchstleistungen nutzen müßen. So sehen wir unsere Ideale noch auf vielen Seiten von mächtigen Hemmnissen umschränkt. Sie können uns nicht entmutigen. Die gleichen Widerstände standen uns vor zwanzig Jahren in der Werkkunst und im Buchgewerbe im Wege. Wir sind ihrer durch zähe, hingehende Mühe, Kleinarbeit und Großarbeit, Herr geworden. Auch in der Mode- Industrie kennen wir unseren Weg. Jetzt gilt es nicht Worte, sondern Taten. Das Würzburger Stadttheater bringt demnächst drei Einakter von Alice Fliege! al» Uraufführung heraus, und zwar «Der tote Gast", «Der Narr' und .Aaserstanden'. Die Münchner Konzertdlrektionen Alfr. Schmid Nachf. und Ver einigte KonzertbureauS hoben sich unter der Firma Süddeutsches Konzertdurcau zusammengeschloßen. Der Verband der konzertierenden Künstler Deutschlands hielt am 23. Juni in Berlin seine ordentliche Hauptversammlung ab. AuS dem vom präsidlerenden Vorsitzenden des Vorstandes, Professor Taver Schar wenka, erstatteten Jahresbericht ist besonders hervorzuheben, daß der Verband demnächst e'ne eigene, aus gemeinnütziger Grundlage arsgebaute Konzcrtagentur eröffnen wird, wom!t einer der Hauptzwecke des Verbandes verwirklicht werden soll. Die Versamm lung erkannte an, daß sich hiermit die bedeutungsvollsten Aussichten sür die künftig« Entwicklung deS Verbandes und für leine Rolle im deut schen Mastkleben eröffnen. Tro^.hgS Lrl«-chs bült Lch. -le. WlL- Politische Nachrichten " Eiu Triumph der mecklenburgische« Ritterschaft? Der fortschritt liche Ncichstagsabg. Oberlehrer Eivkovich, erster Scminarlehrer am Grohherzoglichen Lehrerseminar zu Lübtheen in Mecklenburg-Schwerin, wird im Alter von 37 Jahren zum 1. Juli d. I. unter Weitergewähnrng seines derzeitigen vollen Gehaltes aus seinem Amte ausscheiden «ad in den Ruhestand treten. Die Veranlassung zu dieser ungewöhnlichen Pensionierung bildet die politische Gegnerschaft za dem stäüdifchen mecklenburgischen Landtag. Der mecklenburgische Landtag hat, immer wieder versucht, den Abg. Sivkovich wegen seiner Zugehörtgkett zur Fortschrittlichen Voikspintei aus dem Wege des Disziplinarverfahren» aus dem Lehramt zu entfernen. Wiederholt hat die mecklenburgische Regierung dein Landtag gegenüber darauf hingewiesen, daß die dienstliche Tätigkeit des Oberlehrers zu einer solchen Maßnahme nicht die geringste Veranlassung gebe, und daß man seine berufliche Stellung nicht in der von den Ständen beliebten Weise w seiner politischen Auf fassung verquicken dürfe. Wenn Abg. Sivkovich sich fetzt auf Grund von Verhandlungen mit dem Elaalsininistcr Dr. Langfeld zum Scheiden aus dem Schulamt entschlossen hat, so war, wie die «Lib. Corr.' mit- teilt, sür ihn die Erwägung ausschlaggebend, daß sein Verbleiben Im Amt vom mecklenburgischen Landtag wiederholt dazu benutzt worden ist, um Beschlüsse herbcizufühien, die für das Seminar in Lübtheen wie sür die mecklenburgische Volksschule nachteilig waren! Die mecklenburgische Ritterschaft dürfte bald ZU der Erkenntnis kommen, daß sie sich selbst einen Bärendienst geleistet Hot. Die staatliche Stellung legte dem Nb- geordnekcn naturgemäß gewisse Rücksichten auf. Die größ.re Be wegungsfreiheit, die ei nunmehr gewonnen hat, wird dazu dienen, daß er noch nachdrücklicher als bisher für die Befreiung der mecklenbur gischen Bevölkerung von ritterschaftlicher Bevormundung elnkreken wird. * Auf eine Anfrage wegen der ungeheuren Weltpreise, die der Zenkruinsabgeordnele Schwarze (Lippstadt) im Reichstage ein gebracht hat, antwortet die Regierung u. a. wie folgt: «Die öffentliche Versteigerung von Wein ist durch die Verordnung über Wein vom 31. August 1917 (Reichs-Gesetzbl. S. 731) verboten, soweit es sich nicht um eigenes Gewächs handelt. Mit Rücksicht darauf, daß Ver steigerungen für gewisse Wcindaugcbiete und eigene Gewächse von jener üblich waren, erschien ein unterer Etngrisf van Reichs wegen nicht angezeigt. Die Landcszcntralbehörden sind aber durch die genannte Verordnung ermächtigt worden, auch die Versteigerung eigenen Ge- wäcl ses zu verbieten. Von dieser Befugnis hat Württemberg Gebrauch gemacht und Weinve» steige» ungen vom i. März 1918 ab bis auf weiteres allgemein untersagt. Im übrigen sind Preistreibereien bei Wein nack den Strafbestimmungen gegen übermäßige Preissteigerung strafbar.' ' Nochmals Kriegsberichterstatter. ReichStaqsabqeordneter Dr. Hao; sendet der .Lib. Kon." folgende Erklärung: Eine Anzahl K.iegsberich - erstatter erläßt gegen mich «ine öffentliche Erklärung und erklärt mein Kritik, die ich an einer gewissen Art von KrieqSberichterstattung geübl habe, für eine leichtfertige Verleumdung, bis ich Namen und Beisp"'« genannt hätte. Ls wäre doch wokl Pflicht der Herren gewesen, das amtliche Stenogramm zu lesen, bevor sie einen anderen Menschen, wenn auch nur bedingt, der leichtfertigen Verleumdung bezichtigen. Den Vorwurf also hätten sie. die selbst so leichtfertig handelten, besser nicht erhoben. Zur Sache bemerke ich folgendes: Ich kritisierte einei?Erla>z der Obersten Heeresleitung, tmch den Offizieren und Soldaten befohlen war, vor der Veröffentlichung von schriftstellerischen Arbeiten die G. nehmiguug des Divisionskommandeurs einzuholen. Ich sprach die Be fürchtung aus. daß das dazu führen könne, daß wertvolle sckrisl- stellcrische Arbeiten nicht veröffentlicht würden. In diesem Zusammen hänge legte ich dar. daß wir tic wertvollsten künstlerischen Darstellungen über den Krieg von Offizieren und Soldaten traben, die den Krieg in vorderster Front mitcrlcbt haben. Ich führte weiter aus, daß cs nicht erfreulich sei, wenn das deutsche Volk nur die Schilderungen der Kriezs- berlchterstatter erkalte- känflg Kälten Darstellungen von Kriegsbericht, erstatte«n lebhafte Mißstimmung an der Front erregt. Ich verwies auf den Artikel irn „März" (vom 15. November 1917) «Kriegsbericht erstatter, ein Notschrei aus dem Felde' und schilderte einige besonder^ auffallende Ueberkreibungen und Unwahrheiten, aber nicht gegen Kriegsberichterstatter in ihrer Gesamtheit. Die Beispiele, die die Herrcis verlangen, können sie !nr amtlichen Stenogramm nachles.m. xvtb. Berlin, 24. Juni. (Drahtberichk.) Zu dem in der deut schen Presse erörterten Empfang der Vertreter deutscher Wolga-Kolonisten durch den Kaiserlichen Gesandten Grafen Mirbach in Moskau erfahren wir von zuständiger Seite, daß, wie in Moskau festgestellt wurde, der Abordnung gleich bei ihrem Eintreffen ln der Gesandtschaft erklärt wurde, der Gesandte könne sie leider zur fraglichen Stunde nur für ganz kurze Zeit empfangen, da eine vorher vereinbarte Besprechung mit einer russischen Regierungsstelle unmittelbar bevorstehe. gliederzahl auf erfreulicher Höhe; insbesondere sind in der letzten Zeil eine Reihe von Ncuanmcldungen erfolgt. In den Vorstand wurde«! gewählt bzw. wiedergewählt: als präsidierender Vorsitzender Professor Tarier S ch a r w e n k a ,-als geschüftsführender Vorsitzender Waldemar Meyer, ferner die Herren: Fabrikbesitzer Fleischer (1. Schatzmeister). Kammersänger Frederich, Iung-Ianotta, Kestenberg, Professor Kari Klingler, Musikdirektor Pfannschmidt, Tourneau, Dr. Zepter und Fräulein Hofmeter-Hoffes, sämtlich In Groß-Berlin. '«V Ein Hochschulsonderkursvs für IugeudgertchlSbarkeit. Da di Klagen über die Zunahme jugendlicher Verwahrlosung im Kriege immer wieder laut werden, erscheint jede Unternehmung willkommen, ' die geeignet ist, das fachmännische Interesse für Jugendpflege und Iugendgerichksbarkeit in ^eitere Kreise zu tragen. Ein ganz neues Unternehmen dieser Art stellt ein vor kurzem in Berlin abgehobener «Hochschulsonderkursus für Iugendgerichksbarkeit" dar, über den Elsa v. Liszt in der «Zeitschrift sür die gesamte Strafrechtswissenschaft berichtet. Der 11 Tage währende Kursus wurde von der Deutschen Zentrale sür Jugendfürsorge gemeinsam mit dem Kriminalistische,r Institut der Universität Berlin veranstaltet. Der Erfolg war schon darum sehr günstig, weil sich auS allen Teilen Deutschlands mehr a's 300 Teilnehmer meldeten. Unter den Vorträgen ist der des Piofessors Kramer über «Psychiatrie in der Jugendgerichts arbeit" von besonderer Bedeutung, weil darin neue Forderungen ausgestellt werden. Es sotten nämlich sämtliche ongeklagten Kinder und Jugendliche nervenärzklich untersucht werden. Auf diese Weise ver mag das Gericht die Frage der Elnsichtsfähigkeit der Missetäter zu prüfen, außerdem werden dadurch die psychischen Anomalien recht zeitig erkannt, so daß dem Arzt die Möglichkeit gegeben wird, seine!» Einfluß für die weiter« Erziehung und Behandlung des Kindes geltend zu machen. Unter den besuchten Anstalten beanspruchen „Struwcshos und «Lindenhof-Lichtenberg" besonderes Interesse. In Lichtenberg be findet sich die Verleilungsstation, wo alle männlichen Zöglinge der Stadt Berlin einige Wochen lang vom Erzieher und vom Arzt beob achtet werden, woraus entschieden wird, in welche Anstalt sie rammen sollen oder ob sie gleich in eine geeignete Familie gegeben w-rden können. In StruwcShof ist seit einem Jahr eine landwirtschaftliche Erziehungsanstalt im Betriebe. Ergänzt wurden die Besichtigungen da- durch, daß den KursuSkeilnehmern Gelegenheit geboten wurde, an Verhandlungen der Strafkammer und der Jugendgerichte teiiznnehmen. X- I« Iuniheft -er „Deutschen Rundschau' (Verlag Gebrüder Poetel, Berlin) unterzieht B. L. Freiherr von Mackan die verwickelte Zn- kunftssrage „Zwischen Osteuropa und Ostasten' einer Beurteilung, die lehren soll, bi« Rolle Japans und Chinas rcaipolitisch «inzuschähen. De» Holländer Ian Valckenler KipS gibt eine Darstellung der „Großmachl- srage und Anfänge des Liberalismus In Holland". Von seinen Forschungsreisen verSffenklicht Ewald Banse ein eindrucksvolles Kapitel über «Tunlsische Verwandlungen". Eugen Fischers Erzählung «Das Leben Markin Lu'herS" wird fortgesetzt. Ludwig Hänsel widmet „Richard Dchmel" und seinem Drama «Die Menschenfeinde' eine eins, Motivenstudie. Wolfgang Stammler veröffentlicht unter l „Dichter und Darsteller' Bries« Ernst Wicherts an Friedrich Hagsr. In der Literarischen Umschau erfährt August Fourniers bedeutendes Büch lein .Oesterreich-Ungarns Neubau unter Kaiser Franz Joseph I.* arn« Ar^di^ma. Hugo Wtlrlch fchveM «Wga ««er .Zur «
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