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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.06.1918
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180624022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918062402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918062402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-06
- Tag 1918-06-24
-
Monat
1918-06
-
Jahr
1918
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Morttag, S4.H^uni 1V18 » Wde ^Kundgebung de« Rater W ' vo« Flandern Dröfsel, 23. Juni. (Drahtbericht.) Das zentralflämtsche Pressedureou verbreitet in Len flämischen Blättern folgende Mit teilung: Der Ratvon FlandernKat in seiner Vollversamm lung vom 20. Juni 1918 einstimmig nachfolgende Kundgebung beschlossen und beauftragt seine Bevollmächtigten, sie dem Herrn Generatgouoerneur zu übermitteln: Seit dem 3. März 19l7, dem Tage, an dem der Kanzler des Deut schen Reiches unseren Abgesandten die feierliche Erklärung abgab, welche dem flämischen Brudervolk Deutschlands starken und dauernden Schuh auch nach dem Friedensschluß verkleb, ist mehr als ein Jahr vergangen. Roch steht die Well in Waffen, noch Kämpfen die Heere der Gegner mit wilder Erbitterung, aber die Erfolge der deutschen Waffen in der in zwischen verflossenen Heil lassen auch den bisher noch Zweifelnden, den endgültigen Sieg Deutschlands nabe erscheinen. Wir Haden von Anfang an Vertrauen gesetzt in die deutschen SlamineSgenosseir und wenden uns nun an dieses Brudervolk in der Ileberzeugung, dah cs über seinen Er folgen im Osten und aus den Schlachtfeldern in Frankreich das stamin- vrrwandte flämische Volk nicht vergessen wird. Gestützt auf die starke Entwicklung, die die Idee eines freien selbständigen Flanderns seit jener Erklärung des deutschen Kanzlers bei uns genommen hat, hat am 22. De zember 1917 der Rat von Flandern die Selbständigkeit Flanderns be schlossen und damit " das alte Ziel der flämischen Bewegung erneut in feierlicher Form verkündet. Unser flämisches Volk ist ein enterbtes und unterdrücktes Volk. Jahrhundertelange Herrschaft einer uns wesensfremden Rationalität und Kultur haben den Herzschlag der Väter, die «inst Europa aus ihrer Lebensfülle und-Macht bereicherten, in den Rachkommen erstickt. Doch wessen Auge den Charakter unseres Volkes zu erkennen vermag, ",-ssen Ohr seine Stimme kennt, der steht jetzt das Wesen unseres Volkes wieder sich durchringen, ein jubelndes Durchbrechen neubewuhter Volkskraft. Tausende haben in den Ver sammlungen zur Reuwahl des Rats von Flandern Las Recht ihres Stammes und ihrer Freiheit gefordert, viele Tausende mehr müssen noch schweigend ihre Hoffnung in sich bergen, weil die Zukunft unsicher vor ihnen liegt. In Notwehr hat das deutsche Heer den Boden unseres Landes als Feind betreten, im Laufe dcS Krieges aber Haden di« Flamen trotz der Härten, die dieser den Bewohnern des besetzten Gebietes auf erlegt, erkannt, dah nicht das Deutsche Reich ihrer wahrer Feind ist, sondern die belgische Regierung. Trotz der schwierigen Verhältnisse, in denen die besehende Macht sich befindet, hat die deutsche Verwaltung den Flomen die Verwirklichung eines großen Teils ihrer Wünsche auf dem Gebiet der Sprache, schule und Ve waltung gebrach». Die bel- gische Regierung dagegen Kat sür alle Wünsche des flämischen Volkes stets nur ein hochmütiges .Nein" gehabt. Wie wir aus dem Munde Kriegsgefangener Flamen hören, verfolgt sie noch heute unsere Brüder, wenn sic auch weiter nichts verlangen, als unter dem Kommando in ihrer Muttersprache in Kampf und Tod geführt zu werden. Wir alle wissen daher, dah eine in die alte Machtstellung zurückkehrende bel gische Regierung, mag sic auch am Friede nstischc dem deutschen Pro tektor Flanderns goldene Brücken schöner Versprechungen sür die Flamen gebaut haben, sür uns Flamen doch nur den belgischen Hah, für unsere Kultur französischen Spott, für unser staatliches Leben eng lische Vormundschaft und für unsere Wirtschaft amerikanisches Ka pitol mit amerikanischen Gläubigern bringen wird. Preisgegeben an Frankreich, an England und an Amerika, würde unser Volk zerfallen, seine Art verderben, seine Geschichte erlöschen. Zn dieser tiefernsten Stunde vertrauen wir, ein Volk, das unabhängig sein will, auf Gottes Hilfe, auf unsere unbeugsame Entschlossenheit und auf Deutschlands starken Willen und klaren Zukunslsfinn. Virtlckafilich, politisch und strategisch an der Schwelle Deutschlands ge- legen, weih Flandern, dah seine Selbständigkeit eine reale Sicherung Deutschlands ist. aber^nch nicht ohne Deutschlands Hilfe Zustandekommen kann. Diese Selbständigkeit ist nur dann eine sichere und sür alle Zu kunft unangreifbare Grundlage unseres Volkstums, wenn sie eine politische Selbständigkeit ist, die eigene gesetzgebende Körperschaften, eigene Regierung und eigene richterliche Gewalt besitzt und uns ermög licht, unsere politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Belange so zu gestalten, wie. die natürliche Bestimmung unseres Landes und Volkes cs fordert. Zn vollem Bewußtsein der Verantwortung vor unserem Volk glauben wir daher, dah Flandern Befreiung non jeder vcrwelschen- den Macht auch Deutschlands Befreiung von feindlicher Bedrohung im Westen bedeutet. Siammesgcmeinschaft, Geschichte, und Selbsterhaltung weisen Deutschland und Flandern das gleiche Ziel zu: .Ein freies, selb ständiges Flandern." Lroelftras Besprechung mit Scheidemann Berlin. 24. Juni. (Drahtbericht unserer Berliner S ch l i s t l c i t u n g.) Der .Vorwärts' enthält heuta folgende Stockholmer Meldung: .Aftonblodct" veröffentlicht ein befrem dendes Interview mit Branting, der vor der Reise nach Leipziger Tageblatt England steht. Branttng bezeichnet Troelstras Be sprechungen mit Scheiüemann alt eine Unvorslchttg- keit, die die englische Regierung mlhtrautsch machen mülle. Dazu bemerkt der «Vorwärts': «Diese Kritik widerspricht seltsam dem neulichen Borwurf in «Social-emokraten", daß die deutsche Partei das Londoner Memorandum unbeantwortet lieh." Das Zentralorgan der Sozialdemokraten vermutet überhaupt, dah Herr Branting seine Neigung bewahrt, der Regierung Lloyd Georges im Gegensatz zur Arbeiterpartei mildernde Umstände zu zubilligen. Genf, 24. Zunt. (Eig. Drahtbericht.) Wie .Humanltä" er fahren haben will, hat sich der Führer der belgischen Sozialisten Van- derveld« vor seiner Einladung an die deutschen und österreichischen Sozialdemokraten zu einer Besprechung nach dem Haag zu kommen, der Zustimmung der belgischen Regierung vergewissert. Man müsse annehmen, dah die Besprechungen im Haag unter allen Umständen Zustandekommen werden. Der Triedensvertrag mit Rumänien im Hauptausfchuß Zwei Zentrumsentschließungen S Berlin, 24. Juni. (Drahtbericht unserer Berliner Schrtftleitung.) Der HauptauSschuh des Reichstages ver handelte heule über den FriedenSvertrag mit Rumänien. Zunächst wurde der politische FriedenSvertrag unter Ausschluß der wirt- schafts- und rechtspolitischen Teile beraten. Staatssekretär von Kühl mann leitete die Aussprache mlt Darlegungen ein, die zunächst für vertraulich erklärt wurden. Auch die Aussprache selbst beschränkte sich auf diese vertraulichen Mitteilungen und wurde daher gleichfalls von der Berichterstattung ausgeschlossen. * * * S BerNn, 24. Juni. (Drahtbericht unserer Berliner Schriftleilung.) DaS Zentrum hat zu -em FriedenSvertrag zwei Entschließungen eingebracht. In der einen wird der Reichs kanzler ersucht, bet den in Ausführung des Friedensvertrages noch not- wendig werdenden Abmachungen mit Rumänien dafür zu sorgen, daß Rumänien eine ausretchendeSühn« und Genugtuung für die un menschliche Behandlung der deutschen Kriegsgefangenen leistet, in der zweiten dafür zu sorgen, dah bet Ausführung des Abkom mens über die rumänische Petroleumtndustrt« sämtlich« deutschen Petroleomraffinerien gleichmäßig nach ihrer Leistungsfähigkeit beschäf tigt und daß die berechtigten süddeutschen Verkehrsinkeressen hierbei berücksichtigt werden. Das Arbeitsprogramm des Reichstages Berlin, 24. Juni. (Drahlberichl unserer Berliner S ch r i f t l e i t un g.) Der Aeltestenral des Reichstages machte sich heute erneut schlüssig über die Geschäftslage für die nächste Zeit. Die große innen- und außenpolitische Aussprache soll am Mittwoch zum Ab schluß gebracht werden. Vom Donnerstag bis zum Mittwoch nächster Woche sollen die Vollsitzungen ausfallen, um Len Ausschüssen Zeit zur Erledigung ihres umfangreichen Arbeitsstoffes zu geben. Am Donnerstag nächster Woche sollen die Sitzungen wieder ausgenommen werden. Zunächst wird der Etat in dritter Lesung und in Ver bindung damit der rumänische FriedenSvertrag beraten werden. Daran sollen sich dann die Steuergcsetze anschliehen. Man hofft, am 12. Juli die große Sommerpause cinlrcten lassen zu können. . Die Karl-Alexander-Teter in Weimar Weimar 24. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Zur Jahr- hundertfcier trägt die Stadt Weimar heute reichen Flaggen schmuck. Am Fuße des Aciterdenkmals Karl Alexander am. Karlsplatz wurden bereits in den frühen Vormittagsstunden präch tige Kränze niedergelegl von der Goethe- und Sylckespearegesell- schaff, dar Echillerstiftung, der Universität Jena, -er Stadt Weimar, und zahlreicher Korporationen. Der Festakt lm Aoftheater, an dem in der grohen Hofloge das Grohherzogspaar nebst der Prin- zesslon Reuh, der letzten Tochter Karl Alexanders, Prinz Reutz und verschiedene Familienmitglieder fowle des persönlichen Dienstes teilnahmen, trug einen überaus glänzenden Charakter. Nach einem weihevollen Orgelspiel sprach, in Vertretung des er krankten Professors Dr. Euchen-Jena, der Unioerfttätsprofessor Dr. Retn-Jena in eindrucksvoller Rede über das Leben, den Charakter und die Persönlichkeit Karl Alexanders, sein Wirken für das Land und Volk, seine Politik in den Jahren 1870/71, sowie Uebcrgang der Aera Bismarcks. Orgelspiel schloß wie derum die Feier ab. * Bei der LanbtagSersahwahI in Rottweil wurde der national liberale Kandidat Dr. med. Etter mit 2098 von 2614 abgegebenen Stimmen gewählt. Rr. 817. Abend-Ausgabe. Seite 8 — "7 ..c.. Letzte DklitzttaWW Regelung des schwedischen Luftverkehrs Stockholm, 24. Juni. (Eig. Drahtbericht.) In Siockhslm si id unter Vorsitz LeS früheren Ministers Les Auswärtigen Banköir'kicr Wallenberg Flnanzlcute technischer und anderer Interessen zu- sammengetreten, am «in Konsortium zu bilden mit der Aufgabe, ein Zentralorgan für Li« Regelung des Luftverkehrs auf schwedischem Ge biet zu schaffen. Schwedens größte Banken sind dabei beten.gt. DaS Unternehmen dürfte sich hauptsächlich auf den Verkehr mit dem Aus land« einrichten. Deportierung der seindlichen Ausländer in Amerika Basel, 24. Juni. (Eig. Drahtbericht.) Havas mcldei au< Washington. Das Repräsentantenhaus nahm einen Gefctzesvor- schtag an, der die Deportierung der feindlichen Ausländer vorsicht. Untergrundbahnunglück in Berlin Berlin, 24. Juni. (Drahtbericht.) Auf der Untergrund bahnstrecke Leipziger Platz—Kaiserhof fuhr ein Zug in eine Arbeiter gruppe, die Gleise ooSdefierte. Drei Arbeiter sind getötet, einer schwer, einer leicht verletzt. * ^sekattendurxer Voik^bnuk, Vlct. iu V s c!i a l k e n b u r g. Vie» 6«ll«rslveis»mnrli>llx k-eirte äi« vivictenci« »uk 5 kror. k«s1 uucl ge- uebwigte clen Vertrug mit cler vresclner vank, Filiale in ^scbakkevdurg, vegen Oeberoalime cier Volksdank ?.nm kreise von 676 800 * vi« 8»/ri»«k« H^potkekeu- uoä »ekseibonk in dtüockeu er- dieit <Uv Oeoobwixuox rur ^usxad« von 15 dlill. >1srk 4proL. ktaucidriske. ug Vereinixt« Lisenkvtten- uvci 1it»7»ekill«nkuu-^kt.-6«i'. in 8 armev. Der ^ulsieblsrst beantragt äio Verteiiculg einer vivi- äsnäe vou 2V kro». Oas Onternebmell bat bisher eine Keule nickt abgovorkeo * 6edr. koensxen, Ult. 6«e>, SlL»vkinvnt»drik ill vüsseiäorl- kutd. 8ei einem 8«trjedsgov1on von 763002 (i. V. 570375) dlnrk datregvn <Ue llancUullgsankostsQ 260 413 (256 168) Xacb ^d- rux äar ^deedreidnogell Io LSba vvo 68VIS »ul Ledkuct» uoä voll 182 614 »nk VVsrkooloL«ll uoä Ltnooblo«! (i. V. ruLewmen 113 359 -4t) lloä voo 96 253 (52 867)^t kür liriegsunterstkltrllllgell vvr- blsidell 229 S82 (169 280) -,<t al« keiogewillll, aus äem lv (8) kroreot vivläeuä« vorteilt nnä 22 153 (24 781) -4t auk neue koctr- mmg vorgstroxen weräeo bollen, d'scb cicm Ueriedt äer Vervsltllvx cvnräo die dökvr« Oiviäenäe clsciurod «rrielt. äatl «iss Lckveirer 2v«ixverk äer I'irma ru sodr günstigen kreiswi v « rksukt ver- clev Konnte. — Io ävr 8 iIanr veiAen Vebiioreu mit 521 447, (501 040) dlork. Xreäitoren mit 422 345 (856 840) ^tt uoä Vorräte mit 778121 (665 807) -<t ansge^iosell. tg Vkt. ves. Vörlitrer Rascchinenbaa-Xnstalt unä Uisenxieüerei (Koerner), Vas Onlernsümeo »ar, »io uns xe-ebrieben »irä, in äew jeiLt ablankenäell OescbLktsjabr« 1917/18 bis oo äi« tlrellL« seiner OcüstuvgsfLkigkeit desobükiixt. Der ^bsedluk äürkt« clementspreehellä günstig sm-lallen. Wenn sieb über ikn natnr- gemäk auch noek nickt« Oennues eaxeo ILA. so bestsbt clock die vokk- vuog, äaü er äiv l'ilxuvxäek Verlust salclok ans 1916/17, der bei einem /cktieokapUol vvo 4 dtill. dtark oock 0,92 dlili. -lark detrüxt, xostatteo virci. Vie ^usseküttunx eioer viviclenäe kommt noch nickt io kraxe. Im Vorjakr kooot« clie vnterkilallr voo 1,67 dlill. ouk 0,92 dlill. -Isrk kerabxemilläert vsräeo. Di« xelälicko k,sxv äer Oe- sellscAakt Kat siok xieiekkalls gebessert, so äaü clie ^bsickt destekt, äem- vLekst clie ^utkebuox ävr 6esekLltssutsiokt ru bean- traxen. Io cler vorjäkrixen 8ilaor vareo u. a. oock rullä 1,1 -1iU. ^lark 8nlllcsckuli1en, 2,47 dlillionen IVoreosekuläon noci 0,24 Millionen ^kLeptverpkliektnogeo vorkemäeo. Oie ^nLsiedtev kür clie 2n- Zcunkt könven als kokknunxsreiok bereicknst veräeo, äs siok cias Outer- nekmell aus eigner Krakt ans cler miülieken Osxe, in cli« e- geraten 7v«r. emporordeiien konnte cmci keeknibek »uvermAeokliok leisiuox«- kLkix ist. Hallptschristleiter: Dr. Erich Lverth. w«ra«tworlUch»r SchrtsN.ttrc sür PslUlk Br»». S»do«: »Sr dl« Hand«ls;.Nnn, Walther Schindler; für L«lpzla«r, Nichsilch« Ana«legenh«Nrn und Gericht I. Dr. S. Schaber: tlir Konst unb Wtffenlchast Dr. grirdrlch S«br«cht: für Mnstb Pros. L»-«o Segnih: sür Sporl, Bäber unb Drrkrhr Dr. Lr»ft Schober. — Atlr b«» B»Z«lg«nl«ll H«l»ri«d Bals«r. Dr»» und Verlag: tl«ip,lß«r Tagedlalt Dr. A«l»h»lb LLo. Sü»tl>chinL«ipzla Brrltner Schriftlrltung: Dr. dtlchard Bahr. ein Dalmoliner, wegen Hochverrats verhaftet, nach einer andern Les- art sogar zum Lode verurteilt worden sei. Einem Vertreter der Presse wurde auf Anfrage an zuständiger Stelle die Auskunft versagt. Sonntag früh ober veröffentlichten Tageszeitungen eine Mitteilung -er G e n e r a l d i r e k k i o n der Kgl. Hofkheater, dah der Hof- opernjänger Palilcra seiner Gesundheit wegen bis zum Ende der Ferien zu seinen Eltern in die Heim al beurlaubt worden sei. Diese Mitteilung trägt natürlich nicht dazu bei, den Gerüchten Einhalt zu tun. »- Hochschulnachrichten. Professor Dr. Edmund Forster von der Universitär Berlin hat den Ruf als Ordinarius sür Neurologie an die flämische Universität Gent angenommen: er ist als Prioatdozent und Assistent der Klinik für psychische und Nervenkrankheiten im Lharitö-Kronkenkaus« beurlaubt. — Der außerordentliche Professor Dr. med. Eugen Fischer an der Universität Freiburg i. Br. hat einen Ruf auf den Lehrstuhl der Anatomie daselbst als Nachfolger des Geb. Rats WicderShclm erhalten. Das Feuer (Tagebuch einer Korporalschaft.) 5 s Von Henry Barbusse. copxrlskt ISI7 lrz Novohec L 6lv., Atirll-d. Unterdessen hört mon rechts von uns ein lautes Durcheinander und steht plötzlich cinen lauten Menschentrupp, der sich vorwärts bewegt und dabei schwarze Gestalten sich unter die Uniformen mischen. Biqucl hat sich zur Orientierung hinausgcwagk. Als er zu- lückkam, deutete e-' mit dem Daumen über die Schulter nach der b:rnten Gesellschaft: — Holla! Kameiaden, guckt euch mal das an, die Leute. — Leute? — Ja, Herren, Zivilist:» mit Gcneralstabsosfizicren. — Zivilisten! Wenn sic nur «durst-halken"! Es ist zwar bereits eine traditionelle Phrase, und obgleich man sie schon hundertmal gehört hat, reizt sie doch wieder zum Lachen; und obwohl der Soldat ihr mlt Recht oder Unrecht einen anderen Sinn unterschiebt und sie als einen ironischen Hieb auf sein ent- sagungsretchcs und gefährdetes Leden auffaht, so lacht er doch vorüber. Man sicht zwei jener Herren hervorkrelen; sic tragen Ucbcr- Zlsher un- Stock, ei» anderer steckt im Jag-Kostüm mit einem Samthut »a- einem Feldstecher. i HZartblaue Waffenröcke mit gel-em oder ^schwarzem .Glanz- ttnr solae» als NmkklKma btnt«-revr. Ein Hauptmann mit einer feidnen, mit gol-nen Pfeilen be stickten Armbinde, macht auf die Schiehbank vor einer alten Scharte aufmerksam und lädt die Besucher ein, htnaufzustelgen und sich die Gegend zu betrachten. Der Herr mit dem Reiseanzug stemmt sich hinauf und stützt sich dabet auf feinen Regenschirm. Da meint Barque: — Hast du den Bahnhofsvorstand in der Sonntags uniform gesehn, der dem reichen Jägersmann eine erste Klasse auf dem Nordbahnhof anweist, am Tag -er Jagd eröffnung: «Bitte, Herr Gutsbesitzer." Ueberhaupt, wenn die großen Tiere nagelneu ausstaffiert sind mit Leder mid Blechzeug und wichtig tun mit ihrem Kaninchen-Schietzzeug! Drei oder vier Soldaten, die ihr Lederzeug abgelegt hatten, sind unter die Erde gekrochen. Die andern rühren sich nicht, wie vom Schlag getroffen, dah die Pfeifen sogar ausgehn und man nur das Mortgesummc der Offiziere und ihrer Gäste hört. — Das sind die Schützengraben-Touristen, meint Barque halb laut. Dann mit etwas lauterer Stimme: «Bitte, meine Herren und Damen!" — Halts Maul! flüsterte ihm Farfadet ins Ohr, denn er be fürchtete, Barque würde mit seiner «frechen Schnauze" die Auf merksamkeit jener einflußreichen Leute auf sich zieh». Einige Gesichter werden auf unS aufmerksam; ein Herr mit weichem Filzhut und wehender Krawatte tritt heran. Er trägt eisten kleinen, weißen Spitzbart und sieht wie ein Künstler aus. Hinter ihm her kommt ein zweiter mit schwarzem Ileberzieher, schwarzem, steifem Hut, schwarzem Barl, weißer Halsbinde und einem Zwicker. — Aha! macht der erste, da sind «Poiluä'... waschechte «Poilus", tatsächlich. Dann tritt er auf uns zu, schüchtern wie ein Tiergarten- Besucher, und reicht dem ersten etwas linkisch die Hand, wie man einem Elefanten ein Stück Brot hinreicht. — So, so, sic trinken den Kaffee, konstatiert er kurz. : — Man sagt «Schlämm', berichtigt der schwarze Herr. > — Schmeckt's, was? > Der Soldat, an den sich die Frage richtet, und der selbst durch die fremden und exotischen Erscheinungen etwas «ingeschüchtert ist, brummt etwas hin, lacht und errötet; dann sagt der Herr: «He! He!" worauf er mit dem Kopfe ein wenig nickt und sich rücklings zurückziekt. — Brav, brav, meine Freunde. Ihr seid tapfere Leute! Darauf setzt sich der Menschenknäuel, der aus neutralem Zivilgrou und bunten Militärsarben besteht, wie mit Geranium und Hortensienblumen aus einem schwarzen Grund, wie-« In Be wegung, -rückt fich vorbei »mb »erschwtn-et «teber ans -er Sette, , vHi d« er gekommen war.. Noch börtr man eiyen .tzWzler, ihnen sagen: «Bitte die Herren Journalisten, wir haben noch vieles zu sebn." Als aber die vornehme Gesellschaft verschwunden war, schauten wir uns an. Diejenigen, -te in den Schlupfwinkeln ver duftet waren, kriechen einer nach dem andern wieder hervor. Die Leute finden sich wieder und zucken mit den Achseln. — Das sind Journalisten, meint Tirette. — Journalisten? Na la, die Bonzen, die die Zeitungen machen; kapierst du immer noch nicht, du Dickschädel! Oder meinst du, die Zeitungen, das geht so ganz von selbst? Barque aber holt seine Fistelstimme vor, hebt die Hände hoch als halte er ein Stück Papier vor die Nase und rezitiert: — «Der Kronprinz ist verrückt geworden, nachdem er gleich zu Kriegsbeainn getötet worden war, und hat unterdessen alle er denklichen Krankheiten- Wilhelm stirbt heute oder morgen. Die Deutschen haben keine Munition mehr und futtern Holz: nach den maßgebendsten Ansichten können sie nur bis Ende der Woche standhalten. Man wird sie Kriegen, sowie man nur will, Gewehr bei Fuß. Wenn man die Sache bis jetzt noch verschiebt, so ge schieht das nur, weil wir uns von unserm lieben Schützengraben nicht trennen können; es ist nämlich so gemütlich darin, mit Wasser, Gas und Brausebad auf jeder Etage. Das einzig Störende ist im Minter die allzu große Hitze... Was die Oesterreicher be- trifft, so halten die schon lange nicht mehr stand... sie stellen sich nur so, als ob...' Fünfzehn Monate schon geht das in dem Ton weiter- . — Tja, ja! macht Fouillade > '' — Na was denn sonst, Korporal, du lachst; hab ich recht oder nicht? — Etwas Wahres ist schon dran, ober ihr macht die Kerle doch ein wenig zu schlecht; wenn ihr um eure Zeitung kämt, wärt ihr die allersten, die s' Maul verziehen würden... Jawohl, wenn der Zeitungsverkänfer kommt, was schreit ihr dann einer wie der andre: Mir! Mir! — Und überhauot kann dir das alles doch Wurst sein! ruft der alte Blaire. Schreit sich der Kerl die Kehle heiser über die Zeitungen; mach's wie ich und denk einfach nicht dran. Ja, schon gut, Maul halten! Buch zu, Eselsrüssel! - Die Unterhaltung läßt nach, -le Aufmerksamkeit verfliegt. Vier Leute mchen sich zu einem Kartanspiel zusammen, das bis zum Abend dauern wird und man die Karten nicht mehr unterscheiden kann Volpatte hascht einem Zigarettenblättchen nach, das ihm aus den Finger geflogen ist und an der Grabcnwand wie ein slic- gender Schmetterling hin und her flattert. . ^Sorts^M^tzi,-«,»äch-k» Mb«-.LKrög-b«)
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