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Sette 2. Vlr. 317. Äveno-Ausgaoe nicht die erste des Kabinetts Seidler ist. verlausen wird. Zwar 'Haben wir im allgemeinen keinen Grund, mit der inneren Politik ideS Kabinetts besonders zufrieden zu sein, man braucht nur an die tneaefian LebenSmIttelvcrleaenheiten zu erinnern, deren Behebung auch uns zu Lasten gefallen ist und die überhaupt eine ständig«, wenn auch ungewollte Bedrohung einer voll wirksamen Aus nutzung des Bündnisses bilden. Aber, da setzt die Haupkursachc deS Rücktrittes ganz offenkundig bei den Polen liegt, und zwar in einer Politik der Polen, die von uns nicht gebilligt werden kann »Und die sich unzweideutig zugleich gegen unsere Auffassung von der ouftro-polnischen Lösung kehrt, so können wir eigentlich nicht gut wünschen, daß diesmal der Rücktritt des Kabinetts endgültig fein möchte, so sehr auch zu wünschen wäre, daß endlich drüben, bei unserem nächsten und immer noch wichtigsten Bundesgenossen, klarere und haltbarere Verhältnisse cintreten möchten. Wenn das Parlament aufgelöst und etwa mit dem Paragraphen 14 weiter regiert werden sollte, so wäre das gcwitz kein besonderer Ruhmes titel für die Monarchie, und nm des Eindrucks willen, den das in der Welt »rachen würde, muß eS uns lieber sein, wenn weiterhin m i t dem Parlament in Oesterreich regiert wird. Wie das mög lich sein soll, ist freilich vorläufig nicht zn ersehen. Dr. von Seidler bleibt? Dien, 24. Juni. (Drahlbericht.) Die dem «Frembenblail' zufolge, in bestunierrichteicn Kreisen verlautet, ist atS sicher anzunehmen, daß Dr. von Seidler al« Ministerpräsident im Amt bleibe« wirb. Wie weiter verlautet, soll Seidler für den Fall, bah sich die Tagung deS Hauses al« unmöglich Herausstellen sollte, mit allen Vollmachten u«b- gestaltet sein, so dah die Frage der AuslösungdeSParlamenlS in unmittelbare Nähe gerückt erscheint. Wien, 24. Juni. (Drahtbericht.) Der Kaiser erließ folgendes Handschreiben: .Lieber Dr. Ritter von Seidler! Sie haben mit Hinweis daraus, dah untr den gegebenen Verhältnissen meiner Regierung die Bildung einer Mehrheit im Abgeordnetenhause nicht möglich ist, mir im Romen des Gcsamtkabinetts die Bitte um Enthebung vom Amte unter breitet. Da es meine Absicht ist, unter unverbrüchlicher Festhaltung des vertrauensvollen Verhältnisses zu jenen Parteien, die auch bisher un bedingt für das Slaalsinlcresse eingclreten sind, zunächst alle Möglich keiten zu prüfen, wie die Erledigung der öffentlichen Angelegenheiten auf parlamentarischem Wege gesichert werden könnt«, behalte ich mir die Entscheidung über Ihr DemissionSaesuch vor und betraue Sie mit -er einstweiligen Wetterführung der Geschäfte. Die Deutfch-Oftafrikaner in Portrrgiefifch-Oftafrika Rach den letzten Reuter Depeschen sind unsere wciterkämpsenden Deutsch-Sstasrikaner südwärts ziehend nunmehr über den von West nach Ost in den .Indischen Ozcan fließenden Lurio gegangen und haben somit das Gebiet.der fast ausschließlich mit englischen Kapitalien arbeitenden Nyasia-Geselljchaft verlassen, welcher Chartergesellschaft das ganze weite Gebiet zwischen diesem Lurio und dem deutsch-portugiesi- jchen Grenzflüsse Rovumo als Land- und Mincnkonzession vor einem Vierteljahrhundert übergeben wurde. In diesem ausgedehnten Gebiete von über 200 OW Quadratkilometer, entsprechend fast der Hälfte Deutschlands, wurden also durch den llebertritt unserer Echutztruppe aus Deutsch-Ostafrika nicht nur militärische Kräfte der uns feindlichen Staaten dort gebunden und vom europäischen Kriegsschauplatz fern gehalten, sondern cs wurden in erheblichem Maße auch die mit der Roassa Gesellschaft verknüpften englischen wirtschaftlichen Interesten ge schädigt. Aber auch in der weiteren Kriegführung südlich des Lurio werden in wirtschaftlicher Beziehung in erster Linie englische und fran zösische Interessen betroffen, denn bis zum .Zambesifluste, besten Länge etwa der der Donau entspricht, dehnt sich in der Hauptsache die vor wiegend mit englischen und französischen Kapitalien arbeitende Zam- bezia-Konzcssionsgescllschast saft in derselben Größe aus, welche, das englische Ai-assa^Protektorol umklammernd, vom Ozeanhosen Oueli- mane über Tete bis nach Zumbo am oberen Zambcsi reicht. In diesem neuen Operationsgebiet ist der Küstenstrich ebenso ungesund wie in der Rnafsa-Konzesfion, aber wenn auch bei einer Entfernung von 100 Kilometer von der Küste nur Höhen von Akt Meter ongetroffen werden, so ist doch beispielsweise in Mampula, lvO Kilometer von der Küste, schon eine viel gesundere Höhenlage von lOOO Meter, und weiter nach Westen auf dem für Weiße bcsiedclungssähigen Hochlande im Grenz gebiet gegen das englische Nyassa-Protektorat, steigt die übliche Höhe von lOOO Meter selbst bis zu 2000 Meter an, und hier gedeiht euro päisches Gemüse und Obst ebensogut wie auf den gleichen Höhen im wcstafrikanischen Küstengebiet in Angola, wlc auch die Wasscrverhäll- niste gleich günstig sind. Die Zahl der Eingeborenen ist zwischen Lurio und Zambcsi (Distrikt Mozambique, Zambezia-Gesellsämst, Kron ländereien) für afrikanische Verhältnisse beträchtlich, beträgt sie dock allein im Distrikt Mozambique lllmgcbung des Hafens Mozambique) bWOOO. Seilens dieser Z a m b c s i l c u t e, von denen jährlich Tausende in den Lransvaalmincn zugrunde gehen, sind keine Feind seligkeiten gegen unsere Dcutsch-Ostafrikaner zu Leipziger ^ageoiatt erwarten, denen es hoffentlich aellnat, trotz aller bekannten un günstigen Verhältnisse sich gegen die feindliche Uebenuacht welker zu de- haupken. Konsul a. D. Slngelrnann. ' Dir Eichllubii «ächt« Lettow-Vorbeck alt Ftheer hat»—, «ne soeben aus Ostafrika zurückgekehrte Schwester, die im Januar b. I. Daressalam verließ, erzählt in der .Deutschen Kolonialzlg." sehr inter- cfsante Einzelheiten über den Rundus. der den Verteidiger Ostasrikos, den .ostafrikanischen Hindenburg', wie sie ihn nennen, bei den Eng ländern umgibt. Als ein englischer Offizier von deutscher Seite darauf angeredet wird, daß der Krieg in Ostasrika noch nicht so bald zu Ende gehen werd«, antwortete er: .Leiht uns euren Letlow, nud in acht Tagen ist die Geschichte zu End«!' Bei anderer Gelegenheit ver breitete sich das Gerücht, Lettow-Vordeck sei gefangen worden. Eilig schmückten die Engländer Autos mit Girlanden und Blumen aus, um den bewunderten feindlichen Führer In ihnen einzuholen. Die Freud« war allerdings umsonst, denn der gefangene Lettow stellt« sich als ein Pflanzer mit ähnlich klingendem Namen heraus. Eine Erklärung von Kriegsberichterstattern gehl uns zu; sie lautet: «Rach übereinstimmenden und bisher nicht widersprochenen Be richten der Zeitungen über die Reichstagsverhandlungen hat der Abge ordnete Dr. Haas in der Sitzung vom 1l. Juni folgende Ausführungen gemacht: .. . . statt dessen wird da« Geschreibsel der Kriegsberichterstatter über uns ausgeschütket, die aus Mitteilungen eines Armee-Oberkom mandos einen Salat zusammcnbrauen müssen. Frontsoldaten schreiben, das sei allmählich unerträglich, welcher Unsinn von den Kriegsbericht erstattern produziert wird. Obwohl sic nur an ruhige Steilen der Front geführt werden, beschreiben sie das stärkste Trommelfeuer, als wenn sie mitten drin gewesen wären.' Die unterzeichneten Kriegsberichterstatter erklären es für unwahr, daß st« nur an ruhige Stellen der Front geführt werden, sondern sie suchen diejenigen Stellen der Front auf, an denen größer« Kampfhandlungen stattfinden und die im Mittelpunkt des In teresses sichen. Auch müssen sie nicht aus Mitteilungen eines Armee- Oberkommandos einen Salat zusammenbrauen, sondern sie stützen den Inhalt ihrer Berichte vor allem auf ihre eigenen Beobachtungen, die sie ergänzen aus den Mitteilungen der Armee-Oberkommandos, der Dioi- sionen und Regimenter, besonders aber auf die Erzählungen der an den Kämpfen beteiligten Offiziere und Soldaten. Der oben an letzter Stelle angeführte Satz des Abgeordneten Dr. Haas enthält den Vorwurf Ute- rartscher Unwahrhastigkeit. Ehe Herr Dr. Haas nicht durch Namen und Beispiele den Beweis für diese Unterstellung «bracht hat, erklären wir seine Behauptung für ein« leichtfertige Verleumdung. Wilhelm He- gelor, Eugen Kalkschmidk, Hermann Katsch, Dr. Adolph Köster, Alfred Richard Meyer, Dr. Max Osborn, Karl Rosner, Wilhelm Scheuermann, Prof. Dr. Georg Wrgener.' Wir nehmen an, daß Herr Haas den Vorwurf literarischer Unwahr- Hastigkeit nicht hat erheben wollen. Ihm ist natürlich, da er selber in der Front das .Eiserne erster' erworben hat, bekannt, daß die Bericht erstatter nicht gehen können, wohin es ihnen deliebt, sondern daß sie dirigiert und oft sehr zu ihrem Leidwesen den interessantesten Vorgängen ferner gehalten werden, als sie wünschen. Mit „ruhigen Stellen' hat der Abgeordnete offenbar auch nicht Stellen gemeint, in deren Nähe nichts los ist, sondern Stellen, wo die Berichterstatter außer Gefahr sind; und diese dürfte immerhin wenigstens die Regel bilden. Die eigenen Be obachtungen in dem Rahmen, den die obige Erklärung zieht, kann den Herren natürlich niemand obstreiten. Deutscher Aerztetag in Eisenach 1 Unter Teilnahme von etwa 300 Aerzten aus den verschiedensten Teilen Deutschlan-s wurde gestern durch den Geh. Sanitätsrat Dr. Dippe- Leipzig der außerordentliche Deutsche Aerztetag in Eisenach eröffnet. Rach der Begrüßungsansprache des Vorsitzenden verbreiteten sich Dr. Hartmann-Leipzig und Dr. Eardemann-Mardurg über das Thema: «Die U-eberführung der Acrzleschast aus dem Krieg in den Frieden.' Nach längerer Besprechung wurde eine, die Forderungen beider Referenten zusammensassende Entschließung einstimmig an genommen. Weiter gelangte ein Antrag zur Annahme, demzufolge die Helmatärzte ihre Patienten durch ein Schild im Wartezimmer auf- fordern sollen, nach dem Kriege zu ihren im Feld befindlichen Haus ärzten zurttckzukehren. Ucker die Abänderung der Reichsvcrsicherungs- ordnung berichtete Sanitätsrat Dr. Streffcr-Leipzig. In umfang reicher Debatte beantragten u. a. Sanitätsrat Dr. Götz-Leipzig die Aufstellung einer Kampf- oder Normaltaxe und Dr. Steinheimer-Nürn- derg, .bei den Bundesstaaten zu versuchen, dah die Mindestsätze der Taxen erhöht wenden oder daß die Bestimmung wegsällt, daß die Mindest taxen für Krankenkassen Geltung haben'. Beide Anträge gelangten zur Annahme. * Die Ablehnung ber Verhältniswahl in der Schweiz. Der Ständerat Hal gleichfalls beschlossen, das Volksbegehren auf Einführung der Verhältniswahl durch den Nationalrat dem Volke zur Ablehnung zu empfehlen. Auch hier standen dergerinaen Mehrheit von 20 Gegnern der Verhältniswahl bei 3 Ent haltungen 18 Freunde deS Proporzes gegenüber. Polttifche Nachrichten * Der ne« bayerisch« Bierstenergesetzentwnrf ist der baye rischen Kammer der Abgeordneten zugcgangen. Er sieht wie in der norddeutschen Brausteuergemeinschaft eine Fabrikatftener vor und berechnet den Gesamtertrag aus den Einnahmen an Vier- steuern und Uebcrgangsabgaben auf 164 038 292 Mark. Nack Abzug der an die Netchskasse obzuführcndcn AuSgletchSabgoben, wird der Reinertrag für die bayerische Staatskasse in Höh« von 110420043 Mark angenommen. Die bisherig« Reineinnahme im Durchschnitte der Jahre 1912 und 1913 betrug 35 726 506 Mark, so daß der sich künftig ergebende Mehrertrag auf 74,69 Millionen Mark zu veranschlagen ist. * Bismarck und di« Frage einer Regentschaft in Elsaß-Lothringen. Der elsässische Graf Eckbrcckt Dürkheim erzählt in seinen Lebens erinnerungen von einem Gespräche, das er mit Fürst Bismarck über die Zukunft Lisah-Lothringcns alsbald nach Beendigung des Deutsch- Französischen Krieges gehabt habe. Es war damals — wie ja auch während des jetzigen Krieges zeitweilig — die Rede davon, ein deut- jcher Fürst solle die Regentschaft in Elsaß-Lothringen übernehmen. Als Graf Dürkkeim schüchtern daran erinnerte, siel der Reichskanzler rasch ein: .O, das leide ich nicht; die boken Herrschaften taugen für solche Arbeit nicht; wir bedürfen im Elsaß nur Arbeiter, keiner Fürsten und Hoschargen; U u'x uurnit clu re^to clwL vous ni rt^-iövieuts ni tii^truetioo.-i pour un pvmro ct, vou> la >ava/., Ic-< prinees alment ä ssmuser. (ES gäbe übrigens bei Ihnen weder Vergnügungen nock Zerstreuungen für einen Fürsten, und Fürsten Neben, wie Sie wissen, Unterhaltung.) * Der Reichsmrband der deutschen Presse ha. eine Eingabe an den Reichstag gerichtet, deren Gegenstand dir Frage einer Reugeitaitung des deutschen Auslandsnachrichtendienstes ist. Es wird gebeten, dcn Reichskanzler zu crluchen, daß er mit möglichster Beschleunigung einen aus Vertretern der Regierung, des Reichstages, der Presse (Redak teure und Verleger), der Landwirtschaft, der Industrie, des Handels lin des Verkehrs zusammengesetzten Ausschuß bernscn wolle, der den Aus- trag erhält, über diese Frage zu beraten und Regierung und Reichstag geeignete Vorschläge zu unterbreiten. In der Begründung wird aus einandergeseht, welche Wichtigkeit es hat, das Werk unter Zusammen fassung aller in Betracht kommenden Kräfte so rechtzeitig in Angriff zu nehmen, daß mit Beendigung des Krieges unser Rüstzeug für d:n Kampf mit den Waffen des Geistes vollendet ist. Der 2S. Vertrelertag de« Verbandes deutscher Journalisten- und SchriftstellerverÄx trat am Sonntag in Nürnberg zusammen. Nock verschiedenen Begrüßungsansprachen erstattete der Geschäftsführer des Verbandes, Fischer-Hamburg, den Geschäftsbericht, Schatzmeister Giesen-Frankfurt a. M. die Rechnung für 1917 18. Zum Kastenwesen wurden verschiedene Wünsche und Anregungen geäußert und einige einschlägige Anträge her Verbandsleittmg angenommen. Aus dem schriftlich eingelousenen Bericht der P e n s i v n s an sta l I deutscher Journalisten und Schriftsteller ist zu entnehmen, daß die Anstalt, die Ende des Monats ihr 25jährigcs Jubiläum feiert, nunmehr 1032 Mit glieder mit 1206 Versicherungen zählt, emen lieberschuh von 52 096 it nachweist und ein Gesamtvermögen von 3 158 622 besitzt. Im An schluß an den Bericht wurde ein Antrag der Vorstan-schaft an genommen, zwischen dem Verband un- -er Pensivnsanstalt einen Ve>- trag abzuschlicßen. Die Verbandsleitnng legte eine Entschließung vor, die auf Gründung einer Arbeitsgemeinschaft sämtlicher Verbände des deutschen Schrifttums abziclt. Aach Ablehnung eines wcitgckenden Antrages des Frankfurter Journalisten- und S.kriftstcllervcrcins würd' die etwas abgeänderte Entschließung der Vcrbandsleitung angenommen und nachmittags der Rest der Tagesordnung erledigt. Deutscher Deaurtentag Die Intercsienqemeinschaft deutscher Beamtenverbände kielt now den geschäftlichen Sitzungen, über die wir bereits berichteten, eine ösfeni- lichc Versammlung im Abgeordnetenhaus« in Berlin ab, der auch Vor- treler -es Reichsamtä -cs Innern, -es Finanzministeriums, der Reichs- postverwaltung sowie eine Anzahl Abgeordnete beiwohnten. General sekretär Remmers (Berlin) wies darauf hin, wie erfreulich es sei, -oß der Minister nunmehr die Beamten als vcrhandlungSsäkig angcsckcn Kobe. Abg. GieSberks sprach für die anwesenden Ver-" trcter aus dem Reichstage, des Zentrums, der Konservativ-», -er Deutschen Fraktion und der Deutschen Volkspartei, und drückte die Hoffnung aus, -aß nunmehr -er Wettlauf -er einzelnen Beamtengruppcn und die gegenseitige Verketzerung ein Ende hoben werden. Es gab eine Zeit, wo cs noch sehr gefährlich war Mitglied einer Bcamtenorganisation zu sein. (Stürmische Zustimmung.) Da bedeutet cs einen wesentlichen Fortschritt, -aß sich die Regierung bereit erklärt Hai, mit -er Interessengemeinschaft zu verhandeln. Für -ie Mitglieder -es Abgeordnetenhauses sprach Abg. Rosenow: Es war früher manchmal schwer zu erkennen, ob die Einzelwünschc der Beamtengruppen nicht allzusehr auf Gehalkssragen zielten. Jetzt wir- neben -er wirtschaft lichen Besserstellung ein einheitliches B-amkenreckk erstrebt. An dic Reform der Beamtcnbesoldung muß gegangen werden, sobald -le Ver hältnisse es gestalten, das ist der Wunsch aller Parten. (Lebkafter Beifall.) In einer Entschließung wurden die zuständigen Stellen gebeten, Vorsorge zu trcssen, -ah ein Eingriff in -ie vorhandenen, nicht übermäßig großen Kleidcrbestände der Beamten unterbleibe. Der vierte Berliner Kriegssommer Von Alfred Bratt. Von einer .Saison' darf man eigentlich nicht mehr sprechen. Aach Wunsch und Meinung der Verdeutscyer gibt es nur noch .Gezeiten', was nicht besonders hübsch klingt, dafür aber leicht zur Verwechslung führen kann. Denn unter .Gezeiten' hat man sprachtechnisch eigentlich die Wechselstadien drs Meeres zu verstehen: Flut und Ebbe; darum ist diese etwas umständliche und vorsichtige Ei Klärung notwendig, wen«: von den .Gezeiten' Berlins die Rede sein soll. Der Krieg hat — wie man immer wieder feststelien kann — -ie Energie und Buntheit -es Berliner Lebens mchl zu vernichten vermocht. ES gibt keine «Gezeiten', keine Flut und Ebbe, sondern eine Saison' folgt brr anderen, und gerade -er Sommer, der im Frieden vechältni»- müßig still war, ist reich an Anregungen un- Veranstaltungen oller Arl. Früher war der Großstadtsommer eine Aneinanderreihung von .Hundstagen'. Ob es nun hundülagsmäßig glühend heiß war oder nicht — die Tage und Wochen waren mehr oder weniger leer und ereigntSlos, der Puls der großen Stadt pochte langsamer, ihr Atem ging descyeidener un- geräuschloser. Im Eonimer machte Berlin eine Pause, und die Leere -rückte sich nicht nur in der verringerten Lebendigkeit ,auS. sondern str war wörtlich zu nchm-n. Das Somme, reisefteder tat seine Wirkung, an allen Straßenecken tauchten Autos mit Famllten und Familiengepäck auf, sie stauten sich vor den Bahnhöfen, und ehe man stch's recht versah, hatte Berlin einen ganz erheblichen Prozentsatz seiner Bevölkerung eingebüßt. Dieser Prozentsatz aber wurde in jedem Kricgssommcr geringer. Die Reiseschwlerlgkeiten nahmen st.'tig zu, und di-smal, im vierten Kricgssommer, bleibt man mehr als je zu Hause, und Berlin muß darauf Rücksicht nehmen, muß daran denken, dah seine säst unverminderte Bewohnerzahl auch währen- der heißen Zeit weltstadtmähig dehondcll werde, in jeder Dcztehung großstädtisch versorgt sn. So weil -Ie Loge sich übersehen läßt, werden sämtliche Berliner Theater im Sommer durchspielen. Das allein ist schon eine Leistung, deren sich weder London noch Ports zu rühmen vermag In London läßt der Theaterbelricb seit dem zweiten Kriegsjahre selbst in -er besten Spielzelt viel zu wünschen übrig, mehrere Bühnen sind zeitweilig un tätig, die anderen sind, wie -le Londoner Presse selbst sagt, zweitklassig und ziemlich unerfieullch geworden. Die Ferien werden also nur zu gerne henützl, um eine sehr notwendige Atempause zu machen. In Paris sind die Einschränkungen seit langem noch kühlbarer. In der Hauptstadt Frankreich« handelt es sich allerdings um sehr direkte Kriegs wirkungen; und je näher die Front rückt, desto weniger ist an die Auf rechterhaltung der Betriebe zn denken. Gegenwärtig sind mehr al« die Hälfte der Pariser Bühnen geschlossen, die anderen spielen zum Teil nur,n«ch«tttagS, ur«d auch diese nicht täglich. Immer mehr verkriecht sich ^ösDariser Leden nnter da« Pflaster. Nachdem wieder zwei groß« Sher Psvlte« .schlossen Haden, wurde zum Ersatz.em ktmnes VWMWMeGepter D ,-^KellugnMka^ eröfsuet. - Und Berlin? Nun, der Auftakt zur .Sommersaison' läßt an Groß artigkeit nichts zu wünschen übrig. Der 1. Juni läßt nicht erkennen, -atz man von KriegSnötcn bedrückt wird. Ein Tag mit nicht weniger als sieben Erstausführungen in sieben großen, erstklassigen Bühnen häusern. Programm und Besetzung sind iürrchaus nicht «sommerlich" in einschränkendem, herabsetzendem Sinne. Der Sommer wird nur inso fern berücksichtigt, als die Fröhlichkeit vorherrscht, und das ist gewiß kein Zeichen für unsere «schlechte Moral', von der die Gegner seit Jahr un- Tag ebenso unermü-llch wie zwecklos faseln. Das Deutsche Theater bringt als Sommergab- Blumenthals un- verwüsiiiche .Familie Schimck" mit -em noch unverwüstlicheren Max Paklenberg in der Hauptrolle. Dos Volksbühnenhaus am Bülowplotz. das im Herbst von Friedrich Kayssler übrrnommen wird, qcdenkt bis dahin /Iorck' von Bötticher zu. spielen. In die Kammerspiele zieht musikverbrämte Lustigkeit ein, im Theater des Westens wiederum weicht die dort beheimatete Operette dem Schauspiel, das allabendlich Frau Konstantin in der .Tänzerin' des ungari schen Dramatikers Melchior Lengyel zeigt. Umgekehrt wir- im Resi denz-Theater deS Direktor- Robert das Schauspiel durch die Operette verdrängt, die diesmal «F l i m m c r k l ä r ch e n' heißt. Im Theater '.n der Königgrätzersttaße greift man vertrauensvoll auf einen alten Riesenerfolg zurück, indem man Carl AkhlcrS «Fünf Frank furter' neu belebt. Aber auch die Varietes bleiben offen, nu: mit verändertem Pro- gramm. Im Palasttheater am Zeo, -cs gleichfalls im Herbst einem neuen, ziemlich literarisch gedachten Schicks.'! unter drr Direktion Frird- mann Frederich entgcgengcht, herrscht drS feldgraue Spiel .Der Hlas"; -aS Apollotheater wartet mit einer abendfüllenden Operette aus. Schließlich dürfen auch Mozart und das Ballett Lharell im sommerlichen Lcssinqthealcr nicht vergessen werden. Und selbst die großen, kleinen und kleinsten Kabaretts und . Bunten Bühnen', deren Zahl sich während des KiicgeS in Berlin mindestens vervierfacht hat, halten tapfer durch; und es gekört nicht einmal viel Akut zu dieser «Tapferkeit', denn die Geschäfte gehen glänzend. Wird noch in Betracht gezogen -aß -ie K u n st a u k t i o n e n bis in den Sommer hinein dauern, daß noch immer neue Ausstellungen er öffnet werden (die alte Srzc'sion, der Nachlaß Trübncrs und eine ganz neue kleine Galerie, von der an anderer Stelle noch ausführlich die Rede sein soll), daß -ie Lokale aller Art ihre Betrieb: nicht nur un eingeschränkt lasten, sondern vielfach noch sommerlich vergrößern, so muß zugegeben werden, daß Berlin sich seines vierten Kriegssommers nicht zn schämen braucht. WohlttttigkeitSkonzert in Ker AudreaMrche. Die am Vorabend zum IohanniSfest veranstaltete geistliche Mustkoussührung galt dem Ge dächtnis der Gefallenen. Demulvolle Ergebenheit und lebendiger Lhristenglaude waren die Leitmotiv« des Programm«, die Professor Ernst Mülle r in der einleitenden Orgel-Improvisation schöpferisch zu varttaren wußte. Unter der Leitung de« Kantor« Otto Lang« fand ein gemischter Eher von Zucodud Gall»« wtrkung«v»lle Wiedergabe. Hier »i« bei den übrigen ».^sanglichen Vorführungen »erriet der Kirchenchor zu St. Andreas eine ausgezeichnete Schulung. Als vor züglicher Oratoriensänger bewährte sich wiederum Dr. Wolfgang Rosenthal. Sein eherner Bariton stieg mühelos bis zu den teno ralen Bezirken auf. Frl. Edith« Fletsch'er vom Deutschen Opern haus in Eharlottenburg sang mit wohltuender Wärme einige Sopran soll. In der Höhenlage ist ihre Stimme nicht immer auügiebig genug, auch machten sich kleine Mängel in -er Atemführung gelten-, Kon zertmeister Heinrich Schachtcbcck war im Violinspicl der brillante Techniker und seelenvolle Interpret zweier Stücke von Bach und Reger. In -em kleinen Stimmungsbilde .Tröstung' zeigte sich nochmals Ernst Müllers erfindungsreiches Kompositionskolent. Als Meister des Orgel spiels war er für Ehor und Solisten zudem noch der gefühlsame Be gleiter. So wurde dank der durchweg trefflichen Wiedergabe der musikalischen Darbietungen den betrübten Herzen tröstende Gewißheit. Vi-e. * Städtisches Theaier. Die Aufführung Aida' im Neuen Theater am Dienstag, den 25. d, M., mit Kammersänger Urlus als Gast und unter musikalischer Leitung von Professor Otto Lohse beginnt bereits um 6^L Uhr. — Am Donnerstag, den 27. Juni, wird Bernhard Porst sich mit -er musikalischen Leitung -er Erstausführung von Mozarts .Gärtnerin aus Liebe' in der OSKar Bieschen Bearbeitung nach OSjähriger Tätigkeit als Kapellmeister der Leipziger Oper verabschieden, um in den Ruhestand zu treten. Da« Gothaer Hochstift für deutsch« DolkSfvrschung. AuS Anlaß -er Hundertsahrfeier des Geburtstages Herzog Ernsts II. von Koburg und Gotha wurde von der Drutschbundgemein-e in Gotha am 2>. Iunt -aü Gothaer Hochstist für deutsche Volksforschung errichtet. Es soll nach -em Plane älterer Akademien in drei Abteilungen wirken, welche aus je 25 Mitgliedern bestehen. Die erst« Abteilung unter Geheimrat Prof, v. Gruber (München) soll fick mit -er Körperlichkeit des deutschen Menschen nnd seinen Daseinsbedingungen beschäftigen. Die zweite unter Prof. Bauch (Jena) wird das Geistesleben der Deutschen, ihre inneren Wesensanlagen und ihre künstlerische Be tätigung bearbeiten, und unter Prof. Kaindl (Graz) wird die dritte Abteilung die Begrenzung der sprachlichen undsachlicken Kulturkrcise un- die Siedlung und Wanderung der deutschen Stämme erforschen. Drucklegung größerer Arbeiten auf deutschkund- lickcm Gebiete, Herausgabe wissenschaftlicher Zeitschriften, Ausschreiben von PretSausgabcn, Veranstaltung von Vorlragskursen in Gotha, Unter stützung wissenschaftlicher Forschungen, Gewährung von Beihilfen sowie die Begründung eines VolkSlumSmuseums sollen bi« Mittel sein, mit denen das Hochstift seine Zwecke zu erreichen hofft. es Fibus-Vortrag. Der bekannte Künstler Fidus wir- nächsten I Donnerstag, den 27. Juni, abend« 8 Uhr im Großen Saale d-s Auguste-Schmidt-HauseS, Dresdner Straße 7, einen öffentlichen Vo.- trag hatten über -aS Thema: «Völkische und Lbarakter- kräftetmKunstgestalten.' « -of»p«rasäng»r Du» Pattlera-Dreüben Hoch»««er? 2« Dreüöo» wird ein Gerücht kolportiert, wvMxh her Hofvpernftlnger Tino PyttM»,